Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.dem gegenüber nicht mit Unrecht geltend, daß, wenn Napoleon ihn zur Grouchy blieb also im Marsch auf Wavre, und da dort Thielmann mit Als Blücher um 4'/^ Uhr die Spitzen von Bülows Corps aus dem Um dieselbe Zeit (6 Uhr) erschien auf Zieten's Avantgarde bei Ohain. Es fragt sich nun, was that Napoleon? Die einzige intacte Truppe, welche er noch besaß, war seine Garde. Er dem gegenüber nicht mit Unrecht geltend, daß, wenn Napoleon ihn zur Grouchy blieb also im Marsch auf Wavre, und da dort Thielmann mit Als Blücher um 4'/^ Uhr die Spitzen von Bülows Corps aus dem Um dieselbe Zeit (6 Uhr) erschien auf Zieten's Avantgarde bei Ohain. Es fragt sich nun, was that Napoleon? Die einzige intacte Truppe, welche er noch besaß, war seine Garde. Er <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0467" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133755"/> <p xml:id="ID_1530" prev="#ID_1529"> dem gegenüber nicht mit Unrecht geltend, daß, wenn Napoleon ihn zur<lb/> Schlacht gegen die Engländer hätte brauchen wollen, so würde er ihn nicht<lb/> in entgegengesetzter Richtung detachirt haben. Seine Aufgabe sei die Ver¬<lb/> folgung der Preußen. Verließe er jetzt seine Operationsrichtung, so könne er<lb/> leicht dem Schicksal Erlon's vom 16. Juni verfallen, nämlich an keiner Stelle<lb/> zum Gefechte kommen. — Der Befehl des Kaisers von 1 Uhr, der ihn drin¬<lb/> gend nach Belle-Alliance berief, kam erst abends in des Marschalls Hände,<lb/> als die Schlacht schon verloren war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1531"> Grouchy blieb also im Marsch auf Wavre, und da dort Thielmann mit<lb/> dem III. Armee-Corps stand, so begann zwischen 4 und S Uhr ein Gefecht,<lb/> in welchem der Marschall durch eine Umgehung bei einbrechender Nacht das<lb/> linke Ufer der Dyle gewann. Er stand nun nahe genug, um mit der etwa<lb/> siegreichen Hauptarmee Napoleons die Verfolgung nach Brüssel oder Löwen<lb/> aufnehmen zu können. — Aber in diesem Augenblicke besaß der Kaiser schon<lb/> keine Hauptarmee mehr.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1532"> Als Blücher um 4'/^ Uhr die Spitzen von Bülows Corps aus dem<lb/> Walde von Frichemont heraustreten ließ, stand ihm das Armee-Corps Lobau<lb/> mit zwei Kavallerie-Brigaden (10,000 Mann) gegenüber. Hinter dieser Macht<lb/> war bei Plancenoit die noch unangerührte kaiserliche Garde massire. — Zu¬<lb/> nächst konnte Bülow nur auf die moralische Wirkung seines Erscheinens rech¬<lb/> nen, und diese war in der That bei Freund und Feind sehr groß. Während<lb/> 6 preußische Batterien ihr Feuer auf die französische Reiterei eröffneten mar¬<lb/> schierte das Corps aus und rückte gegen Plancenoit vor. Lobau wich nördlich<lb/> dieses Orts zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_1533"> Um dieselbe Zeit (6 Uhr) erschien auf Zieten's Avantgarde bei Ohain.<lb/> Das richtigste wäre wohl gewesen, wenn auch sie sich auf Plancenoit dirigirt<lb/> hätte; denn da lag jetzt die Entscheidung; aber Müffling, der aus Wellingtons<lb/> Stäbe Zieten entgegengeritten war, erklärte die Bataille für verloren, wenn<lb/> das I. Corps nicht sofort die englische Armee direct unterstütze. Unter solchen<lb/> Umständen griff Zieten wirklich auf dem linken Flügel der Briten ein und<lb/> eroberte Papelotte und La Haie zurück, welche der Prinz von Weimar soeben<lb/> an die Division Durutte verloren hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1534"> Es fragt sich nun, was that Napoleon?</p><lb/> <p xml:id="ID_1535"> Die einzige intacte Truppe, welche er noch besaß, war seine Garde. Er<lb/> konnte sie verwenden, um mit ihr einen geordneten Rückzug anzutreten und sie<lb/> als Kern aufzubewahren, an den sich die Trümmer der übrigen Armee später<lb/> wieder anschließen mochten. — Geschl ager war Napoleon ja schon jetzt durch<lb/> das Auftreten der Preußen; es handelte sich nur darum, ob er eine vollstän¬<lb/> dige Niederlage erleiden sollte. —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0467]
dem gegenüber nicht mit Unrecht geltend, daß, wenn Napoleon ihn zur
Schlacht gegen die Engländer hätte brauchen wollen, so würde er ihn nicht
in entgegengesetzter Richtung detachirt haben. Seine Aufgabe sei die Ver¬
folgung der Preußen. Verließe er jetzt seine Operationsrichtung, so könne er
leicht dem Schicksal Erlon's vom 16. Juni verfallen, nämlich an keiner Stelle
zum Gefechte kommen. — Der Befehl des Kaisers von 1 Uhr, der ihn drin¬
gend nach Belle-Alliance berief, kam erst abends in des Marschalls Hände,
als die Schlacht schon verloren war.
Grouchy blieb also im Marsch auf Wavre, und da dort Thielmann mit
dem III. Armee-Corps stand, so begann zwischen 4 und S Uhr ein Gefecht,
in welchem der Marschall durch eine Umgehung bei einbrechender Nacht das
linke Ufer der Dyle gewann. Er stand nun nahe genug, um mit der etwa
siegreichen Hauptarmee Napoleons die Verfolgung nach Brüssel oder Löwen
aufnehmen zu können. — Aber in diesem Augenblicke besaß der Kaiser schon
keine Hauptarmee mehr.
Als Blücher um 4'/^ Uhr die Spitzen von Bülows Corps aus dem
Walde von Frichemont heraustreten ließ, stand ihm das Armee-Corps Lobau
mit zwei Kavallerie-Brigaden (10,000 Mann) gegenüber. Hinter dieser Macht
war bei Plancenoit die noch unangerührte kaiserliche Garde massire. — Zu¬
nächst konnte Bülow nur auf die moralische Wirkung seines Erscheinens rech¬
nen, und diese war in der That bei Freund und Feind sehr groß. Während
6 preußische Batterien ihr Feuer auf die französische Reiterei eröffneten mar¬
schierte das Corps aus und rückte gegen Plancenoit vor. Lobau wich nördlich
dieses Orts zurück.
Um dieselbe Zeit (6 Uhr) erschien auf Zieten's Avantgarde bei Ohain.
Das richtigste wäre wohl gewesen, wenn auch sie sich auf Plancenoit dirigirt
hätte; denn da lag jetzt die Entscheidung; aber Müffling, der aus Wellingtons
Stäbe Zieten entgegengeritten war, erklärte die Bataille für verloren, wenn
das I. Corps nicht sofort die englische Armee direct unterstütze. Unter solchen
Umständen griff Zieten wirklich auf dem linken Flügel der Briten ein und
eroberte Papelotte und La Haie zurück, welche der Prinz von Weimar soeben
an die Division Durutte verloren hatte.
Es fragt sich nun, was that Napoleon?
Die einzige intacte Truppe, welche er noch besaß, war seine Garde. Er
konnte sie verwenden, um mit ihr einen geordneten Rückzug anzutreten und sie
als Kern aufzubewahren, an den sich die Trümmer der übrigen Armee später
wieder anschließen mochten. — Geschl ager war Napoleon ja schon jetzt durch
das Auftreten der Preußen; es handelte sich nur darum, ob er eine vollstän¬
dige Niederlage erleiden sollte. —
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