Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Die übrigen Amicisten wurden vor das Concilium gefordert, wo sie verspre¬ Wir kehren jetzt nach Jena, dem Geburtsorte des Ordens, zurück. Als Die Landsmannschaft der Mosellaner blieb beisammen, doch ohne Se- Unk^ wohl aber im höchsten Grade sitten- und charakterlos, war er zuerst frömmelnder
^ orthodoxer Prediger und Docent, desgleichen Büchermacher in seiner Vaterstadt, ging dann, . 6°" schmutziger Vordellschulden dort unmöglich geworden, aber trotzdem von Klotz empfohlen, c Professor nach Erfurt, wo er im Punkte der Sitten unter den College" seinesgleichen d/x "hielt, obwohl hier an seinem Rufe weiter beschädigt, drei Jahre später eine Professur Gottesgelahrtheit in Giessen, übernahm kurz darauf die Leitung einer Erziehungsanstalt in aubündten, gründete dann, als Gcncralsuperintcndcnt nach Dürkheim berufe". nach Basedow'- Muster zu Hcidesheim selbst eine solche Anstalt, deren Lehrer wie er Libertincr waren ^ deren Umgebung ein Sammelplatz leichtfertiger Frauenzimmer wurde, machte schmal "nkcrott, mußte fliehen und endigte dann in Halle als Schenkwirt!). Die übrigen Amicisten wurden vor das Concilium gefordert, wo sie verspre¬ Wir kehren jetzt nach Jena, dem Geburtsorte des Ordens, zurück. Als Die Landsmannschaft der Mosellaner blieb beisammen, doch ohne Se- Unk^ wohl aber im höchsten Grade sitten- und charakterlos, war er zuerst frömmelnder
^ orthodoxer Prediger und Docent, desgleichen Büchermacher in seiner Vaterstadt, ging dann, . 6°" schmutziger Vordellschulden dort unmöglich geworden, aber trotzdem von Klotz empfohlen, c Professor nach Erfurt, wo er im Punkte der Sitten unter den College» seinesgleichen d/x "hielt, obwohl hier an seinem Rufe weiter beschädigt, drei Jahre später eine Professur Gottesgelahrtheit in Giessen, übernahm kurz darauf die Leitung einer Erziehungsanstalt in aubündten, gründete dann, als Gcncralsuperintcndcnt nach Dürkheim berufe». nach Basedow'- Muster zu Hcidesheim selbst eine solche Anstalt, deren Lehrer wie er Libertincr waren ^ deren Umgebung ein Sammelplatz leichtfertiger Frauenzimmer wurde, machte schmal «nkcrott, mußte fliehen und endigte dann in Halle als Schenkwirt!). <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133705"/> <p xml:id="ID_1337" prev="#ID_1336"> Die übrigen Amicisten wurden vor das Concilium gefordert, wo sie verspre¬<lb/> chen mußten, den Orden nicht fortzusetzen. Derselbe bestand aber doch im<lb/> Geheimen fort, und wiederholt machte er durch Anstiftung von allerlei Unfug<lb/> und Aufruhr von sich reden und rief er neue Untersuchungen und Verhau<lb/> uungsdecrete gegen sich hervor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1338"> Wir kehren jetzt nach Jena, dem Geburtsorte des Ordens, zurück. Als<lb/> der dortige Senat 1781 die Landsmannschaft der Mosellaner und den Orden<lb/> der Amicisten endlich aufgehoben zu haben glaubte, war dieß eine Täuschung.<lb/> Letzterer nahm nur einen neuen Namen und neue Gestalt an. Schon einige<lb/> Jahre vorher hatte sich aus den etwas Ordentlicheren unter den Amicisten<lb/> eine engere Gesellschaft gebildet, die sich zu fleißigem Studiren, zur Beförde¬<lb/> rung des Credits ihrer Mitglieder und — selbstverständlich — zur Uebung<lb/> um Fechten zusammengefunden hatte. Der großen Masse der Uebrigen miß-<lb/> fiel das, wie billig, und so bezeichnete sie diese tristen Liebhaber der Arbeit<lb/> wie dem Namen der „Schwarzen Brüder" — ein Spott, der den Betreffenden<lb/> uicht wehgethan zu haben scheint. Denn als die Amicistenloge 1781 aufge¬<lb/> hoben wurde, nahm jene lobenswerthe Gesellschaft einen Theil der Statuten<lb/> derselben an und constituirte sich unter einem Senior als schwarzer Orden,<lb/> der das Amicistenkreuz trug und zur Devise die Buchstaben L. v., d. h.<lb/> ^eyualidus Lurnmum donum hatte. Das war an sich recht schön, aber die<lb/> Leute hatten Unglück wie ihre Vorgänger. Der Unstern des Ordens wollte<lb/> "un einmal nicht, daß er mit Ordentlichkeit zusammenfiel, und ich habe die<lb/> ^e Geschichte nur unter neuem Namen wieder zu berichten. Bald bewährte<lb/> !^es auch an den Schwarzen das Sprichwort, daß der Weg zur Hölle mit<lb/> Mer Vorsätzen gepflastert ist, sie bummelten wie jene ihre Vorgänger, sie<lb/> iMen, sie rauften sich wie diese.</p><lb/> <p xml:id="ID_1339" next="#ID_1340"> Die Landsmannschaft der Mosellaner blieb beisammen, doch ohne Se-<lb/> "or und Gesetze, also nicht in der Form einer Landsmannschaft, wie in der<lb/> besten Zeit. Die Schwarzen Brüder entfernten sich immer mehr von ihnen,<lb/> "ahmen viele Liefländer, Sachsen u. d. auf und würden sich von den Mosel-<lb/> ^nem allmälig ganz losgelöst haben, wenn nicht ein gewisser G., der früher<lb/> ^Gießen studirt hatte, dann, als Anleihe von dort relegirt, unter die Cng-</p><lb/> <note xml:id="FID_92" prev="#FID_91" place="foot"> Unk^ wohl aber im höchsten Grade sitten- und charakterlos, war er zuerst frömmelnder<lb/> ^ orthodoxer Prediger und Docent, desgleichen Büchermacher in seiner Vaterstadt, ging dann,<lb/> . 6°" schmutziger Vordellschulden dort unmöglich geworden, aber trotzdem von Klotz empfohlen,<lb/> c Professor nach Erfurt, wo er im Punkte der Sitten unter den College» seinesgleichen<lb/> d/x "hielt, obwohl hier an seinem Rufe weiter beschädigt, drei Jahre später eine Professur<lb/> Gottesgelahrtheit in Giessen, übernahm kurz darauf die Leitung einer Erziehungsanstalt in<lb/> aubündten, gründete dann, als Gcncralsuperintcndcnt nach Dürkheim berufe». nach Basedow'-<lb/> Muster zu Hcidesheim selbst eine solche Anstalt, deren Lehrer wie er Libertincr waren<lb/> ^ deren Umgebung ein Sammelplatz leichtfertiger Frauenzimmer wurde, machte schmal<lb/> «nkcrott, mußte fliehen und endigte dann in Halle als Schenkwirt!).</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
Die übrigen Amicisten wurden vor das Concilium gefordert, wo sie verspre¬
chen mußten, den Orden nicht fortzusetzen. Derselbe bestand aber doch im
Geheimen fort, und wiederholt machte er durch Anstiftung von allerlei Unfug
und Aufruhr von sich reden und rief er neue Untersuchungen und Verhau
uungsdecrete gegen sich hervor.
Wir kehren jetzt nach Jena, dem Geburtsorte des Ordens, zurück. Als
der dortige Senat 1781 die Landsmannschaft der Mosellaner und den Orden
der Amicisten endlich aufgehoben zu haben glaubte, war dieß eine Täuschung.
Letzterer nahm nur einen neuen Namen und neue Gestalt an. Schon einige
Jahre vorher hatte sich aus den etwas Ordentlicheren unter den Amicisten
eine engere Gesellschaft gebildet, die sich zu fleißigem Studiren, zur Beförde¬
rung des Credits ihrer Mitglieder und — selbstverständlich — zur Uebung
um Fechten zusammengefunden hatte. Der großen Masse der Uebrigen miß-
fiel das, wie billig, und so bezeichnete sie diese tristen Liebhaber der Arbeit
wie dem Namen der „Schwarzen Brüder" — ein Spott, der den Betreffenden
uicht wehgethan zu haben scheint. Denn als die Amicistenloge 1781 aufge¬
hoben wurde, nahm jene lobenswerthe Gesellschaft einen Theil der Statuten
derselben an und constituirte sich unter einem Senior als schwarzer Orden,
der das Amicistenkreuz trug und zur Devise die Buchstaben L. v., d. h.
^eyualidus Lurnmum donum hatte. Das war an sich recht schön, aber die
Leute hatten Unglück wie ihre Vorgänger. Der Unstern des Ordens wollte
"un einmal nicht, daß er mit Ordentlichkeit zusammenfiel, und ich habe die
^e Geschichte nur unter neuem Namen wieder zu berichten. Bald bewährte
!^es auch an den Schwarzen das Sprichwort, daß der Weg zur Hölle mit
Mer Vorsätzen gepflastert ist, sie bummelten wie jene ihre Vorgänger, sie
iMen, sie rauften sich wie diese.
Die Landsmannschaft der Mosellaner blieb beisammen, doch ohne Se-
"or und Gesetze, also nicht in der Form einer Landsmannschaft, wie in der
besten Zeit. Die Schwarzen Brüder entfernten sich immer mehr von ihnen,
"ahmen viele Liefländer, Sachsen u. d. auf und würden sich von den Mosel-
^nem allmälig ganz losgelöst haben, wenn nicht ein gewisser G., der früher
^Gießen studirt hatte, dann, als Anleihe von dort relegirt, unter die Cng-
Unk^ wohl aber im höchsten Grade sitten- und charakterlos, war er zuerst frömmelnder
^ orthodoxer Prediger und Docent, desgleichen Büchermacher in seiner Vaterstadt, ging dann,
. 6°" schmutziger Vordellschulden dort unmöglich geworden, aber trotzdem von Klotz empfohlen,
c Professor nach Erfurt, wo er im Punkte der Sitten unter den College» seinesgleichen
d/x "hielt, obwohl hier an seinem Rufe weiter beschädigt, drei Jahre später eine Professur
Gottesgelahrtheit in Giessen, übernahm kurz darauf die Leitung einer Erziehungsanstalt in
aubündten, gründete dann, als Gcncralsuperintcndcnt nach Dürkheim berufe». nach Basedow'-
Muster zu Hcidesheim selbst eine solche Anstalt, deren Lehrer wie er Libertincr waren
^ deren Umgebung ein Sammelplatz leichtfertiger Frauenzimmer wurde, machte schmal
«nkcrott, mußte fliehen und endigte dann in Halle als Schenkwirt!).
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |