Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.dieser Nonsens bloß deshalb, damit die Fürstin Galizin und Elise v. d. Eine weitere Eigenthümlichkeit der Goedeke'schen Darstellungsweise, die, ^ ') Auch sonst ist das Buch reich an sinnstörendm Druckfehlern, die ein sehr stattliches Druckfehlerverzeichniß ergeben hätten, wenn es der Verlagshandlung beliebt hatte, ein solches hinzuzufügen. Nur ein paar Proben: S. 90 die unerträglichen Elemente (lies- die nuper- "ägliche,,), S. 159 konnte ihre Wirkung nicht empfehlen (l. verfehlen), S. 171 der weltweit obliegenden Jdeensphäre (l, abliegenden). S 232 sich gegen Landleute hul rerch zu erweisen et- Landsleute). S. 328 Schiller berechtigte nicht selten die Fehlschlusse (l, berichtigte), die ''Zuneigung-- (l. die "Zueignung") u. a. nachlässiger Druck scheint wirklich dasjenige Eotta'sche Privileg zu sein, welches nie erloschen will. Grenzboten II. 1875.
dieser Nonsens bloß deshalb, damit die Fürstin Galizin und Elise v. d. Eine weitere Eigenthümlichkeit der Goedeke'schen Darstellungsweise, die, ^ ') Auch sonst ist das Buch reich an sinnstörendm Druckfehlern, die ein sehr stattliches Druckfehlerverzeichniß ergeben hätten, wenn es der Verlagshandlung beliebt hatte, ein solches hinzuzufügen. Nur ein paar Proben: S. 90 die unerträglichen Elemente (lies- die nuper- "ägliche,,), S. 159 konnte ihre Wirkung nicht empfehlen (l. verfehlen), S. 171 der weltweit obliegenden Jdeensphäre (l, abliegenden). S 232 sich gegen Landleute hul rerch zu erweisen et- Landsleute). S. 328 Schiller berechtigte nicht selten die Fehlschlusse (l, berichtigte), die ''Zuneigung-- (l. die „Zueignung") u. a. nachlässiger Druck scheint wirklich dasjenige Eotta'sche Privileg zu sein, welches nie erloschen will. Grenzboten II. 1875.
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dieser Nonsens bloß deshalb, damit die Fürstin Galizin und Elise v. d.
Recke in einen Satz zusammengepfercht werden können.
Eine weitere Eigenthümlichkeit der Goedeke'schen Darstellungsweise, die,
wiederum eine Consequenz jenes Strebens nach Kürze und wiederum an sich
ein Vorzug, doch in diesem Buche ausgeartet ist und überdies durch einen
von außen hinzugekommenen Ärgerlichen Umstand zu großen Unzuträglich¬
keiten geführt hat, besteht in folgendem. Goedeke hat unzählige Male Stellen
aus Goethe's Briefen und autobiographischen Schriften, sowie aus Briefen
und Schriften von Zeitgenossen des Dichters in seine Darstellung verflochten.
Er beobachtet dabei ein doppeltes Verfahren. Entweder er giebt diese Stellen
^- und dies ist sehr oft der Fall — ohne jede Andeutung eines Cidades
und verschweißt sie gleichsam mit der eigenen Darstellung, indem er einfach
..er" statt „ich", „sein" statt „mein" setzt. Für den in der Goetheliteratur
bewanderten hat dieses Verstecksptel mit den Quellen einen gewissen Reiz,
ungefähr einen ähnlichen, wie für den in der Musik Bewanderten die Vor¬
führung eines Potpourris. Man freut sich, in jedem einzelnen Falle sofort
!u wissen: Ja, ja, das ist aus dem oder jenem Briefe, aus dem oder jenem
Abschnitt von „Wahrheit und Dichtung", oder wenigstens zu erkennen: „Hier
spricht nicht Goedeke, sondern das sind Goethe's eigne Worte". Dem Laien
gegenüber hat aber doch dieses Verfahren etwas höchst Bedenkliches; ihm
wuß unbedingt äußerlich angedeutet werden, wo Goedeke aufhört und Goethe
anfängt. Und dieses empfehlenswerthere Verfahren beobachtet denn der Ver¬
fasser auch in ebenso vielen andern Fällen; er giebt die entlehnte Stelle, wenn
^ auch nur selten sagt, wo sie her ist, wenigstens mit Anführungszeichen
— "). Leider ist aber nun hier in nahezu hundert Fällen (!) das
erste Anführungszeichen — seltsamer und fast unglaublicher Weise stets das
erste, nie das letzte — beim Druck abgesprungen, so daß man allemal
erst am Ende eines Cidades erfährt, daß man sich seit so und so viel Zeilen,
ja vielleicht schon seit einer halben Seite mitten in einem Citat befunden hat.
Aber wo beginnt nun das Citat? — Diese Nachlässigkeit, über die man,
wenn sie ein Dutzend mal vorkäme, ja kein Wort verlieren würde, zieht sich
wir einer so niederträchtigen Consequenz durch das ganze Buch, daß sie einem
schließlich geradezu die Lectüre verleiden kann.*)
^ ') Auch sonst ist das Buch reich an sinnstörendm Druckfehlern, die ein sehr stattliches
Druckfehlerverzeichniß ergeben hätten, wenn es der Verlagshandlung beliebt hatte, ein solches
hinzuzufügen. Nur ein paar Proben: S. 90 die unerträglichen Elemente (lies- die nuper-
"ägliche,,), S. 159 konnte ihre Wirkung nicht empfehlen (l. verfehlen), S. 171 der weltweit
obliegenden Jdeensphäre (l, abliegenden). S 232 sich gegen Landleute hul rerch zu erweisen
et- Landsleute). S. 328 Schiller berechtigte nicht selten die Fehlschlusse (l, berichtigte), die
''Zuneigung-- (l. die „Zueignung") u. a. nachlässiger Druck scheint wirklich dasjenige
Eotta'sche Privileg zu sein, welches nie erloschen will.
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