Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.bei der Pflege des Seidenwurms; besorgen die Kühe und die Geschäfte des Der tosccmische Halbpächter nährt sich gut von Getreide, Mais und Wenn man den toscanischen Feldbau nicht aufmerksam geprüft hat, kann *) Sismonäi a. a, O: "II u'? a p^s mi xi<zü tlo tsrriüu alone lo mütaz^gr u'"it vwai"!
^ MölliuL "arte Jo LÄraLtvro." bei der Pflege des Seidenwurms; besorgen die Kühe und die Geschäfte des Der tosccmische Halbpächter nährt sich gut von Getreide, Mais und Wenn man den toscanischen Feldbau nicht aufmerksam geprüft hat, kann *) Sismonäi a. a, O: „II u'? a p^s mi xi<zü tlo tsrriüu alone lo mütaz^gr u'»it vwai«!
^ MölliuL «arte Jo LÄraLtvro.« <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133649"/> <p xml:id="ID_1142" prev="#ID_1141"> bei der Pflege des Seidenwurms; besorgen die Kühe und die Geschäfte des<lb/> Hauses. Wenn die Mädchen heirathen, erhalten sie immer das Bett und<lb/> eine gute Ausstattung nebst einer Summe an Geld. Die Heirathen werden<lb/> jedoch durch die Erfordernisse des Grundstückes geregelt und wenn der Bräu¬<lb/> tigam noch keines hat, auf welches er seine Frau führen könnte, oder wenn<lb/> dasjenige seiner Familie keine Vermehrung ihrer Glieder erlaubt, dann wird<lb/> die Verbindung nicht geschlossen, oder in eine ferne Zukunft hinausgeschoben.<lb/> Hier handelt man also ganz anders, als die Arbeiter in der Stadt, oder die<lb/> Taglöhner auf dem Lande; ohne Malthus studirt zu haben, befolgt man<lb/> seinen Rath und sucht die Mittel zur Existenz zu sichern, ehe man in den<lb/> Fall kommt, neue Verzehrer ernähren zu müssen. Das Antheilssystem<lb/> übt also einen Einfluß auf die Gesetze der Bevölkerung aus,<lb/> und hebt theilweise den Druck der Concurrenz auf, welche bei mangelndem<lb/> Kapital damit endet, daß der Lohn der Arbeit vermindert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1143"> Der tosccmische Halbpächter nährt sich gut von Getreide, Mais und<lb/> Kastanien. Die „pellaN's.«, eine eigenthümliche Hautkrankheit, ist dort fast<lb/> unbekannt oder herrscht wenigstens nicht wie an vielen Punkten der Lombardei.<lb/> Er trinkt Lauer, welchen er den Weintrestern entnimmt. In den letzten<lb/> Jahren ist der Preis des Fleisches zu einer solchen Höhe gestiegen, daß es<lb/> den Bauern unmöglich ist, sich davon zu ernähren; ausnahmsweise geschieht<lb/> es in der Erntezeit und während der anstrengenden Arbeiten. Nur die<lb/> Wohlhabendsten genießen am Sonntage ein wenig Fleisch. Die Speisen<lb/> werden mit Oel gewürzt. Die Mahlsteuer, welche im Jahre 1869 einge-<lb/> führt worden, drückt schwer auf dem Bauer, welcher, da er das eigene Korn<lb/> ZU eigenem Verbrauch mahlen lassen muß, die ganze Steuer erlegt, wenn er<lb/> ^ oder 3 mal im Jahre seine Kornsäcke zur Mühle trägt. Der Kontrakt<lb/> Antheilssystems ist ein jährlicher, der sich stillschweigend bis in das unend¬<lb/> liche erneuern würde, wenn nicht eine der Parteien ihn aufkündigte. Es giebt<lb/> ^auernfamilien, welche dasselbe Gut seit undenklichen Zeiten bearbeiten und<lb/> andere, deren Anwesenheit auf demselben Gute urkundlich auf mehr als<lb/> ^el Jahrhunderte zurückgeführt werden kann. Sie bestellen ihr Stück Boden<lb/> ^her mit der ganzen Anhänglichkeit eines Eigenthümers und mit all dem<lb/> ^'sser, welches eine lange Erfahrung lehrt.")</p><lb/> <p xml:id="ID_1144" next="#ID_1145"> Wenn man den toscanischen Feldbau nicht aufmerksam geprüft hat, kann<lb/> Man sich xeinen angemessenen Begriff von den Wunderwerken einsichtsvoller<lb/> Arbeit machen, welche darauf verwendet worden und noch verwendet werden<lb/> Müssen. Die Leitung des Wassers allein in dem von Hügeln unterbrochenen</p><lb/> <note xml:id="FID_68" place="foot"> *) Sismonäi a. a, O: „II u'? a p^s mi xi<zü tlo tsrriüu alone lo mütaz^gr u'»it vwai«!<lb/> ^ MölliuL «arte Jo LÄraLtvro.«</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
bei der Pflege des Seidenwurms; besorgen die Kühe und die Geschäfte des
Hauses. Wenn die Mädchen heirathen, erhalten sie immer das Bett und
eine gute Ausstattung nebst einer Summe an Geld. Die Heirathen werden
jedoch durch die Erfordernisse des Grundstückes geregelt und wenn der Bräu¬
tigam noch keines hat, auf welches er seine Frau führen könnte, oder wenn
dasjenige seiner Familie keine Vermehrung ihrer Glieder erlaubt, dann wird
die Verbindung nicht geschlossen, oder in eine ferne Zukunft hinausgeschoben.
Hier handelt man also ganz anders, als die Arbeiter in der Stadt, oder die
Taglöhner auf dem Lande; ohne Malthus studirt zu haben, befolgt man
seinen Rath und sucht die Mittel zur Existenz zu sichern, ehe man in den
Fall kommt, neue Verzehrer ernähren zu müssen. Das Antheilssystem
übt also einen Einfluß auf die Gesetze der Bevölkerung aus,
und hebt theilweise den Druck der Concurrenz auf, welche bei mangelndem
Kapital damit endet, daß der Lohn der Arbeit vermindert wird.
Der tosccmische Halbpächter nährt sich gut von Getreide, Mais und
Kastanien. Die „pellaN's.«, eine eigenthümliche Hautkrankheit, ist dort fast
unbekannt oder herrscht wenigstens nicht wie an vielen Punkten der Lombardei.
Er trinkt Lauer, welchen er den Weintrestern entnimmt. In den letzten
Jahren ist der Preis des Fleisches zu einer solchen Höhe gestiegen, daß es
den Bauern unmöglich ist, sich davon zu ernähren; ausnahmsweise geschieht
es in der Erntezeit und während der anstrengenden Arbeiten. Nur die
Wohlhabendsten genießen am Sonntage ein wenig Fleisch. Die Speisen
werden mit Oel gewürzt. Die Mahlsteuer, welche im Jahre 1869 einge-
führt worden, drückt schwer auf dem Bauer, welcher, da er das eigene Korn
ZU eigenem Verbrauch mahlen lassen muß, die ganze Steuer erlegt, wenn er
^ oder 3 mal im Jahre seine Kornsäcke zur Mühle trägt. Der Kontrakt
Antheilssystems ist ein jährlicher, der sich stillschweigend bis in das unend¬
liche erneuern würde, wenn nicht eine der Parteien ihn aufkündigte. Es giebt
^auernfamilien, welche dasselbe Gut seit undenklichen Zeiten bearbeiten und
andere, deren Anwesenheit auf demselben Gute urkundlich auf mehr als
^el Jahrhunderte zurückgeführt werden kann. Sie bestellen ihr Stück Boden
^her mit der ganzen Anhänglichkeit eines Eigenthümers und mit all dem
^'sser, welches eine lange Erfahrung lehrt.")
Wenn man den toscanischen Feldbau nicht aufmerksam geprüft hat, kann
Man sich xeinen angemessenen Begriff von den Wunderwerken einsichtsvoller
Arbeit machen, welche darauf verwendet worden und noch verwendet werden
Müssen. Die Leitung des Wassers allein in dem von Hügeln unterbrochenen
*) Sismonäi a. a, O: „II u'? a p^s mi xi<zü tlo tsrriüu alone lo mütaz^gr u'»it vwai«!
^ MölliuL «arte Jo LÄraLtvro.«
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |