Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.den Frankreichs ausgezeichnetste Ritter. Der König ernannte die Capitains *) Paulus Jovius.
den Frankreichs ausgezeichnetste Ritter. Der König ernannte die Capitains *) Paulus Jovius.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0335" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133623"/> <p xml:id="ID_1054" prev="#ID_1053" next="#ID_1055"> den Frankreichs ausgezeichnetste Ritter. Der König ernannte die Capitains<lb/> und Lieutenants; die Wahl der übrigen Chargen fiel den nommss ' ä'armvs<lb/> anheim. Die Rüstungen nahmen in dieser Zeit an Schwere zu, um wo¬<lb/> möglich den Geschossen der in Aufnahme kommenden Handfeuerwaffen Wider¬<lb/> stand leisten zu können. Als Schutzwaffen führten die Gendarmes damals,<lb/> und mit mannichfachen Modifikationen bis auf Francois' I. Zeiten, den Helm<lb/> (easyne) mit verschließbaren Msir, die Halsberge (KausLöeoI), die Schulter¬<lb/> stücke (espauliöres), das Brust- und Rückenstück (euirasse), die Armschienen<lb/> (KrÄssartk), den Eisenschurz (euissarts). die Beinschienen (grsvos), die Eisen¬<lb/> handschuhe (gtmwlets), die Knieblätter (Mnouillisrks) und das Polster unter<lb/> der Achsel (Müsset). Es kam vor, daß die Rüstungen niedergeworfener<lb/> Ritter mit Beilen ausgeschlagen werden mußten, um den Mann nur todten<lb/> zu können. Eben so war auch das Pferd geschirmt. Eine starke Stirndecke<lb/> von Blech oder gebranntem Leder (onamtrain) sicherte das Thier gegen einen<lb/> Lanzenstoß und hielt auch wohl eine Kugel ab. Flanken, Brust und Rücken<lb/> Waren durch Schurze gedeckt, die bis an die Sprunggelenke reichten. Mähnen<lb/> und Ohren der Pferde waren gestutzt. Haupttrutzwaffe der Gendarmes<lb/> war noch immer die Lanze (uns gross« !a,ne<z eamuzlsv), die wie bei den<lb/> homerischen Helden aus Eschenholz bestand. Daneben wurden Degen (uns torts<lb/> Lp6e) und Streitkolben (masse <le ter) geführt.*) — Was die Fechtart der<lb/> dominos ä'armös betrifft, so ist es im Wesentlichen noch immer die der<lb/> früheren Zeit. Bis zum Augenblicke des eigentlichen Choes bewegten sie sich in<lb/> tiefen Geschwadern, so eng geschlossen „daß man keinen Apfel werfen konnte, der<lb/> nicht auf einen Helm oder eine Lanze gefallen wäre." Die Archers, leichter bewaff¬<lb/> net und beritten, eröffneten den Kampf durch wiederholtes Anprallen und Anrücken<lb/> tilgen den Feind. Hinter ihnen hielt das Geschwader der nommizs ä'armes<lb/> Und zwar das erste Glied mit vorgelegter Lanze sen arröt) und nur soweit<lb/> von den Archers entfernt, um nach dem Rückzüge derselben mit noch uner-<lb/> Müdeten Pferden an den Gegner kommen zu können, was bei den schweren<lb/> Rüstungen nur auf etwa 60 bis 80 Schritt möglich war. Sobald die Archers<lb/> Front frei machten, setzte das erste Glied der Ritter die Sporen ein und<lb/> iagte vorwärts. War es glücklich, brach und warf es den Feind, so pflegten<lb/> ^e folgenden Glieder des Geschwaders nicht mit der Lanze anzugreifen,<lb/> sondern mit dem Schwerte nachzuhauen; zugleich brachen die Archers wieder<lb/> vor und verfolgten die Flüchtigen; die Balets fingen die Bügellosen, plünderten<lb/> die von den Pferden Geworfenen, erschlugen die Verwundeten u. s. w. Die<lb/> Ritter ordneten sich indeß aufs Neue, und wollte es das Geschick, so chokirten<lb/> ^ wohl noch ein oder mehrere Male, bis die Tagefahrt auf irgend eine Art<lb/> entschieden. Prallte der Stoß des ersten Gliedes ab, so theilte es sich rechts</p><lb/> <note xml:id="FID_46" place="foot"> *) Paulus Jovius.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0335]
den Frankreichs ausgezeichnetste Ritter. Der König ernannte die Capitains
und Lieutenants; die Wahl der übrigen Chargen fiel den nommss ' ä'armvs
anheim. Die Rüstungen nahmen in dieser Zeit an Schwere zu, um wo¬
möglich den Geschossen der in Aufnahme kommenden Handfeuerwaffen Wider¬
stand leisten zu können. Als Schutzwaffen führten die Gendarmes damals,
und mit mannichfachen Modifikationen bis auf Francois' I. Zeiten, den Helm
(easyne) mit verschließbaren Msir, die Halsberge (KausLöeoI), die Schulter¬
stücke (espauliöres), das Brust- und Rückenstück (euirasse), die Armschienen
(KrÄssartk), den Eisenschurz (euissarts). die Beinschienen (grsvos), die Eisen¬
handschuhe (gtmwlets), die Knieblätter (Mnouillisrks) und das Polster unter
der Achsel (Müsset). Es kam vor, daß die Rüstungen niedergeworfener
Ritter mit Beilen ausgeschlagen werden mußten, um den Mann nur todten
zu können. Eben so war auch das Pferd geschirmt. Eine starke Stirndecke
von Blech oder gebranntem Leder (onamtrain) sicherte das Thier gegen einen
Lanzenstoß und hielt auch wohl eine Kugel ab. Flanken, Brust und Rücken
Waren durch Schurze gedeckt, die bis an die Sprunggelenke reichten. Mähnen
und Ohren der Pferde waren gestutzt. Haupttrutzwaffe der Gendarmes
war noch immer die Lanze (uns gross« !a,ne<z eamuzlsv), die wie bei den
homerischen Helden aus Eschenholz bestand. Daneben wurden Degen (uns torts
Lp6e) und Streitkolben (masse <le ter) geführt.*) — Was die Fechtart der
dominos ä'armös betrifft, so ist es im Wesentlichen noch immer die der
früheren Zeit. Bis zum Augenblicke des eigentlichen Choes bewegten sie sich in
tiefen Geschwadern, so eng geschlossen „daß man keinen Apfel werfen konnte, der
nicht auf einen Helm oder eine Lanze gefallen wäre." Die Archers, leichter bewaff¬
net und beritten, eröffneten den Kampf durch wiederholtes Anprallen und Anrücken
tilgen den Feind. Hinter ihnen hielt das Geschwader der nommizs ä'armes
Und zwar das erste Glied mit vorgelegter Lanze sen arröt) und nur soweit
von den Archers entfernt, um nach dem Rückzüge derselben mit noch uner-
Müdeten Pferden an den Gegner kommen zu können, was bei den schweren
Rüstungen nur auf etwa 60 bis 80 Schritt möglich war. Sobald die Archers
Front frei machten, setzte das erste Glied der Ritter die Sporen ein und
iagte vorwärts. War es glücklich, brach und warf es den Feind, so pflegten
^e folgenden Glieder des Geschwaders nicht mit der Lanze anzugreifen,
sondern mit dem Schwerte nachzuhauen; zugleich brachen die Archers wieder
vor und verfolgten die Flüchtigen; die Balets fingen die Bügellosen, plünderten
die von den Pferden Geworfenen, erschlugen die Verwundeten u. s. w. Die
Ritter ordneten sich indeß aufs Neue, und wollte es das Geschick, so chokirten
^ wohl noch ein oder mehrere Male, bis die Tagefahrt auf irgend eine Art
entschieden. Prallte der Stoß des ersten Gliedes ab, so theilte es sich rechts
*) Paulus Jovius.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |