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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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haben; denn schon am 1. Dezember 1870 eröffnete "der genannte Apostel
der deutschen Mission" in Stuttgart die Württemberg - Loge Ur. 1. während
die Constituirung der ersten preußischen -- die zu Berlin besteht und den
Namen Germania-Loge Ur. 1 trägt -- erst am 2. (warum nicht am 1.?)
April des nächsten Jahres erfolgte. Wir wissen nun auch die Hieroglyphe
des amerikanischen Adlers über der Dame aus dem oben erwähnten Siegel
zu deuten.

Jetzt zählt der Orden -- oder vielmehr der durch Wildey geschaffene
Zweig der Ott Fellows -- innerhalb des deutschen Reiches bereits fast
dreißig Logen und in der benachbarten Schweiz vier, in Amerika aber, wenn
die Quellen, aus denen Herr Pniower schöpft, nicht im Lande der Uebertrei¬
bung entspringen, einige tausend mit mehr als einer halben Million Mit¬
gliedern, einem Vermögen von etwa dreißig Millionen Thalern und einem
jährlichen Einkommen von vier Millionen. Er ist außerdem über das britische
Nordamerika, Westindien, Australien, Peru und die Sandwich-Inseln ver¬
breitet, und es ist Hoffnung vorhanden, das Schisma, das 1842 zwischen
diesem Zweig und der Manchester-Vereinigung entstand, rückgängig gemacht
zu sehen.

Die letztere, englisch "Manchester Anny",ist die größte der britischen Ott
Fellows-Gesellschaften. Sie hat circa 4000 Logen mit ungefähr 460,000
Mitgliedern, die über alle Erdtheile verbreitet sind, und besitzt einen fest an¬
gelegten Unterstützungsfonds von mehr als 30 Millionen Thalern, der sich
mit etwa 700,000 Thalern jährlich verzinst. Dazu treten aber in England
noch achtzehn andere Ott Fellow-Secten, von denen ich nur folgende anführe:
"Jmproved Order of Ott Fellows", der eigentliche Urstamm aller Systeme,
die sich seit 1813 abgezweigt haben, mit 142 Logen, von denen sich 44 mit
etwa 8000 Mitgliedern in London befinden; "Grand United Order," der im
Jahre 1871 1183 Logen mit 68,000 Mitgliedern vereinigte; "Urniere Im-
perial Order", dessen Großmeister jetzt der Earl of Scarborough ist, und der
1872 895 Logen und gegen 30,000 Mitglieder hatte; "Altem et noble Order"
mit 370 Logen und ungefähr 23.000 Mitgliedern; "British United Ott
Fellows", 1867 gegründet, mit 135 Logen und circa 8000 Mitgliedern. Die
übrigen kleineren Vereine repräsentiren dazu noch eine Zahl von reichlich 200
Logen mit wenigstens 23,000 Mitgliedern, und so hätten wir denn -- immer
vorausgesetzt, daß mit den Nullen nicht gemogelt wird -- allein im Reiche
der Königin Victoria weit über eine halbe Million unsrer "Närrischen Kerle"
und damit vielleicht eine Erklärung der Meinung der Engländer, daß sie
"tluz most enliugtoneä nation on eartn" darstellen, eine Meinung, für die
ich bisher ohne mich befriedigenden Erfolg nach guten Gründen gesucht habe.

In Deutschland wird es wohl noch eine Weile währen, ehe uns der


haben; denn schon am 1. Dezember 1870 eröffnete „der genannte Apostel
der deutschen Mission" in Stuttgart die Württemberg - Loge Ur. 1. während
die Constituirung der ersten preußischen — die zu Berlin besteht und den
Namen Germania-Loge Ur. 1 trägt — erst am 2. (warum nicht am 1.?)
April des nächsten Jahres erfolgte. Wir wissen nun auch die Hieroglyphe
des amerikanischen Adlers über der Dame aus dem oben erwähnten Siegel
zu deuten.

Jetzt zählt der Orden — oder vielmehr der durch Wildey geschaffene
Zweig der Ott Fellows — innerhalb des deutschen Reiches bereits fast
dreißig Logen und in der benachbarten Schweiz vier, in Amerika aber, wenn
die Quellen, aus denen Herr Pniower schöpft, nicht im Lande der Uebertrei¬
bung entspringen, einige tausend mit mehr als einer halben Million Mit¬
gliedern, einem Vermögen von etwa dreißig Millionen Thalern und einem
jährlichen Einkommen von vier Millionen. Er ist außerdem über das britische
Nordamerika, Westindien, Australien, Peru und die Sandwich-Inseln ver¬
breitet, und es ist Hoffnung vorhanden, das Schisma, das 1842 zwischen
diesem Zweig und der Manchester-Vereinigung entstand, rückgängig gemacht
zu sehen.

Die letztere, englisch „Manchester Anny",ist die größte der britischen Ott
Fellows-Gesellschaften. Sie hat circa 4000 Logen mit ungefähr 460,000
Mitgliedern, die über alle Erdtheile verbreitet sind, und besitzt einen fest an¬
gelegten Unterstützungsfonds von mehr als 30 Millionen Thalern, der sich
mit etwa 700,000 Thalern jährlich verzinst. Dazu treten aber in England
noch achtzehn andere Ott Fellow-Secten, von denen ich nur folgende anführe:
„Jmproved Order of Ott Fellows", der eigentliche Urstamm aller Systeme,
die sich seit 1813 abgezweigt haben, mit 142 Logen, von denen sich 44 mit
etwa 8000 Mitgliedern in London befinden; „Grand United Order," der im
Jahre 1871 1183 Logen mit 68,000 Mitgliedern vereinigte; „Urniere Im-
perial Order", dessen Großmeister jetzt der Earl of Scarborough ist, und der
1872 895 Logen und gegen 30,000 Mitglieder hatte; „Altem et noble Order"
mit 370 Logen und ungefähr 23.000 Mitgliedern; „British United Ott
Fellows", 1867 gegründet, mit 135 Logen und circa 8000 Mitgliedern. Die
übrigen kleineren Vereine repräsentiren dazu noch eine Zahl von reichlich 200
Logen mit wenigstens 23,000 Mitgliedern, und so hätten wir denn — immer
vorausgesetzt, daß mit den Nullen nicht gemogelt wird — allein im Reiche
der Königin Victoria weit über eine halbe Million unsrer „Närrischen Kerle"
und damit vielleicht eine Erklärung der Meinung der Engländer, daß sie
„tluz most enliugtoneä nation on eartn" darstellen, eine Meinung, für die
ich bisher ohne mich befriedigenden Erfolg nach guten Gründen gesucht habe.

In Deutschland wird es wohl noch eine Weile währen, ehe uns der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/214>, abgerufen am 06.02.2025.