Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.Wege oder im Auslande zu betreiben sind, dasjenige aber, worauf die beiden Obwohl wir nun gern zugestehen, daß die englische studirende Jugend Wenn dies erreicht sein, wird, dürfte man dort vielleicht auch zu der Wege oder im Auslande zu betreiben sind, dasjenige aber, worauf die beiden Obwohl wir nun gern zugestehen, daß die englische studirende Jugend Wenn dies erreicht sein, wird, dürfte man dort vielleicht auch zu der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133431"/> <p xml:id="ID_464" prev="#ID_463"> Wege oder im Auslande zu betreiben sind, dasjenige aber, worauf die beiden<lb/> englischen Universitäten stets den größten Werth legen, und was sie allen<lb/> Tadlern der vielen Schattenseiten stets mit stolzem Selbstbewußtsein entgegen¬<lb/> halten, ist^die Ausbildung ihrer Zöglinge zu echten gentlemon. Diesem<lb/> Zwecke sollen denn auch namentlich die zwar nicht obligatorischen, aber von<lb/> den Universitäten begünstigten und in übertriebenen Maße von den dortigen<lb/> Studenten betriebenen körperlichen Uebungen dienen, wie Rudern, Cricketspiel,<lb/> Reiten, Laufen, Schwimmen u, drgl., deren Zweckmäßigkeit für eine gewiß<lb/> berechtigte harmonische Ausbildung des Körpers freilich nicht abzuläugnen ist,<lb/> und deren Einführung bis zu einem gewissen Grade auch unseren Universitäten<lb/> zu wünschen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_465"> Obwohl wir nun gern zugestehen, daß die englische studirende Jugend<lb/> einen durchaus gesitteten Eindruck macht, und die Studenten wirklich im<lb/> Großen und Ganzen auf die Bezeichnung Mutlviuen vollen Anspruch erheben<lb/> können, so müssen wir doch aufs Entschiedenste bestreiten, daß die Universi¬<lb/> täten allein sie dazu bilden. Im Gegentheil, als Söhne vornehmer, reicher<lb/> oder doch wohlhabender Eltern bringen sie die wesentlichsten mit der Geburt<lb/> und ersten Erziehung überkommenen Eigenschaften, die nach englischen Be¬<lb/> griffen dazu unumgänglich nöthig sind, mit auf die Universität, und wenn<lb/> sich dort im Umgange mit den Studiengenossen der Charakter bildet und<lb/> festigt, so ist dies in Oxford oder Cambridge gewiß nicht mehr der Fall, als<lb/> auf irgend einer anderen britischen oder deutschen Universität. Sicherlich auch<lb/> würde diese Seite der englischen Universitätsausbildung keinen Schaden erleiden,<lb/> wenn das ganze Unterrtchtswesen reformirt würde, wozu man ja allerdings<lb/> dort die Nothwendigkeit einzusehen scheint, wenn man es zunächst durchsetzte,<lb/> den Volksunterricht obligatorisch zu machen, und wenn durch Einrichtungen<lb/> von Schulen, welche die Vorbereitung zur Universität übernehmen und ab¬<lb/> schließen, diese Anstalten auf eine solche Stufe gehoben würden, daß sie den<lb/> Namen Universitäten mit Recht verdienten.</p><lb/> <p xml:id="ID_466" next="#ID_467"> Wenn dies erreicht sein, wird, dürfte man dort vielleicht auch zu der<lb/> Ueberzeugung kommen, daß nicht mehr die bloße Schulung des jugendlichen<lb/> Geistes die Aufgabe der Universität sein kann, sondern daß ihr Streben<lb/> zugleich bei wissenschaftlicher Vorbereitung für den späteren Beruf darauf<lb/> gerichtet sein muß, den Menschen geistig selbständig und frei zu machen, wie<lb/> wir dies von unseren deutschen Universitäten rühmen können. Heinrich von<lb/> Sybel hat vor einigen Jahren in einer akademischen Festrede (Die deutschen<lb/> und die auswärtigen Universitäten. Bonn 1868.) diese wesentlichste Eigen¬<lb/> thümlichkeit unserer Hochschulen im Gegensatz zu den ausländischen mit so<lb/> treffenden Worten gezeichnet, daß es gestattet sein mag, um sofort den Haupt¬<lb/> unterschied zwischen dem deutschen und englischen System darzulegen, einige<lb/> »</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
Wege oder im Auslande zu betreiben sind, dasjenige aber, worauf die beiden
englischen Universitäten stets den größten Werth legen, und was sie allen
Tadlern der vielen Schattenseiten stets mit stolzem Selbstbewußtsein entgegen¬
halten, ist^die Ausbildung ihrer Zöglinge zu echten gentlemon. Diesem
Zwecke sollen denn auch namentlich die zwar nicht obligatorischen, aber von
den Universitäten begünstigten und in übertriebenen Maße von den dortigen
Studenten betriebenen körperlichen Uebungen dienen, wie Rudern, Cricketspiel,
Reiten, Laufen, Schwimmen u, drgl., deren Zweckmäßigkeit für eine gewiß
berechtigte harmonische Ausbildung des Körpers freilich nicht abzuläugnen ist,
und deren Einführung bis zu einem gewissen Grade auch unseren Universitäten
zu wünschen wäre.
Obwohl wir nun gern zugestehen, daß die englische studirende Jugend
einen durchaus gesitteten Eindruck macht, und die Studenten wirklich im
Großen und Ganzen auf die Bezeichnung Mutlviuen vollen Anspruch erheben
können, so müssen wir doch aufs Entschiedenste bestreiten, daß die Universi¬
täten allein sie dazu bilden. Im Gegentheil, als Söhne vornehmer, reicher
oder doch wohlhabender Eltern bringen sie die wesentlichsten mit der Geburt
und ersten Erziehung überkommenen Eigenschaften, die nach englischen Be¬
griffen dazu unumgänglich nöthig sind, mit auf die Universität, und wenn
sich dort im Umgange mit den Studiengenossen der Charakter bildet und
festigt, so ist dies in Oxford oder Cambridge gewiß nicht mehr der Fall, als
auf irgend einer anderen britischen oder deutschen Universität. Sicherlich auch
würde diese Seite der englischen Universitätsausbildung keinen Schaden erleiden,
wenn das ganze Unterrtchtswesen reformirt würde, wozu man ja allerdings
dort die Nothwendigkeit einzusehen scheint, wenn man es zunächst durchsetzte,
den Volksunterricht obligatorisch zu machen, und wenn durch Einrichtungen
von Schulen, welche die Vorbereitung zur Universität übernehmen und ab¬
schließen, diese Anstalten auf eine solche Stufe gehoben würden, daß sie den
Namen Universitäten mit Recht verdienten.
Wenn dies erreicht sein, wird, dürfte man dort vielleicht auch zu der
Ueberzeugung kommen, daß nicht mehr die bloße Schulung des jugendlichen
Geistes die Aufgabe der Universität sein kann, sondern daß ihr Streben
zugleich bei wissenschaftlicher Vorbereitung für den späteren Beruf darauf
gerichtet sein muß, den Menschen geistig selbständig und frei zu machen, wie
wir dies von unseren deutschen Universitäten rühmen können. Heinrich von
Sybel hat vor einigen Jahren in einer akademischen Festrede (Die deutschen
und die auswärtigen Universitäten. Bonn 1868.) diese wesentlichste Eigen¬
thümlichkeit unserer Hochschulen im Gegensatz zu den ausländischen mit so
treffenden Worten gezeichnet, daß es gestattet sein mag, um sofort den Haupt¬
unterschied zwischen dem deutschen und englischen System darzulegen, einige
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