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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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ausgedörrten Boden abprallten und also auch dann noch trafen, wenn sie
zuerst gefehlt. -- Das Franz-Regiment war kaum in Bewegung, als
auch bereits der Kommandeur, Oberst v. Boehn und beide Bataillonskom¬
mandeurs des zweiten Treffens, Oberstlt. v. Bentivege und Major v. Wittich,
schwer verwundet zusammenbrachen. Das im Vordertreffen befindliche 1. Ba¬
taillon ging sprungweise an die große Straße heran und dann an dieser noch
etwas vorwärts, bis ihm die Kraft versagte. Der Kommandeur Major
v. Linsingen, durch eine Wunde am Gehen gehindert, nahm ein Gewehr und
feuerte hinter einem Steinhaufen liegend solange bis er zum zweitenmal ge¬
troffen wurde. Bald hatte das Regiment fast seine sämmtlichen Offiziere
eingebüßt und die Kompagnien waren zu kleinen Trupps zusammengeschmolzen;
aber diese Trümmer behaupteten dicht vor dem Feinde ihre Stellung an
der Chaussee.

Das Regiment Königin, durch zwei von Habonville herangerückte
Compagnien der Alexander-Grenadiere verstärkt, brach auf ein Zeichen des
Obersten Grafen von Waldersee mit 8 Compagnien im ersten Treffen im
Sturmschritt gegen die Höhen vor. Das Massenfeuer des Feindes zerriß die
Bataillone; auch hier wüthete der Tod in fürchterlicher Hast. Die Majors
von Rosenberg und von Seeckt wurden verwundet, Major Prinz Salm tödt-
lich getroffen. Aber der südliche Theil des Höhenrückens vor Se. Privat wurde
genommen! Ohne den letzten Zusammenstoß abzuwarten, zog der Gegner ab.
-- Sich hier zu behaupten, war schwer; es gelang mit Hilfe der Artillerie,
von der zuerst Hauptmann von Prittwitz mit seiner Batterie nach der bedroh¬
ten Höhe vorfuhr, der dann bald eine zweite Batterie folgte. -- Nun ver¬
mochten auch die weiter nördlich fechtenden Compagnien völlig auf die Höhe
vorzudringen, und ein gegen Front und Flanke der Franzosen kräftig durch¬
geführter Stoß, in den auch zwei Füsilier-Compagnien des Franz-Regiments
mit eingriffen, brachte die so hartnäckig bestrittene Stellung in Besitz der
Preußen, denen hier sogar 200 unverwundete Gefangene in die Hände fielen.
-- Die Opfer, mit denen diese Bordseite erkauft worden, waren ungeheuer.
Der verwundete Graf Waldersee übergab auf der Höhe sein Regiment an
den Major v. Behr, als den einzigen noch unversehrt gebliebenen
Stabsoffizier der ganzen Brigade.

Diese stand nach 6^" Uhr in drei Hauptgruppen vertheilt. Auf dem
linken Flügel unmittelbar an der Straße von Ste. Marie nach Se. Privat
lag der größte Theil des Regiments Kaiser Franz. In der Mitte hielt sich
die Hauptmasse des Regiments Königin, und den rechten Flügel bildeten drei
Grenadier-Compagnien desselben und eine des Alexander-Regiments sowie
zwei Garde-Batterien.

Während dieser Ereignisse hatte sich Prinz August von Württemberg zu


ausgedörrten Boden abprallten und also auch dann noch trafen, wenn sie
zuerst gefehlt. — Das Franz-Regiment war kaum in Bewegung, als
auch bereits der Kommandeur, Oberst v. Boehn und beide Bataillonskom¬
mandeurs des zweiten Treffens, Oberstlt. v. Bentivege und Major v. Wittich,
schwer verwundet zusammenbrachen. Das im Vordertreffen befindliche 1. Ba¬
taillon ging sprungweise an die große Straße heran und dann an dieser noch
etwas vorwärts, bis ihm die Kraft versagte. Der Kommandeur Major
v. Linsingen, durch eine Wunde am Gehen gehindert, nahm ein Gewehr und
feuerte hinter einem Steinhaufen liegend solange bis er zum zweitenmal ge¬
troffen wurde. Bald hatte das Regiment fast seine sämmtlichen Offiziere
eingebüßt und die Kompagnien waren zu kleinen Trupps zusammengeschmolzen;
aber diese Trümmer behaupteten dicht vor dem Feinde ihre Stellung an
der Chaussee.

Das Regiment Königin, durch zwei von Habonville herangerückte
Compagnien der Alexander-Grenadiere verstärkt, brach auf ein Zeichen des
Obersten Grafen von Waldersee mit 8 Compagnien im ersten Treffen im
Sturmschritt gegen die Höhen vor. Das Massenfeuer des Feindes zerriß die
Bataillone; auch hier wüthete der Tod in fürchterlicher Hast. Die Majors
von Rosenberg und von Seeckt wurden verwundet, Major Prinz Salm tödt-
lich getroffen. Aber der südliche Theil des Höhenrückens vor Se. Privat wurde
genommen! Ohne den letzten Zusammenstoß abzuwarten, zog der Gegner ab.
— Sich hier zu behaupten, war schwer; es gelang mit Hilfe der Artillerie,
von der zuerst Hauptmann von Prittwitz mit seiner Batterie nach der bedroh¬
ten Höhe vorfuhr, der dann bald eine zweite Batterie folgte. — Nun ver¬
mochten auch die weiter nördlich fechtenden Compagnien völlig auf die Höhe
vorzudringen, und ein gegen Front und Flanke der Franzosen kräftig durch¬
geführter Stoß, in den auch zwei Füsilier-Compagnien des Franz-Regiments
mit eingriffen, brachte die so hartnäckig bestrittene Stellung in Besitz der
Preußen, denen hier sogar 200 unverwundete Gefangene in die Hände fielen.
— Die Opfer, mit denen diese Bordseite erkauft worden, waren ungeheuer.
Der verwundete Graf Waldersee übergab auf der Höhe sein Regiment an
den Major v. Behr, als den einzigen noch unversehrt gebliebenen
Stabsoffizier der ganzen Brigade.

Diese stand nach 6^» Uhr in drei Hauptgruppen vertheilt. Auf dem
linken Flügel unmittelbar an der Straße von Ste. Marie nach Se. Privat
lag der größte Theil des Regiments Kaiser Franz. In der Mitte hielt sich
die Hauptmasse des Regiments Königin, und den rechten Flügel bildeten drei
Grenadier-Compagnien desselben und eine des Alexander-Regiments sowie
zwei Garde-Batterien.

Während dieser Ereignisse hatte sich Prinz August von Württemberg zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/99>, abgerufen am 23.07.2024.