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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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wogen, wobei ich bloß erinnere, daß ich meinem bisher gebrauchten Wappen
gern möglichst nahe bleiben möchte. Das wachsende Einhorn auf dem Helm
ist auf dem herzoglichen Wappen zu Parma und macht eine gute Wirkung.
Es wird wohl kein Eingriff seyn, sich desselben zu bedienen.

Doch alles sei Ihrer Wahl überlassen. Für den Spener danke ich Ihnen
aufs allerschönste, er sott mich zu der neuen Würde installiren helfen.


sah."

W. 12. Juli 1802.

Bei dem glücklichen Verlauf der Sache befand man sich trotzdem in
Weimar in einer kleinen Verlegenheit, da es sich gleichzeitig um die Erfüllung
einer herkömmlich unerläßlichen Bedingung handelte. Es mußte nämlich
"das besondere Verdienst" Schiller's um den kaiserlichen Hof nachgewiesen
werde", und da war es denn für die Feder Voigt's keine leichte Aufgabe, die
einschlagenden Materialien in so überzeugender Weise an die Hand zu geben,
daß Aufstellungen in Wien selbst nicht zu befürchten waren.

Es ist sehr charakteristisch, wie Voigt in wenigen Zeilen Schiller's Ver¬
dienste zu kennzeichnen sich bemühte und dabei einige kleine Unrichtigkeiten
mit unterliefen, die in tels Adelsdiplvm Schiller's in der That mit über¬
gingen und sich seltsam ausnehmen. "Johann Christoph Friedrich Schiller
schrieb Voigt, stammt von ächt deutschen ehrsamen Voreltern ab. Sein Vater
stand lange Jahre als Officier (?)") in herzoglich würtembergischen Diensten;
er hat auch im siebenjährigen Kriege unter den deutschen Reichstruppen für
die Kaiserin-Königin gloriosen Andenkens, gefochten und ist als Oberstwacht¬
meister-'') gestorben. Obbenanter sein Sohn erhielt in der Militair Academie
zu Stuttgard seine wissenschaftliche Bildung. Als er zum ordentlichen öffent¬
lichen Lehrer auf die Aeademie zu Jena berufen worden, hat er, besonders-
über Geschichte, mit allgemeinem und seltenem Beyfall Vorlesungen gehalten
Seine historischen Schriften sind in der gelehrten Welt mit eben dem un-
getheilten Beyfalle aufgenommen worden, als die in den Umfang der schönen
Wissenschaften gehörigen. Besonders haben seine vortrefflichen Gedichte dein
Geiste der deutschen Sprache und des deutschen Patriotismus einen neuen
Schwung gegeben, so daß er um das deutsche Vaterland und dessen Ruhm
sich allerdings Verdienste erworben hat. Selbst das Ausland hat seine Talente
hoch geschätzt, und mehrere ausländische gelehrte Gesellschaften haben ihn zum
Ehren-Mitglied aufgenommen. Seine Ehegattin ist eine gebohrene von
Lengefeld und von altem verdienstvollen Adelverdienst."

Auf diese von Voigt an Schiller mitgetheilte Ausführung, schreibt Letz-
t^'er in einem einfach rührenden Briefe folgendes:



') Er war doch wenigstens Fähnrich und Adjutant und seil dem 17, Ang. 1701. Hnupl-
'"""". ogt. v. Wolzogen i>. >!!. "-) Dos ist richtig. Vergl. v. Wolzogen S. 10. Voas hat
Unrecht und Pnllcste rin ihm, wie mein Freund I)-'. BoMrger als Schillettcnner versichert.

wogen, wobei ich bloß erinnere, daß ich meinem bisher gebrauchten Wappen
gern möglichst nahe bleiben möchte. Das wachsende Einhorn auf dem Helm
ist auf dem herzoglichen Wappen zu Parma und macht eine gute Wirkung.
Es wird wohl kein Eingriff seyn, sich desselben zu bedienen.

Doch alles sei Ihrer Wahl überlassen. Für den Spener danke ich Ihnen
aufs allerschönste, er sott mich zu der neuen Würde installiren helfen.


sah."

W. 12. Juli 1802.

Bei dem glücklichen Verlauf der Sache befand man sich trotzdem in
Weimar in einer kleinen Verlegenheit, da es sich gleichzeitig um die Erfüllung
einer herkömmlich unerläßlichen Bedingung handelte. Es mußte nämlich
„das besondere Verdienst" Schiller's um den kaiserlichen Hof nachgewiesen
werde», und da war es denn für die Feder Voigt's keine leichte Aufgabe, die
einschlagenden Materialien in so überzeugender Weise an die Hand zu geben,
daß Aufstellungen in Wien selbst nicht zu befürchten waren.

Es ist sehr charakteristisch, wie Voigt in wenigen Zeilen Schiller's Ver¬
dienste zu kennzeichnen sich bemühte und dabei einige kleine Unrichtigkeiten
mit unterliefen, die in tels Adelsdiplvm Schiller's in der That mit über¬
gingen und sich seltsam ausnehmen. „Johann Christoph Friedrich Schiller
schrieb Voigt, stammt von ächt deutschen ehrsamen Voreltern ab. Sein Vater
stand lange Jahre als Officier (?)") in herzoglich würtembergischen Diensten;
er hat auch im siebenjährigen Kriege unter den deutschen Reichstruppen für
die Kaiserin-Königin gloriosen Andenkens, gefochten und ist als Oberstwacht¬
meister-'') gestorben. Obbenanter sein Sohn erhielt in der Militair Academie
zu Stuttgard seine wissenschaftliche Bildung. Als er zum ordentlichen öffent¬
lichen Lehrer auf die Aeademie zu Jena berufen worden, hat er, besonders-
über Geschichte, mit allgemeinem und seltenem Beyfall Vorlesungen gehalten
Seine historischen Schriften sind in der gelehrten Welt mit eben dem un-
getheilten Beyfalle aufgenommen worden, als die in den Umfang der schönen
Wissenschaften gehörigen. Besonders haben seine vortrefflichen Gedichte dein
Geiste der deutschen Sprache und des deutschen Patriotismus einen neuen
Schwung gegeben, so daß er um das deutsche Vaterland und dessen Ruhm
sich allerdings Verdienste erworben hat. Selbst das Ausland hat seine Talente
hoch geschätzt, und mehrere ausländische gelehrte Gesellschaften haben ihn zum
Ehren-Mitglied aufgenommen. Seine Ehegattin ist eine gebohrene von
Lengefeld und von altem verdienstvollen Adelverdienst."

Auf diese von Voigt an Schiller mitgetheilte Ausführung, schreibt Letz-
t^'er in einem einfach rührenden Briefe folgendes:



') Er war doch wenigstens Fähnrich und Adjutant und seil dem 17, Ang. 1701. Hnupl-
'"»"». ogt. v. Wolzogen i>. >!!. »-) Dos ist richtig. Vergl. v. Wolzogen S. 10. Voas hat
Unrecht und Pnllcste rin ihm, wie mein Freund I)-'. BoMrger als Schillettcnner versichert.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/493>, abgerufen am 23.07.2024.