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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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viele alphabetische Kataloge führt, als man wissenschaftliche Abtheilungen be¬
sitzt (beispielsweise an einer Bibliothek über achtzig).

Welche Schriften in die wissenschaftlichen Kataloge aufzunehmen
sind, und welche nicht, dafür sind dieselben Grundsätze maßgebend, wie für
den alphabetischen Katalog. Nur ist es meistens Praxis, die Dissertationen
und Programme in die wissenschaftlichen Kataloge nicht einzeln einzutragen.
Für die Gliederung und Ordnung der wissenschaftlichen Kataloge gilt der
Grundsatz, daß die Aufstellung der Bücher sich mit ihrer Reihenfolge in den
Katalogen decken soll, mit dem einzigen Unterschiede, daß die Formate, welche
bei der Aufstellung geschieden werden, für die wissenschaftlichen Kataloge gleich-
giltig sind. Die Ausführung im Detail überlasse man dem sachverständigen
Urtheil tüchtiger Beamten. Für die äußere Einrichtung der wissenschaftlichen
Kataloge hat man empfohlen, zunächst nur die eine Seite (Kehrseite) jedes
Blattes zu beschreiben und die nebenstehende Seite für die Nachträge frei zu
lassen. Praktischer ist es, stets nur die Vorderseite zu beschreiben und bei
Nachträgen nach Bedürfniß neue Blätter einzulegen.

Mit den Fragen der Ordnung und Katalogifirung hängt die gegenwär¬
tig wieder lebhafter ventilirte Frage der Nummerirung aufs Engste zu¬
sammen.*) Unter den verschiedenen Systemen, welche in dieser Beziehung
in Uebung sind, ist das sogenannte Fest n ag el ung s system das allerver-
werflichste. Das Festnagelungssystem, welches die Bücher ein für allemal an
den Platz bindet, den sie einmal eingenommen haben, hindert die freie Be¬
weglichkeit, macht Anstellungen und Einschiebungen unmöglich und ist mit
der geforderten wissenschaftlichen Aufstellung unverträglich. Die gewöhnlichste
Methode ist die, daß man die Bücher in jedem Wissenschaftsfache unabhängig
von dem Standort mit fortlaufenden Nummern versieht. Dieses kann auf
dreierlei Weise geschehen. Entweder zählt man jedes der drei Formate für
sich von Eins an, so daß man parallele Nummernreihen erhält, oder man
bezeichnet die drei Formate nach einander mit einer einzigen durchlaufenden
Nummernreihe, indem man bei Folio anfängt, bei Quart fortfährt und mit
Octav schließt, oder endlich man nummerirt die Bücher ohne Rücksicht auf die
Formate in derjenigen Reihenfolge, wie sie in den wissenschaftlichen Kategorien
stehen.**) Die letzte Methode ist den beiden anderen vorzuziehen, bei denen
man, zum Zwecke der Nummerngebung für den Zuwachs, Standortskataloge




") Die von Athen her in Vorschlag gebrachte "neue Nummeriruugscirt" (S. Comnos'
..Ueber Nummenrungs-Systeme für wissenschaftlich geordnete Bibliotheken", Athen 1874)
bedarf wohl keiner ernstlichen Widerlegung. Vgl. "Litcrarisches Centralblatt", Ur. 24 und
Petzholdt's "Anzeiger", Ur. 451, 716.
Ernst Förstemann, "Die Gräflich Stolbergische Bibliothek zu Wernigerode", Nord¬
hausen 1866 S. 28.
Grenzboten I. 187ö. 48

viele alphabetische Kataloge führt, als man wissenschaftliche Abtheilungen be¬
sitzt (beispielsweise an einer Bibliothek über achtzig).

Welche Schriften in die wissenschaftlichen Kataloge aufzunehmen
sind, und welche nicht, dafür sind dieselben Grundsätze maßgebend, wie für
den alphabetischen Katalog. Nur ist es meistens Praxis, die Dissertationen
und Programme in die wissenschaftlichen Kataloge nicht einzeln einzutragen.
Für die Gliederung und Ordnung der wissenschaftlichen Kataloge gilt der
Grundsatz, daß die Aufstellung der Bücher sich mit ihrer Reihenfolge in den
Katalogen decken soll, mit dem einzigen Unterschiede, daß die Formate, welche
bei der Aufstellung geschieden werden, für die wissenschaftlichen Kataloge gleich-
giltig sind. Die Ausführung im Detail überlasse man dem sachverständigen
Urtheil tüchtiger Beamten. Für die äußere Einrichtung der wissenschaftlichen
Kataloge hat man empfohlen, zunächst nur die eine Seite (Kehrseite) jedes
Blattes zu beschreiben und die nebenstehende Seite für die Nachträge frei zu
lassen. Praktischer ist es, stets nur die Vorderseite zu beschreiben und bei
Nachträgen nach Bedürfniß neue Blätter einzulegen.

Mit den Fragen der Ordnung und Katalogifirung hängt die gegenwär¬
tig wieder lebhafter ventilirte Frage der Nummerirung aufs Engste zu¬
sammen.*) Unter den verschiedenen Systemen, welche in dieser Beziehung
in Uebung sind, ist das sogenannte Fest n ag el ung s system das allerver-
werflichste. Das Festnagelungssystem, welches die Bücher ein für allemal an
den Platz bindet, den sie einmal eingenommen haben, hindert die freie Be¬
weglichkeit, macht Anstellungen und Einschiebungen unmöglich und ist mit
der geforderten wissenschaftlichen Aufstellung unverträglich. Die gewöhnlichste
Methode ist die, daß man die Bücher in jedem Wissenschaftsfache unabhängig
von dem Standort mit fortlaufenden Nummern versieht. Dieses kann auf
dreierlei Weise geschehen. Entweder zählt man jedes der drei Formate für
sich von Eins an, so daß man parallele Nummernreihen erhält, oder man
bezeichnet die drei Formate nach einander mit einer einzigen durchlaufenden
Nummernreihe, indem man bei Folio anfängt, bei Quart fortfährt und mit
Octav schließt, oder endlich man nummerirt die Bücher ohne Rücksicht auf die
Formate in derjenigen Reihenfolge, wie sie in den wissenschaftlichen Kategorien
stehen.**) Die letzte Methode ist den beiden anderen vorzuziehen, bei denen
man, zum Zwecke der Nummerngebung für den Zuwachs, Standortskataloge




") Die von Athen her in Vorschlag gebrachte „neue Nummeriruugscirt" (S. Comnos'
..Ueber Nummenrungs-Systeme für wissenschaftlich geordnete Bibliotheken", Athen 1874)
bedarf wohl keiner ernstlichen Widerlegung. Vgl. „Litcrarisches Centralblatt", Ur. 24 und
Petzholdt's „Anzeiger", Ur. 451, 716.
Ernst Förstemann, „Die Gräflich Stolbergische Bibliothek zu Wernigerode", Nord¬
hausen 1866 S. 28.
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[0385] viele alphabetische Kataloge führt, als man wissenschaftliche Abtheilungen be¬ sitzt (beispielsweise an einer Bibliothek über achtzig). Welche Schriften in die wissenschaftlichen Kataloge aufzunehmen sind, und welche nicht, dafür sind dieselben Grundsätze maßgebend, wie für den alphabetischen Katalog. Nur ist es meistens Praxis, die Dissertationen und Programme in die wissenschaftlichen Kataloge nicht einzeln einzutragen. Für die Gliederung und Ordnung der wissenschaftlichen Kataloge gilt der Grundsatz, daß die Aufstellung der Bücher sich mit ihrer Reihenfolge in den Katalogen decken soll, mit dem einzigen Unterschiede, daß die Formate, welche bei der Aufstellung geschieden werden, für die wissenschaftlichen Kataloge gleich- giltig sind. Die Ausführung im Detail überlasse man dem sachverständigen Urtheil tüchtiger Beamten. Für die äußere Einrichtung der wissenschaftlichen Kataloge hat man empfohlen, zunächst nur die eine Seite (Kehrseite) jedes Blattes zu beschreiben und die nebenstehende Seite für die Nachträge frei zu lassen. Praktischer ist es, stets nur die Vorderseite zu beschreiben und bei Nachträgen nach Bedürfniß neue Blätter einzulegen. Mit den Fragen der Ordnung und Katalogifirung hängt die gegenwär¬ tig wieder lebhafter ventilirte Frage der Nummerirung aufs Engste zu¬ sammen.*) Unter den verschiedenen Systemen, welche in dieser Beziehung in Uebung sind, ist das sogenannte Fest n ag el ung s system das allerver- werflichste. Das Festnagelungssystem, welches die Bücher ein für allemal an den Platz bindet, den sie einmal eingenommen haben, hindert die freie Be¬ weglichkeit, macht Anstellungen und Einschiebungen unmöglich und ist mit der geforderten wissenschaftlichen Aufstellung unverträglich. Die gewöhnlichste Methode ist die, daß man die Bücher in jedem Wissenschaftsfache unabhängig von dem Standort mit fortlaufenden Nummern versieht. Dieses kann auf dreierlei Weise geschehen. Entweder zählt man jedes der drei Formate für sich von Eins an, so daß man parallele Nummernreihen erhält, oder man bezeichnet die drei Formate nach einander mit einer einzigen durchlaufenden Nummernreihe, indem man bei Folio anfängt, bei Quart fortfährt und mit Octav schließt, oder endlich man nummerirt die Bücher ohne Rücksicht auf die Formate in derjenigen Reihenfolge, wie sie in den wissenschaftlichen Kategorien stehen.**) Die letzte Methode ist den beiden anderen vorzuziehen, bei denen man, zum Zwecke der Nummerngebung für den Zuwachs, Standortskataloge ") Die von Athen her in Vorschlag gebrachte „neue Nummeriruugscirt" (S. Comnos' ..Ueber Nummenrungs-Systeme für wissenschaftlich geordnete Bibliotheken", Athen 1874) bedarf wohl keiner ernstlichen Widerlegung. Vgl. „Litcrarisches Centralblatt", Ur. 24 und Petzholdt's „Anzeiger", Ur. 451, 716. Ernst Förstemann, „Die Gräflich Stolbergische Bibliothek zu Wernigerode", Nord¬ hausen 1866 S. 28. Grenzboten I. 187ö. 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/385>, abgerufen am 23.07.2024.