Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

die ihnen überwiesenen Montirungsstücke. Uns interessirt hier zunächst die
aus der Feder des Oberst von Szymborski geflossene Einleitung zu diesem
Aktenstück. Szymborski hatte nämlich, wie er hier schreibt, bei der Leibkom¬
pagnie des Prinzen Louis Ferdinand gestanden und war Jahre lange dessen
täglicher Gesellschafter^ und Tischgenosse gewesen.

Szymborski war es. welcher die Errichtung des Monuments für seinen
fürstlichen Freund anregte. Schon im Jahre 1807 -- so schreibt er -- habe
er in Memel bei der Schwester des Prinzen, der Fürstin Radziwill, darauf
angetragen, daß diesem Bruders-Sohn Friedrich's des Großen ein größeres,
seines Ranges, Namens und seiner Talente würdigeres Denkmal an Stelle
des vorhandenen kleinen Denksteins, welches ihm die Herren von Romberg
und von der Reck gesetzt, errichtet werden möge. (Dies sind also die Namen
der von Windorf erwähnten preußischen Offiziere.) Obgleich nun -- fährt
Szymborski fort -- sein Vortrag Beifall gefunden. so sei doch durch die
nächstfolgenden Unglücksjahre Preußens die Realisirung dieses Planes ver¬
hindert worden. Erst nach den Freiheitskriegen konnte Szymborski daraus
zurückkommen; doch ward eine von ihm proMirte öffentliche Subscription
zum Zweck der Errichtung eines solchen Denkmals von dem König Friedrich
Wilhelm III. nicht gestattet. Letzterer ließ verschiedene Zeichnungen zu einem
würdigen Monument für den gefallenen Helden anfertigen, und die hohe
Familie des Letzteren errichtete ihm endlich im Jahre 1823 das ebenso ein¬
fache, als geschmackvoll und meisterhaft ausgeführte Denkmal. Der Oberst
von Szymborski hielt bei der Einweihung desselben die Weiherede, und in
dieser Rede finden sich verschiedene wichtige Angaben, welche das Windorf'sche
Referat über die Art und Weise, wie der Prinz gefallen, und über die Stelle,
wo dies geschehen, bestätigen und unterstützen.

Wir heben aus dieser Rede Folgendes hervor:

Zunächst die Bestätigung der Angabe, daß der Prinz nach tapferer
Gegenwehr, den ihm angebotenen Pardon verschmähend, im Handgemenge ge¬
fallen ist. Szymborski sagt nämlich wörtlich: "Der an dieser Stelle zu früh
für sein Vaterland, für seine Familie und Freunde gefallene Bruders-Sohn
Friedrich's des Großen war ein ausgezeichneter Mann seiner Zeit, dessen hoher
Geist in allen Theilen des Wissens unverkennbar war, mit herrlichen Natur¬
gaben, mit vorzüglichen Talenten reichlich ausgestattet, an Tapferkeit ein
Held, würdig seiner großen Ahnen. -- Diese Tapferkeit war es auch,
die ihn bestimmte, auf dieser unglücklichen Stelle den vielfach
ihm angebotenen Pardon auszuschlagen um den Tod der
Gefangenschaft vorzuziehen."

"Doch schien -- so heißt es weiter -- unter dem darauf eingetretenen
Druck der Staatsverhältnisse das Andenken dieses preußischen Helden zu ver-


die ihnen überwiesenen Montirungsstücke. Uns interessirt hier zunächst die
aus der Feder des Oberst von Szymborski geflossene Einleitung zu diesem
Aktenstück. Szymborski hatte nämlich, wie er hier schreibt, bei der Leibkom¬
pagnie des Prinzen Louis Ferdinand gestanden und war Jahre lange dessen
täglicher Gesellschafter^ und Tischgenosse gewesen.

Szymborski war es. welcher die Errichtung des Monuments für seinen
fürstlichen Freund anregte. Schon im Jahre 1807 — so schreibt er — habe
er in Memel bei der Schwester des Prinzen, der Fürstin Radziwill, darauf
angetragen, daß diesem Bruders-Sohn Friedrich's des Großen ein größeres,
seines Ranges, Namens und seiner Talente würdigeres Denkmal an Stelle
des vorhandenen kleinen Denksteins, welches ihm die Herren von Romberg
und von der Reck gesetzt, errichtet werden möge. (Dies sind also die Namen
der von Windorf erwähnten preußischen Offiziere.) Obgleich nun — fährt
Szymborski fort — sein Vortrag Beifall gefunden. so sei doch durch die
nächstfolgenden Unglücksjahre Preußens die Realisirung dieses Planes ver¬
hindert worden. Erst nach den Freiheitskriegen konnte Szymborski daraus
zurückkommen; doch ward eine von ihm proMirte öffentliche Subscription
zum Zweck der Errichtung eines solchen Denkmals von dem König Friedrich
Wilhelm III. nicht gestattet. Letzterer ließ verschiedene Zeichnungen zu einem
würdigen Monument für den gefallenen Helden anfertigen, und die hohe
Familie des Letzteren errichtete ihm endlich im Jahre 1823 das ebenso ein¬
fache, als geschmackvoll und meisterhaft ausgeführte Denkmal. Der Oberst
von Szymborski hielt bei der Einweihung desselben die Weiherede, und in
dieser Rede finden sich verschiedene wichtige Angaben, welche das Windorf'sche
Referat über die Art und Weise, wie der Prinz gefallen, und über die Stelle,
wo dies geschehen, bestätigen und unterstützen.

Wir heben aus dieser Rede Folgendes hervor:

Zunächst die Bestätigung der Angabe, daß der Prinz nach tapferer
Gegenwehr, den ihm angebotenen Pardon verschmähend, im Handgemenge ge¬
fallen ist. Szymborski sagt nämlich wörtlich: „Der an dieser Stelle zu früh
für sein Vaterland, für seine Familie und Freunde gefallene Bruders-Sohn
Friedrich's des Großen war ein ausgezeichneter Mann seiner Zeit, dessen hoher
Geist in allen Theilen des Wissens unverkennbar war, mit herrlichen Natur¬
gaben, mit vorzüglichen Talenten reichlich ausgestattet, an Tapferkeit ein
Held, würdig seiner großen Ahnen. — Diese Tapferkeit war es auch,
die ihn bestimmte, auf dieser unglücklichen Stelle den vielfach
ihm angebotenen Pardon auszuschlagen um den Tod der
Gefangenschaft vorzuziehen."

„Doch schien — so heißt es weiter — unter dem darauf eingetretenen
Druck der Staatsverhältnisse das Andenken dieses preußischen Helden zu ver-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0038" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132798"/>
          <p xml:id="ID_127" prev="#ID_126"> die ihnen überwiesenen Montirungsstücke. Uns interessirt hier zunächst die<lb/>
aus der Feder des Oberst von Szymborski geflossene Einleitung zu diesem<lb/>
Aktenstück. Szymborski hatte nämlich, wie er hier schreibt, bei der Leibkom¬<lb/>
pagnie des Prinzen Louis Ferdinand gestanden und war Jahre lange dessen<lb/>
täglicher Gesellschafter^ und Tischgenosse gewesen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_128"> Szymborski war es. welcher die Errichtung des Monuments für seinen<lb/>
fürstlichen Freund anregte. Schon im Jahre 1807 &#x2014; so schreibt er &#x2014; habe<lb/>
er in Memel bei der Schwester des Prinzen, der Fürstin Radziwill, darauf<lb/>
angetragen, daß diesem Bruders-Sohn Friedrich's des Großen ein größeres,<lb/>
seines Ranges, Namens und seiner Talente würdigeres Denkmal an Stelle<lb/>
des vorhandenen kleinen Denksteins, welches ihm die Herren von Romberg<lb/>
und von der Reck gesetzt, errichtet werden möge. (Dies sind also die Namen<lb/>
der von Windorf erwähnten preußischen Offiziere.) Obgleich nun &#x2014; fährt<lb/>
Szymborski fort &#x2014; sein Vortrag Beifall gefunden. so sei doch durch die<lb/>
nächstfolgenden Unglücksjahre Preußens die Realisirung dieses Planes ver¬<lb/>
hindert worden. Erst nach den Freiheitskriegen konnte Szymborski daraus<lb/>
zurückkommen; doch ward eine von ihm proMirte öffentliche Subscription<lb/>
zum Zweck der Errichtung eines solchen Denkmals von dem König Friedrich<lb/>
Wilhelm III. nicht gestattet. Letzterer ließ verschiedene Zeichnungen zu einem<lb/>
würdigen Monument für den gefallenen Helden anfertigen, und die hohe<lb/>
Familie des Letzteren errichtete ihm endlich im Jahre 1823 das ebenso ein¬<lb/>
fache, als geschmackvoll und meisterhaft ausgeführte Denkmal. Der Oberst<lb/>
von Szymborski hielt bei der Einweihung desselben die Weiherede, und in<lb/>
dieser Rede finden sich verschiedene wichtige Angaben, welche das Windorf'sche<lb/>
Referat über die Art und Weise, wie der Prinz gefallen, und über die Stelle,<lb/>
wo dies geschehen, bestätigen und unterstützen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_129"> Wir heben aus dieser Rede Folgendes hervor:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_130"> Zunächst die Bestätigung der Angabe, daß der Prinz nach tapferer<lb/>
Gegenwehr, den ihm angebotenen Pardon verschmähend, im Handgemenge ge¬<lb/>
fallen ist. Szymborski sagt nämlich wörtlich: &#x201E;Der an dieser Stelle zu früh<lb/>
für sein Vaterland, für seine Familie und Freunde gefallene Bruders-Sohn<lb/>
Friedrich's des Großen war ein ausgezeichneter Mann seiner Zeit, dessen hoher<lb/>
Geist in allen Theilen des Wissens unverkennbar war, mit herrlichen Natur¬<lb/>
gaben, mit vorzüglichen Talenten reichlich ausgestattet, an Tapferkeit ein<lb/>
Held, würdig seiner großen Ahnen. &#x2014; Diese Tapferkeit war es auch,<lb/>
die ihn bestimmte, auf dieser unglücklichen Stelle den vielfach<lb/>
ihm angebotenen Pardon auszuschlagen um den Tod der<lb/>
Gefangenschaft vorzuziehen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_131" next="#ID_132"> &#x201E;Doch schien &#x2014; so heißt es weiter &#x2014; unter dem darauf eingetretenen<lb/>
Druck der Staatsverhältnisse das Andenken dieses preußischen Helden zu ver-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0038] die ihnen überwiesenen Montirungsstücke. Uns interessirt hier zunächst die aus der Feder des Oberst von Szymborski geflossene Einleitung zu diesem Aktenstück. Szymborski hatte nämlich, wie er hier schreibt, bei der Leibkom¬ pagnie des Prinzen Louis Ferdinand gestanden und war Jahre lange dessen täglicher Gesellschafter^ und Tischgenosse gewesen. Szymborski war es. welcher die Errichtung des Monuments für seinen fürstlichen Freund anregte. Schon im Jahre 1807 — so schreibt er — habe er in Memel bei der Schwester des Prinzen, der Fürstin Radziwill, darauf angetragen, daß diesem Bruders-Sohn Friedrich's des Großen ein größeres, seines Ranges, Namens und seiner Talente würdigeres Denkmal an Stelle des vorhandenen kleinen Denksteins, welches ihm die Herren von Romberg und von der Reck gesetzt, errichtet werden möge. (Dies sind also die Namen der von Windorf erwähnten preußischen Offiziere.) Obgleich nun — fährt Szymborski fort — sein Vortrag Beifall gefunden. so sei doch durch die nächstfolgenden Unglücksjahre Preußens die Realisirung dieses Planes ver¬ hindert worden. Erst nach den Freiheitskriegen konnte Szymborski daraus zurückkommen; doch ward eine von ihm proMirte öffentliche Subscription zum Zweck der Errichtung eines solchen Denkmals von dem König Friedrich Wilhelm III. nicht gestattet. Letzterer ließ verschiedene Zeichnungen zu einem würdigen Monument für den gefallenen Helden anfertigen, und die hohe Familie des Letzteren errichtete ihm endlich im Jahre 1823 das ebenso ein¬ fache, als geschmackvoll und meisterhaft ausgeführte Denkmal. Der Oberst von Szymborski hielt bei der Einweihung desselben die Weiherede, und in dieser Rede finden sich verschiedene wichtige Angaben, welche das Windorf'sche Referat über die Art und Weise, wie der Prinz gefallen, und über die Stelle, wo dies geschehen, bestätigen und unterstützen. Wir heben aus dieser Rede Folgendes hervor: Zunächst die Bestätigung der Angabe, daß der Prinz nach tapferer Gegenwehr, den ihm angebotenen Pardon verschmähend, im Handgemenge ge¬ fallen ist. Szymborski sagt nämlich wörtlich: „Der an dieser Stelle zu früh für sein Vaterland, für seine Familie und Freunde gefallene Bruders-Sohn Friedrich's des Großen war ein ausgezeichneter Mann seiner Zeit, dessen hoher Geist in allen Theilen des Wissens unverkennbar war, mit herrlichen Natur¬ gaben, mit vorzüglichen Talenten reichlich ausgestattet, an Tapferkeit ein Held, würdig seiner großen Ahnen. — Diese Tapferkeit war es auch, die ihn bestimmte, auf dieser unglücklichen Stelle den vielfach ihm angebotenen Pardon auszuschlagen um den Tod der Gefangenschaft vorzuziehen." „Doch schien — so heißt es weiter — unter dem darauf eingetretenen Druck der Staatsverhältnisse das Andenken dieses preußischen Helden zu ver-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/38
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/38>, abgerufen am 01.07.2024.