Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.ist, während das große Denkmal die Fürstin Radziwill, eine Schwester des Die Leiche des Prinzen war, wie Windorf weiter erzählt, bis auf das Soweit die mündlichen und schriftlichen Angaben des Justizraths Win¬ ist, während das große Denkmal die Fürstin Radziwill, eine Schwester des Die Leiche des Prinzen war, wie Windorf weiter erzählt, bis auf das Soweit die mündlichen und schriftlichen Angaben des Justizraths Win¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132797"/> <p xml:id="ID_124" prev="#ID_123"> ist, während das große Denkmal die Fürstin Radziwill, eine Schwester des<lb/> Gefallenen, errichten ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_125"> Die Leiche des Prinzen war, wie Windorf weiter erzählt, bis auf das<lb/> Hemd und die Unterkleider ausgezogen, als sie nach Saalfeld und zwar zu¬<lb/> nächst in das dortige Schloß gebracht wurde, woselbst der Marschall Lannes<lb/> sein Quartier aufgeschlagen hatte. Beiläufig bemerkt, hatte der Marschall<lb/> — wie Windorf dem Referenten mündlich mittheilte — die Staatszimmer<lb/> des Schlosses occuvjrt, während der gerade in Saalfeld anwesende Herzog<lb/> von Sachsen-Coburg unter dem Dache vorlieb nehmen mußte. Der Herzog<lb/> schickte aber herunter und ließ eine Locke von dem Haupte des Prinzen holen;<lb/> auch der Marschall Lannes kam in den Schloßhof herunter und betrachtete<lb/> lange stillschweigend die Leiche. Diese wurde alsdann in die Saalfelder Stadt¬<lb/> kirche gebracht, in welch letztere Windorf als Sohn des Predigers leicht Zu¬<lb/> tritt hatte, so daß er der Obduktion und der Oeffnung des Leichnams bei¬<lb/> wohnen konnte. Nach Windorf's Versicherung war an der Leiche des Prinzen<lb/> keinerlei Schußwunde ersichtlich. Dagegen fanden sich zwei Hiebwunden auf<lb/> dem Hinterkopf, eine solche im Ellbogen des rechten Arms, und ein leichter<lb/> Hieb in die Wange, durch welchen vermuthlich das Sturmband des Hutes<lb/> durchhauen worden war. Die absolut tödtliche Wunde aber war nach dem<lb/> ärztlichen Fundbericht durch einen Stich in die Brust verursacht. Die Leiche<lb/> Wurde in eben derselben Kirche beigesetzt, bis sie 1811 nach Berlin gebracht ward.</p><lb/> <p xml:id="ID_126" next="#ID_127"> Soweit die mündlichen und schriftlichen Angaben des Justizraths Win¬<lb/> dorf. ^ Nehmen wir nunmehr das erwähnte Aktenstück zur Hand! Es sind<lb/> dies die Akten des vormaligen Sachsen-Coburg-Saalfelder Justiz- und Kam¬<lb/> meramtes Saalfeld, „betreffend ein aus dem Guthe des Johann Christoph<lb/> Schleitzer zu Wölsdorf verkauftes Stück Feld zur Aufrichtung eines zu er¬<lb/> richtenden Denkmals für den am 10. Oktober 1806 allda gefallenen Herrn<lb/> Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen." Entsprechend diesem weitschwei¬<lb/> figen Titel enthalten diese Akten in epischer Ausführlichkeit eine Reihe von<lb/> Verhandlungen, Berichten und Rescripten über den Erwerb des zur Errichtung<lb/> des Denkmals erforderlichen Areals, sodann aber auch das Programm zu der<lb/> bei der Enthüllung des Monuments am 19. Oktober 1823 veranstalteten<lb/> Feierlichkeit, sowie eine Nummer des „Saalfeldischen Wochenblatts" vom 29.<lb/> Oktober 1823, in welcher die Rede abgedruckt, welche von dem Oberst von<lb/> Szymborski, früher in preußischen, damals in coburgischen Diensten, bei<lb/> dieser Gelegenheit gehalten worden ist. Sogar die unvermeidliche Elegie,<lb/> welche ein Saalfelder Poet zu dieser Feier gedichtet, ist nicht vergessen. Dann<lb/> folgen weitläufige Correspondenzen über die Bewachung des Monuments,<lb/> welche mehrere Jahre hindurch von preußischen Invaliden besorgt wurde, nebst<lb/> ausführlichen Belegen und Berichten über deren mageres „Traktament" und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
ist, während das große Denkmal die Fürstin Radziwill, eine Schwester des
Gefallenen, errichten ließ.
Die Leiche des Prinzen war, wie Windorf weiter erzählt, bis auf das
Hemd und die Unterkleider ausgezogen, als sie nach Saalfeld und zwar zu¬
nächst in das dortige Schloß gebracht wurde, woselbst der Marschall Lannes
sein Quartier aufgeschlagen hatte. Beiläufig bemerkt, hatte der Marschall
— wie Windorf dem Referenten mündlich mittheilte — die Staatszimmer
des Schlosses occuvjrt, während der gerade in Saalfeld anwesende Herzog
von Sachsen-Coburg unter dem Dache vorlieb nehmen mußte. Der Herzog
schickte aber herunter und ließ eine Locke von dem Haupte des Prinzen holen;
auch der Marschall Lannes kam in den Schloßhof herunter und betrachtete
lange stillschweigend die Leiche. Diese wurde alsdann in die Saalfelder Stadt¬
kirche gebracht, in welch letztere Windorf als Sohn des Predigers leicht Zu¬
tritt hatte, so daß er der Obduktion und der Oeffnung des Leichnams bei¬
wohnen konnte. Nach Windorf's Versicherung war an der Leiche des Prinzen
keinerlei Schußwunde ersichtlich. Dagegen fanden sich zwei Hiebwunden auf
dem Hinterkopf, eine solche im Ellbogen des rechten Arms, und ein leichter
Hieb in die Wange, durch welchen vermuthlich das Sturmband des Hutes
durchhauen worden war. Die absolut tödtliche Wunde aber war nach dem
ärztlichen Fundbericht durch einen Stich in die Brust verursacht. Die Leiche
Wurde in eben derselben Kirche beigesetzt, bis sie 1811 nach Berlin gebracht ward.
Soweit die mündlichen und schriftlichen Angaben des Justizraths Win¬
dorf. ^ Nehmen wir nunmehr das erwähnte Aktenstück zur Hand! Es sind
dies die Akten des vormaligen Sachsen-Coburg-Saalfelder Justiz- und Kam¬
meramtes Saalfeld, „betreffend ein aus dem Guthe des Johann Christoph
Schleitzer zu Wölsdorf verkauftes Stück Feld zur Aufrichtung eines zu er¬
richtenden Denkmals für den am 10. Oktober 1806 allda gefallenen Herrn
Prinzen Ludwig Ferdinand von Preußen." Entsprechend diesem weitschwei¬
figen Titel enthalten diese Akten in epischer Ausführlichkeit eine Reihe von
Verhandlungen, Berichten und Rescripten über den Erwerb des zur Errichtung
des Denkmals erforderlichen Areals, sodann aber auch das Programm zu der
bei der Enthüllung des Monuments am 19. Oktober 1823 veranstalteten
Feierlichkeit, sowie eine Nummer des „Saalfeldischen Wochenblatts" vom 29.
Oktober 1823, in welcher die Rede abgedruckt, welche von dem Oberst von
Szymborski, früher in preußischen, damals in coburgischen Diensten, bei
dieser Gelegenheit gehalten worden ist. Sogar die unvermeidliche Elegie,
welche ein Saalfelder Poet zu dieser Feier gedichtet, ist nicht vergessen. Dann
folgen weitläufige Correspondenzen über die Bewachung des Monuments,
welche mehrere Jahre hindurch von preußischen Invaliden besorgt wurde, nebst
ausführlichen Belegen und Berichten über deren mageres „Traktament" und
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