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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Artillerie und drei Batterien der 23. Division heran, so daß endlich 13 Bat¬
terien auf 1500 bis 1800 Schritt Entfernung gegen die französische Position
bei Sie. Marie wirkten.

Um 3 Uhr Nachmittags gaben dann die Generale von Pape und von
Nerhoff der Infanterie den Befehl zum Angriff. Von Süden führte Oberst
von Erckert zwei Bataillone der Garde-Füsiliere vor; links von ihm avancir-
ten die Garde-Jäger und Füsiliere des 4. Garde-Regiments zu Fuß. Die
beiden Grenadier-Bataillone dieses Regiments sowie das 1. Bataillon der
Garde-Füsiliere folgten als unmittelbare Reserve. Der Rest der Division
(11 Bataillone) stand in Bereitschaft hinter dem Gehölze südöstlich von Ste.
Marie.

Sächstscherseits wurde das Dorf von Westen her durch die 47. Brigade
angegriffen: im Vortreffen Graf Holtzendorff mit den 12. Jägern, dann die
Regimenter 104 und 106 unter den Obersten von Elterlein und von Tettau
nebeneinander in drei Treffen. Gegen den Nordrand von Ste. Marie stürmte
das 3. Bataillon des Schützenregiments.

Mit weithinschallendem Hurrahruf, das feindliche, aufs Aeußerste ver¬
stärkte Feuer nicht erwidernd, so stürzten die Deutschen dem gemeinsamen
Ziele entgegen -- und um 3^ Uhr befand sich Ste. Marie aux Chores
ohne allzuschwere Verluste in ihren Händen. Nun vereinigten sich hier sieben
preußische und acht sächsische Bataillone. General v. Pape besetzte den öst¬
lichen Dorfrand; ein Theil der Sachsen folgte dem abziehenden Feinde in der
Richtung auf Roncourt nach. Prinz Hohenlohe ging mit der Garde-Artillerie
staffelweise vor; er nahm auf der Höhe von Se. An, Front gegen Nordosten,
von neuem Stellung, und in Folge dieses Vorgehns wurden die gegenüber
stehenden feindlichen Batterien bald nach vier Uhr fast sämmtlich zum Schweigen
gebracht. Die Vorstöße, welche die Franzosen gegen die deutsche Geschütz¬
stellung wiederholt mit Fußvolk, ja sogar mit Reiterei unternahmen, wurden
stets abgewiesen. Bei diesen Kämpfen fiel Oberst v. Erckert. -- So kam
hier das Gefecht allmählich zum Stehen.

Dagegen war auf dem Gefilde zwischen Ste. Marie und Roncourt ein
neuer heftiger Kampf entbrannt. Den starken französischen Abtheilungen,
welche zur Aufnahme der geworfenen Besatzung vorgeschickt wurden, trat
Oberst v. Leonhardi entgegen, zunächst mit den gleich über Ste. Marie hin-
ausgeeilten sächsischen Abtheilungen, dann auch mit den beiden 3. Bataillonen
der Regimenter 104 und 106. Bald wurde auch das 2. Bataillon 106 mit
in das Gefecht verwickelt. Aber das Massenfeuer des Feindes machte in kurzer
Frist weiteres Vorgehn auf dem fast deckungslosen Boden 'unmöglich. Die
Truppen wurden allmählich aus dem Kampfe zurückgenommen, und um 6 Uhr
war die 47. Brigade an der Nordwestecke von Ste. Marie versammelt. --


Grenzboten I. 1875. , 3

Artillerie und drei Batterien der 23. Division heran, so daß endlich 13 Bat¬
terien auf 1500 bis 1800 Schritt Entfernung gegen die französische Position
bei Sie. Marie wirkten.

Um 3 Uhr Nachmittags gaben dann die Generale von Pape und von
Nerhoff der Infanterie den Befehl zum Angriff. Von Süden führte Oberst
von Erckert zwei Bataillone der Garde-Füsiliere vor; links von ihm avancir-
ten die Garde-Jäger und Füsiliere des 4. Garde-Regiments zu Fuß. Die
beiden Grenadier-Bataillone dieses Regiments sowie das 1. Bataillon der
Garde-Füsiliere folgten als unmittelbare Reserve. Der Rest der Division
(11 Bataillone) stand in Bereitschaft hinter dem Gehölze südöstlich von Ste.
Marie.

Sächstscherseits wurde das Dorf von Westen her durch die 47. Brigade
angegriffen: im Vortreffen Graf Holtzendorff mit den 12. Jägern, dann die
Regimenter 104 und 106 unter den Obersten von Elterlein und von Tettau
nebeneinander in drei Treffen. Gegen den Nordrand von Ste. Marie stürmte
das 3. Bataillon des Schützenregiments.

Mit weithinschallendem Hurrahruf, das feindliche, aufs Aeußerste ver¬
stärkte Feuer nicht erwidernd, so stürzten die Deutschen dem gemeinsamen
Ziele entgegen — und um 3^ Uhr befand sich Ste. Marie aux Chores
ohne allzuschwere Verluste in ihren Händen. Nun vereinigten sich hier sieben
preußische und acht sächsische Bataillone. General v. Pape besetzte den öst¬
lichen Dorfrand; ein Theil der Sachsen folgte dem abziehenden Feinde in der
Richtung auf Roncourt nach. Prinz Hohenlohe ging mit der Garde-Artillerie
staffelweise vor; er nahm auf der Höhe von Se. An, Front gegen Nordosten,
von neuem Stellung, und in Folge dieses Vorgehns wurden die gegenüber
stehenden feindlichen Batterien bald nach vier Uhr fast sämmtlich zum Schweigen
gebracht. Die Vorstöße, welche die Franzosen gegen die deutsche Geschütz¬
stellung wiederholt mit Fußvolk, ja sogar mit Reiterei unternahmen, wurden
stets abgewiesen. Bei diesen Kämpfen fiel Oberst v. Erckert. — So kam
hier das Gefecht allmählich zum Stehen.

Dagegen war auf dem Gefilde zwischen Ste. Marie und Roncourt ein
neuer heftiger Kampf entbrannt. Den starken französischen Abtheilungen,
welche zur Aufnahme der geworfenen Besatzung vorgeschickt wurden, trat
Oberst v. Leonhardi entgegen, zunächst mit den gleich über Ste. Marie hin-
ausgeeilten sächsischen Abtheilungen, dann auch mit den beiden 3. Bataillonen
der Regimenter 104 und 106. Bald wurde auch das 2. Bataillon 106 mit
in das Gefecht verwickelt. Aber das Massenfeuer des Feindes machte in kurzer
Frist weiteres Vorgehn auf dem fast deckungslosen Boden 'unmöglich. Die
Truppen wurden allmählich aus dem Kampfe zurückgenommen, und um 6 Uhr
war die 47. Brigade an der Nordwestecke von Ste. Marie versammelt. —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/25>, abgerufen am 25.08.2024.