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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Den preußischen Batterien des Garde-Corps folgte dessen Avantgarde
unter Oberst von Erckert. Mit einem Bataillon (l Bataillon der Garde-
Füsiliere) besetzte sie Habonville, mit den drei andern nahm sie, den Fran¬
zosen noch rechtzeitig zuvorkommend, Se. An in Besitz, wodurch der bisher
ungedeckte linke Flügel der deutsche Artillerielinie gesichert wurde. Weiteres
Vorgehn dieser Artillerie war wegen der Ueberhöhung durch die französischen
Batterien wünschenswert!), jedoch nicht möglich, solange das Dorf Ste. Marie
und dessen Umgebung noch vom Feinde besetzt war. Ueberhaupt blieb, wie
General von Pape sofort erkannte, jedes weitere Vorgehen gegen die Stellung
Canroberl's durchaus abhängig von dem Besitze Ste. Maries. Diesem Ort
gegenüber wurde deshalb die Avantgarde derart entwickelt, daß rechts das
3. Bataillon der Garde-Füsiliere, in der Mitte das 2. Bataillon desselben
Regiments und links die Garde-Jäger eine in allen Oertlichkeiten und Ter-
rainfalten eingenistete Schützenlinie bildeten. Mit dem Angriff auf Ste. Marie
sollte jedoch, auf Befehl des Prinzen von Württemberg, gewartet werden,
bis auch das 12. Armee-Corps einträfe. -- Aber unwillkürlich zog das Feuer¬
gefecht mit dem, grade auf weitere Distanzen durch das Chassepotgewehr über¬
legenen Gegner zunächst die Abtheilungen des mittleren preußischen Avant¬
gardenbataillons vorwärts; die Garde-Jäger folgten; dies nöthigte zum Vor¬
schieben des 3. Bataillons der Füsiliere und zum Heranziehn des 1., bei
Habonville zurückgelassenen Bataillons als Gefechtsrückhalt. General v. Pape
hatte dem Gros seiner Division die Weisung gegeben, den Marsch auf
Ste. Marie fortzusetzen. Nun zeigte sich bald der linke Flügel der Avantgarde
vom Feinde bedroht und um ihn zu kräftigen trat von der Spitze der Marsch¬
kolonne das Füsilierbataillon 4. Garde-Regiments neben die Garde-Jäger.
Somit war Ste. Marie von Süden und Südwesten her durch vier Bataillone
nahe umfaßt und man konnte an die Vorbereitung des Angriffs durch Ar¬
tillerie denken. Sie geschah durch 10 Geschütze der Corps-Artillerie und die
eben jetzt westlich von Se. Marie eintreffenden Batterien der 24. Division,
deren Auftreten zugleich das Zusammenwirken mit dem 12. (königl. sächsischen)
Armee-Corps bedeutete.

Der Kronprinz von Sachsen hatte in Folge der Wahrnehmung, daß der
Flügel des Feindes bis Noncourt reiche, beschlossen, unter Beschäftigung der
starken Front desselben durch die eine Division, mit der andern Roncourt
nördlich zu umgehen. Prinz Georg von Sachsen, mit dieser Flügelumfassung
beauftragt, zog seine (die 23.) Division bei Auboue' an der Orne zusammen,
während General Nehrhoff von Holderberg mit der 24. Division bei Batilly
Stellung nahm. Seine Batterien griffen nun, wie erwähnt, in den artille¬
ristischen Angriff auf Ste. Marie ein. Bald kam auch die sächsische Corps-


Den preußischen Batterien des Garde-Corps folgte dessen Avantgarde
unter Oberst von Erckert. Mit einem Bataillon (l Bataillon der Garde-
Füsiliere) besetzte sie Habonville, mit den drei andern nahm sie, den Fran¬
zosen noch rechtzeitig zuvorkommend, Se. An in Besitz, wodurch der bisher
ungedeckte linke Flügel der deutsche Artillerielinie gesichert wurde. Weiteres
Vorgehn dieser Artillerie war wegen der Ueberhöhung durch die französischen
Batterien wünschenswert!), jedoch nicht möglich, solange das Dorf Ste. Marie
und dessen Umgebung noch vom Feinde besetzt war. Ueberhaupt blieb, wie
General von Pape sofort erkannte, jedes weitere Vorgehen gegen die Stellung
Canroberl's durchaus abhängig von dem Besitze Ste. Maries. Diesem Ort
gegenüber wurde deshalb die Avantgarde derart entwickelt, daß rechts das
3. Bataillon der Garde-Füsiliere, in der Mitte das 2. Bataillon desselben
Regiments und links die Garde-Jäger eine in allen Oertlichkeiten und Ter-
rainfalten eingenistete Schützenlinie bildeten. Mit dem Angriff auf Ste. Marie
sollte jedoch, auf Befehl des Prinzen von Württemberg, gewartet werden,
bis auch das 12. Armee-Corps einträfe. — Aber unwillkürlich zog das Feuer¬
gefecht mit dem, grade auf weitere Distanzen durch das Chassepotgewehr über¬
legenen Gegner zunächst die Abtheilungen des mittleren preußischen Avant¬
gardenbataillons vorwärts; die Garde-Jäger folgten; dies nöthigte zum Vor¬
schieben des 3. Bataillons der Füsiliere und zum Heranziehn des 1., bei
Habonville zurückgelassenen Bataillons als Gefechtsrückhalt. General v. Pape
hatte dem Gros seiner Division die Weisung gegeben, den Marsch auf
Ste. Marie fortzusetzen. Nun zeigte sich bald der linke Flügel der Avantgarde
vom Feinde bedroht und um ihn zu kräftigen trat von der Spitze der Marsch¬
kolonne das Füsilierbataillon 4. Garde-Regiments neben die Garde-Jäger.
Somit war Ste. Marie von Süden und Südwesten her durch vier Bataillone
nahe umfaßt und man konnte an die Vorbereitung des Angriffs durch Ar¬
tillerie denken. Sie geschah durch 10 Geschütze der Corps-Artillerie und die
eben jetzt westlich von Se. Marie eintreffenden Batterien der 24. Division,
deren Auftreten zugleich das Zusammenwirken mit dem 12. (königl. sächsischen)
Armee-Corps bedeutete.

Der Kronprinz von Sachsen hatte in Folge der Wahrnehmung, daß der
Flügel des Feindes bis Noncourt reiche, beschlossen, unter Beschäftigung der
starken Front desselben durch die eine Division, mit der andern Roncourt
nördlich zu umgehen. Prinz Georg von Sachsen, mit dieser Flügelumfassung
beauftragt, zog seine (die 23.) Division bei Auboue' an der Orne zusammen,
während General Nehrhoff von Holderberg mit der 24. Division bei Batilly
Stellung nahm. Seine Batterien griffen nun, wie erwähnt, in den artille¬
ristischen Angriff auf Ste. Marie ein. Bald kam auch die sächsische Corps-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/24>, abgerufen am 25.08.2024.