Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.zu erhalten und diese Macht dazu auszunützen, sich selbst aus Kosten der Die Grundidee der jetzigen Bewegung im Süden geht aus dem Bestreben Die Meinung des nordamerikanischen Volkes über dieses gewaltthätige So sehen wir, daß das Volk in überwiegender Mehrheit diese Begehen- zu erhalten und diese Macht dazu auszunützen, sich selbst aus Kosten der Die Grundidee der jetzigen Bewegung im Süden geht aus dem Bestreben Die Meinung des nordamerikanischen Volkes über dieses gewaltthätige So sehen wir, daß das Volk in überwiegender Mehrheit diese Begehen- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133001"/> <p xml:id="ID_811" prev="#ID_810"> zu erhalten und diese Macht dazu auszunützen, sich selbst aus Kosten der<lb/> Staaten, die sie mitregierten, zu bereichern. Sie erreichten ihren Zweck so vor¬<lb/> trefflich, daß z. B. in Südcarolina allein 2^ Millionen Acres Land in zwei<lb/> Jahren wegen rückständiger Steuern durch den Sheriff verkauft werden mußten.<lb/> Georgia, Alabama, Louisiana, kamen bis an den Rand des Staatsbankrotts.<lb/> Die Weißen erhielten zwar bekanntlich später ihre Rechte wieder; aber die<lb/> Zahl der weißen Wähler ist in den meisten früheren Sclavenstaaten in der<lb/> Minderzahl den schwarzen gegenüber.</p><lb/> <p xml:id="ID_812"> Die Grundidee der jetzigen Bewegung im Süden geht aus dem Bestreben<lb/> der Weißen hervor, den unwissenden Schwarzen und den Abenteurern die<lb/> durch sie regieren, die Macht zu entreißen und ihre Staaten vor dem Ruine<lb/> zu retten, auf welchen sie mit rasender Geschwindigkeit zueilen. Die Weißen<lb/> benutzten dazu vorwiegend gesetzliche Mittel, Ueberzeugungsgründe den besseren<lb/> Negern gegenüber, denen sie vorstellen, daß alle guten Bürger ein gleich<lb/> hohes Interesse haben, die Staaten von den Blutsaugern zu erlösen. Vor<lb/> zwei Jahren schon gelang das in Georgia, Nordcarolina, Alabama — letzten<lb/> Herbst in allen Südstaaten, auch in Louisiana durch Ausübung des freien<lb/> Stimmrechts. — In Louisiana versucht die bisherige Regierung der Corrup-<lb/> tion, des privilegirten Raubes am Staatsgut, diese Wahl, welche ihnen alle<lb/> Macht nehmen soll, nicht anzuerkennen — und dem Zusammentreten der neu<lb/> gewählten Legislative trat sie deßhalb am 4. Januar mit bewaffneter Hand<lb/> entgegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_813"> Die Meinung des nordamerikanischen Volkes über dieses gewaltthätige<lb/> Einschreiten ist folgendermaßen gespalten. Es wird verurtheilt und Rechen¬<lb/> schaft und Bestrafung seiner Urheber gefordert von den vereinigten „demokra¬<lb/> tischen" und „Reform-Parteien", deren Koalition im November vorigen Jahres<lb/> bei den Wahlen so glänzend siegte, ferner von allen besseren Elementen der<lb/> republikanischen Partei, all jenen Männer, die bisher noch durch jene alten Ruh¬<lb/> mestage an diese Partei gefesselt waren, als dieselbe die Rebellion und Sclaverei<lb/> niederschmetterte und mit blutigen Opfern die Staatseinheit wahrte. Diese<lb/> Partei ist über die neuesten Ereignisse so getheilter Meinung, daß Zeitungen,<lb/> welche bisher als tonangebende Parteiorgane angesehen wurden, wie die<lb/> New-Aork- Evening-Post, Albany Journal, Albany Expreß u. s. w. sich<lb/> entschieden gegen die Machtüberschreitung Kellog's und das Auftreten des<lb/> Präsidenten Grant ausgesprochen haben; ja, daß im Cabinet selber die<lb/> Minister Fish, Bristow, Robeson und Jewell diesen Verfassungsbruch euer-,<lb/> gisch mißbilligen. Der Einfluß dieser Letzteren ist es, der das Ministerium<lb/> Grant's vor weiterem Vorgehen auf der in Louisiana von seinen Parteige¬<lb/> nossen betretenen schiefen Ebene zurückgehalten hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_814" next="#ID_815"> So sehen wir, daß das Volk in überwiegender Mehrheit diese Begehen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0243]
zu erhalten und diese Macht dazu auszunützen, sich selbst aus Kosten der
Staaten, die sie mitregierten, zu bereichern. Sie erreichten ihren Zweck so vor¬
trefflich, daß z. B. in Südcarolina allein 2^ Millionen Acres Land in zwei
Jahren wegen rückständiger Steuern durch den Sheriff verkauft werden mußten.
Georgia, Alabama, Louisiana, kamen bis an den Rand des Staatsbankrotts.
Die Weißen erhielten zwar bekanntlich später ihre Rechte wieder; aber die
Zahl der weißen Wähler ist in den meisten früheren Sclavenstaaten in der
Minderzahl den schwarzen gegenüber.
Die Grundidee der jetzigen Bewegung im Süden geht aus dem Bestreben
der Weißen hervor, den unwissenden Schwarzen und den Abenteurern die
durch sie regieren, die Macht zu entreißen und ihre Staaten vor dem Ruine
zu retten, auf welchen sie mit rasender Geschwindigkeit zueilen. Die Weißen
benutzten dazu vorwiegend gesetzliche Mittel, Ueberzeugungsgründe den besseren
Negern gegenüber, denen sie vorstellen, daß alle guten Bürger ein gleich
hohes Interesse haben, die Staaten von den Blutsaugern zu erlösen. Vor
zwei Jahren schon gelang das in Georgia, Nordcarolina, Alabama — letzten
Herbst in allen Südstaaten, auch in Louisiana durch Ausübung des freien
Stimmrechts. — In Louisiana versucht die bisherige Regierung der Corrup-
tion, des privilegirten Raubes am Staatsgut, diese Wahl, welche ihnen alle
Macht nehmen soll, nicht anzuerkennen — und dem Zusammentreten der neu
gewählten Legislative trat sie deßhalb am 4. Januar mit bewaffneter Hand
entgegen.
Die Meinung des nordamerikanischen Volkes über dieses gewaltthätige
Einschreiten ist folgendermaßen gespalten. Es wird verurtheilt und Rechen¬
schaft und Bestrafung seiner Urheber gefordert von den vereinigten „demokra¬
tischen" und „Reform-Parteien", deren Koalition im November vorigen Jahres
bei den Wahlen so glänzend siegte, ferner von allen besseren Elementen der
republikanischen Partei, all jenen Männer, die bisher noch durch jene alten Ruh¬
mestage an diese Partei gefesselt waren, als dieselbe die Rebellion und Sclaverei
niederschmetterte und mit blutigen Opfern die Staatseinheit wahrte. Diese
Partei ist über die neuesten Ereignisse so getheilter Meinung, daß Zeitungen,
welche bisher als tonangebende Parteiorgane angesehen wurden, wie die
New-Aork- Evening-Post, Albany Journal, Albany Expreß u. s. w. sich
entschieden gegen die Machtüberschreitung Kellog's und das Auftreten des
Präsidenten Grant ausgesprochen haben; ja, daß im Cabinet selber die
Minister Fish, Bristow, Robeson und Jewell diesen Verfassungsbruch euer-,
gisch mißbilligen. Der Einfluß dieser Letzteren ist es, der das Ministerium
Grant's vor weiterem Vorgehen auf der in Louisiana von seinen Parteige¬
nossen betretenen schiefen Ebene zurückgehalten hat.
So sehen wir, daß das Volk in überwiegender Mehrheit diese Begehen-
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