Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.Bürger Favre gethan, der nur dem Feind ins Gesicht zu weinen verstand, Alles, was Ihr jetzt gelesen habt, ist es nicht klar, in die Augen springend, Aber darum handelt es sich gar nicht. Ich wollte nur beweisen: 1) Daß Vague de la Fauconnerie. Man wird, wie gesagt, dieser Broschüre ein großes Geschick in der Mache Bürger Favre gethan, der nur dem Feind ins Gesicht zu weinen verstand, Alles, was Ihr jetzt gelesen habt, ist es nicht klar, in die Augen springend, Aber darum handelt es sich gar nicht. Ich wollte nur beweisen: 1) Daß Vague de la Fauconnerie. Man wird, wie gesagt, dieser Broschüre ein großes Geschick in der Mache <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0071" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132293"/> <p xml:id="ID_211" prev="#ID_210"> Bürger Favre gethan, der nur dem Feind ins Gesicht zu weinen verstand,<lb/> oder der tapfere I. Simon, der seine Söhne in den Bureaus versteckte,<lb/> während er die anderer Leute ins Feuer schickte, oder der Generalissimus<lb/> Gambetta, der sich aus Orleans rettete, als er hörte, daß man sich schlug,<lb/> oder der unerschrockene Rochefort, der bei einer Beerdigung die Farbe verliert,<lb/> oder all die Regierenden des 4. Septembers, welche dem Aufstand nichts als<lb/> die Flucht entgegenzusetzen hatten, oder all die feigen Aufstachler zu den<lb/> Verbrechen der Commune, die ins Ausland flohen und ihre Opfer der Strenge<lb/> des Gesetzes überließen! Seit wann hat die Feigheit das Recht, die Tapfer¬<lb/> keit zu beschimpfen?</p><lb/> <p xml:id="ID_212"> Alles, was Ihr jetzt gelesen habt, ist es nicht klar, in die Augen springend,<lb/> und genügt es nicht, ein für allemal die Unverschämtheit der Republikaner<lb/> zu zeigen? Es wäre mir leicht, mit Aktenstücken in der Hand, nachzuweisen,<lb/> was die Republik von jeher gewesen, wie sie immer, wenn sie die Regierung<lb/> hatte, nur den Ränkeschmieden und Schreiern genützt hat, wie die öffentlichen<lb/> Fonds z. B., welche der Gradmesser des öffentlichen Vertrauens sind, immer<lb/> gefallen sind, wenn die Republik in Flor war, und gestiegen, wenn sie ab¬<lb/> nahm, und wie endlich, wenn die Geschäfte in unseren Landgemeinden bis<lb/> jetzt noch nicht allzusehr beunruhigt sind, daran zunächst d e r Umstand schuld<lb/> ist, daß der Krieg beträchtliche Lücken riß, die jetzt auszufüllen sind, vor allem<lb/> aber der andere, daß wir ja in der That die Republik nur dem Namen nach<lb/> haben und von Männern regiert werden, welche, um mit Herrn von Mac-<lb/> Mahon anzufangen, niemals als Republikaner bekannt gewesen sind!</p><lb/> <p xml:id="ID_213"> Aber darum handelt es sich gar nicht. Ich wollte nur beweisen: 1) Daß<lb/> es eine Lüge ist zu sagen, der Kaiser habe den Krieg gewollt. — 2) Daß es<lb/> eine zweite Lüge ist, zu sagen, der Kaiser trage die Schuld, wenn wir nicht<lb/> bereit waren. — 3) Daß es eine dritte Lüge ist zu behaupten, der Kaiser<lb/> habe Elsaß, Lothringen und unsere Milliarden verloren. — 4) Daß es endlich<lb/> eine vierte Lüge ist, zu sagen, der Kaiser habe, als er bei Sedan seinen Degen<lb/> dem König von Preußen übergab, um das Leben von 80,000 Soldaten zu<lb/> schonen, welche sonst verloren gewesen wären, nicht eine große und gute That<lb/> vollbracht. — Treu der Verpflichtung, die ich Eingangs auf mich genommen,<lb/> habe ich mich darauf beschränkt. Thatsachen aufzuzählen. — Diese Thatsachen<lb/> sind sie wahr? Ich wiederhole es. ich fordere meinen Nebenbuhler und seine<lb/> Freunde heraus, auch nur eine von diesen Thatsachen als ungenau zu be¬<lb/> zeichnen und biete ihnen allen in dieser Hinsicht eine Wette von 23,000 Fr.<lb/> gegen 23.000 Sous zum Besten der Armen des Cantons.</p><lb/> <p xml:id="ID_214"> Vague de la Fauconnerie.</p><lb/> <p xml:id="ID_215" next="#ID_216"> Man wird, wie gesagt, dieser Broschüre ein großes Geschick in der Mache<lb/> "icht absprechen können. Wahrheit und Dichtung mischen sich darin in so</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0071]
Bürger Favre gethan, der nur dem Feind ins Gesicht zu weinen verstand,
oder der tapfere I. Simon, der seine Söhne in den Bureaus versteckte,
während er die anderer Leute ins Feuer schickte, oder der Generalissimus
Gambetta, der sich aus Orleans rettete, als er hörte, daß man sich schlug,
oder der unerschrockene Rochefort, der bei einer Beerdigung die Farbe verliert,
oder all die Regierenden des 4. Septembers, welche dem Aufstand nichts als
die Flucht entgegenzusetzen hatten, oder all die feigen Aufstachler zu den
Verbrechen der Commune, die ins Ausland flohen und ihre Opfer der Strenge
des Gesetzes überließen! Seit wann hat die Feigheit das Recht, die Tapfer¬
keit zu beschimpfen?
Alles, was Ihr jetzt gelesen habt, ist es nicht klar, in die Augen springend,
und genügt es nicht, ein für allemal die Unverschämtheit der Republikaner
zu zeigen? Es wäre mir leicht, mit Aktenstücken in der Hand, nachzuweisen,
was die Republik von jeher gewesen, wie sie immer, wenn sie die Regierung
hatte, nur den Ränkeschmieden und Schreiern genützt hat, wie die öffentlichen
Fonds z. B., welche der Gradmesser des öffentlichen Vertrauens sind, immer
gefallen sind, wenn die Republik in Flor war, und gestiegen, wenn sie ab¬
nahm, und wie endlich, wenn die Geschäfte in unseren Landgemeinden bis
jetzt noch nicht allzusehr beunruhigt sind, daran zunächst d e r Umstand schuld
ist, daß der Krieg beträchtliche Lücken riß, die jetzt auszufüllen sind, vor allem
aber der andere, daß wir ja in der That die Republik nur dem Namen nach
haben und von Männern regiert werden, welche, um mit Herrn von Mac-
Mahon anzufangen, niemals als Republikaner bekannt gewesen sind!
Aber darum handelt es sich gar nicht. Ich wollte nur beweisen: 1) Daß
es eine Lüge ist zu sagen, der Kaiser habe den Krieg gewollt. — 2) Daß es
eine zweite Lüge ist, zu sagen, der Kaiser trage die Schuld, wenn wir nicht
bereit waren. — 3) Daß es eine dritte Lüge ist zu behaupten, der Kaiser
habe Elsaß, Lothringen und unsere Milliarden verloren. — 4) Daß es endlich
eine vierte Lüge ist, zu sagen, der Kaiser habe, als er bei Sedan seinen Degen
dem König von Preußen übergab, um das Leben von 80,000 Soldaten zu
schonen, welche sonst verloren gewesen wären, nicht eine große und gute That
vollbracht. — Treu der Verpflichtung, die ich Eingangs auf mich genommen,
habe ich mich darauf beschränkt. Thatsachen aufzuzählen. — Diese Thatsachen
sind sie wahr? Ich wiederhole es. ich fordere meinen Nebenbuhler und seine
Freunde heraus, auch nur eine von diesen Thatsachen als ungenau zu be¬
zeichnen und biete ihnen allen in dieser Hinsicht eine Wette von 23,000 Fr.
gegen 23.000 Sous zum Besten der Armen des Cantons.
Vague de la Fauconnerie.
Man wird, wie gesagt, dieser Broschüre ein großes Geschick in der Mache
"icht absprechen können. Wahrheit und Dichtung mischen sich darin in so
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |