Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.genommen, die berechtigte Aufmerksamkeit aller Kunstkenner und Kunstfreunde Dieses großartige Unternehmen liegt nun abgeschlossen vor uns. Unter Man geht nicht zu weit, zu sagen: so neu und erhaben Hildebrandt's genommen, die berechtigte Aufmerksamkeit aller Kunstkenner und Kunstfreunde Dieses großartige Unternehmen liegt nun abgeschlossen vor uns. Unter Man geht nicht zu weit, zu sagen: so neu und erhaben Hildebrandt's <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132648"/> <p xml:id="ID_1240" prev="#ID_1239"> genommen, die berechtigte Aufmerksamkeit aller Kunstkenner und Kunstfreunde<lb/> auf sich gezogen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1241"> Dieses großartige Unternehmen liegt nun abgeschlossen vor uns. Unter<lb/> den dreihundert Aquarellen Hildebrandt's, die er als letzte Ernte von der letzten<lb/> großen Reise seines Lebens heimgebracht, hatte R. Wagner zur Vervielfältigung<lb/> von Anfang an, um die Sammlung nicht zu kostspielig zu machen, nur vier¬<lb/> unddreißig der vorzüglichsten Blätter ausgewählt, die nun alle in treuesten.<lb/> herrlichstem Chromo - Facsimile vollendet vorliegen. Die ersten sechs dieser<lb/> Bilder hat der Künstler selbst noch gesehen. Er gab kurz vor seinem<lb/> Hingang seine Freude darüber in den allbekannten Worten zu erkennen: „die<lb/> mir vorliegenden sechs Chromo-Facsimiles meiner Aquarelle „die Reise um<lb/> die Erde" sind mit wunderbarer Treue und einem bei technischen Verviel¬<lb/> fältigungen dieser Art seltenen künstlerischen Verständnisse nach meinen Origi¬<lb/> nalen gefertigt." Und die letzten vier Blätter dieser Sammlung sind erst in<lb/> diesen Tagen ausgegeben worden. Es hat also mehr als ein halbes Jahr¬<lb/> zehnt gedauert, bis diese verhältnißmäßig kleine Anzahl von Blättern den<lb/> Schöpfungen des Meisters nachgebildet war. Und daß hier das alte deutsche<lb/> Sprüchwort sich bewahrheitet hat: was lange währt, wird gut, das beweist<lb/> die stets wachsende Theilnahme der besten Kreise des Publikums, die stets<lb/> stärker verlangte und immer erneute Auflage des kostbaren Werkes. Wenn man<lb/> so oft leider im Rechte ist, davor zu warnen, daß die erhöhte Kauflust des<lb/> Publikums den Beweis liefere für die Vortrefflichkeit der Waare: so erkennt<lb/> man mit doppelter Freude hier die Reinheit des Geschmackes der Käufer an,<lb/> die Vortrefflichkeit der Leistung, den Erfolg einer für den Herausgeber und<lb/> seine Mitarbeiter gleich rühmlichen Unternehmung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1242" next="#ID_1243"> Man geht nicht zu weit, zu sagen: so neu und erhaben Hildebrandt's<lb/> Aquarelle waren in der Zeit, da er zum ersten Mal mit seiner Kunst die tropisch<lb/> Farbengluth und Tonfülle in Wasserfarben wiedergab, so unerreicht er in den<lb/> höchsten Leistungen seiner Kunst geblieben: so neu und großartig und nuper<lb/> gleichlich ist das Meisterstück deutscher Kunstindustrie, das diese Blätter dar¬<lb/> stellen. Wenn die Griechen den höchsten Ruhm des bildenden Künstlers in<lb/> der vollendeten Täuschung fanden, die das Werk des ersten Meisters sogar<lb/> auf die Sinne des nächststrebenden Genossen hervorbrachte, so haben diese Er¬<lb/> zeugnisse des deutschen Farbendrucks sogar die der alten Welt denkbar höchste<lb/> Grenze der künstlerischen Production überschritten. Denn nicht nur einer der<lb/> ersten Kunstkenner Berlins begehrte, die gedruckten Kopien als Originale<lb/> zu kaufen; der Meister selbst verwechselte aus geringer Entfernung die Nach¬<lb/> bildung mit dem Erzeugnisse seines Pinsels. Diese vollendete Nachahmung<lb/> ist denn aber freilich auch ebenso sehr das Product wirklicher Kunst, als einer<lb/> aufs äußerste gesteigerten Technik und Maschinenindustrie. Schon bei der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
genommen, die berechtigte Aufmerksamkeit aller Kunstkenner und Kunstfreunde
auf sich gezogen.
Dieses großartige Unternehmen liegt nun abgeschlossen vor uns. Unter
den dreihundert Aquarellen Hildebrandt's, die er als letzte Ernte von der letzten
großen Reise seines Lebens heimgebracht, hatte R. Wagner zur Vervielfältigung
von Anfang an, um die Sammlung nicht zu kostspielig zu machen, nur vier¬
unddreißig der vorzüglichsten Blätter ausgewählt, die nun alle in treuesten.
herrlichstem Chromo - Facsimile vollendet vorliegen. Die ersten sechs dieser
Bilder hat der Künstler selbst noch gesehen. Er gab kurz vor seinem
Hingang seine Freude darüber in den allbekannten Worten zu erkennen: „die
mir vorliegenden sechs Chromo-Facsimiles meiner Aquarelle „die Reise um
die Erde" sind mit wunderbarer Treue und einem bei technischen Verviel¬
fältigungen dieser Art seltenen künstlerischen Verständnisse nach meinen Origi¬
nalen gefertigt." Und die letzten vier Blätter dieser Sammlung sind erst in
diesen Tagen ausgegeben worden. Es hat also mehr als ein halbes Jahr¬
zehnt gedauert, bis diese verhältnißmäßig kleine Anzahl von Blättern den
Schöpfungen des Meisters nachgebildet war. Und daß hier das alte deutsche
Sprüchwort sich bewahrheitet hat: was lange währt, wird gut, das beweist
die stets wachsende Theilnahme der besten Kreise des Publikums, die stets
stärker verlangte und immer erneute Auflage des kostbaren Werkes. Wenn man
so oft leider im Rechte ist, davor zu warnen, daß die erhöhte Kauflust des
Publikums den Beweis liefere für die Vortrefflichkeit der Waare: so erkennt
man mit doppelter Freude hier die Reinheit des Geschmackes der Käufer an,
die Vortrefflichkeit der Leistung, den Erfolg einer für den Herausgeber und
seine Mitarbeiter gleich rühmlichen Unternehmung.
Man geht nicht zu weit, zu sagen: so neu und erhaben Hildebrandt's
Aquarelle waren in der Zeit, da er zum ersten Mal mit seiner Kunst die tropisch
Farbengluth und Tonfülle in Wasserfarben wiedergab, so unerreicht er in den
höchsten Leistungen seiner Kunst geblieben: so neu und großartig und nuper
gleichlich ist das Meisterstück deutscher Kunstindustrie, das diese Blätter dar¬
stellen. Wenn die Griechen den höchsten Ruhm des bildenden Künstlers in
der vollendeten Täuschung fanden, die das Werk des ersten Meisters sogar
auf die Sinne des nächststrebenden Genossen hervorbrachte, so haben diese Er¬
zeugnisse des deutschen Farbendrucks sogar die der alten Welt denkbar höchste
Grenze der künstlerischen Production überschritten. Denn nicht nur einer der
ersten Kunstkenner Berlins begehrte, die gedruckten Kopien als Originale
zu kaufen; der Meister selbst verwechselte aus geringer Entfernung die Nach¬
bildung mit dem Erzeugnisse seines Pinsels. Diese vollendete Nachahmung
ist denn aber freilich auch ebenso sehr das Product wirklicher Kunst, als einer
aufs äußerste gesteigerten Technik und Maschinenindustrie. Schon bei der
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