Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.nißreichste Darlegung gefunden hat. "Die germanischen und romanischen Es kann unmöglich Zweck dieser Zeilen sein, im Einzelnen zu verfolgen, nißreichste Darlegung gefunden hat. „Die germanischen und romanischen Es kann unmöglich Zweck dieser Zeilen sein, im Einzelnen zu verfolgen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132592"/> <p xml:id="ID_1098" prev="#ID_1097"> nißreichste Darlegung gefunden hat. „Die germanischen und romanischen<lb/> Völker hängen so tausendfach miteinander zusammen", sagt er, daß ihre meisten<lb/> Entwickelungen gemeinsame sind, welche nur bei dem einen Volke früher,<lb/> stärker, glücklicher durchgeführt werden, als bei dem andern. So liegt denn<lb/> auch der Schwerpunkt der volkswirtschaftlichen Doctrin während der beinahe<lb/> fünf Jahrhunderte, die wir zu durchwandern haben, nur in wenigen kurzen<lb/> Menschenaltern innerhalb Deutschlands selbst. Wir müssen deßhalb, um<lb/> unsern Gegenstand wirklich zu verstehen, immer auch die Literatur desjenigen<lb/> fremden Volkes berücksichtigen, in welchem jeweilig der Schwerpunkt liegt:<lb/> also bald die italienische, ganz besonders aber die englische." So wird sein<lb/> Buch in demselben Sinne, wie die Geschichte und Literatur der Staatswissen¬<lb/> schaften Mohl's auch zu einem gemeinsamen Schatz aller der Völker werden, deren<lb/> wirthschaftliche Theorien darin dargelegt sind. Denn kein uns bekanntes Buch<lb/> enthält sie im wirklich historischen Sinne vollständiger und klarer als dieses.<lb/> Selbstverständlich wäre der Umfang des Buches unendlich geworden und hätte<lb/> dessen ganzer Plan seine conclure Deutlichkeit verloren, wenn der Verfasser,<lb/> der die Geschichte der deutschen Nationalökonomik schreiben wollte, sich etwa<lb/> veranlaßt gesehen hätte, bei jedem fremden Autor, den er erwähnen muß, nun<lb/> auch die wirthschaftlichen Doctrinen der Nation auf- und abwärts zu ver¬<lb/> folgen; oder diejenigen, die über die Männer wie Colbert, Hume, Steuart,<lb/> Ad. Smith noch gar nichts wissen, von Grund aus über dieselben zu belehren,<lb/> Daß dies Roscher's Absicht nicht gewesen ist, auch nicht sein konnte, erklärt<lb/> er selbst bestimmt in seiner Vorrede. Aber um so förderlicher nur ist die<lb/> knappe, klare und — wir wiederholen mit Absicht das Wort, die echt histo¬<lb/> rische Darlegung der Theorien dieser großen Denker, die nur den Zweck ver¬<lb/> folgt, im Studium der deutschen Nationalökonomik mit geschichtlicher Präciston<lb/> den Leser zu orientiren. Daß Röscher die historische Würdigung der außer¬<lb/> deutschen Nationalökonomik mit der größten Gerechtigkeit übt, geht daraus<lb/> hervor, daß er bei unbefangener geschichtlicher Vergleichung aller volkswirthschaft-<lb/> lichen Hauptliteraturen zu dem — seinen Hörern und Schülern freilich längst<lb/> bekannten — Ergebniß auch hier gelangt, „daß zwar die englische auf<lb/> unserm Gebiete ähnlich hervorragt, wie etwa aus dem Gebiete der neueren<lb/> Kunstgeschichte die Malerei der Italiener; daß aber die Nationalökonomik der<lb/> Deutschen im Ganzen hinter der französischen und italienischen durchaus nicht<lb/> zurücksteht."</p><lb/> <p xml:id="ID_1099" next="#ID_1100"> Es kann unmöglich Zweck dieser Zeilen sein, im Einzelnen zu verfolgen,<lb/> in welch großem Sinne Röscher diese Aufgabe gelöst hat. Eine Arbeit, die<lb/> dieses Ziel sich steckte, müßte nahezu so umfangreich ausfallen, wie das Buch<lb/> selbst — und — was die Hauptsache ist — es giebt wenig Leute in Deutsch'<lb/> land, und der Verfasser rechnet sich keineswegs zu ihnen, die der Aufgabe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
nißreichste Darlegung gefunden hat. „Die germanischen und romanischen
Völker hängen so tausendfach miteinander zusammen", sagt er, daß ihre meisten
Entwickelungen gemeinsame sind, welche nur bei dem einen Volke früher,
stärker, glücklicher durchgeführt werden, als bei dem andern. So liegt denn
auch der Schwerpunkt der volkswirtschaftlichen Doctrin während der beinahe
fünf Jahrhunderte, die wir zu durchwandern haben, nur in wenigen kurzen
Menschenaltern innerhalb Deutschlands selbst. Wir müssen deßhalb, um
unsern Gegenstand wirklich zu verstehen, immer auch die Literatur desjenigen
fremden Volkes berücksichtigen, in welchem jeweilig der Schwerpunkt liegt:
also bald die italienische, ganz besonders aber die englische." So wird sein
Buch in demselben Sinne, wie die Geschichte und Literatur der Staatswissen¬
schaften Mohl's auch zu einem gemeinsamen Schatz aller der Völker werden, deren
wirthschaftliche Theorien darin dargelegt sind. Denn kein uns bekanntes Buch
enthält sie im wirklich historischen Sinne vollständiger und klarer als dieses.
Selbstverständlich wäre der Umfang des Buches unendlich geworden und hätte
dessen ganzer Plan seine conclure Deutlichkeit verloren, wenn der Verfasser,
der die Geschichte der deutschen Nationalökonomik schreiben wollte, sich etwa
veranlaßt gesehen hätte, bei jedem fremden Autor, den er erwähnen muß, nun
auch die wirthschaftlichen Doctrinen der Nation auf- und abwärts zu ver¬
folgen; oder diejenigen, die über die Männer wie Colbert, Hume, Steuart,
Ad. Smith noch gar nichts wissen, von Grund aus über dieselben zu belehren,
Daß dies Roscher's Absicht nicht gewesen ist, auch nicht sein konnte, erklärt
er selbst bestimmt in seiner Vorrede. Aber um so förderlicher nur ist die
knappe, klare und — wir wiederholen mit Absicht das Wort, die echt histo¬
rische Darlegung der Theorien dieser großen Denker, die nur den Zweck ver¬
folgt, im Studium der deutschen Nationalökonomik mit geschichtlicher Präciston
den Leser zu orientiren. Daß Röscher die historische Würdigung der außer¬
deutschen Nationalökonomik mit der größten Gerechtigkeit übt, geht daraus
hervor, daß er bei unbefangener geschichtlicher Vergleichung aller volkswirthschaft-
lichen Hauptliteraturen zu dem — seinen Hörern und Schülern freilich längst
bekannten — Ergebniß auch hier gelangt, „daß zwar die englische auf
unserm Gebiete ähnlich hervorragt, wie etwa aus dem Gebiete der neueren
Kunstgeschichte die Malerei der Italiener; daß aber die Nationalökonomik der
Deutschen im Ganzen hinter der französischen und italienischen durchaus nicht
zurücksteht."
Es kann unmöglich Zweck dieser Zeilen sein, im Einzelnen zu verfolgen,
in welch großem Sinne Röscher diese Aufgabe gelöst hat. Eine Arbeit, die
dieses Ziel sich steckte, müßte nahezu so umfangreich ausfallen, wie das Buch
selbst — und — was die Hauptsache ist — es giebt wenig Leute in Deutsch'
land, und der Verfasser rechnet sich keineswegs zu ihnen, die der Aufgabe
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