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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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thümliche Taktik, jeden andern Köter im Kampf unterzukriegen. Sie ließ sich
erst abwalken und herumzerren, beißen, zwei bis dreimal über die Schulter
schmeißen von seinem Gegner, bis sie -- auf einmal den andern Hund beim
Gelenke seines Hinterbeines kriegte und dran hängen blieb wie angefroren.
..Er kaute nicht, verstehen Sie wohl, sondern biß sich nur fest und hing dran, bis
sie den Schwamm in die Höhe warfen, und wenn es ein Jahr gedauert hätte.
Smiley gewann mit diesem Hunde immer, bis er einmal auf ihn gegen
einen andern wetten that, der keine Hinterbeine hatte, weil sie ihm von einer
Kreissäge abgeschnitten worden waren, und als die Geschichte lange genug
gedauert hatte und das Geld alle gesetzt war, und Andrew Jackson seinen
Leibbiß thun wollte, da sah er im Augenblick, wie er betrogen war, und wie
ihn der andere Hund, so zu sagen, in der Klemme hatte, und so verlor er
die Courage und gab sich keine Mühe mehr, zu gewinnen und wurde zuletzt
garstig abgeführt. Er warf Smiley einen Blick zu, wie wenn er sagen wollte,
sein Herz wäre gebrochen, und er wäre Schuld daran, da er ihm einen Hund
gegenüber gestellt hätte, der keine Hinterbeine nicht hätte, an die er sich halten
könnte, was doch das wäre, worauf er sich beim Losgehen hauptsächlich ver¬
lassen thäte. Und dann hinkte er ein Stück fort, legte sich nieder und starb.
Es war ein guter Hund, dieser Andrew Jackson, und er würde sich einen
tarnen gemacht haben, wenn er leben geblieben wäre; denn das Zeug dazu
hatte er und Genie auch -- ich weiß das, obschon er keine Gelegenheit nicht
gehabt hat, davon zu sprechen. Es macht mich immer traurig, wenn ich an
diese seine letzte Bataille denke, und an die Art. wie sie ablief.

Das wunderbarste Thier aber, das Ilm Smiley zu Wettsiegen ab¬
gerichtet hatte, und das seine ganze Erziehung ausschließlich seinen pädagogi¬
schen Talenten verdankte, war ein Frosch. Er that an die drei Monate lang
nichts, als daß er in seinem Hinterhofe saß und diesem Frosche das Hüpfen
^nec. Na und ob er's ihm lernen that! Er gab ihm einen kleinen Schubs
hinten, und in der nächsten Minute sah man, daß der Frosch wie ein Pfann.
^chen in der Luft wirbelte, einen Purzelbaum oder, wenn er richtig aus¬
geholt hatte, ein paar schlug und dann ganz ordentlich wieder auf die Beine
kam wie eine Katze. Er richtete ihn so auf den Fliegenfang ab und exercirte
so fleißig darauf ein, daß er jedesmal seine Fliege wegschnappte, sobald
°r eine vor sich sah. Smiley sagte, Alles was ein Frosch brauchen thäte,
wäre Erziehung, dann könnte er fast Alles fertig kriegen, und ich glaube
ihm. Sie haben in Ihrem Leben keinen Frosch nicht gesehen, der so bescheiden
Und geradezu gewesen wäre. Und wenn sich's um den Weitsprung auf einer
Fläche handelte, so kam er mit einem Satze viel weiter als sonst ein Vieh
von seiner Sippschaft, das man sehen konnte. Weitsprung auf ebnem Boden,
^s war seine Hauptforce, und wenn es dazu kam. so setzte Smiley Geld


thümliche Taktik, jeden andern Köter im Kampf unterzukriegen. Sie ließ sich
erst abwalken und herumzerren, beißen, zwei bis dreimal über die Schulter
schmeißen von seinem Gegner, bis sie — auf einmal den andern Hund beim
Gelenke seines Hinterbeines kriegte und dran hängen blieb wie angefroren.
..Er kaute nicht, verstehen Sie wohl, sondern biß sich nur fest und hing dran, bis
sie den Schwamm in die Höhe warfen, und wenn es ein Jahr gedauert hätte.
Smiley gewann mit diesem Hunde immer, bis er einmal auf ihn gegen
einen andern wetten that, der keine Hinterbeine hatte, weil sie ihm von einer
Kreissäge abgeschnitten worden waren, und als die Geschichte lange genug
gedauert hatte und das Geld alle gesetzt war, und Andrew Jackson seinen
Leibbiß thun wollte, da sah er im Augenblick, wie er betrogen war, und wie
ihn der andere Hund, so zu sagen, in der Klemme hatte, und so verlor er
die Courage und gab sich keine Mühe mehr, zu gewinnen und wurde zuletzt
garstig abgeführt. Er warf Smiley einen Blick zu, wie wenn er sagen wollte,
sein Herz wäre gebrochen, und er wäre Schuld daran, da er ihm einen Hund
gegenüber gestellt hätte, der keine Hinterbeine nicht hätte, an die er sich halten
könnte, was doch das wäre, worauf er sich beim Losgehen hauptsächlich ver¬
lassen thäte. Und dann hinkte er ein Stück fort, legte sich nieder und starb.
Es war ein guter Hund, dieser Andrew Jackson, und er würde sich einen
tarnen gemacht haben, wenn er leben geblieben wäre; denn das Zeug dazu
hatte er und Genie auch — ich weiß das, obschon er keine Gelegenheit nicht
gehabt hat, davon zu sprechen. Es macht mich immer traurig, wenn ich an
diese seine letzte Bataille denke, und an die Art. wie sie ablief.

Das wunderbarste Thier aber, das Ilm Smiley zu Wettsiegen ab¬
gerichtet hatte, und das seine ganze Erziehung ausschließlich seinen pädagogi¬
schen Talenten verdankte, war ein Frosch. Er that an die drei Monate lang
nichts, als daß er in seinem Hinterhofe saß und diesem Frosche das Hüpfen
^nec. Na und ob er's ihm lernen that! Er gab ihm einen kleinen Schubs
hinten, und in der nächsten Minute sah man, daß der Frosch wie ein Pfann.
^chen in der Luft wirbelte, einen Purzelbaum oder, wenn er richtig aus¬
geholt hatte, ein paar schlug und dann ganz ordentlich wieder auf die Beine
kam wie eine Katze. Er richtete ihn so auf den Fliegenfang ab und exercirte
so fleißig darauf ein, daß er jedesmal seine Fliege wegschnappte, sobald
°r eine vor sich sah. Smiley sagte, Alles was ein Frosch brauchen thäte,
wäre Erziehung, dann könnte er fast Alles fertig kriegen, und ich glaube
ihm. Sie haben in Ihrem Leben keinen Frosch nicht gesehen, der so bescheiden
Und geradezu gewesen wäre. Und wenn sich's um den Weitsprung auf einer
Fläche handelte, so kam er mit einem Satze viel weiter als sonst ein Vieh
von seiner Sippschaft, das man sehen konnte. Weitsprung auf ebnem Boden,
^s war seine Hauptforce, und wenn es dazu kam. so setzte Smiley Geld


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[0313] thümliche Taktik, jeden andern Köter im Kampf unterzukriegen. Sie ließ sich erst abwalken und herumzerren, beißen, zwei bis dreimal über die Schulter schmeißen von seinem Gegner, bis sie — auf einmal den andern Hund beim Gelenke seines Hinterbeines kriegte und dran hängen blieb wie angefroren. ..Er kaute nicht, verstehen Sie wohl, sondern biß sich nur fest und hing dran, bis sie den Schwamm in die Höhe warfen, und wenn es ein Jahr gedauert hätte. Smiley gewann mit diesem Hunde immer, bis er einmal auf ihn gegen einen andern wetten that, der keine Hinterbeine hatte, weil sie ihm von einer Kreissäge abgeschnitten worden waren, und als die Geschichte lange genug gedauert hatte und das Geld alle gesetzt war, und Andrew Jackson seinen Leibbiß thun wollte, da sah er im Augenblick, wie er betrogen war, und wie ihn der andere Hund, so zu sagen, in der Klemme hatte, und so verlor er die Courage und gab sich keine Mühe mehr, zu gewinnen und wurde zuletzt garstig abgeführt. Er warf Smiley einen Blick zu, wie wenn er sagen wollte, sein Herz wäre gebrochen, und er wäre Schuld daran, da er ihm einen Hund gegenüber gestellt hätte, der keine Hinterbeine nicht hätte, an die er sich halten könnte, was doch das wäre, worauf er sich beim Losgehen hauptsächlich ver¬ lassen thäte. Und dann hinkte er ein Stück fort, legte sich nieder und starb. Es war ein guter Hund, dieser Andrew Jackson, und er würde sich einen tarnen gemacht haben, wenn er leben geblieben wäre; denn das Zeug dazu hatte er und Genie auch — ich weiß das, obschon er keine Gelegenheit nicht gehabt hat, davon zu sprechen. Es macht mich immer traurig, wenn ich an diese seine letzte Bataille denke, und an die Art. wie sie ablief. Das wunderbarste Thier aber, das Ilm Smiley zu Wettsiegen ab¬ gerichtet hatte, und das seine ganze Erziehung ausschließlich seinen pädagogi¬ schen Talenten verdankte, war ein Frosch. Er that an die drei Monate lang nichts, als daß er in seinem Hinterhofe saß und diesem Frosche das Hüpfen ^nec. Na und ob er's ihm lernen that! Er gab ihm einen kleinen Schubs hinten, und in der nächsten Minute sah man, daß der Frosch wie ein Pfann. ^chen in der Luft wirbelte, einen Purzelbaum oder, wenn er richtig aus¬ geholt hatte, ein paar schlug und dann ganz ordentlich wieder auf die Beine kam wie eine Katze. Er richtete ihn so auf den Fliegenfang ab und exercirte so fleißig darauf ein, daß er jedesmal seine Fliege wegschnappte, sobald °r eine vor sich sah. Smiley sagte, Alles was ein Frosch brauchen thäte, wäre Erziehung, dann könnte er fast Alles fertig kriegen, und ich glaube ihm. Sie haben in Ihrem Leben keinen Frosch nicht gesehen, der so bescheiden Und geradezu gewesen wäre. Und wenn sich's um den Weitsprung auf einer Fläche handelte, so kam er mit einem Satze viel weiter als sonst ein Vieh von seiner Sippschaft, das man sehen konnte. Weitsprung auf ebnem Boden, ^s war seine Hauptforce, und wenn es dazu kam. so setzte Smiley Geld

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/313>, abgerufen am 28.07.2024.