Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.[Beginn Spaltensatz]
"Die Ditmarschen machten da einen Bund, [Spaltenumbruch]
Sie legten Marienburg in den Grund, Sie wollten nirgends mehr Schlösser leiden, Wenn die Holsten kämen, daß sie nicht konnten draus streiten." "So ist es geblieben zehn Jahr in gutem [Ende Spaltensatz]
Bestand. Der eine möcht' besuchen des andern Land In einem guten Frieden wohl gelitten; Daß sie so stets in Ruhe säßen, das war ihr Bitten." -- Mit der Friedensliebe der Ditmarsen scheint es aber nicht weit her ge¬ Seit dem Tode Adolf VIII. (Dezember 1489), mit welchem der Mannes¬ [Beginn Spaltensatz]
„Die Ditmarschen machten da einen Bund, [Spaltenumbruch]
Sie legten Marienburg in den Grund, Sie wollten nirgends mehr Schlösser leiden, Wenn die Holsten kämen, daß sie nicht konnten draus streiten." „So ist es geblieben zehn Jahr in gutem [Ende Spaltensatz]
Bestand. Der eine möcht' besuchen des andern Land In einem guten Frieden wohl gelitten; Daß sie so stets in Ruhe säßen, das war ihr Bitten." — Mit der Friedensliebe der Ditmarsen scheint es aber nicht weit her ge¬ Seit dem Tode Adolf VIII. (Dezember 1489), mit welchem der Mannes¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132431"/> <cb type="start"/> <lg xml:id="POEMID_37" prev="#POEMID_36" type="poem" next="#POEMID_38"> <l> „Die Ditmarschen machten da einen Bund,<lb/> Sie legten Marienburg in den Grund,<lb/> Sie wollten nirgends mehr Schlösser leiden,<lb/> Wenn die Holsten kämen, daß sie nicht<lb/> konnten draus streiten."</l> </lg> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_38" prev="#POEMID_37" type="poem"> <l> „So ist es geblieben zehn Jahr in gutem<lb/> Bestand.<lb/> Der eine möcht' besuchen des andern Land<lb/> In einem guten Frieden wohl gelitten;<lb/> Daß sie so stets in Ruhe säßen, das<lb/> war ihr Bitten." —</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_668"> Mit der Friedensliebe der Ditmarsen scheint es aber nicht weit her ge¬<lb/> wesen zu sein, doch wurden sie auch durch die andauernd bedrohliche Haltung<lb/> der Gegner zur Offensive gedrängt. Zehn Jahre später, 1414, fielen sie ins<lb/> Holsteinsche ein. wurden aber zurückgeschlagen. Sie wiederholten indeß ihre<lb/> Einfälle und fingen 1431 sogar mit Hamburg Fehde an. Als 1434 Feind¬<lb/> schaft zwischen den einzelnen Landgemeinden entstand, und sich die Republik<lb/> in zwei Parteien zu spalten drohte, vermittelten indische und hamburgische<lb/> Abgesandte den Frieden, der nun länger als 40 Jahre dauerte. — Mit dem<lb/> letzten Viertel des Jahrhunderts aber zog sich über dem muthigen Völkchen<lb/> ein Ungewitter zusammen, das an Furchtbarkeit alle frühern Bedrängnisse<lb/> übertraf.</p><lb/> <p xml:id="ID_669"> Seit dem Tode Adolf VIII. (Dezember 1489), mit welchem der Mannes¬<lb/> stamm des Schleswig-holsteinschen Hauses ausstarb, war dessen Schwiegersohn,<lb/> König Christian I. von Dänemark, gewählter Landesherr von Schleswig und<lb/> Holstein und damit unmittelbarer Nachbar der Ditmarsen. In ihm erwuchs<lb/> dem Lande ein Feind, der durch militärische Macht und politische Verbin¬<lb/> dungen gefährlicher war als alle früheren. Christian war ein eifriger Partei¬<lb/> gänger derjenigen politischen Richtung, die in Ludwig XI. und Karl dem<lb/> Kühnen damals ihre Hauptvertreter fand, während ihr im Reich besonders<lb/> Ntarkgraf Albrecht Achilles und Herzog Albrecht von Sachsen folgten. Die<lb/> Bestrebungen dieser Partei, deren Glieder in engen, freundschaftlichen und<lb/> diplomatischen Verbindungen standen, gingen hauptsächlich auf Hebung und<lb/> Erweiterung fürstlicher Macht und Unterdrückung der alten Freiheiten des<lb/> Adels, der Städte und der Landgemeinden. Im Zusammenhange damit stand<lb/> es, daß der Kaiser im Jahre 1473 eine Urkunde ausstellte, durch welche Ditmar¬<lb/> schen für heimgefallenes Reichslehen erklärt und dem Könige von Dänemark<lb/> ^gesprochen wurde. Im folgenden Jahre unternahm Christian eine Reise<lb/> Aaas Rom und erreichte bei einer Zusammenkunft mit Friedrich III. zu<lb/> ^otenburg a. d. Tauber, daß die Grafschaften Holstein und Stormarn nebst<lb/> ^rü „ihnen incorporirten" Ditmarschen zum Herzogthum erhoben und ihm<lb/> ^uff neue feierlich zugesichert wurden. Aber die Ditmarsen weigerten sich,<lb/> den Huldigungseid zu leisten, indem sie geltend machten, daß sie an das<lb/> ^se zu Bremen gehörten, und der wankelmüthige Kaiser erklärte schließlich.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0209]
„Die Ditmarschen machten da einen Bund,
Sie legten Marienburg in den Grund,
Sie wollten nirgends mehr Schlösser leiden,
Wenn die Holsten kämen, daß sie nicht
konnten draus streiten."
„So ist es geblieben zehn Jahr in gutem
Bestand.
Der eine möcht' besuchen des andern Land
In einem guten Frieden wohl gelitten;
Daß sie so stets in Ruhe säßen, das
war ihr Bitten." —
Mit der Friedensliebe der Ditmarsen scheint es aber nicht weit her ge¬
wesen zu sein, doch wurden sie auch durch die andauernd bedrohliche Haltung
der Gegner zur Offensive gedrängt. Zehn Jahre später, 1414, fielen sie ins
Holsteinsche ein. wurden aber zurückgeschlagen. Sie wiederholten indeß ihre
Einfälle und fingen 1431 sogar mit Hamburg Fehde an. Als 1434 Feind¬
schaft zwischen den einzelnen Landgemeinden entstand, und sich die Republik
in zwei Parteien zu spalten drohte, vermittelten indische und hamburgische
Abgesandte den Frieden, der nun länger als 40 Jahre dauerte. — Mit dem
letzten Viertel des Jahrhunderts aber zog sich über dem muthigen Völkchen
ein Ungewitter zusammen, das an Furchtbarkeit alle frühern Bedrängnisse
übertraf.
Seit dem Tode Adolf VIII. (Dezember 1489), mit welchem der Mannes¬
stamm des Schleswig-holsteinschen Hauses ausstarb, war dessen Schwiegersohn,
König Christian I. von Dänemark, gewählter Landesherr von Schleswig und
Holstein und damit unmittelbarer Nachbar der Ditmarsen. In ihm erwuchs
dem Lande ein Feind, der durch militärische Macht und politische Verbin¬
dungen gefährlicher war als alle früheren. Christian war ein eifriger Partei¬
gänger derjenigen politischen Richtung, die in Ludwig XI. und Karl dem
Kühnen damals ihre Hauptvertreter fand, während ihr im Reich besonders
Ntarkgraf Albrecht Achilles und Herzog Albrecht von Sachsen folgten. Die
Bestrebungen dieser Partei, deren Glieder in engen, freundschaftlichen und
diplomatischen Verbindungen standen, gingen hauptsächlich auf Hebung und
Erweiterung fürstlicher Macht und Unterdrückung der alten Freiheiten des
Adels, der Städte und der Landgemeinden. Im Zusammenhange damit stand
es, daß der Kaiser im Jahre 1473 eine Urkunde ausstellte, durch welche Ditmar¬
schen für heimgefallenes Reichslehen erklärt und dem Könige von Dänemark
^gesprochen wurde. Im folgenden Jahre unternahm Christian eine Reise
Aaas Rom und erreichte bei einer Zusammenkunft mit Friedrich III. zu
^otenburg a. d. Tauber, daß die Grafschaften Holstein und Stormarn nebst
^rü „ihnen incorporirten" Ditmarschen zum Herzogthum erhoben und ihm
^uff neue feierlich zugesichert wurden. Aber die Ditmarsen weigerten sich,
den Huldigungseid zu leisten, indem sie geltend machten, daß sie an das
^se zu Bremen gehörten, und der wankelmüthige Kaiser erklärte schließlich.
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