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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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und Tonverbindungen im Einzelnen, und durch den frappanten, an den ge¬
stiefelten und gespornten feierlichen Schritt der Soldaten erinnernden Rhythmus
im Ganzen! Die sinnliche Lebendigkeit wird unterstützt durch Wiederho¬
lung ein und desselben Wortes (not in Ser. I V. 1 u. 3. -- bu-
rieä in I, 4 und II, 1. -- tdouzzlit in IV, 4 und V, 1. --), durch
Allitteration (II, 1. -- II. 3. -- III. 2 und 3. -- VII, 1. -- VIII.
1 und 2.) durch Färbung des Vocalismus (I. 1. -- V, 4. --
VI, 1. -- VII, 2 und 3. -- VIII. 4.) und endlich durch die gleitenden
Reime in Strophe III und VI. All diese einzelnen Schönheiten des Ori¬
ginals vermag der Uebersetzer, der mit Wohllaut Treue vereinen will, nur theil¬
weise nachzubilden.

Dem gewaltigen Totaleindrucke des Gedichts vermag sich bei einem
einigermaßen guten Vortrage auch der flüchtige Hörer nicht zu entziehen, aber
die einzelnen Schönheiten bleiben ihm natürlich verborgen. Und doch habe
ich in keinem englischen -- auch in den "Remains" nicht -- und keinem
deutschen Buche etwas gefunden, das nur annähernd den Namen einer Cha¬
rakteristik oder Analyse des Gedichtes verdiente. In Deutschland ist es oft
genug, aber meist sehr mangelhaft übersetzt worden; eingehend besprochen und
gewürdigt scheint es von niemand zu sein. Eine fast tragikomische Wirkung
macht es, wenn Boden se ete von seinem Mirza - Schafft), dem pseudo-
tran skaukasischen Dichter des Epikurismus berichtet*): "Einige Lie¬
der von Thomas Moore und Lord Byron machten ihm große Freude und
waren ihm verständlich, ohne daß es eines Commentars dazu bedürfte. Einen
gewaltigen Eindruck auf ihn machte das wunderbar schöne Gedicht von
Rep. C. Wolfe: 5sol a al um >pas Ils^in, not a. t'uueral not" ete. Nicht
so gut ging es mit Uhland und Geibel".




Me Holdausfuhr und die Wünzreform.
Bon Max Wirth.

Indem wir in der nachfolgenden Untersuchung die wahre Ursache der
starken Goldausfuhr, unter welcher Deutschland seit einiger Zeit zu leiden
hat, so wie die einzigen Mittel, um diesem Uebelstande abzuhelfen, darzulegen
uns bemühen, werden wir zugleich die damit zusammenhängende Geld-



") Im 22. Capitel von "Tausend und ein Tag im Orient"; Bodenstedt's "Gesammelte
Schriften". k.Bd. II. (Berlin 1865) S. 77.

und Tonverbindungen im Einzelnen, und durch den frappanten, an den ge¬
stiefelten und gespornten feierlichen Schritt der Soldaten erinnernden Rhythmus
im Ganzen! Die sinnliche Lebendigkeit wird unterstützt durch Wiederho¬
lung ein und desselben Wortes (not in Ser. I V. 1 u. 3. — bu-
rieä in I, 4 und II, 1. — tdouzzlit in IV, 4 und V, 1. —), durch
Allitteration (II, 1. — II. 3. — III. 2 und 3. — VII, 1. — VIII.
1 und 2.) durch Färbung des Vocalismus (I. 1. — V, 4. —
VI, 1. — VII, 2 und 3. — VIII. 4.) und endlich durch die gleitenden
Reime in Strophe III und VI. All diese einzelnen Schönheiten des Ori¬
ginals vermag der Uebersetzer, der mit Wohllaut Treue vereinen will, nur theil¬
weise nachzubilden.

Dem gewaltigen Totaleindrucke des Gedichts vermag sich bei einem
einigermaßen guten Vortrage auch der flüchtige Hörer nicht zu entziehen, aber
die einzelnen Schönheiten bleiben ihm natürlich verborgen. Und doch habe
ich in keinem englischen — auch in den „Remains" nicht — und keinem
deutschen Buche etwas gefunden, das nur annähernd den Namen einer Cha¬
rakteristik oder Analyse des Gedichtes verdiente. In Deutschland ist es oft
genug, aber meist sehr mangelhaft übersetzt worden; eingehend besprochen und
gewürdigt scheint es von niemand zu sein. Eine fast tragikomische Wirkung
macht es, wenn Boden se ete von seinem Mirza - Schafft), dem pseudo-
tran skaukasischen Dichter des Epikurismus berichtet*): „Einige Lie¬
der von Thomas Moore und Lord Byron machten ihm große Freude und
waren ihm verständlich, ohne daß es eines Commentars dazu bedürfte. Einen
gewaltigen Eindruck auf ihn machte das wunderbar schöne Gedicht von
Rep. C. Wolfe: 5sol a al um >pas Ils^in, not a. t'uueral not« ete. Nicht
so gut ging es mit Uhland und Geibel".




Me Holdausfuhr und die Wünzreform.
Bon Max Wirth.

Indem wir in der nachfolgenden Untersuchung die wahre Ursache der
starken Goldausfuhr, unter welcher Deutschland seit einiger Zeit zu leiden
hat, so wie die einzigen Mittel, um diesem Uebelstande abzuhelfen, darzulegen
uns bemühen, werden wir zugleich die damit zusammenhängende Geld-



") Im 22. Capitel von „Tausend und ein Tag im Orient"; Bodenstedt's „Gesammelte
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[0144] und Tonverbindungen im Einzelnen, und durch den frappanten, an den ge¬ stiefelten und gespornten feierlichen Schritt der Soldaten erinnernden Rhythmus im Ganzen! Die sinnliche Lebendigkeit wird unterstützt durch Wiederho¬ lung ein und desselben Wortes (not in Ser. I V. 1 u. 3. — bu- rieä in I, 4 und II, 1. — tdouzzlit in IV, 4 und V, 1. —), durch Allitteration (II, 1. — II. 3. — III. 2 und 3. — VII, 1. — VIII. 1 und 2.) durch Färbung des Vocalismus (I. 1. — V, 4. — VI, 1. — VII, 2 und 3. — VIII. 4.) und endlich durch die gleitenden Reime in Strophe III und VI. All diese einzelnen Schönheiten des Ori¬ ginals vermag der Uebersetzer, der mit Wohllaut Treue vereinen will, nur theil¬ weise nachzubilden. Dem gewaltigen Totaleindrucke des Gedichts vermag sich bei einem einigermaßen guten Vortrage auch der flüchtige Hörer nicht zu entziehen, aber die einzelnen Schönheiten bleiben ihm natürlich verborgen. Und doch habe ich in keinem englischen — auch in den „Remains" nicht — und keinem deutschen Buche etwas gefunden, das nur annähernd den Namen einer Cha¬ rakteristik oder Analyse des Gedichtes verdiente. In Deutschland ist es oft genug, aber meist sehr mangelhaft übersetzt worden; eingehend besprochen und gewürdigt scheint es von niemand zu sein. Eine fast tragikomische Wirkung macht es, wenn Boden se ete von seinem Mirza - Schafft), dem pseudo- tran skaukasischen Dichter des Epikurismus berichtet*): „Einige Lie¬ der von Thomas Moore und Lord Byron machten ihm große Freude und waren ihm verständlich, ohne daß es eines Commentars dazu bedürfte. Einen gewaltigen Eindruck auf ihn machte das wunderbar schöne Gedicht von Rep. C. Wolfe: 5sol a al um >pas Ils^in, not a. t'uueral not« ete. Nicht so gut ging es mit Uhland und Geibel". Me Holdausfuhr und die Wünzreform. Bon Max Wirth. Indem wir in der nachfolgenden Untersuchung die wahre Ursache der starken Goldausfuhr, unter welcher Deutschland seit einiger Zeit zu leiden hat, so wie die einzigen Mittel, um diesem Uebelstande abzuhelfen, darzulegen uns bemühen, werden wir zugleich die damit zusammenhängende Geld- ") Im 22. Capitel von „Tausend und ein Tag im Orient"; Bodenstedt's „Gesammelte Schriften". k.Bd. II. (Berlin 1865) S. 77.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/144>, abgerufen am 28.12.2024.