Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.[Beginn Spaltensatz]
Man zog dem Grafen in sein Land, Schlösser und Stadt' man ihm verbrannt; Nomont wollt' nicht stille sitzen. Ein Schweißbad hat man ihm gemacht, Wär' er darin gewest über Nacht, Er hätte müssen schwitzen. Die Eidgenossen heischen von ihm kein Brot, Wiewohl er sie für Bettler hält; Sie lassen sich nicht abschrecken. [Spaltenumbruch] Man trieb mit ihnen Schachzabelspiel; [Ende Spaltensatz]
Der Bauern hat er verloren viel, Die Hut ist ihm zerbrochen; Seine Thürme mochten nichts verfah'n, Seine Ritter sah man traurig Stahr, schachmatt ist ihm gesprochen. Ihr' Bettelstab' sind Speer und Spieß, Die Sack' stößt man ihm in's Gebiß, Die Speise will nicht schmecken. Der Zug gegen Murten war die letzte ernstliche Kraftanstrengung des [Beginn Spaltensatz]
Man zog dem Grafen in sein Land, Schlösser und Stadt' man ihm verbrannt; Nomont wollt' nicht stille sitzen. Ein Schweißbad hat man ihm gemacht, Wär' er darin gewest über Nacht, Er hätte müssen schwitzen. Die Eidgenossen heischen von ihm kein Brot, Wiewohl er sie für Bettler hält; Sie lassen sich nicht abschrecken. [Spaltenumbruch] Man trieb mit ihnen Schachzabelspiel; [Ende Spaltensatz]
Der Bauern hat er verloren viel, Die Hut ist ihm zerbrochen; Seine Thürme mochten nichts verfah'n, Seine Ritter sah man traurig Stahr, schachmatt ist ihm gesprochen. Ihr' Bettelstab' sind Speer und Spieß, Die Sack' stößt man ihm in's Gebiß, Die Speise will nicht schmecken. Der Zug gegen Murten war die letzte ernstliche Kraftanstrengung des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132216"/> <cb type="start"/> <lg xml:id="POEMID_161" prev="#POEMID_160" type="poem" next="#POEMID_162"> <l> Man zog dem Grafen in sein Land,<lb/> Schlösser und Stadt' man ihm verbrannt;<lb/> Nomont wollt' nicht stille sitzen.<lb/> Ein Schweißbad hat man ihm gemacht,<lb/> Wär' er darin gewest über Nacht,<lb/> Er hätte müssen schwitzen.<lb/> Die Eidgenossen heischen von ihm kein Brot,<lb/> Wiewohl er sie für Bettler hält;<lb/> Sie lassen sich nicht abschrecken.</l> </lg><lb/> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_162" prev="#POEMID_161" type="poem"> <l> Man trieb mit ihnen Schachzabelspiel;<lb/> Der Bauern hat er verloren viel,<lb/> Die Hut ist ihm zerbrochen;<lb/> Seine Thürme mochten nichts verfah'n,<lb/> Seine Ritter sah man traurig Stahr,<lb/> schachmatt ist ihm gesprochen.<lb/> Ihr' Bettelstab' sind Speer und Spieß,<lb/> Die Sack' stößt man ihm in's Gebiß,<lb/> Die Speise will nicht schmecken.</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1724" next="#ID_1725"> Der Zug gegen Murten war die letzte ernstliche Kraftanstrengung des<lb/> Herzogs. Die Verhandlungen, welche demnächst eingeleitet wurden, führten<lb/> zu keinem Ziel, obwohl der Kaiser und der Papst sich im Interesse des Bur¬<lb/> gunders verwandten. Er stand jetzt ganz isolirt. Selbst seine Stände in den<lb/> Niederlanden und Burgund weigerten sich, Mittel und Mannschaften zur<lb/> Fortführung des hoffnungslosen Kampfes zu bewilligen. Dennoch brachte er<lb/> von neuem eine Armee zusammen, freilich minder zahlreich und nicht so gut<lb/> gerüstet als die früheren. Gegen den Bund, das sah er ein, konnte er den<lb/> Angriffskrieg nicht wieder aufnehmen. Er wandte sich gegen den Herzog von<lb/> Lothringen, der inzwischen sein Land wieder gewonnen hatte, und legte sich<lb/> im October 1476 vor Ranzig. Herzog Reinhart, von den Grafen von Lei¬<lb/> ningen und von Bieses und einigen französischen Rittern begleitet, eilte per¬<lb/> sönlich nach der Schweiz, um den obern Bund zur Hülfesendung zu bewegen.<lb/> Aber er fand wenig Gehör, besonders die Waldstätte waren nicht dahin zu<lb/> bringen, aus ihrer Defensive herauszutreten. Dagegen erlaubten ihm Zürich<lb/> und Bern in ihrem Gebiet zu werben und begünstigten seine Bemühungen.<lb/> 8000 Kampflustige aus der Eidgenossenschaft sammelten sich um seine Fahnen,<lb/> dazu Zuzüge aus den Städten der obern Vereinigung und von Oesterreich.<lb/> Ende December brach das Heer, das inzwischen auf 16,000 Mann ange¬<lb/> wachsen war, von Basel auf und zog durch das Elsaß, über Lüneville (Ltn-<lb/> stadt) gegen Ranzig. Schwierigkeiten der Verpflegung waren die Veranlassung,<lb/> daß unterwegs allerlei Gewaltsamkeiten gegen die Juden verübt wurden. In<lb/> Se. Nicolas-an-Port, oberhalb Ranzig an der Meurthe, wurde eine burgun¬<lb/> dische Abtheilung aufgehoben. Karl's Heer betrug, nach einer Angabe, nur<lb/> 10,000 Mann und befand sich obenein in einer jämmerlichen Verfassung. Aber<lb/> der Herzog war verständiger Ueberlegung nicht mehr fähig. Er befahl noch<lb/> einen letzten, verzweifelten Sturm gegen die fast ausgehungerte Stadt, und<lb/> als als auch dieser abgeschlagen wurde, ging er am folgenden Morgen, den<lb/> 5. Januar 1477, den Eidgenossen entgegen. Seine Front stand nach Süden,<lb/> sein linker Flügel lehnte sich an die Meurthe. Hier hatte er einen Hohlweg<lb/> mit dreißig Schlangenbüchsen besetzt, aber die Eidgenossen, Bern wieder an<lb/> der Spitze, kamen durch einen Flankenmarsch, zum Theil durch das Wasser,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Man zog dem Grafen in sein Land,
Schlösser und Stadt' man ihm verbrannt;
Nomont wollt' nicht stille sitzen.
Ein Schweißbad hat man ihm gemacht,
Wär' er darin gewest über Nacht,
Er hätte müssen schwitzen.
Die Eidgenossen heischen von ihm kein Brot,
Wiewohl er sie für Bettler hält;
Sie lassen sich nicht abschrecken.
Man trieb mit ihnen Schachzabelspiel;
Der Bauern hat er verloren viel,
Die Hut ist ihm zerbrochen;
Seine Thürme mochten nichts verfah'n,
Seine Ritter sah man traurig Stahr,
schachmatt ist ihm gesprochen.
Ihr' Bettelstab' sind Speer und Spieß,
Die Sack' stößt man ihm in's Gebiß,
Die Speise will nicht schmecken.
Der Zug gegen Murten war die letzte ernstliche Kraftanstrengung des
Herzogs. Die Verhandlungen, welche demnächst eingeleitet wurden, führten
zu keinem Ziel, obwohl der Kaiser und der Papst sich im Interesse des Bur¬
gunders verwandten. Er stand jetzt ganz isolirt. Selbst seine Stände in den
Niederlanden und Burgund weigerten sich, Mittel und Mannschaften zur
Fortführung des hoffnungslosen Kampfes zu bewilligen. Dennoch brachte er
von neuem eine Armee zusammen, freilich minder zahlreich und nicht so gut
gerüstet als die früheren. Gegen den Bund, das sah er ein, konnte er den
Angriffskrieg nicht wieder aufnehmen. Er wandte sich gegen den Herzog von
Lothringen, der inzwischen sein Land wieder gewonnen hatte, und legte sich
im October 1476 vor Ranzig. Herzog Reinhart, von den Grafen von Lei¬
ningen und von Bieses und einigen französischen Rittern begleitet, eilte per¬
sönlich nach der Schweiz, um den obern Bund zur Hülfesendung zu bewegen.
Aber er fand wenig Gehör, besonders die Waldstätte waren nicht dahin zu
bringen, aus ihrer Defensive herauszutreten. Dagegen erlaubten ihm Zürich
und Bern in ihrem Gebiet zu werben und begünstigten seine Bemühungen.
8000 Kampflustige aus der Eidgenossenschaft sammelten sich um seine Fahnen,
dazu Zuzüge aus den Städten der obern Vereinigung und von Oesterreich.
Ende December brach das Heer, das inzwischen auf 16,000 Mann ange¬
wachsen war, von Basel auf und zog durch das Elsaß, über Lüneville (Ltn-
stadt) gegen Ranzig. Schwierigkeiten der Verpflegung waren die Veranlassung,
daß unterwegs allerlei Gewaltsamkeiten gegen die Juden verübt wurden. In
Se. Nicolas-an-Port, oberhalb Ranzig an der Meurthe, wurde eine burgun¬
dische Abtheilung aufgehoben. Karl's Heer betrug, nach einer Angabe, nur
10,000 Mann und befand sich obenein in einer jämmerlichen Verfassung. Aber
der Herzog war verständiger Ueberlegung nicht mehr fähig. Er befahl noch
einen letzten, verzweifelten Sturm gegen die fast ausgehungerte Stadt, und
als als auch dieser abgeschlagen wurde, ging er am folgenden Morgen, den
5. Januar 1477, den Eidgenossen entgegen. Seine Front stand nach Süden,
sein linker Flügel lehnte sich an die Meurthe. Hier hatte er einen Hohlweg
mit dreißig Schlangenbüchsen besetzt, aber die Eidgenossen, Bern wieder an
der Spitze, kamen durch einen Flankenmarsch, zum Theil durch das Wasser,
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