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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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bis dahin das ganze Panorama der Berge sich gleichmäßig wie eine einfarbig
dunkle Masse dahin erstreckte, in der nur hin und wieder bei Hellem Mond¬
licht einzelne grelle Lichter und Schatten auftraten, -- während auch die
hellste Dämmerung noch wenig daran zu individualisiren vermochte, so traten
jetzt die einzelnen Gliederungen und Umrisse des Gebirges auf das Deutlichste
hervor; die Vorberge hoben sich ab, und die entfernten Spitzen rückten zurück.
Und diese schöne lebendig gewordene Landschaft war von der zartesten Färbung
Übergossen, röthlich, violett, bläulich und grünlich in allen Nuancen, je nach
der Stärke der Beleuchtung, der Art des Grundes und der Beschaffenheit der
Umgebung."




Zwei Ausgaben der ausgewählten Werke Friedrichs
des Kroßen.

Friedrich's des Großen ausgewählte Werke erscheinen seit
zwei Jahren (bis jetzt die 2 Hälften des 1. Bandes) in einer sehr stattlichen
Ausgabe, ins Deutsche übertragen von Heinrich Merkens und eingeleitet
von Franz Wegele in Würzburg, in Stubers Buchhandlung. Ferner
eine "Volksausgabe" seit Anfang d. I. -- bis jetzt in zwei Bänden -- in
Berlin (Verlag von Siegfried Cronbach). Jeder Versuch, die Werke
des großen Königs dem deutschen Volke nahe zu führen, muß mit Freuden
begrüßt werden. Denn zu lange hat sich das mit kleinstaatlichem Eigen'
dunkel genährte Geschmeiß und die widerliche Halbwissenschaft der sog. Landes¬
kunden darin gefallen, die in Deutschland außerhalb Preußens heranwachsenden
Geschlechter in gehässiger Geringschätzung und Herabwürdigung des "Alten
Fritz" zu erziehen. Viel ist zu vergessen, auszurotten von der dem sog. "reinen
Deutschland" überlieferten Tradition, um dem großen Manne, der vor mehr
als hundert Jahren schon der modernen deutschen Staatsidee Bahn ge'
brochen hat, die Herzen des ganzen deutschen Volkes nach Gebühr zu ge-
winnen. Dieser hohe Zweck kann durch einen getreuen, verständig gesichteten
Auszug seiner Werke am besten erreicht werden. Aber zur Auswahl und
Erläuterung dieser Werke gehört freilich ein tüchtiger Kenner jener Zeit der
Gesckichte überhaupt und der Sprache des Lebens- und Entwickelungsganges
des Königs, insbesondere ein Historiker, der zugleich im Stande ist, die Ent'
Seeburg, die Bedeutung, die Erklärung und Tendenz der einzelnen Werke bei
jedem Anlaß dem Leser klar zu machen, gleichzeitig aber auch vom Stand'


bis dahin das ganze Panorama der Berge sich gleichmäßig wie eine einfarbig
dunkle Masse dahin erstreckte, in der nur hin und wieder bei Hellem Mond¬
licht einzelne grelle Lichter und Schatten auftraten, — während auch die
hellste Dämmerung noch wenig daran zu individualisiren vermochte, so traten
jetzt die einzelnen Gliederungen und Umrisse des Gebirges auf das Deutlichste
hervor; die Vorberge hoben sich ab, und die entfernten Spitzen rückten zurück.
Und diese schöne lebendig gewordene Landschaft war von der zartesten Färbung
Übergossen, röthlich, violett, bläulich und grünlich in allen Nuancen, je nach
der Stärke der Beleuchtung, der Art des Grundes und der Beschaffenheit der
Umgebung."




Zwei Ausgaben der ausgewählten Werke Friedrichs
des Kroßen.

Friedrich's des Großen ausgewählte Werke erscheinen seit
zwei Jahren (bis jetzt die 2 Hälften des 1. Bandes) in einer sehr stattlichen
Ausgabe, ins Deutsche übertragen von Heinrich Merkens und eingeleitet
von Franz Wegele in Würzburg, in Stubers Buchhandlung. Ferner
eine „Volksausgabe" seit Anfang d. I. — bis jetzt in zwei Bänden — in
Berlin (Verlag von Siegfried Cronbach). Jeder Versuch, die Werke
des großen Königs dem deutschen Volke nahe zu führen, muß mit Freuden
begrüßt werden. Denn zu lange hat sich das mit kleinstaatlichem Eigen'
dunkel genährte Geschmeiß und die widerliche Halbwissenschaft der sog. Landes¬
kunden darin gefallen, die in Deutschland außerhalb Preußens heranwachsenden
Geschlechter in gehässiger Geringschätzung und Herabwürdigung des „Alten
Fritz" zu erziehen. Viel ist zu vergessen, auszurotten von der dem sog. „reinen
Deutschland" überlieferten Tradition, um dem großen Manne, der vor mehr
als hundert Jahren schon der modernen deutschen Staatsidee Bahn ge'
brochen hat, die Herzen des ganzen deutschen Volkes nach Gebühr zu ge-
winnen. Dieser hohe Zweck kann durch einen getreuen, verständig gesichteten
Auszug seiner Werke am besten erreicht werden. Aber zur Auswahl und
Erläuterung dieser Werke gehört freilich ein tüchtiger Kenner jener Zeit der
Gesckichte überhaupt und der Sprache des Lebens- und Entwickelungsganges
des Königs, insbesondere ein Historiker, der zugleich im Stande ist, die Ent'
Seeburg, die Bedeutung, die Erklärung und Tendenz der einzelnen Werke bei
jedem Anlaß dem Leser klar zu machen, gleichzeitig aber auch vom Stand'


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[0320] bis dahin das ganze Panorama der Berge sich gleichmäßig wie eine einfarbig dunkle Masse dahin erstreckte, in der nur hin und wieder bei Hellem Mond¬ licht einzelne grelle Lichter und Schatten auftraten, — während auch die hellste Dämmerung noch wenig daran zu individualisiren vermochte, so traten jetzt die einzelnen Gliederungen und Umrisse des Gebirges auf das Deutlichste hervor; die Vorberge hoben sich ab, und die entfernten Spitzen rückten zurück. Und diese schöne lebendig gewordene Landschaft war von der zartesten Färbung Übergossen, röthlich, violett, bläulich und grünlich in allen Nuancen, je nach der Stärke der Beleuchtung, der Art des Grundes und der Beschaffenheit der Umgebung." Zwei Ausgaben der ausgewählten Werke Friedrichs des Kroßen. Friedrich's des Großen ausgewählte Werke erscheinen seit zwei Jahren (bis jetzt die 2 Hälften des 1. Bandes) in einer sehr stattlichen Ausgabe, ins Deutsche übertragen von Heinrich Merkens und eingeleitet von Franz Wegele in Würzburg, in Stubers Buchhandlung. Ferner eine „Volksausgabe" seit Anfang d. I. — bis jetzt in zwei Bänden — in Berlin (Verlag von Siegfried Cronbach). Jeder Versuch, die Werke des großen Königs dem deutschen Volke nahe zu führen, muß mit Freuden begrüßt werden. Denn zu lange hat sich das mit kleinstaatlichem Eigen' dunkel genährte Geschmeiß und die widerliche Halbwissenschaft der sog. Landes¬ kunden darin gefallen, die in Deutschland außerhalb Preußens heranwachsenden Geschlechter in gehässiger Geringschätzung und Herabwürdigung des „Alten Fritz" zu erziehen. Viel ist zu vergessen, auszurotten von der dem sog. „reinen Deutschland" überlieferten Tradition, um dem großen Manne, der vor mehr als hundert Jahren schon der modernen deutschen Staatsidee Bahn ge' brochen hat, die Herzen des ganzen deutschen Volkes nach Gebühr zu ge- winnen. Dieser hohe Zweck kann durch einen getreuen, verständig gesichteten Auszug seiner Werke am besten erreicht werden. Aber zur Auswahl und Erläuterung dieser Werke gehört freilich ein tüchtiger Kenner jener Zeit der Gesckichte überhaupt und der Sprache des Lebens- und Entwickelungsganges des Königs, insbesondere ein Historiker, der zugleich im Stande ist, die Ent' Seeburg, die Bedeutung, die Erklärung und Tendenz der einzelnen Werke bei jedem Anlaß dem Leser klar zu machen, gleichzeitig aber auch vom Stand'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/320>, abgerufen am 22.07.2024.