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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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seine letzte Abwesenheit sind wir geprüft und er fällt ab wie ein überreifer
Apfel.)

l^Neue Conduite fürs Künftige. Vorsicht mit dem Herzog, Von einem
gewissen Gang nicht abzuweichen und im Anfang nichts zu rühren.

War wieder Streit mit dem Herzog und s. Fr. Die leidige Undankbar¬
keit drückt ihn sehr und daß man ihn so scheußlich verkennt. Den Herzog
abzuhalten, daß er nur nichts für sich thut, denn er ist noch sehr unerfahren,
besonders mit Fremden und hat wenig Gefühl zu anfangs, wie neue Men¬
schen mit ihm stehen.)

fDen 1. August. Den ganzen Tag allein mit dem Herzog und um¬
geworfen den künftigen Zustand.) Die Reise nach Frankfurt sunt wie Merck
herbeizuführen. Abends nach Belvedere zu Fuß.)

sDen 2. August. Merkwürdig! Früh reine aufgestanden. Der Her¬
zog hatte versprochen um 8 Uhr zu kommen. Da er ausblieb setzte ich meine
Gedanken von gestern weiter fort, machte mein Absteigequartierchen richtig.
Schickte W--.*) Kam um 10 Uhr der Herzog. Sprachen wir unaussprech-
liche Dinge durch, er hatte gestern schon angefangen über unser inneres Re-
giments-Verhältniß das äußere, meine Ideen, meine Reise, die ich vornehmen
müsse, wie die Weinhändler auf ihre Art. Von dem Hof. der Frau, den
andern Leuten von Menschenkenner,. Erklärte ihm, warum ihm dies und
das so schwer würde, warum er nicht so sehr im Kleinen eingreifen solle.
Er erklärte sich dagegen und) es war eine große interessante Unterredung""*)
fZu O zu Tische. Nach Tisch zu sah., der über die Resolution erschüttert
war. Ich schlug in dem Modo eine Auskunft vor. Dann mit dem Herzog
lange Unterredung über eben das. Nachher allein, kroxris. qui curat ne-
minis arma einst.)

sVom 3. zum 6. August anhaltend in stiller innerer Arbeit und schöne
reine Blicke. Auf der Kriegs-Commission der letzten Ordnung der RePositur
näher. In Tiefurt groß Souper den 8.)

fDen 6. August Abends nach Apolda.)

Den 7. August***) zu Hause aufgeräumt, meine Papiere durchgesehen
und alle alte Schaalen verbrannt. Andere Zeiten, andere Sorgen. Stiller
Rückblick aufs Leben, auf die Verworrenheit, auf die Betriebsamkeit. Wi߬
begierde der Jugend wie sie überall herumschweift, um etwas Befriedigendes
zu finden. Wie ich besonders in Geheimnissen, dunklen Imaginationen, Ver¬
hältnissen eine Wollust gefunden habe, wie ich alles Wissenschaftliche nur





") Ein dunkles Zeichen, wahrscheinlich ist Wedel gemeint.
"1 Deren Gegenstände Riemer, so interessant et für da" Verhältniß beider sind -- über¬
geht S. 93.
"-) Riemer II. 93.

seine letzte Abwesenheit sind wir geprüft und er fällt ab wie ein überreifer
Apfel.)

l^Neue Conduite fürs Künftige. Vorsicht mit dem Herzog, Von einem
gewissen Gang nicht abzuweichen und im Anfang nichts zu rühren.

War wieder Streit mit dem Herzog und s. Fr. Die leidige Undankbar¬
keit drückt ihn sehr und daß man ihn so scheußlich verkennt. Den Herzog
abzuhalten, daß er nur nichts für sich thut, denn er ist noch sehr unerfahren,
besonders mit Fremden und hat wenig Gefühl zu anfangs, wie neue Men¬
schen mit ihm stehen.)

fDen 1. August. Den ganzen Tag allein mit dem Herzog und um¬
geworfen den künftigen Zustand.) Die Reise nach Frankfurt sunt wie Merck
herbeizuführen. Abends nach Belvedere zu Fuß.)

sDen 2. August. Merkwürdig! Früh reine aufgestanden. Der Her¬
zog hatte versprochen um 8 Uhr zu kommen. Da er ausblieb setzte ich meine
Gedanken von gestern weiter fort, machte mein Absteigequartierchen richtig.
Schickte W—.*) Kam um 10 Uhr der Herzog. Sprachen wir unaussprech-
liche Dinge durch, er hatte gestern schon angefangen über unser inneres Re-
giments-Verhältniß das äußere, meine Ideen, meine Reise, die ich vornehmen
müsse, wie die Weinhändler auf ihre Art. Von dem Hof. der Frau, den
andern Leuten von Menschenkenner,. Erklärte ihm, warum ihm dies und
das so schwer würde, warum er nicht so sehr im Kleinen eingreifen solle.
Er erklärte sich dagegen und) es war eine große interessante Unterredung""*)
fZu O zu Tische. Nach Tisch zu sah., der über die Resolution erschüttert
war. Ich schlug in dem Modo eine Auskunft vor. Dann mit dem Herzog
lange Unterredung über eben das. Nachher allein, kroxris. qui curat ne-
minis arma einst.)

sVom 3. zum 6. August anhaltend in stiller innerer Arbeit und schöne
reine Blicke. Auf der Kriegs-Commission der letzten Ordnung der RePositur
näher. In Tiefurt groß Souper den 8.)

fDen 6. August Abends nach Apolda.)

Den 7. August***) zu Hause aufgeräumt, meine Papiere durchgesehen
und alle alte Schaalen verbrannt. Andere Zeiten, andere Sorgen. Stiller
Rückblick aufs Leben, auf die Verworrenheit, auf die Betriebsamkeit. Wi߬
begierde der Jugend wie sie überall herumschweift, um etwas Befriedigendes
zu finden. Wie ich besonders in Geheimnissen, dunklen Imaginationen, Ver¬
hältnissen eine Wollust gefunden habe, wie ich alles Wissenschaftliche nur





») Ein dunkles Zeichen, wahrscheinlich ist Wedel gemeint.
"1 Deren Gegenstände Riemer, so interessant et für da» Verhältniß beider sind — über¬
geht S. 93.
"-) Riemer II. 93.
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[0032] seine letzte Abwesenheit sind wir geprüft und er fällt ab wie ein überreifer Apfel.) l^Neue Conduite fürs Künftige. Vorsicht mit dem Herzog, Von einem gewissen Gang nicht abzuweichen und im Anfang nichts zu rühren. War wieder Streit mit dem Herzog und s. Fr. Die leidige Undankbar¬ keit drückt ihn sehr und daß man ihn so scheußlich verkennt. Den Herzog abzuhalten, daß er nur nichts für sich thut, denn er ist noch sehr unerfahren, besonders mit Fremden und hat wenig Gefühl zu anfangs, wie neue Men¬ schen mit ihm stehen.) fDen 1. August. Den ganzen Tag allein mit dem Herzog und um¬ geworfen den künftigen Zustand.) Die Reise nach Frankfurt sunt wie Merck herbeizuführen. Abends nach Belvedere zu Fuß.) sDen 2. August. Merkwürdig! Früh reine aufgestanden. Der Her¬ zog hatte versprochen um 8 Uhr zu kommen. Da er ausblieb setzte ich meine Gedanken von gestern weiter fort, machte mein Absteigequartierchen richtig. Schickte W—.*) Kam um 10 Uhr der Herzog. Sprachen wir unaussprech- liche Dinge durch, er hatte gestern schon angefangen über unser inneres Re- giments-Verhältniß das äußere, meine Ideen, meine Reise, die ich vornehmen müsse, wie die Weinhändler auf ihre Art. Von dem Hof. der Frau, den andern Leuten von Menschenkenner,. Erklärte ihm, warum ihm dies und das so schwer würde, warum er nicht so sehr im Kleinen eingreifen solle. Er erklärte sich dagegen und) es war eine große interessante Unterredung""*) fZu O zu Tische. Nach Tisch zu sah., der über die Resolution erschüttert war. Ich schlug in dem Modo eine Auskunft vor. Dann mit dem Herzog lange Unterredung über eben das. Nachher allein, kroxris. qui curat ne- minis arma einst.) sVom 3. zum 6. August anhaltend in stiller innerer Arbeit und schöne reine Blicke. Auf der Kriegs-Commission der letzten Ordnung der RePositur näher. In Tiefurt groß Souper den 8.) fDen 6. August Abends nach Apolda.) Den 7. August***) zu Hause aufgeräumt, meine Papiere durchgesehen und alle alte Schaalen verbrannt. Andere Zeiten, andere Sorgen. Stiller Rückblick aufs Leben, auf die Verworrenheit, auf die Betriebsamkeit. Wi߬ begierde der Jugend wie sie überall herumschweift, um etwas Befriedigendes zu finden. Wie ich besonders in Geheimnissen, dunklen Imaginationen, Ver¬ hältnissen eine Wollust gefunden habe, wie ich alles Wissenschaftliche nur ») Ein dunkles Zeichen, wahrscheinlich ist Wedel gemeint. "1 Deren Gegenstände Riemer, so interessant et für da» Verhältniß beider sind — über¬ geht S. 93. "-) Riemer II. 93.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/32>, abgerufen am 24.08.2024.