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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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stehender Messe alsbald die Sache zur Sprache gebracht und gedenke nunmehr
den Magistrat zu Hamburg und die Dänischen Behörden zu Itzehoe gleicher¬
maßen anzugehn.

Wie nun fernerhin nach einer so allgemein erfolgten Bundestags-Ver-
willigung (ich will nicht sagen Beschluß, obgleich diese Benennung hie und
da vorkommt) zu verfahren sein möchte, erbitte mir Ew. Excellenz erleuchtetes
Sentiment. Dürfte es wohl vorerst der Sache angemessen seyn, wenn ich an
die beyden Herrn Bundestags-Gesandten, sowohl den der freyen Stadt Ham¬
burg, als den Königlich Dänischen geziemend anginge und sie, meine schon
gethanen Schritte bey ihren hohen Comittenten und sonst zu begünstigen bäte?

Hätten Ew. Excellenz alsdann die Geneigtheit gegen die übrigen Herrn
Gesandten mit einigen empfehlenden Worten der Angelegenheit zu erwähnen,
so würde ich solchs aufs dankbarste anerkennen.

Sollten jedoch Ew. Excellenz eine andere Behandlung anrathen. so würde
ich der mir gegebenen Andeutung Folge zu leisten nicht ermangeln. Wie ich
denn Gegenwärtiges als zu einiger Einleitung dienendes eilig zu verfassen
für nöthig erachtet habe.

Der ich mir ein fortgesetztes wohlwollendes Andenken erbittend die Ehre
habe mich dringend zu empfehlen


Verehrend wie vertrauend
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster Diener

Weimar
d. 16. September
1830.


I. W. v. Goethe.


Stephan's Man eines Weltpostvereins.

Wer in Europa einen Brief mit dem Poststempel "Melbourne" oder
"Uokohama" empfängt, wird sich gewiß des weitumfassenden Wirkens der
Posteinrichtungen freuen; viel seltener aber wird er sich der Betrachtung
darüber zuwenden: in welcher Art die Beförderung eines solchen "flüchtigen
Boten" gesichert ist. Und doch knüpft sich an die Beantwortung dieser
Frage die Erkenntniß wichtiger Fortschritte im Kulturleben der Völker. In
unserem deutschen Vaterlande ist, Dank günstiger politischer Machtentwickelung,
Einheit auch im Postwesen, bis auf wenige Reste der Vergangenheit, jetzt
erzielt worden. Noch vor 40 Jahren aber sah es in Deutschland hierin höchst
chaotisch aus. An jedem Grenzpfahl deutschen Gebiets herrschte ein anderes
Postrecht, bedrohte uns ein anderer Tarif, und jeder Brief hatte eine Unzahl


stehender Messe alsbald die Sache zur Sprache gebracht und gedenke nunmehr
den Magistrat zu Hamburg und die Dänischen Behörden zu Itzehoe gleicher¬
maßen anzugehn.

Wie nun fernerhin nach einer so allgemein erfolgten Bundestags-Ver-
willigung (ich will nicht sagen Beschluß, obgleich diese Benennung hie und
da vorkommt) zu verfahren sein möchte, erbitte mir Ew. Excellenz erleuchtetes
Sentiment. Dürfte es wohl vorerst der Sache angemessen seyn, wenn ich an
die beyden Herrn Bundestags-Gesandten, sowohl den der freyen Stadt Ham¬
burg, als den Königlich Dänischen geziemend anginge und sie, meine schon
gethanen Schritte bey ihren hohen Comittenten und sonst zu begünstigen bäte?

Hätten Ew. Excellenz alsdann die Geneigtheit gegen die übrigen Herrn
Gesandten mit einigen empfehlenden Worten der Angelegenheit zu erwähnen,
so würde ich solchs aufs dankbarste anerkennen.

Sollten jedoch Ew. Excellenz eine andere Behandlung anrathen. so würde
ich der mir gegebenen Andeutung Folge zu leisten nicht ermangeln. Wie ich
denn Gegenwärtiges als zu einiger Einleitung dienendes eilig zu verfassen
für nöthig erachtet habe.

Der ich mir ein fortgesetztes wohlwollendes Andenken erbittend die Ehre
habe mich dringend zu empfehlen


Verehrend wie vertrauend
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster Diener

Weimar
d. 16. September
1830.


I. W. v. Goethe.


Stephan's Man eines Weltpostvereins.

Wer in Europa einen Brief mit dem Poststempel „Melbourne" oder
„Uokohama" empfängt, wird sich gewiß des weitumfassenden Wirkens der
Posteinrichtungen freuen; viel seltener aber wird er sich der Betrachtung
darüber zuwenden: in welcher Art die Beförderung eines solchen „flüchtigen
Boten" gesichert ist. Und doch knüpft sich an die Beantwortung dieser
Frage die Erkenntniß wichtiger Fortschritte im Kulturleben der Völker. In
unserem deutschen Vaterlande ist, Dank günstiger politischer Machtentwickelung,
Einheit auch im Postwesen, bis auf wenige Reste der Vergangenheit, jetzt
erzielt worden. Noch vor 40 Jahren aber sah es in Deutschland hierin höchst
chaotisch aus. An jedem Grenzpfahl deutschen Gebiets herrschte ein anderes
Postrecht, bedrohte uns ein anderer Tarif, und jeder Brief hatte eine Unzahl


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[0282] stehender Messe alsbald die Sache zur Sprache gebracht und gedenke nunmehr den Magistrat zu Hamburg und die Dänischen Behörden zu Itzehoe gleicher¬ maßen anzugehn. Wie nun fernerhin nach einer so allgemein erfolgten Bundestags-Ver- willigung (ich will nicht sagen Beschluß, obgleich diese Benennung hie und da vorkommt) zu verfahren sein möchte, erbitte mir Ew. Excellenz erleuchtetes Sentiment. Dürfte es wohl vorerst der Sache angemessen seyn, wenn ich an die beyden Herrn Bundestags-Gesandten, sowohl den der freyen Stadt Ham¬ burg, als den Königlich Dänischen geziemend anginge und sie, meine schon gethanen Schritte bey ihren hohen Comittenten und sonst zu begünstigen bäte? Hätten Ew. Excellenz alsdann die Geneigtheit gegen die übrigen Herrn Gesandten mit einigen empfehlenden Worten der Angelegenheit zu erwähnen, so würde ich solchs aufs dankbarste anerkennen. Sollten jedoch Ew. Excellenz eine andere Behandlung anrathen. so würde ich der mir gegebenen Andeutung Folge zu leisten nicht ermangeln. Wie ich denn Gegenwärtiges als zu einiger Einleitung dienendes eilig zu verfassen für nöthig erachtet habe. Der ich mir ein fortgesetztes wohlwollendes Andenken erbittend die Ehre habe mich dringend zu empfehlen Verehrend wie vertrauend Ew. Excellenz ganz gehorsamster Diener Weimar d. 16. September 1830. I. W. v. Goethe. Stephan's Man eines Weltpostvereins. Wer in Europa einen Brief mit dem Poststempel „Melbourne" oder „Uokohama" empfängt, wird sich gewiß des weitumfassenden Wirkens der Posteinrichtungen freuen; viel seltener aber wird er sich der Betrachtung darüber zuwenden: in welcher Art die Beförderung eines solchen „flüchtigen Boten" gesichert ist. Und doch knüpft sich an die Beantwortung dieser Frage die Erkenntniß wichtiger Fortschritte im Kulturleben der Völker. In unserem deutschen Vaterlande ist, Dank günstiger politischer Machtentwickelung, Einheit auch im Postwesen, bis auf wenige Reste der Vergangenheit, jetzt erzielt worden. Noch vor 40 Jahren aber sah es in Deutschland hierin höchst chaotisch aus. An jedem Grenzpfahl deutschen Gebiets herrschte ein anderes Postrecht, bedrohte uns ein anderer Tarif, und jeder Brief hatte eine Unzahl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/282>, abgerufen am 22.07.2024.