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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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zur Musik nach der Praza. wo sich die schöne Welt Funchals versammelte; oft
machten wir auch weitere Wege längs der See nach Osten oder Westen, nament¬
lich auf den Camintro Nuovo, einer neuen 3--4 engl. Meilen langen ebenen
Straße, wo an jedem Nachmittage die englischen Gäste beiderlei Geschlechts ihre
Reitkünste übten. Dieser Weg war es auch, der mich eines Tages in Begleitung
zweier andrer Bekannten nach dem Cap Girao führte. Der genannte Weg
ist mit großem Kostenaufwand hergerichtet, da stellenweise bedeutende Ueber-
brückungen über die Flußbetten stattfinden mußten. Für den Verkehr der
Eingeborenen ist er in seiner gegenwärtigen Beschaffenheit als fester Sandweg
kaum benutzbar, da die Zugthiere die Schlitten oder Schleifen nur mit Mühe
darauf fortbringen. Mit der Zeit werden sich also wohl Wagen in Funchal
einbürgern, deren man nur wenige einzelnen Fremden gehörige hier trifft.
Die Transportmittel sind hier aber gerade sehr wichtig, da der Weg an der
einen oft an beiden Seiten große Zuckerrohrfelder durchschneidet, welches im
Frühjahr jedes zweiten Jahres geschnitten wird. Das Rohr in großen Bün¬
deln zusammengebunden, wird in die Zuckermühlen verfahren, wo es nach
Gewicht abgeschätzt wird.




Klassische IiMinge.
Acht ungedruckte Briefe Goethe's,
mitgetheilt von
C. A. H. Burkhardt.
1. Goethe an den Hauptmann de Castrop.
P. P.*)

Aus beygehender Copia gnädigsten Refer. werden der Herr Hauptmann
ersehen, was für eine Einrichtung beym Wegbau Serenissimus für die Zu¬
kunft zu treffen geruhet. Ich erwarte also die vorläufig mir ausgebetene
Verzeichnisse mit Verlangen und wünsche Sie Morgen Früh bey mir zu sehn,
um über das nothwendigste uns besprechen zu können.


Goethe.

Weimar den 1. Februar. Z779.



") Eigenhändiger Brief in den Acten der Bezirksdirection Apolda. Die fragliche Copie
vom Is. Jan. 177" enthält die Ernennung Goethe's als Director der Wegbau - Commission.
Der bekannte Hauptmann von Castrop, der sich unter v. Kalb's bisheriger Leitung des Wege¬
bauwesens nicht ganz wohl befinden mochte, antwortet in einem ganz gehorsamsten p>->
woria: ^.-ma"in bon->. olu"a trwmpligt, was ich längstens sehnlichst gewünscht geschiehet.
Gran,boten III. 1874. 24

zur Musik nach der Praza. wo sich die schöne Welt Funchals versammelte; oft
machten wir auch weitere Wege längs der See nach Osten oder Westen, nament¬
lich auf den Camintro Nuovo, einer neuen 3—4 engl. Meilen langen ebenen
Straße, wo an jedem Nachmittage die englischen Gäste beiderlei Geschlechts ihre
Reitkünste übten. Dieser Weg war es auch, der mich eines Tages in Begleitung
zweier andrer Bekannten nach dem Cap Girao führte. Der genannte Weg
ist mit großem Kostenaufwand hergerichtet, da stellenweise bedeutende Ueber-
brückungen über die Flußbetten stattfinden mußten. Für den Verkehr der
Eingeborenen ist er in seiner gegenwärtigen Beschaffenheit als fester Sandweg
kaum benutzbar, da die Zugthiere die Schlitten oder Schleifen nur mit Mühe
darauf fortbringen. Mit der Zeit werden sich also wohl Wagen in Funchal
einbürgern, deren man nur wenige einzelnen Fremden gehörige hier trifft.
Die Transportmittel sind hier aber gerade sehr wichtig, da der Weg an der
einen oft an beiden Seiten große Zuckerrohrfelder durchschneidet, welches im
Frühjahr jedes zweiten Jahres geschnitten wird. Das Rohr in großen Bün¬
deln zusammengebunden, wird in die Zuckermühlen verfahren, wo es nach
Gewicht abgeschätzt wird.




Klassische IiMinge.
Acht ungedruckte Briefe Goethe's,
mitgetheilt von
C. A. H. Burkhardt.
1. Goethe an den Hauptmann de Castrop.
P. P.*)

Aus beygehender Copia gnädigsten Refer. werden der Herr Hauptmann
ersehen, was für eine Einrichtung beym Wegbau Serenissimus für die Zu¬
kunft zu treffen geruhet. Ich erwarte also die vorläufig mir ausgebetene
Verzeichnisse mit Verlangen und wünsche Sie Morgen Früh bey mir zu sehn,
um über das nothwendigste uns besprechen zu können.


Goethe.

Weimar den 1. Februar. Z779.



") Eigenhändiger Brief in den Acten der Bezirksdirection Apolda. Die fragliche Copie
vom Is. Jan. 177» enthält die Ernennung Goethe's als Director der Wegbau - Commission.
Der bekannte Hauptmann von Castrop, der sich unter v. Kalb's bisheriger Leitung des Wege¬
bauwesens nicht ganz wohl befinden mochte, antwortet in einem ganz gehorsamsten p>->
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[0193] zur Musik nach der Praza. wo sich die schöne Welt Funchals versammelte; oft machten wir auch weitere Wege längs der See nach Osten oder Westen, nament¬ lich auf den Camintro Nuovo, einer neuen 3—4 engl. Meilen langen ebenen Straße, wo an jedem Nachmittage die englischen Gäste beiderlei Geschlechts ihre Reitkünste übten. Dieser Weg war es auch, der mich eines Tages in Begleitung zweier andrer Bekannten nach dem Cap Girao führte. Der genannte Weg ist mit großem Kostenaufwand hergerichtet, da stellenweise bedeutende Ueber- brückungen über die Flußbetten stattfinden mußten. Für den Verkehr der Eingeborenen ist er in seiner gegenwärtigen Beschaffenheit als fester Sandweg kaum benutzbar, da die Zugthiere die Schlitten oder Schleifen nur mit Mühe darauf fortbringen. Mit der Zeit werden sich also wohl Wagen in Funchal einbürgern, deren man nur wenige einzelnen Fremden gehörige hier trifft. Die Transportmittel sind hier aber gerade sehr wichtig, da der Weg an der einen oft an beiden Seiten große Zuckerrohrfelder durchschneidet, welches im Frühjahr jedes zweiten Jahres geschnitten wird. Das Rohr in großen Bün¬ deln zusammengebunden, wird in die Zuckermühlen verfahren, wo es nach Gewicht abgeschätzt wird. Klassische IiMinge. Acht ungedruckte Briefe Goethe's, mitgetheilt von C. A. H. Burkhardt. 1. Goethe an den Hauptmann de Castrop. P. P.*) Aus beygehender Copia gnädigsten Refer. werden der Herr Hauptmann ersehen, was für eine Einrichtung beym Wegbau Serenissimus für die Zu¬ kunft zu treffen geruhet. Ich erwarte also die vorläufig mir ausgebetene Verzeichnisse mit Verlangen und wünsche Sie Morgen Früh bey mir zu sehn, um über das nothwendigste uns besprechen zu können. Goethe. Weimar den 1. Februar. Z779. ") Eigenhändiger Brief in den Acten der Bezirksdirection Apolda. Die fragliche Copie vom Is. Jan. 177» enthält die Ernennung Goethe's als Director der Wegbau - Commission. Der bekannte Hauptmann von Castrop, der sich unter v. Kalb's bisheriger Leitung des Wege¬ bauwesens nicht ganz wohl befinden mochte, antwortet in einem ganz gehorsamsten p>-> woria: ^.-ma«in bon->. olu»a trwmpligt, was ich längstens sehnlichst gewünscht geschiehet. Gran,boten III. 1874. 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/193>, abgerufen am 22.07.2024.