Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wie ja seither so unendlich oft in der Kriegsgeschichte; beide Theile fochten
mit hohem Muthe als ihres Vaterlandes ächte Söhne. Lange schwankte der
Sieg. Die Bewegung des einen deutschen Regiments unter Marx Sittich
von Embs, welche dieser auf Frundsberg's Anordnung ausführte und durch
welche die Schwarzen in die Mitte genommen wurden, entschied endlich die
blutige Tagesfahrt. Alte Schlachtberichte sagen. Frundsberg habe die
Schwarzen "wie mit einer Zange" angepackt."-) -- Das Volkslied von der
Schlacht von Pavia verweilt begreiflicherweise bei diesem Kampf zwischen den
deutschen Knechten mit besonderem Nachdruck. Die Schilderung ist interessant
namentlich auch wegen der Wichtigkeit, die sie dem "Geschütz" d. h. den
Hakenschützen beimißt.


Valtein Kopp war auch darpei
mit manchem guten schützen,
darzu mancher frummer landsknecht,
nach erer tat er's nutzen.
Das Handgeschütz hat er gar bei im
mit samt seinen knechten:
schießt drein, schießt drein, ir frumen Landsknecht,
gar ritterlich woll wir fechten! --
Herr Jörg (Frundsberg) schrei Valtein Koppen an,
sol im das geschütz her pringen.
Velde Kop tat wie ein erlich man
und sich nit lang besinnen;
er sürts daher mit ganzer macht,
ganz wol tet er sich rüsten.
'
Wir Schüssen all zuhalben man,**)
ward den Franzosen verdrießen.
Herr Jörg, ein edler ritter fest,
stand da mit seiner Helleparten.
er sprach: es tummelt uns fremde geht,
derselben woll wir warten!
Gegen im zog der Langemantel daher:
Herr Jörg, versich dich eben,
du mußt hie mein gfangner sein,
ob du wilt fristen dein leben!
Herr Jörg sprach: muß ich dein gfangner sein,
oder kost es mich mein leben,
so hab ich getrunken des külen wein,
mein leib will ich dir nicht aufgeben.



-) Meißner.
") d. h. "Wir richteten die Büchsen auf halbe Mannshöhe."

wie ja seither so unendlich oft in der Kriegsgeschichte; beide Theile fochten
mit hohem Muthe als ihres Vaterlandes ächte Söhne. Lange schwankte der
Sieg. Die Bewegung des einen deutschen Regiments unter Marx Sittich
von Embs, welche dieser auf Frundsberg's Anordnung ausführte und durch
welche die Schwarzen in die Mitte genommen wurden, entschied endlich die
blutige Tagesfahrt. Alte Schlachtberichte sagen. Frundsberg habe die
Schwarzen „wie mit einer Zange" angepackt."-) — Das Volkslied von der
Schlacht von Pavia verweilt begreiflicherweise bei diesem Kampf zwischen den
deutschen Knechten mit besonderem Nachdruck. Die Schilderung ist interessant
namentlich auch wegen der Wichtigkeit, die sie dem „Geschütz" d. h. den
Hakenschützen beimißt.


Valtein Kopp war auch darpei
mit manchem guten schützen,
darzu mancher frummer landsknecht,
nach erer tat er's nutzen.
Das Handgeschütz hat er gar bei im
mit samt seinen knechten:
schießt drein, schießt drein, ir frumen Landsknecht,
gar ritterlich woll wir fechten! —
Herr Jörg (Frundsberg) schrei Valtein Koppen an,
sol im das geschütz her pringen.
Velde Kop tat wie ein erlich man
und sich nit lang besinnen;
er sürts daher mit ganzer macht,
ganz wol tet er sich rüsten.
'
Wir Schüssen all zuhalben man,**)
ward den Franzosen verdrießen.
Herr Jörg, ein edler ritter fest,
stand da mit seiner Helleparten.
er sprach: es tummelt uns fremde geht,
derselben woll wir warten!
Gegen im zog der Langemantel daher:
Herr Jörg, versich dich eben,
du mußt hie mein gfangner sein,
ob du wilt fristen dein leben!
Herr Jörg sprach: muß ich dein gfangner sein,
oder kost es mich mein leben,
so hab ich getrunken des külen wein,
mein leib will ich dir nicht aufgeben.



-) Meißner.
") d. h. „Wir richteten die Büchsen auf halbe Mannshöhe."
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131806"/>
          <p xml:id="ID_397" prev="#ID_396" next="#ID_398"> wie ja seither so unendlich oft in der Kriegsgeschichte; beide Theile fochten<lb/>
mit hohem Muthe als ihres Vaterlandes ächte Söhne. Lange schwankte der<lb/>
Sieg. Die Bewegung des einen deutschen Regiments unter Marx Sittich<lb/>
von Embs, welche dieser auf Frundsberg's Anordnung ausführte und durch<lb/>
welche die Schwarzen in die Mitte genommen wurden, entschied endlich die<lb/>
blutige Tagesfahrt. Alte Schlachtberichte sagen. Frundsberg habe die<lb/>
Schwarzen &#x201E;wie mit einer Zange" angepackt."-) &#x2014; Das Volkslied von der<lb/>
Schlacht von Pavia verweilt begreiflicherweise bei diesem Kampf zwischen den<lb/>
deutschen Knechten mit besonderem Nachdruck. Die Schilderung ist interessant<lb/>
namentlich auch wegen der Wichtigkeit, die sie dem &#x201E;Geschütz" d. h. den<lb/>
Hakenschützen beimißt.</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_10" type="poem">
              <l> Valtein Kopp war auch darpei<lb/>
mit manchem guten schützen,<lb/>
darzu mancher frummer landsknecht,<lb/>
nach erer tat er's nutzen.<lb/>
Das Handgeschütz hat er gar bei im<lb/>
mit samt seinen knechten:<lb/>
schießt drein, schießt drein, ir frumen Landsknecht,<lb/>
gar ritterlich woll wir fechten! &#x2014;<lb/></l>
              <l> Herr Jörg (Frundsberg) schrei Valtein Koppen an,<lb/>
sol im das geschütz her pringen.<lb/>
Velde Kop tat wie ein erlich man<lb/>
und sich nit lang besinnen;<lb/>
er sürts daher mit ganzer macht,<lb/>
ganz wol tet er sich rüsten.<lb/>
'<lb/>
Wir Schüssen all zuhalben man,**)<lb/>
ward den Franzosen verdrießen.<lb/></l>
              <l> Herr Jörg, ein edler ritter fest,<lb/>
stand da mit seiner Helleparten.<lb/>
er sprach: es tummelt uns fremde geht,<lb/>
derselben woll wir warten!<lb/>
Gegen im zog der Langemantel daher:<lb/>
Herr Jörg, versich dich eben,<lb/>
du mußt hie mein gfangner sein,<lb/>
ob du wilt fristen dein leben!<lb/></l>
              <l> Herr Jörg sprach: muß ich dein gfangner sein,<lb/>
oder kost es mich mein leben,<lb/>
so hab ich getrunken des külen wein,<lb/>
mein leib will ich dir nicht aufgeben.<lb/></l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <note xml:id="FID_94" place="foot"> -) Meißner.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_95" place="foot"> ") d. h. &#x201E;Wir richteten die Büchsen auf halbe Mannshöhe."</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0112] wie ja seither so unendlich oft in der Kriegsgeschichte; beide Theile fochten mit hohem Muthe als ihres Vaterlandes ächte Söhne. Lange schwankte der Sieg. Die Bewegung des einen deutschen Regiments unter Marx Sittich von Embs, welche dieser auf Frundsberg's Anordnung ausführte und durch welche die Schwarzen in die Mitte genommen wurden, entschied endlich die blutige Tagesfahrt. Alte Schlachtberichte sagen. Frundsberg habe die Schwarzen „wie mit einer Zange" angepackt."-) — Das Volkslied von der Schlacht von Pavia verweilt begreiflicherweise bei diesem Kampf zwischen den deutschen Knechten mit besonderem Nachdruck. Die Schilderung ist interessant namentlich auch wegen der Wichtigkeit, die sie dem „Geschütz" d. h. den Hakenschützen beimißt. Valtein Kopp war auch darpei mit manchem guten schützen, darzu mancher frummer landsknecht, nach erer tat er's nutzen. Das Handgeschütz hat er gar bei im mit samt seinen knechten: schießt drein, schießt drein, ir frumen Landsknecht, gar ritterlich woll wir fechten! — Herr Jörg (Frundsberg) schrei Valtein Koppen an, sol im das geschütz her pringen. Velde Kop tat wie ein erlich man und sich nit lang besinnen; er sürts daher mit ganzer macht, ganz wol tet er sich rüsten. ' Wir Schüssen all zuhalben man,**) ward den Franzosen verdrießen. Herr Jörg, ein edler ritter fest, stand da mit seiner Helleparten. er sprach: es tummelt uns fremde geht, derselben woll wir warten! Gegen im zog der Langemantel daher: Herr Jörg, versich dich eben, du mußt hie mein gfangner sein, ob du wilt fristen dein leben! Herr Jörg sprach: muß ich dein gfangner sein, oder kost es mich mein leben, so hab ich getrunken des külen wein, mein leib will ich dir nicht aufgeben. -) Meißner. ") d. h. „Wir richteten die Büchsen auf halbe Mannshöhe."

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/112
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/112>, abgerufen am 22.07.2024.