Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.allzusehr unterbrochen zu werden, mehrfach tüchtige fremde Kräfte zu Hilfe allzusehr unterbrochen zu werden, mehrfach tüchtige fremde Kräfte zu Hilfe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131160"/> <p xml:id="ID_1452" prev="#ID_1451" next="#ID_1453"> allzusehr unterbrochen zu werden, mehrfach tüchtige fremde Kräfte zu Hilfe<lb/> genommen. So ist er in der Darstellung der griechischen und römischen<lb/> Kunst noch von dem Heimgegangenen trefflichen Friederichs, in der Darstellung<lb/> der Gothik durch Weltmann unterstützt worden. Den vor kurzem ausgegebe¬<lb/> nen 6. Band der neuen Auflage, den wir hier zur Anzeige bringen, hat Schnaase,<lb/> da sich verhältnißmäßig wenig Abänderungen darin nöthig machten — die<lb/> erste Auflage erschien 1861 — selbst bearbeitet. Den Inhalt dieses Bandes<lb/> bildet die deutsche, englische, französische und niederländische Kunst aus dem<lb/> 14. und dem Anfange des 15. Jahrhunderts, also einer Periode, welche<lb/> allerdings nicht den Zauber auf den Leser ausübt, dem sich auch der Laie<lb/> gegenüber einer glanzvoll aufsteigenden Erscheinung der Kunstgeschichte nicht<lb/> entziehen kann, welche aber dennoch, insofern sie einerseits die Fortentwicklung<lb/> und den beginnenden Verfall der Gothik umschließt, andrerseits bereits die<lb/> ersten Spuren der neuen Zeit erkennen läßt, ein eigenthümliches Interesse<lb/> beansprucht. Dies Doppelantlitz des 14. Jahrhunderts hat, wie Schnaase<lb/> unzweifelhaft richtig hervorhebt, seinen Grund namentlich darin, daß die in¬<lb/> dividuelle künstlerische Persönlichkeit als solche sich bereits leise zu regen be¬<lb/> ginnt. Er hat daher auch in dieser neuen Auflage noch mehr als in der<lb/> früheren sein Augenmerk auf die allerdings in dieser Zeit noch spärlich<lb/> fließenden Nachrichten über den Lebensgang und die Stellung der Künstler ge¬<lb/> richtet. Namentlich hat hier die unter Karl IV. in Böhmen blühende Kunst<lb/> werthvolle Bereicherungen erfahren: alle die Aufschlüsse, welche die Ein¬<lb/> zelforschung z. B. über, den Baumeister des Prager Doms, Peter von<lb/> Gmünden, den Sohn des „Parlers von Cöln" — denn so ist die räthselhafte<lb/> Inschrift unter seinem Brustbilde im Prager Dome: ?LtlU8, Ilouriei ^ileri<lb/> de kolonia etc. jetzt unzweifelhaft richtig gedeutet —, über seine Schüler, die<lb/> berühmten drei „Juncker von Prag", über die Stiftung der Prager Maler¬<lb/> gilde und ihre Satzungen gebracht hat, sind sorgfältig von ihm verwerthet<lb/> worden. Stephan Lochner, der muthmaßliche Künstler des Cölner „Dom¬<lb/> bildes", Lucas Moser, der Meister des Tiefenbronner Altars, sind genauer be¬<lb/> handelt als bisher, wogegen freilich das mysteriöse Brüderpaar der Georg und<lb/> Fritz Ruprecht, die gewöhnlich als die Erbauer der Ltebfrauenkirche in Nürnberg aus¬<lb/> geführt werden, und der dritte im Bunde, Sebald Schonhofer, dem der „Schöne<lb/> Brunnen" in Nürnberg zugeschrieben wird, als reine Erfindungen des 17. Jahr¬<lb/> hunderts gestrichen werden mußten. Aber auch im Uevrigen bringt die neue<lb/> Auflage vielfach werthvolle Zusätze. Namentlich die Nachrichten über die Wand-<lb/> und Tafelmalerei des 14. Jahrhunderts sind durch weitere Proben aus Böhmen,<lb/> Bayern, Salzburg, Tyrol und dem Elsaß ansehnlich vervollständigt worden,<lb/> und von Bauwerken haben z. B. die Dome von Marienwerder und Frauen¬<lb/> burg eingehenden' Behandlung gefunden. Die Abbildungen find ebenfalls</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0516]
allzusehr unterbrochen zu werden, mehrfach tüchtige fremde Kräfte zu Hilfe
genommen. So ist er in der Darstellung der griechischen und römischen
Kunst noch von dem Heimgegangenen trefflichen Friederichs, in der Darstellung
der Gothik durch Weltmann unterstützt worden. Den vor kurzem ausgegebe¬
nen 6. Band der neuen Auflage, den wir hier zur Anzeige bringen, hat Schnaase,
da sich verhältnißmäßig wenig Abänderungen darin nöthig machten — die
erste Auflage erschien 1861 — selbst bearbeitet. Den Inhalt dieses Bandes
bildet die deutsche, englische, französische und niederländische Kunst aus dem
14. und dem Anfange des 15. Jahrhunderts, also einer Periode, welche
allerdings nicht den Zauber auf den Leser ausübt, dem sich auch der Laie
gegenüber einer glanzvoll aufsteigenden Erscheinung der Kunstgeschichte nicht
entziehen kann, welche aber dennoch, insofern sie einerseits die Fortentwicklung
und den beginnenden Verfall der Gothik umschließt, andrerseits bereits die
ersten Spuren der neuen Zeit erkennen läßt, ein eigenthümliches Interesse
beansprucht. Dies Doppelantlitz des 14. Jahrhunderts hat, wie Schnaase
unzweifelhaft richtig hervorhebt, seinen Grund namentlich darin, daß die in¬
dividuelle künstlerische Persönlichkeit als solche sich bereits leise zu regen be¬
ginnt. Er hat daher auch in dieser neuen Auflage noch mehr als in der
früheren sein Augenmerk auf die allerdings in dieser Zeit noch spärlich
fließenden Nachrichten über den Lebensgang und die Stellung der Künstler ge¬
richtet. Namentlich hat hier die unter Karl IV. in Böhmen blühende Kunst
werthvolle Bereicherungen erfahren: alle die Aufschlüsse, welche die Ein¬
zelforschung z. B. über, den Baumeister des Prager Doms, Peter von
Gmünden, den Sohn des „Parlers von Cöln" — denn so ist die räthselhafte
Inschrift unter seinem Brustbilde im Prager Dome: ?LtlU8, Ilouriei ^ileri
de kolonia etc. jetzt unzweifelhaft richtig gedeutet —, über seine Schüler, die
berühmten drei „Juncker von Prag", über die Stiftung der Prager Maler¬
gilde und ihre Satzungen gebracht hat, sind sorgfältig von ihm verwerthet
worden. Stephan Lochner, der muthmaßliche Künstler des Cölner „Dom¬
bildes", Lucas Moser, der Meister des Tiefenbronner Altars, sind genauer be¬
handelt als bisher, wogegen freilich das mysteriöse Brüderpaar der Georg und
Fritz Ruprecht, die gewöhnlich als die Erbauer der Ltebfrauenkirche in Nürnberg aus¬
geführt werden, und der dritte im Bunde, Sebald Schonhofer, dem der „Schöne
Brunnen" in Nürnberg zugeschrieben wird, als reine Erfindungen des 17. Jahr¬
hunderts gestrichen werden mußten. Aber auch im Uevrigen bringt die neue
Auflage vielfach werthvolle Zusätze. Namentlich die Nachrichten über die Wand-
und Tafelmalerei des 14. Jahrhunderts sind durch weitere Proben aus Böhmen,
Bayern, Salzburg, Tyrol und dem Elsaß ansehnlich vervollständigt worden,
und von Bauwerken haben z. B. die Dome von Marienwerder und Frauen¬
burg eingehenden' Behandlung gefunden. Die Abbildungen find ebenfalls
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