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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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rungen der Könige Frankreichs und die Beschlüsse des Staatsraths in Betreff
der Nufrechthaltung der Privilegien der Stadt bis zum Jahre 178!) :e. Zur
zweiten Unter-Abtheilung gehören 5 Bände Text und ein Repertorium, welche
die Urkunden im Betreff der Privilegien und Freiheiten selbst enthalten, die
Bullen der Päpste, die Aufzählung der Gaben und Geschenke, welche der
Magistrat den zur Krönung nach Rom ziehenden Deutschen Kaisern gewährte,
die Friedens- und Allianz-Verträge ?c. (Vier von diesen Bänden nebst einer
größeren Anzahl einzelner Urkunden sind seiner Zeit von der Stadt-Bibliothek
zurückgezogen worden und somit dem Verhängniß des Berbrennens entgangen.)
In die Rubrik "Urkunden der Könige :c." sind 27 Schwörbriefe -- gewisser¬
maßen die Verfassungs-Artikel der Commune -- verzeichnet; die älteste datut
aus dem Jahre 1334. die neueste aus dem Jahre 1482. Sehr zahlreich ist
der Briefwechsel mit den Souveränen, Staatskörpern u. s. w.; die betreffende
Sammlung wird eröffnet durch seltene Urkunden aus dem dreizehnten Jahr¬
hundert. Das Werk des Ober-Archivars umfaßt d^e Rgierungszeit Ludwig's IV.,
Karl's IV., Wenzel's, Robert's, Sigismund's. Albert's I.. Friedrich's III..
Maximilian's I. und Karl's V. Sehr viele Schriftstücke beziehen sich auf die
in der Zeit von 1496 bis 1857 abgehaltenen Reichstage.

Hoffentlich entschließt sich der fleißige Verfasser, alsbald eine Fortsetzung
seines Werkes zu liefern, welches nähere Auskunft über die Reichthümer des
Archivs aus den späteren Perioden der Geschichte giebt.

Wir drücken dabei gleichzeitig den Wunsch aus, daß die Gelehrten im
übrigen Deutschland nach Straßburg gehen möchten, um dort an den Quellen
zu schöpfen; sie werden dabei gewahr werden, daß auch die elsässische Geschichte
sehr reich an interessanten Ereignissen ist. Nicht ohne Grund sagte der
bereits erwähnte C. Bartholdi:

"Von Elsaß sprechen, sich mit seiner Geschichte und seinem Ruhm zu
beschäftigen, ist niemals eine undankbare Aufgabe gewesen. Es ist eine
unerschöpfliche Goldmine, bei der ein jeder Forscher Aussicht hat, einen Erz¬
gang zu finden. Wenige Länder dürfte es geben, die nach allen Richtungen
hin so reich ausgestattet sind, wie dasselbe" u. s. w. Denjenigen Elsässern
aber, welche sich noch heute von Deutschland abwenden, möchten wir dasselbe
zurufen, was bereits ihr Landsmann L. Spach 1862 denselben in der oben
gedachten Schrift sagte. "Nach vielem Hin- und Herschwanken und gar vielen
Widerwärtigkeiten könnte man das Endgeschick des Elsaß in den epigram¬
matischen Denkspruch eines großen deutschen Dichters zusammenfassen:


.............Und kannst Dn selber kein Ganzes
Werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes Dich an."

Es kann aber zweifelhaft sein, daß Natur und Geschichte des Elsaß auf
(--1. -- ) Deutschland verweisen, und daß dieses das "Ganze" ist.




rungen der Könige Frankreichs und die Beschlüsse des Staatsraths in Betreff
der Nufrechthaltung der Privilegien der Stadt bis zum Jahre 178!) :e. Zur
zweiten Unter-Abtheilung gehören 5 Bände Text und ein Repertorium, welche
die Urkunden im Betreff der Privilegien und Freiheiten selbst enthalten, die
Bullen der Päpste, die Aufzählung der Gaben und Geschenke, welche der
Magistrat den zur Krönung nach Rom ziehenden Deutschen Kaisern gewährte,
die Friedens- und Allianz-Verträge ?c. (Vier von diesen Bänden nebst einer
größeren Anzahl einzelner Urkunden sind seiner Zeit von der Stadt-Bibliothek
zurückgezogen worden und somit dem Verhängniß des Berbrennens entgangen.)
In die Rubrik „Urkunden der Könige :c." sind 27 Schwörbriefe — gewisser¬
maßen die Verfassungs-Artikel der Commune — verzeichnet; die älteste datut
aus dem Jahre 1334. die neueste aus dem Jahre 1482. Sehr zahlreich ist
der Briefwechsel mit den Souveränen, Staatskörpern u. s. w.; die betreffende
Sammlung wird eröffnet durch seltene Urkunden aus dem dreizehnten Jahr¬
hundert. Das Werk des Ober-Archivars umfaßt d^e Rgierungszeit Ludwig's IV.,
Karl's IV., Wenzel's, Robert's, Sigismund's. Albert's I.. Friedrich's III..
Maximilian's I. und Karl's V. Sehr viele Schriftstücke beziehen sich auf die
in der Zeit von 1496 bis 1857 abgehaltenen Reichstage.

Hoffentlich entschließt sich der fleißige Verfasser, alsbald eine Fortsetzung
seines Werkes zu liefern, welches nähere Auskunft über die Reichthümer des
Archivs aus den späteren Perioden der Geschichte giebt.

Wir drücken dabei gleichzeitig den Wunsch aus, daß die Gelehrten im
übrigen Deutschland nach Straßburg gehen möchten, um dort an den Quellen
zu schöpfen; sie werden dabei gewahr werden, daß auch die elsässische Geschichte
sehr reich an interessanten Ereignissen ist. Nicht ohne Grund sagte der
bereits erwähnte C. Bartholdi:

„Von Elsaß sprechen, sich mit seiner Geschichte und seinem Ruhm zu
beschäftigen, ist niemals eine undankbare Aufgabe gewesen. Es ist eine
unerschöpfliche Goldmine, bei der ein jeder Forscher Aussicht hat, einen Erz¬
gang zu finden. Wenige Länder dürfte es geben, die nach allen Richtungen
hin so reich ausgestattet sind, wie dasselbe" u. s. w. Denjenigen Elsässern
aber, welche sich noch heute von Deutschland abwenden, möchten wir dasselbe
zurufen, was bereits ihr Landsmann L. Spach 1862 denselben in der oben
gedachten Schrift sagte. „Nach vielem Hin- und Herschwanken und gar vielen
Widerwärtigkeiten könnte man das Endgeschick des Elsaß in den epigram¬
matischen Denkspruch eines großen deutschen Dichters zusammenfassen:


.............Und kannst Dn selber kein Ganzes
Werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes Dich an."

Es kann aber zweifelhaft sein, daß Natur und Geschichte des Elsaß auf
(—1. — ) Deutschland verweisen, und daß dieses das „Ganze" ist.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/44>, abgerufen am 22.07.2024.