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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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dem bestimmten Zusatz: daß die Regierung vor einer Parteinahme zwischen
Oesterreich und Preußen die Zustimmung der Stände einholen müsse. Metz
aber sagte hierbei voraus, daß Dalwigk nach Bewilligung des Geldes die
Kammer nicht mehr fragen, sondern leichten Herzens sich Oesterreich in
die Arme werfen und damit das Großherzogthum Hessen in schwere Nach¬
theile stürzen werde. Er verlangte warnend, daß Hessen das Anerbieten, wo¬
nach die hessische Division Mainz besetzen sollte, annehme, um das Blut der
Landeskinder zu schonen und größere Kosten dem Lande zu ersparen. Allein
Dalwigk entgegnet: "daß die hessische Division auf die Ehre mitzuschlagen,
nicht verzichten könne". Metz führte nun aus, daß der Fall wohl eintreten
könne, daß Oesterreich und Preußen über die Köpfe der Kleinstaaten hinweg
sich verständigen und Frieden schließen könnten. Da warf Dalwigk ein:
"Hessen solle gerade deshalb mitschlagen, um hinterdrein bei dem Friedens¬
schlüsse mitsprechen zu können."

Der Erfolg zeigte viel schneller, als Herrn v. Dalwigk lieb sein mochte,
wer Recht hatte, und wessen Schwert die Wagschale zum Sinken brachte.
Der Großherzog und sein Minister verließen beim Herannahen der Preußen
das Land und flüchteten nach München, während monatelange Einquartierung
das Land und namentlich die Residenz drückte, bis der Frieden mit Abtretung
von etwa dreißigtausend Seelen und durch Zahlung von drei Millionen Gulden
Kriegskosten erkauft war. Herr v. Dalwigk, der Urheber des ganzen Unglücks
zog triumphirend in Darmstadt wieder ein -- und blieb, obgleich Hunderte
von Gemeinderäthen seine Entlassung gefordert hatten. Ja, es gelang ihm
mit Hülfe der sogenannten Volkspartei, der Ultramontanen, und der von
Preußenhaß überfließenden Frankfurter Presse bei den im Herbst 1866 statt¬
findenden Landtagswahlen unter dem gemeinsamen Losungswort "hessisch oder
preußisch" den Wahlsieg davonzutragen. Der fanatisirten -- namentlich der
katholischen -- Landbevölkerung wurde weißgemacht, daß Metz die Preußen
gerufen habe, daß er und sein Nationalverein am Kriege schuld seien. Die
amtlichen Kreisblätter des Herrn v. Dalwigk hetzten in nichtswürdigster Weise
gegen Preußen, gegen seine "volksfeindliche Regierung" u. f. w., und priesen
dem norddeutschen Militarismus und Cäsarismus gegenüber die -- Republik.
Trotz dieses Wahlsiegs aber entschied sich die zweite Kammer, in welcher
Metz nur etwa ein Dutzend entschieden nationaler Männer zur Seite hatte,
mit ZI gegen 15 Stimmen für den Eintritt Hessens in den Norddeutschen
Bund und verurtheilte mit derselben Mehrheit die ultramontanen Bestrebungen
des Ministers.

Die natürliche Coalition der staatsfeindlichen und antinationalen Elemente,
deren sich das Ministerium Dalwigk zum Siege bei den Landtagswahlen be¬
dient hatte, wurde bereits Ende 1867 bei den hessischen Zollparlamentswahlen


dem bestimmten Zusatz: daß die Regierung vor einer Parteinahme zwischen
Oesterreich und Preußen die Zustimmung der Stände einholen müsse. Metz
aber sagte hierbei voraus, daß Dalwigk nach Bewilligung des Geldes die
Kammer nicht mehr fragen, sondern leichten Herzens sich Oesterreich in
die Arme werfen und damit das Großherzogthum Hessen in schwere Nach¬
theile stürzen werde. Er verlangte warnend, daß Hessen das Anerbieten, wo¬
nach die hessische Division Mainz besetzen sollte, annehme, um das Blut der
Landeskinder zu schonen und größere Kosten dem Lande zu ersparen. Allein
Dalwigk entgegnet: „daß die hessische Division auf die Ehre mitzuschlagen,
nicht verzichten könne". Metz führte nun aus, daß der Fall wohl eintreten
könne, daß Oesterreich und Preußen über die Köpfe der Kleinstaaten hinweg
sich verständigen und Frieden schließen könnten. Da warf Dalwigk ein:
„Hessen solle gerade deshalb mitschlagen, um hinterdrein bei dem Friedens¬
schlüsse mitsprechen zu können."

Der Erfolg zeigte viel schneller, als Herrn v. Dalwigk lieb sein mochte,
wer Recht hatte, und wessen Schwert die Wagschale zum Sinken brachte.
Der Großherzog und sein Minister verließen beim Herannahen der Preußen
das Land und flüchteten nach München, während monatelange Einquartierung
das Land und namentlich die Residenz drückte, bis der Frieden mit Abtretung
von etwa dreißigtausend Seelen und durch Zahlung von drei Millionen Gulden
Kriegskosten erkauft war. Herr v. Dalwigk, der Urheber des ganzen Unglücks
zog triumphirend in Darmstadt wieder ein — und blieb, obgleich Hunderte
von Gemeinderäthen seine Entlassung gefordert hatten. Ja, es gelang ihm
mit Hülfe der sogenannten Volkspartei, der Ultramontanen, und der von
Preußenhaß überfließenden Frankfurter Presse bei den im Herbst 1866 statt¬
findenden Landtagswahlen unter dem gemeinsamen Losungswort „hessisch oder
preußisch" den Wahlsieg davonzutragen. Der fanatisirten — namentlich der
katholischen — Landbevölkerung wurde weißgemacht, daß Metz die Preußen
gerufen habe, daß er und sein Nationalverein am Kriege schuld seien. Die
amtlichen Kreisblätter des Herrn v. Dalwigk hetzten in nichtswürdigster Weise
gegen Preußen, gegen seine „volksfeindliche Regierung" u. f. w., und priesen
dem norddeutschen Militarismus und Cäsarismus gegenüber die — Republik.
Trotz dieses Wahlsiegs aber entschied sich die zweite Kammer, in welcher
Metz nur etwa ein Dutzend entschieden nationaler Männer zur Seite hatte,
mit ZI gegen 15 Stimmen für den Eintritt Hessens in den Norddeutschen
Bund und verurtheilte mit derselben Mehrheit die ultramontanen Bestrebungen
des Ministers.

Die natürliche Coalition der staatsfeindlichen und antinationalen Elemente,
deren sich das Ministerium Dalwigk zum Siege bei den Landtagswahlen be¬
dient hatte, wurde bereits Ende 1867 bei den hessischen Zollparlamentswahlen


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[0396] dem bestimmten Zusatz: daß die Regierung vor einer Parteinahme zwischen Oesterreich und Preußen die Zustimmung der Stände einholen müsse. Metz aber sagte hierbei voraus, daß Dalwigk nach Bewilligung des Geldes die Kammer nicht mehr fragen, sondern leichten Herzens sich Oesterreich in die Arme werfen und damit das Großherzogthum Hessen in schwere Nach¬ theile stürzen werde. Er verlangte warnend, daß Hessen das Anerbieten, wo¬ nach die hessische Division Mainz besetzen sollte, annehme, um das Blut der Landeskinder zu schonen und größere Kosten dem Lande zu ersparen. Allein Dalwigk entgegnet: „daß die hessische Division auf die Ehre mitzuschlagen, nicht verzichten könne". Metz führte nun aus, daß der Fall wohl eintreten könne, daß Oesterreich und Preußen über die Köpfe der Kleinstaaten hinweg sich verständigen und Frieden schließen könnten. Da warf Dalwigk ein: „Hessen solle gerade deshalb mitschlagen, um hinterdrein bei dem Friedens¬ schlüsse mitsprechen zu können." Der Erfolg zeigte viel schneller, als Herrn v. Dalwigk lieb sein mochte, wer Recht hatte, und wessen Schwert die Wagschale zum Sinken brachte. Der Großherzog und sein Minister verließen beim Herannahen der Preußen das Land und flüchteten nach München, während monatelange Einquartierung das Land und namentlich die Residenz drückte, bis der Frieden mit Abtretung von etwa dreißigtausend Seelen und durch Zahlung von drei Millionen Gulden Kriegskosten erkauft war. Herr v. Dalwigk, der Urheber des ganzen Unglücks zog triumphirend in Darmstadt wieder ein — und blieb, obgleich Hunderte von Gemeinderäthen seine Entlassung gefordert hatten. Ja, es gelang ihm mit Hülfe der sogenannten Volkspartei, der Ultramontanen, und der von Preußenhaß überfließenden Frankfurter Presse bei den im Herbst 1866 statt¬ findenden Landtagswahlen unter dem gemeinsamen Losungswort „hessisch oder preußisch" den Wahlsieg davonzutragen. Der fanatisirten — namentlich der katholischen — Landbevölkerung wurde weißgemacht, daß Metz die Preußen gerufen habe, daß er und sein Nationalverein am Kriege schuld seien. Die amtlichen Kreisblätter des Herrn v. Dalwigk hetzten in nichtswürdigster Weise gegen Preußen, gegen seine „volksfeindliche Regierung" u. f. w., und priesen dem norddeutschen Militarismus und Cäsarismus gegenüber die — Republik. Trotz dieses Wahlsiegs aber entschied sich die zweite Kammer, in welcher Metz nur etwa ein Dutzend entschieden nationaler Männer zur Seite hatte, mit ZI gegen 15 Stimmen für den Eintritt Hessens in den Norddeutschen Bund und verurtheilte mit derselben Mehrheit die ultramontanen Bestrebungen des Ministers. Die natürliche Coalition der staatsfeindlichen und antinationalen Elemente, deren sich das Ministerium Dalwigk zum Siege bei den Landtagswahlen be¬ dient hatte, wurde bereits Ende 1867 bei den hessischen Zollparlamentswahlen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/396>, abgerufen am 25.12.2024.