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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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scriptionzu wöchentlichen,monatlichen odervierteljährlichen Beiträgen. Die gewöhn¬
lichere Erhebungsart der Kircheneinkünfte ist indessen die Kirchenstuhlmierhe. Jeder
Kirchenstuhl paßt für eine Familie und enthält von 4 bis zu 6 Sitzen.
Manchmal werden Kirchenstühle auch an einige Gemeindemitglieder verkauft,
um die Kosten des Neubaues einer Kirche zu bestreiten und werden dann
noch mit einer jährlichen Steuer belegt. So ist es in New-Nork, wo die
Kosten für Bau und Unterhalt einer Kirche sehr bedeutend sind, nichts un¬
gewöhnliches, daß Jemand für den Kirchenstuhl, der für ihn reservirt wird,
1000--3000 Dollars und dann jährlich noch 8--12 Procent dieser Summe
als Jcchrcssteucr bezahlt. In anderen Fällen werden die Baukosten bestritten
durch freiwillige Subscriptionen, das Gebäude ist dann Gott gewidmet als
Dankopfer, schuldenfrei und mit Aufgabe des Eigenthumsrechtes, und die
Kirchenstühle werden vermiethet zur Bestreitung der laufenden Ausgaben. Ge¬
wöhnlich sind die Kirchen ausgestattet mit Teppichen, Polstern, Kissen und
allem thunlichen Comfort, um den Aufenthalt darin angenehm zu machen
und ihnen eine größere Anziehungskraft zu geben; namentlich sind sie gut er¬
wärmt, gut erleuchtet, gut gereinigt und gut ventilirt. Die Broadway-
Tabernacle-Church, mit der der Autor durch mehr als 23 Jahre verknüpft
war, entrirte für die Vollendung eines neuen Gotteshauses eine Schuld von
63.000 Dollars. In einem einzigen Jahre wurden 23,000 Dollars durch
freiwillige Schenkungen abgetragen, außer den Kosten für den Unterhalt des
öffentlichen Gottesdienstes; und im folgenden Jahre wurde der Rest von
40,000 Dollars durch Subscription bei einem einzigen Sonntags-Gottesdienste
getilgt.

Das jährliche Einkommen aus der Kirchenstuhlmierhe betrug etwa 18.000
Dollars. Im Laufe von 25 Jahren nahm die Broadway-Tabernacle-Church
ein an Stuhlmiethe und Subskriptionen rund 400,000 Doll. für den Bau
der Kirche und den Unterhalt des Gottesdienstes, und für heimische und
auswärtige Missionen, für theologische Seminare und andere religiöse Zwecke
in derselben Zeit rund 330,000 Dollars, in Summa also 730,000 Dollars
bei einer Gemeinde von durchschnittlich 1000 Mitgliedern, von denen viele
nur wenig bemittelt waren. Das Gehalt des Pastors stieg mit der allge¬
meinen Preissteigerung aller Lebensbedürfnisse von 2000 bis auf 9000 Dol¬
lars jährlich. Die große Beliebtheit des Mr. Beecher, Bruders der Verfasserin
von Onkel Tom's Hütte, in Brooklyn' veranlaßt einen solchen Zudrang zu
Sitzen in Plymouth-Church, daß die Kirchenstühle jährlich verauctionirt werden
und eine Revenue von mehr als 30,000 Doll. bringen/') Das Gehalt Mr. Beecher's



Es wäre wichtig, zu wissen, ob an solchen Auctionen auch Personen sich betheiligen,
welche nicht derselben Konfession angehören.

scriptionzu wöchentlichen,monatlichen odervierteljährlichen Beiträgen. Die gewöhn¬
lichere Erhebungsart der Kircheneinkünfte ist indessen die Kirchenstuhlmierhe. Jeder
Kirchenstuhl paßt für eine Familie und enthält von 4 bis zu 6 Sitzen.
Manchmal werden Kirchenstühle auch an einige Gemeindemitglieder verkauft,
um die Kosten des Neubaues einer Kirche zu bestreiten und werden dann
noch mit einer jährlichen Steuer belegt. So ist es in New-Nork, wo die
Kosten für Bau und Unterhalt einer Kirche sehr bedeutend sind, nichts un¬
gewöhnliches, daß Jemand für den Kirchenstuhl, der für ihn reservirt wird,
1000—3000 Dollars und dann jährlich noch 8—12 Procent dieser Summe
als Jcchrcssteucr bezahlt. In anderen Fällen werden die Baukosten bestritten
durch freiwillige Subscriptionen, das Gebäude ist dann Gott gewidmet als
Dankopfer, schuldenfrei und mit Aufgabe des Eigenthumsrechtes, und die
Kirchenstühle werden vermiethet zur Bestreitung der laufenden Ausgaben. Ge¬
wöhnlich sind die Kirchen ausgestattet mit Teppichen, Polstern, Kissen und
allem thunlichen Comfort, um den Aufenthalt darin angenehm zu machen
und ihnen eine größere Anziehungskraft zu geben; namentlich sind sie gut er¬
wärmt, gut erleuchtet, gut gereinigt und gut ventilirt. Die Broadway-
Tabernacle-Church, mit der der Autor durch mehr als 23 Jahre verknüpft
war, entrirte für die Vollendung eines neuen Gotteshauses eine Schuld von
63.000 Dollars. In einem einzigen Jahre wurden 23,000 Dollars durch
freiwillige Schenkungen abgetragen, außer den Kosten für den Unterhalt des
öffentlichen Gottesdienstes; und im folgenden Jahre wurde der Rest von
40,000 Dollars durch Subscription bei einem einzigen Sonntags-Gottesdienste
getilgt.

Das jährliche Einkommen aus der Kirchenstuhlmierhe betrug etwa 18.000
Dollars. Im Laufe von 25 Jahren nahm die Broadway-Tabernacle-Church
ein an Stuhlmiethe und Subskriptionen rund 400,000 Doll. für den Bau
der Kirche und den Unterhalt des Gottesdienstes, und für heimische und
auswärtige Missionen, für theologische Seminare und andere religiöse Zwecke
in derselben Zeit rund 330,000 Dollars, in Summa also 730,000 Dollars
bei einer Gemeinde von durchschnittlich 1000 Mitgliedern, von denen viele
nur wenig bemittelt waren. Das Gehalt des Pastors stieg mit der allge¬
meinen Preissteigerung aller Lebensbedürfnisse von 2000 bis auf 9000 Dol¬
lars jährlich. Die große Beliebtheit des Mr. Beecher, Bruders der Verfasserin
von Onkel Tom's Hütte, in Brooklyn' veranlaßt einen solchen Zudrang zu
Sitzen in Plymouth-Church, daß die Kirchenstühle jährlich verauctionirt werden
und eine Revenue von mehr als 30,000 Doll. bringen/') Das Gehalt Mr. Beecher's



Es wäre wichtig, zu wissen, ob an solchen Auctionen auch Personen sich betheiligen,
welche nicht derselben Konfession angehören.
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[0454] scriptionzu wöchentlichen,monatlichen odervierteljährlichen Beiträgen. Die gewöhn¬ lichere Erhebungsart der Kircheneinkünfte ist indessen die Kirchenstuhlmierhe. Jeder Kirchenstuhl paßt für eine Familie und enthält von 4 bis zu 6 Sitzen. Manchmal werden Kirchenstühle auch an einige Gemeindemitglieder verkauft, um die Kosten des Neubaues einer Kirche zu bestreiten und werden dann noch mit einer jährlichen Steuer belegt. So ist es in New-Nork, wo die Kosten für Bau und Unterhalt einer Kirche sehr bedeutend sind, nichts un¬ gewöhnliches, daß Jemand für den Kirchenstuhl, der für ihn reservirt wird, 1000—3000 Dollars und dann jährlich noch 8—12 Procent dieser Summe als Jcchrcssteucr bezahlt. In anderen Fällen werden die Baukosten bestritten durch freiwillige Subscriptionen, das Gebäude ist dann Gott gewidmet als Dankopfer, schuldenfrei und mit Aufgabe des Eigenthumsrechtes, und die Kirchenstühle werden vermiethet zur Bestreitung der laufenden Ausgaben. Ge¬ wöhnlich sind die Kirchen ausgestattet mit Teppichen, Polstern, Kissen und allem thunlichen Comfort, um den Aufenthalt darin angenehm zu machen und ihnen eine größere Anziehungskraft zu geben; namentlich sind sie gut er¬ wärmt, gut erleuchtet, gut gereinigt und gut ventilirt. Die Broadway- Tabernacle-Church, mit der der Autor durch mehr als 23 Jahre verknüpft war, entrirte für die Vollendung eines neuen Gotteshauses eine Schuld von 63.000 Dollars. In einem einzigen Jahre wurden 23,000 Dollars durch freiwillige Schenkungen abgetragen, außer den Kosten für den Unterhalt des öffentlichen Gottesdienstes; und im folgenden Jahre wurde der Rest von 40,000 Dollars durch Subscription bei einem einzigen Sonntags-Gottesdienste getilgt. Das jährliche Einkommen aus der Kirchenstuhlmierhe betrug etwa 18.000 Dollars. Im Laufe von 25 Jahren nahm die Broadway-Tabernacle-Church ein an Stuhlmiethe und Subskriptionen rund 400,000 Doll. für den Bau der Kirche und den Unterhalt des Gottesdienstes, und für heimische und auswärtige Missionen, für theologische Seminare und andere religiöse Zwecke in derselben Zeit rund 330,000 Dollars, in Summa also 730,000 Dollars bei einer Gemeinde von durchschnittlich 1000 Mitgliedern, von denen viele nur wenig bemittelt waren. Das Gehalt des Pastors stieg mit der allge¬ meinen Preissteigerung aller Lebensbedürfnisse von 2000 bis auf 9000 Dol¬ lars jährlich. Die große Beliebtheit des Mr. Beecher, Bruders der Verfasserin von Onkel Tom's Hütte, in Brooklyn' veranlaßt einen solchen Zudrang zu Sitzen in Plymouth-Church, daß die Kirchenstühle jährlich verauctionirt werden und eine Revenue von mehr als 30,000 Doll. bringen/') Das Gehalt Mr. Beecher's Es wäre wichtig, zu wissen, ob an solchen Auctionen auch Personen sich betheiligen, welche nicht derselben Konfession angehören.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/454>, abgerufen am 06.02.2025.