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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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und menschenfreundliche Männer mit so vieler Mühe angezündet, je eher, je
lieber wieder ausgelöscht werden. Darum sandte der Jesuitenorden uns
1842 seine Creatur, Herrn Laurent, unseligen Andenkens, ins Land. Dieser
unserm damaligen König-Großherzog, Wilhelm II., von gewisser Seite bestens
empfohlene Zelot/') begann sofort nach seiner Jnstailirung hier sein Werk
der Finsterniß, oder besser das Werk seiner Patrone, indem er alle bessern
und liberaleren Männer des hiesigen Clerus auf die unzweideutigste Weise
hintansetzte und sie auf jede mögliche Weise in den Staub darniederzutreten suchte.
Was dagegen heucheln, schmeicheln, kriechen und wedeln konnte, wurde hervorgezogen
und durfte auf jede mögliche Beförderung rechnen. Die edleren besseren Herzen, welche
sich der Schmach nicht beugen konnten, brachen lieber. Wer denkt nicht hier an den
frühen Tod des guten und so liebenswürdigen Hrn. Manternach? Herr Lau¬
rent ließ sich öffentlich in der Hauptkirche des Landes von seinen Creaturen
fast abgöttische Ehrenbezeugungen erweisen. Sogar dem gemeinen Manne
kam dergleichen Götzendienst anfänglich zum mindesten seltsam vor. Doch
woran gewöhnt sich der gemeine Mann nicht nach und nach? Die Jesuiten
wissen das, und rechnen darauf. Dann gründete Herr Laurent sein Priester¬
seminar, und verschrieb sich die Professoren für dasselbe von seinem Orden.
Dieses Priesterseminar war und ist auch wohl bis zum heutigen Tage die
Pflanzstätte jener fanatischen, blinden, willenlosen Werkzeuge, mit Hilfe derer
der Jesuitismus sich den freien Geist durchs ganze Land zu unterwerfen be¬
müht ist, was ihm leider! nur zu gut gelungen ist, Dank jenen unter libera¬
ler Maske sich bergenden, egoistischen und gewissenlosen Menschen, diesen Hel¬
fershelfern des Jesuitismus, die sich seitdem der politischen Leitung des Lan¬
des, mit Hilfe der schwarzen Sippe, zu bemächtigen gewußt haben. -- Um
allen diesen seinen Werken Nachdruck zu geben, und sie vor der öffentlichen
Meinung zu beschönigen, gründete Hr. Laurent seine sogenannte "Luxembur¬
ger Zeitung". Den Chefredakteur verschrieb er sich ebenfalls von den Seini¬
gen. Ein netter Chef-Redakteur! Ein bessrer Wühler und AufHetzer gegen
die öffentliche Ordnung konnte wohl nicht leicht gefunden werden. Monsieur
Gregoire hieß der Quidam, der bereits aus mehrerer Herren Ländern als Ruhe¬
störer ausgewiesen worden, ehe er uns die Ehre erwies, als Chef-Redakteur
der Jesuitenzeitung sich in Luxemburg niederzulassen. Dieser Herr mußte nun
mit seinem Haß und seiner Verleumdung jeden Ehrenmann überschütten, der
sich nicht vor der bischöflichen Allgewalt beugen wollte. Freilich konnte das
auf die Länge nicht so ohne Weiteres hingehen, in einem Lande, wo sowohl
die Regierung als die Justizverwaltung liberal und ganz und gar nicht ge-



Die Jesuiten sollen nämlich dem König von Holland damals das Versprechen gegeben
haben, ihm Belgien wieder zuzuführen.
Grenzboten 1873. III. 63

und menschenfreundliche Männer mit so vieler Mühe angezündet, je eher, je
lieber wieder ausgelöscht werden. Darum sandte der Jesuitenorden uns
1842 seine Creatur, Herrn Laurent, unseligen Andenkens, ins Land. Dieser
unserm damaligen König-Großherzog, Wilhelm II., von gewisser Seite bestens
empfohlene Zelot/') begann sofort nach seiner Jnstailirung hier sein Werk
der Finsterniß, oder besser das Werk seiner Patrone, indem er alle bessern
und liberaleren Männer des hiesigen Clerus auf die unzweideutigste Weise
hintansetzte und sie auf jede mögliche Weise in den Staub darniederzutreten suchte.
Was dagegen heucheln, schmeicheln, kriechen und wedeln konnte, wurde hervorgezogen
und durfte auf jede mögliche Beförderung rechnen. Die edleren besseren Herzen, welche
sich der Schmach nicht beugen konnten, brachen lieber. Wer denkt nicht hier an den
frühen Tod des guten und so liebenswürdigen Hrn. Manternach? Herr Lau¬
rent ließ sich öffentlich in der Hauptkirche des Landes von seinen Creaturen
fast abgöttische Ehrenbezeugungen erweisen. Sogar dem gemeinen Manne
kam dergleichen Götzendienst anfänglich zum mindesten seltsam vor. Doch
woran gewöhnt sich der gemeine Mann nicht nach und nach? Die Jesuiten
wissen das, und rechnen darauf. Dann gründete Herr Laurent sein Priester¬
seminar, und verschrieb sich die Professoren für dasselbe von seinem Orden.
Dieses Priesterseminar war und ist auch wohl bis zum heutigen Tage die
Pflanzstätte jener fanatischen, blinden, willenlosen Werkzeuge, mit Hilfe derer
der Jesuitismus sich den freien Geist durchs ganze Land zu unterwerfen be¬
müht ist, was ihm leider! nur zu gut gelungen ist, Dank jenen unter libera¬
ler Maske sich bergenden, egoistischen und gewissenlosen Menschen, diesen Hel¬
fershelfern des Jesuitismus, die sich seitdem der politischen Leitung des Lan¬
des, mit Hilfe der schwarzen Sippe, zu bemächtigen gewußt haben. — Um
allen diesen seinen Werken Nachdruck zu geben, und sie vor der öffentlichen
Meinung zu beschönigen, gründete Hr. Laurent seine sogenannte „Luxembur¬
ger Zeitung". Den Chefredakteur verschrieb er sich ebenfalls von den Seini¬
gen. Ein netter Chef-Redakteur! Ein bessrer Wühler und AufHetzer gegen
die öffentliche Ordnung konnte wohl nicht leicht gefunden werden. Monsieur
Gregoire hieß der Quidam, der bereits aus mehrerer Herren Ländern als Ruhe¬
störer ausgewiesen worden, ehe er uns die Ehre erwies, als Chef-Redakteur
der Jesuitenzeitung sich in Luxemburg niederzulassen. Dieser Herr mußte nun
mit seinem Haß und seiner Verleumdung jeden Ehrenmann überschütten, der
sich nicht vor der bischöflichen Allgewalt beugen wollte. Freilich konnte das
auf die Länge nicht so ohne Weiteres hingehen, in einem Lande, wo sowohl
die Regierung als die Justizverwaltung liberal und ganz und gar nicht ge-



Die Jesuiten sollen nämlich dem König von Holland damals das Versprechen gegeben
haben, ihm Belgien wieder zuzuführen.
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[0425] und menschenfreundliche Männer mit so vieler Mühe angezündet, je eher, je lieber wieder ausgelöscht werden. Darum sandte der Jesuitenorden uns 1842 seine Creatur, Herrn Laurent, unseligen Andenkens, ins Land. Dieser unserm damaligen König-Großherzog, Wilhelm II., von gewisser Seite bestens empfohlene Zelot/') begann sofort nach seiner Jnstailirung hier sein Werk der Finsterniß, oder besser das Werk seiner Patrone, indem er alle bessern und liberaleren Männer des hiesigen Clerus auf die unzweideutigste Weise hintansetzte und sie auf jede mögliche Weise in den Staub darniederzutreten suchte. Was dagegen heucheln, schmeicheln, kriechen und wedeln konnte, wurde hervorgezogen und durfte auf jede mögliche Beförderung rechnen. Die edleren besseren Herzen, welche sich der Schmach nicht beugen konnten, brachen lieber. Wer denkt nicht hier an den frühen Tod des guten und so liebenswürdigen Hrn. Manternach? Herr Lau¬ rent ließ sich öffentlich in der Hauptkirche des Landes von seinen Creaturen fast abgöttische Ehrenbezeugungen erweisen. Sogar dem gemeinen Manne kam dergleichen Götzendienst anfänglich zum mindesten seltsam vor. Doch woran gewöhnt sich der gemeine Mann nicht nach und nach? Die Jesuiten wissen das, und rechnen darauf. Dann gründete Herr Laurent sein Priester¬ seminar, und verschrieb sich die Professoren für dasselbe von seinem Orden. Dieses Priesterseminar war und ist auch wohl bis zum heutigen Tage die Pflanzstätte jener fanatischen, blinden, willenlosen Werkzeuge, mit Hilfe derer der Jesuitismus sich den freien Geist durchs ganze Land zu unterwerfen be¬ müht ist, was ihm leider! nur zu gut gelungen ist, Dank jenen unter libera¬ ler Maske sich bergenden, egoistischen und gewissenlosen Menschen, diesen Hel¬ fershelfern des Jesuitismus, die sich seitdem der politischen Leitung des Lan¬ des, mit Hilfe der schwarzen Sippe, zu bemächtigen gewußt haben. — Um allen diesen seinen Werken Nachdruck zu geben, und sie vor der öffentlichen Meinung zu beschönigen, gründete Hr. Laurent seine sogenannte „Luxembur¬ ger Zeitung". Den Chefredakteur verschrieb er sich ebenfalls von den Seini¬ gen. Ein netter Chef-Redakteur! Ein bessrer Wühler und AufHetzer gegen die öffentliche Ordnung konnte wohl nicht leicht gefunden werden. Monsieur Gregoire hieß der Quidam, der bereits aus mehrerer Herren Ländern als Ruhe¬ störer ausgewiesen worden, ehe er uns die Ehre erwies, als Chef-Redakteur der Jesuitenzeitung sich in Luxemburg niederzulassen. Dieser Herr mußte nun mit seinem Haß und seiner Verleumdung jeden Ehrenmann überschütten, der sich nicht vor der bischöflichen Allgewalt beugen wollte. Freilich konnte das auf die Länge nicht so ohne Weiteres hingehen, in einem Lande, wo sowohl die Regierung als die Justizverwaltung liberal und ganz und gar nicht ge- Die Jesuiten sollen nämlich dem König von Holland damals das Versprechen gegeben haben, ihm Belgien wieder zuzuführen. Grenzboten 1873. III. 63

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/425>, abgerufen am 06.02.2025.