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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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Diesem in seinem ersten Jahresbericht*) niedergelegten freudigen Be¬
kenntniß fügte der Ausschuß die Worte hinzu:

"Die Feinde dieses Friedens haben nur Einen Stützpunkt: die Unwissen¬
heit der Massen. Es muß daher den socialistischen und ultramontanen Frie¬
densstörern, die hier ihren Hebel einsetzen, dieser Stützpunkt entrissen werden.
In diesem Kampfe, der jetzt lichterloh entbrannt ist, gilt es ein Zusammen¬
fassen aller Kräfte, die sich jenen Elementen nicht unterwerfen wollen. Die
lokalen Vereine müssen aus ihrer Vereinzelung, in der sie ohnmächtig sind,
heraustreten und sich dem großen Ganzen anschließen. Die Opfer, die dies
ihrerseits erfordert, sind unerheblich und ihre individuelle Freiheit bleibt un¬
beschränkt, während das Ganze durch ihren Beitritt an Kraft gewinnt."

"Große materielle Mittel sind dringend nöthig in Anbetracht der Hülfs¬
quellen, über welche die alten reichen Organisationen der ultramontanen Partei
verfügen, und welche die socialistischen Führer aus den Arbeitermassen erpreßten,
die ohne ihren Verstand zu bilden und ihre Sitten zu verbessern, auf den
Trümmern des Bestehenden ein neues Zeitalter der allgemeinen Glückseligkeit
glauben aufrichten zu können."

Leider mußte hier der Centralausschuß Klage führen, daß gerade von
den großen industriellen Gesellschaften und den Arbeitgebern überhaupt, denen
er in seinem Aufruf die Sache der Volksbildung so dringend ans Herz gelegt,
zwar einige, aber verhältnißmäßig doch nur wenige bis jetzt etwas Nennens-
werthes dafür gethan hätten.

"Hier liegt", sagt der Bericht, "eine schwere Versäumniß vor, die, wenn
nicht aus anderm Grunde, schon im eigenen wohlverstandenen Interesse wieder
gut gemacht werden muß, ehe ein verhängnißvolles Zuspät! eintritt."

Wer möchte ihm nicht Recht geben?

Die zahl- und meßbaren Resultate der Agitation für die Bestrebungen
der Gesellschaft bezifferten sich am Schlüsse des ersten Jahres folgendermaßen:
Es wurden für das Vereinsjahr 1871/72 von 1457 Mitgliedern der Gesellschaft
6296 Thlr. -- Sgr. 5 Pf. jährliche, 822 Thlr. 23 Sgr. 10 Pf. einmalige Bei¬
träge gezeichnet -- allerdings eine sehr bescheidene Summe, wenn man sie
mit dem vergleicht, was z. B. in England bei ähnlichen Agitationen für ge¬
meinnützige Zwecke eingeht, indeß doch immer ein Anfang, der, wie wir weiter¬
hin sehen werden, seitdem in erfreulichem Maße zugenommen hat.





Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum.
Verlag von F. L. HerSig. -- Druck von Hiithcl K Legler in Leipzig.
') "Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. Jahresbericht über das Vcreinsjahr
1871--1872, erstattet zur zweiten ordentlichen Generalversammlung in Darmstadt am K. und 7.
Juli 1872 vom Centralausschuß." (Bureau der Gesellschaft. Berlin, Kvihner Straße Ur. 39.)

Diesem in seinem ersten Jahresbericht*) niedergelegten freudigen Be¬
kenntniß fügte der Ausschuß die Worte hinzu:

„Die Feinde dieses Friedens haben nur Einen Stützpunkt: die Unwissen¬
heit der Massen. Es muß daher den socialistischen und ultramontanen Frie¬
densstörern, die hier ihren Hebel einsetzen, dieser Stützpunkt entrissen werden.
In diesem Kampfe, der jetzt lichterloh entbrannt ist, gilt es ein Zusammen¬
fassen aller Kräfte, die sich jenen Elementen nicht unterwerfen wollen. Die
lokalen Vereine müssen aus ihrer Vereinzelung, in der sie ohnmächtig sind,
heraustreten und sich dem großen Ganzen anschließen. Die Opfer, die dies
ihrerseits erfordert, sind unerheblich und ihre individuelle Freiheit bleibt un¬
beschränkt, während das Ganze durch ihren Beitritt an Kraft gewinnt."

„Große materielle Mittel sind dringend nöthig in Anbetracht der Hülfs¬
quellen, über welche die alten reichen Organisationen der ultramontanen Partei
verfügen, und welche die socialistischen Führer aus den Arbeitermassen erpreßten,
die ohne ihren Verstand zu bilden und ihre Sitten zu verbessern, auf den
Trümmern des Bestehenden ein neues Zeitalter der allgemeinen Glückseligkeit
glauben aufrichten zu können."

Leider mußte hier der Centralausschuß Klage führen, daß gerade von
den großen industriellen Gesellschaften und den Arbeitgebern überhaupt, denen
er in seinem Aufruf die Sache der Volksbildung so dringend ans Herz gelegt,
zwar einige, aber verhältnißmäßig doch nur wenige bis jetzt etwas Nennens-
werthes dafür gethan hätten.

„Hier liegt", sagt der Bericht, „eine schwere Versäumniß vor, die, wenn
nicht aus anderm Grunde, schon im eigenen wohlverstandenen Interesse wieder
gut gemacht werden muß, ehe ein verhängnißvolles Zuspät! eintritt."

Wer möchte ihm nicht Recht geben?

Die zahl- und meßbaren Resultate der Agitation für die Bestrebungen
der Gesellschaft bezifferten sich am Schlüsse des ersten Jahres folgendermaßen:
Es wurden für das Vereinsjahr 1871/72 von 1457 Mitgliedern der Gesellschaft
6296 Thlr. — Sgr. 5 Pf. jährliche, 822 Thlr. 23 Sgr. 10 Pf. einmalige Bei¬
träge gezeichnet — allerdings eine sehr bescheidene Summe, wenn man sie
mit dem vergleicht, was z. B. in England bei ähnlichen Agitationen für ge¬
meinnützige Zwecke eingeht, indeß doch immer ein Anfang, der, wie wir weiter¬
hin sehen werden, seitdem in erfreulichem Maße zugenommen hat.





Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum.
Verlag von F. L. HerSig. — Druck von Hiithcl K Legler in Leipzig.
') „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. Jahresbericht über das Vcreinsjahr
1871—1872, erstattet zur zweiten ordentlichen Generalversammlung in Darmstadt am K. und 7.
Juli 1872 vom Centralausschuß." (Bureau der Gesellschaft. Berlin, Kvihner Straße Ur. 39.)
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[0408] Diesem in seinem ersten Jahresbericht*) niedergelegten freudigen Be¬ kenntniß fügte der Ausschuß die Worte hinzu: „Die Feinde dieses Friedens haben nur Einen Stützpunkt: die Unwissen¬ heit der Massen. Es muß daher den socialistischen und ultramontanen Frie¬ densstörern, die hier ihren Hebel einsetzen, dieser Stützpunkt entrissen werden. In diesem Kampfe, der jetzt lichterloh entbrannt ist, gilt es ein Zusammen¬ fassen aller Kräfte, die sich jenen Elementen nicht unterwerfen wollen. Die lokalen Vereine müssen aus ihrer Vereinzelung, in der sie ohnmächtig sind, heraustreten und sich dem großen Ganzen anschließen. Die Opfer, die dies ihrerseits erfordert, sind unerheblich und ihre individuelle Freiheit bleibt un¬ beschränkt, während das Ganze durch ihren Beitritt an Kraft gewinnt." „Große materielle Mittel sind dringend nöthig in Anbetracht der Hülfs¬ quellen, über welche die alten reichen Organisationen der ultramontanen Partei verfügen, und welche die socialistischen Führer aus den Arbeitermassen erpreßten, die ohne ihren Verstand zu bilden und ihre Sitten zu verbessern, auf den Trümmern des Bestehenden ein neues Zeitalter der allgemeinen Glückseligkeit glauben aufrichten zu können." Leider mußte hier der Centralausschuß Klage führen, daß gerade von den großen industriellen Gesellschaften und den Arbeitgebern überhaupt, denen er in seinem Aufruf die Sache der Volksbildung so dringend ans Herz gelegt, zwar einige, aber verhältnißmäßig doch nur wenige bis jetzt etwas Nennens- werthes dafür gethan hätten. „Hier liegt", sagt der Bericht, „eine schwere Versäumniß vor, die, wenn nicht aus anderm Grunde, schon im eigenen wohlverstandenen Interesse wieder gut gemacht werden muß, ehe ein verhängnißvolles Zuspät! eintritt." Wer möchte ihm nicht Recht geben? Die zahl- und meßbaren Resultate der Agitation für die Bestrebungen der Gesellschaft bezifferten sich am Schlüsse des ersten Jahres folgendermaßen: Es wurden für das Vereinsjahr 1871/72 von 1457 Mitgliedern der Gesellschaft 6296 Thlr. — Sgr. 5 Pf. jährliche, 822 Thlr. 23 Sgr. 10 Pf. einmalige Bei¬ träge gezeichnet — allerdings eine sehr bescheidene Summe, wenn man sie mit dem vergleicht, was z. B. in England bei ähnlichen Agitationen für ge¬ meinnützige Zwecke eingeht, indeß doch immer ein Anfang, der, wie wir weiter¬ hin sehen werden, seitdem in erfreulichem Maße zugenommen hat. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum. Verlag von F. L. HerSig. — Druck von Hiithcl K Legler in Leipzig. ') „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. Jahresbericht über das Vcreinsjahr 1871—1872, erstattet zur zweiten ordentlichen Generalversammlung in Darmstadt am K. und 7. Juli 1872 vom Centralausschuß." (Bureau der Gesellschaft. Berlin, Kvihner Straße Ur. 39.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/408>, abgerufen am 06.02.2025.