Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.und deshalb stehe ich nicht an, Sie zu bitten, ihren ursprünglichen Tadel von Der Admiral war besiegt. Dieses Wesen mit der sanften Rede, welches Jetzt brach Beifall und Gelächter los, und Williams, der Wohlthäter Die Macht des Admirals war gebrochen. Wenn er nach diesem Vorfall und deshalb stehe ich nicht an, Sie zu bitten, ihren ursprünglichen Tadel von Der Admiral war besiegt. Dieses Wesen mit der sanften Rede, welches Jetzt brach Beifall und Gelächter los, und Williams, der Wohlthäter Die Macht des Admirals war gebrochen. Wenn er nach diesem Vorfall <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192843"/> <p xml:id="ID_103" prev="#ID_102"> und deshalb stehe ich nicht an, Sie zu bitten, ihren ursprünglichen Tadel von<lb/> den geistlichen Herren aus Massachusetts zu nehmen und ihn auf die Predi¬<lb/> ger von Südcarolina zu übertragen, wo er von Rechtswegen hingehört."</p><lb/> <p xml:id="ID_104"> Der Admiral war besiegt. Dieses Wesen mit der sanften Rede, welches<lb/> seine erlogne Geschichte hinterschluckte, wie wenn sie das Brot des Lebens<lb/> wäre, sich in seinem wüthenden Lästern sonnte, als ob es großherziger Son¬<lb/> nenschein wäre, in seiner launischen Parteinahme nur Überlegsamen, billig<lb/> verfahrenden Gerechtigkeitssinn fand und ihn mit erdichteter Geschichte über-<lb/> fluthete, die so mit Schmeichelei und Nachgiebigkeit überzuckert war, daß sie<lb/> sich nicht zurückweisen ließ, war zu viel für ihn. Er stammelte ein paar<lb/> wunderliche, mit Flüchen gespickte Sätze des Inhalts heraus, daß „der ver¬<lb/> maledeite Schockschwerenoths-Fall mit den Satanspfaffen Willis und Mor¬<lb/> gan" seinem Gedächtniß entschlüpft sei, daß er sich indeß desselben „nun¬<lb/> mehr entsinne", und zog sich dann unter dem Vorwande, Far für einen<lb/> imaginären Husten etwas Medicin geben zu müssen, aus dem Gefechte zurück<lb/> und schlich von dannen, ein geschlagener Mann.</p><lb/> <p xml:id="ID_105"> Jetzt brach Beifall und Gelächter los, und Williams, der Wohlthäter<lb/> des Schiffes, war der Held des Tages. Die Nachricht verbreitete sich über<lb/> den ganzen Dampfer, es wurde Sect bestellt, ein begeisterter Empfang im<lb/> Rauchzimmer eingerichtet, und alle Welt versammelte sich dort, um dem Sie¬<lb/> ger die Hand zu schütteln. Der Mann am Ruder erzählte später, daß der<lb/> Admiral inzwischen hinter dem Lootsenhause gestanden und für sich hin ge¬<lb/> flucht und gewettert habe, bis er die Topreeps des kleinen Beisegels losge¬<lb/> worfen und das Hauptsegel bekalmt.</p><lb/> <p xml:id="ID_106"> Die Macht des Admirals war gebrochen. Wenn er nach diesem Vorfall<lb/> einen Beweis versuchte, ging immer jemand und holte Williams herbei, und<lb/> der Alte wurde schwach und begann sofort zahm zu werden. Und sobald er<lb/> fertig war, erfand dann Williams stets in seiner gewinnenden, zuckersüßen<lb/> Weise eine Geschichte, bei der er sich zum Beweis ihrer Nichtigkeit auf das<lb/> eigne vortreffliche Gedächtniß des Alten und auf Nummern der Alten Wacht<lb/> bezog, von denen man wußte, daß sie nicht in dessen Besitz waren, und die<lb/> der Sache eine völlig entgegengesetzte Wendung gaben und den Admiral ganz<lb/> verblüfft und Hülflos ließen. Bald bekam er eine solche Furcht vor William's,<lb/> und seiner vergoldeten Zunge, daß er sogleich, nachdem er ihn sich nähern<lb/> gesehen, zu sprechen aufhörte und schließlich es ganz und gar unterließ, von<lb/> Politik zu reden. Und so herrschten fortan vollkommne Ruhe und heiterstes<lb/> Behagen auf dem Schiffe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
und deshalb stehe ich nicht an, Sie zu bitten, ihren ursprünglichen Tadel von
den geistlichen Herren aus Massachusetts zu nehmen und ihn auf die Predi¬
ger von Südcarolina zu übertragen, wo er von Rechtswegen hingehört."
Der Admiral war besiegt. Dieses Wesen mit der sanften Rede, welches
seine erlogne Geschichte hinterschluckte, wie wenn sie das Brot des Lebens
wäre, sich in seinem wüthenden Lästern sonnte, als ob es großherziger Son¬
nenschein wäre, in seiner launischen Parteinahme nur Überlegsamen, billig
verfahrenden Gerechtigkeitssinn fand und ihn mit erdichteter Geschichte über-
fluthete, die so mit Schmeichelei und Nachgiebigkeit überzuckert war, daß sie
sich nicht zurückweisen ließ, war zu viel für ihn. Er stammelte ein paar
wunderliche, mit Flüchen gespickte Sätze des Inhalts heraus, daß „der ver¬
maledeite Schockschwerenoths-Fall mit den Satanspfaffen Willis und Mor¬
gan" seinem Gedächtniß entschlüpft sei, daß er sich indeß desselben „nun¬
mehr entsinne", und zog sich dann unter dem Vorwande, Far für einen
imaginären Husten etwas Medicin geben zu müssen, aus dem Gefechte zurück
und schlich von dannen, ein geschlagener Mann.
Jetzt brach Beifall und Gelächter los, und Williams, der Wohlthäter
des Schiffes, war der Held des Tages. Die Nachricht verbreitete sich über
den ganzen Dampfer, es wurde Sect bestellt, ein begeisterter Empfang im
Rauchzimmer eingerichtet, und alle Welt versammelte sich dort, um dem Sie¬
ger die Hand zu schütteln. Der Mann am Ruder erzählte später, daß der
Admiral inzwischen hinter dem Lootsenhause gestanden und für sich hin ge¬
flucht und gewettert habe, bis er die Topreeps des kleinen Beisegels losge¬
worfen und das Hauptsegel bekalmt.
Die Macht des Admirals war gebrochen. Wenn er nach diesem Vorfall
einen Beweis versuchte, ging immer jemand und holte Williams herbei, und
der Alte wurde schwach und begann sofort zahm zu werden. Und sobald er
fertig war, erfand dann Williams stets in seiner gewinnenden, zuckersüßen
Weise eine Geschichte, bei der er sich zum Beweis ihrer Nichtigkeit auf das
eigne vortreffliche Gedächtniß des Alten und auf Nummern der Alten Wacht
bezog, von denen man wußte, daß sie nicht in dessen Besitz waren, und die
der Sache eine völlig entgegengesetzte Wendung gaben und den Admiral ganz
verblüfft und Hülflos ließen. Bald bekam er eine solche Furcht vor William's,
und seiner vergoldeten Zunge, daß er sogleich, nachdem er ihn sich nähern
gesehen, zu sprechen aufhörte und schließlich es ganz und gar unterließ, von
Politik zu reden. Und so herrschten fortan vollkommne Ruhe und heiterstes
Behagen auf dem Schiffe.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |