Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Metallwerth gut plattirten Goldwaaren nicht voran, an Schönheit der Farbe "Eine Plcittinmg mit 25°/g Goldgehalt steht der schönsten und edelsten Goldar¬ Das Streben nach höherem Scheine, welche bei Edelmetallwaaren von be¬ Metallwerth gut plattirten Goldwaaren nicht voran, an Schönheit der Farbe „Eine Plcittinmg mit 25°/g Goldgehalt steht der schönsten und edelsten Goldar¬ Das Streben nach höherem Scheine, welche bei Edelmetallwaaren von be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193114"/> <p xml:id="ID_1058" prev="#ID_1057"> Metallwerth gut plattirten Goldwaaren nicht voran, an Schönheit der Farbe<lb/> und an Haltbarkeit letzteren aber entschieden nachstehen. Es ist daher voll¬<lb/> kommen begründet, wenn der Fabrikant Dr. Winkler in Niederpfannenstiel<lb/> bet Ane in einem Aufsatze über „die Zukunft der Goldplattirung" (Deutsche<lb/> Industrie-Zeitung 1872 Nro. 43) sagt:</p><lb/> <quote> „Eine Plcittinmg mit 25°/g Goldgehalt steht der schönsten und edelsten Goldar¬<lb/> beiterwaare in Aussehen und Unverwüstlichkeit nicht nach und trotzdem wird sie zu<lb/> einem Preise geliefert werden können, welcher den des sogenannten Joujou-Goldes<lb/> nicht übersteigt. Bedenkt man aber, wie wenig bei der 6 karatigen Joujou-Waare<lb/> (welche ebenfalls 25°/„ Goldgehalt hat) „die edlen Eigenschaften des Goldes zur Gel¬<lb/> tung kommen, wie dieses darin durch unedle oder minder edle Metalle verdeckt, ver¬<lb/> dünnt wird, so muß Jedem die Zweckmäßigkeit des Plattirungsverfahrens in die Au¬<lb/> gen springen."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1059" next="#ID_1060"> Das Streben nach höherem Scheine, welche bei Edelmetallwaaren von be¬<lb/> sonderer Bedeutung ist, weil diese meist als Prunkmittel dienen, hat nun die<lb/> Fabrikanten dazu geführt, den Feingehalt ihrer Producte nach und nach immer¬<lb/> mehr herabzusetzen, um durch Preisermäßigungen ihr Absatzgebiet zu erweitern.<lb/> Der Erzeuger „echter" Waaren vermehrte den Prozentsatz des unedlen Le-<lb/> girungsmetalles oder walzte das Goldblech immer dünner aus. Der Erzeuger<lb/> „unechter" Waaren verminderte die Stärke der aufgeschmolzenen oder galva¬<lb/> nisch aufgetragenen Edelmetallschicht. So erwähnt der eben angezogene Ge¬<lb/> währsmann, daß „der Goldgehalt der jetzt in den Handel kommenden plat-<lb/> tirtenWaaren selten 1°/<> übersteige." Leider ist dies Bestreben, den Werth der<lb/> Edelmetallwaaren immer mehr herabzusetzen, in der deutschen Production<lb/> besonders stark hervorgetreten. Der deutsche „Zug nach Billigkeit um jeden<lb/> Preis", der sich auf Kosten der Solidität geltend macht, hat die nationale<lb/> Production auf dem Weltmärkte bereits ganz entschieden geschädigt. In dieser<lb/> Beziehung wurde uns von Sachkennern versichert, daß die französische Schmuck-<lb/> Waaren-Industrie eine „Composition" nicht leicht für echt ausgebe, sondern<lb/> sie durch besonderen Stempel als Imitation echter Waaren zu kennzeichnen<lb/> Pflege. Dieser Zug zeigt sich in ziemlich scharfer Abgrenzung auf einem<lb/> Gebiete, welches deutsche und französische Industrie neben einander birgt.<lb/> In der französischen Schweiz wird zu Uhrgehäusen meist nur 13kolbiges Sil¬<lb/> ber und 18karätiges Gold verarbeitet, während die deutsche Schweiz, z. B.<lb/> Bern auch vielfach geringere Legirungen hierzu verwendet. In einer, vom<lb/> 1- Mai 1872 datirten Petition verschiedener angesehenen Silberarbeiter aus<lb/> Nord- und Süddeutschland wird eine gesetzliche Erhöhung des Gehalts von<lb/> Silberwaaren unter anderem auch damit begründet, daß jetzt „im Auslande die<lb/> Benennung „„Deutsches Silber"" gleichbedeutend sei mit „„Schlechtes oder<lb/> Unechtes Silber"". Ein solcher Zustand schädigt aber nicht blos die Ehre,</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
Metallwerth gut plattirten Goldwaaren nicht voran, an Schönheit der Farbe
und an Haltbarkeit letzteren aber entschieden nachstehen. Es ist daher voll¬
kommen begründet, wenn der Fabrikant Dr. Winkler in Niederpfannenstiel
bet Ane in einem Aufsatze über „die Zukunft der Goldplattirung" (Deutsche
Industrie-Zeitung 1872 Nro. 43) sagt:
„Eine Plcittinmg mit 25°/g Goldgehalt steht der schönsten und edelsten Goldar¬
beiterwaare in Aussehen und Unverwüstlichkeit nicht nach und trotzdem wird sie zu
einem Preise geliefert werden können, welcher den des sogenannten Joujou-Goldes
nicht übersteigt. Bedenkt man aber, wie wenig bei der 6 karatigen Joujou-Waare
(welche ebenfalls 25°/„ Goldgehalt hat) „die edlen Eigenschaften des Goldes zur Gel¬
tung kommen, wie dieses darin durch unedle oder minder edle Metalle verdeckt, ver¬
dünnt wird, so muß Jedem die Zweckmäßigkeit des Plattirungsverfahrens in die Au¬
gen springen."
Das Streben nach höherem Scheine, welche bei Edelmetallwaaren von be¬
sonderer Bedeutung ist, weil diese meist als Prunkmittel dienen, hat nun die
Fabrikanten dazu geführt, den Feingehalt ihrer Producte nach und nach immer¬
mehr herabzusetzen, um durch Preisermäßigungen ihr Absatzgebiet zu erweitern.
Der Erzeuger „echter" Waaren vermehrte den Prozentsatz des unedlen Le-
girungsmetalles oder walzte das Goldblech immer dünner aus. Der Erzeuger
„unechter" Waaren verminderte die Stärke der aufgeschmolzenen oder galva¬
nisch aufgetragenen Edelmetallschicht. So erwähnt der eben angezogene Ge¬
währsmann, daß „der Goldgehalt der jetzt in den Handel kommenden plat-
tirtenWaaren selten 1°/<> übersteige." Leider ist dies Bestreben, den Werth der
Edelmetallwaaren immer mehr herabzusetzen, in der deutschen Production
besonders stark hervorgetreten. Der deutsche „Zug nach Billigkeit um jeden
Preis", der sich auf Kosten der Solidität geltend macht, hat die nationale
Production auf dem Weltmärkte bereits ganz entschieden geschädigt. In dieser
Beziehung wurde uns von Sachkennern versichert, daß die französische Schmuck-
Waaren-Industrie eine „Composition" nicht leicht für echt ausgebe, sondern
sie durch besonderen Stempel als Imitation echter Waaren zu kennzeichnen
Pflege. Dieser Zug zeigt sich in ziemlich scharfer Abgrenzung auf einem
Gebiete, welches deutsche und französische Industrie neben einander birgt.
In der französischen Schweiz wird zu Uhrgehäusen meist nur 13kolbiges Sil¬
ber und 18karätiges Gold verarbeitet, während die deutsche Schweiz, z. B.
Bern auch vielfach geringere Legirungen hierzu verwendet. In einer, vom
1- Mai 1872 datirten Petition verschiedener angesehenen Silberarbeiter aus
Nord- und Süddeutschland wird eine gesetzliche Erhöhung des Gehalts von
Silberwaaren unter anderem auch damit begründet, daß jetzt „im Auslande die
Benennung „„Deutsches Silber"" gleichbedeutend sei mit „„Schlechtes oder
Unechtes Silber"". Ein solcher Zustand schädigt aber nicht blos die Ehre,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |