Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Haltens der I. Armee stets bewußt bleiben; denn nur dann ist es möglich, Die I. deutsche Armee hatte in der Normandie und Picardie auf zwei, Das Hauptgewicht mußte auf das Beseitigen der Somme-Linie von Am 1. Januar 1871 verfügte die I. Armee (I. und Viti. Armeekorps. Haltens der I. Armee stets bewußt bleiben; denn nur dann ist es möglich, Die I. deutsche Armee hatte in der Normandie und Picardie auf zwei, Das Hauptgewicht mußte auf das Beseitigen der Somme-Linie von Am 1. Januar 1871 verfügte die I. Armee (I. und Viti. Armeekorps. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0296" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193099"/> <p xml:id="ID_964" prev="#ID_963"> Haltens der I. Armee stets bewußt bleiben; denn nur dann ist es möglich,<lb/> dasselbe gebührend zu würdigen. Nicht selten hört man Urtheile über die<lb/> Operationen Manteuffel's und Goeben's, welche von dem Gesichtspunkte aus¬<lb/> gehen, daß diese Generale lediglich die Aufgabe der Bekämpfung der franzö¬<lb/> sischen Nord-Armee gehabt, und die unter dieser Voraussetzung dann man¬<lb/> cherlei an jenen Operationen auszusetzen wissen. Und doch ist das verkehrt.<lb/> Die Bekämpfung der französischen Nordarmee war ja allerdings eine Haupt¬<lb/> sache für unsere I. Armee, zunächst aber nur in dem Sinne, daß jene fran¬<lb/> zösische Armee die Cernirung von Paris bedrohen könne. Denn die Situation<lb/> von der Hauptstadt beherrschte damals, und mit Recht, alle anderen.<lb/> Sobald sie in Frage kam, hatten die anderen nur einen secundären Werth,<lb/> welcher sank und stieg, je nachdem ihr Einfluß auf die Pariser Verhältnisse ge¬<lb/> ring oder größer war. Wenn man diese Lage der Dinge niemals aus den<lb/> Augen verliert, wird man den rechten Maaßstab für die Operationen der I.<lb/> Armee in der Hand behalten und nicht in Gefahr gerathen, Expeditionen wie<lb/> z. B. Manteuffel's Zug nach Rouen, für eine extravagante Abschweifung zu<lb/> erklären.</p><lb/> <p xml:id="ID_965"> Die I. deutsche Armee hatte in der Normandie und Picardie auf zwei,<lb/> 15 Meilen von einander entfernten Schauplätzen, an der Seine und Somme<lb/> gegen einen numerisch sehr bedeutenden Gegner zu kämpfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_966"> Das Hauptgewicht mußte auf das Beseitigen der Somme-Linie von<lb/> Amiens bis Se. Quentin gelegt werden; gleichzeitig aber galt es auch, Rouen<lb/> mit dem rechten Seine-Ufer festzuhalten. Denn der Besitz dieser mehr als<lb/> 100,000 Einwohner zählenden Stadt, welche die untere Seine beherrscht,<lb/> konnte, bei irgend welchen nicht vorherzusehenden Ereignissen in der Nord-<lb/> Cernirung von Paris, unter Umständen entscheidend werden. In dieser dop¬<lb/> pelten Aufgabe, in dieser Trennung der I. Armee in 2 Theile, liegt das be¬<lb/> deutsamste Charakteristikum für ihre Operationen, zugleich aber auch die große<lb/> Schwierigkeit derselben und die Möglichkeit verschiedenartiger Lösung.<lb/> Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß die einander ablösenden Generale nicht<lb/> ganz gleicher Ansicht über die Wetterführung der Operationen waren und<lb/> Graf Wartensleben deutet dies auch in seinem Werke an. Herr v. Schelk<lb/> kommt jedoch in dem vorliegenden Buch nicht auf diesen Punkt zurück. Als<lb/> Verbindung ihrer Flügel diente der I. Armee die Eisenbahn Amiens-Rouen;<lb/> aber wenn hierin auch eine wesentliche Unterstützung lag, so erfreute sich diese<lb/> Verbindungslinie doch keineswegs derselben absoluten Sicherheit wie die See¬<lb/> verbindung, welche den gegenüberstehenden Franzosen zu Gebote stand.</p><lb/> <p xml:id="ID_967" next="#ID_968"> Am 1. Januar 1871 verfügte die I. Armee (I. und Viti. Armeekorps.<lb/> 3. Reserve-Division, aoud. Garde-Kavallerie-Brigade, 3. Kavallerie-Division)<lb/> über 56 Bataillons, 48 Eskadrons und 33 Batterien. Zugetheilt waren ihr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0296]
Haltens der I. Armee stets bewußt bleiben; denn nur dann ist es möglich,
dasselbe gebührend zu würdigen. Nicht selten hört man Urtheile über die
Operationen Manteuffel's und Goeben's, welche von dem Gesichtspunkte aus¬
gehen, daß diese Generale lediglich die Aufgabe der Bekämpfung der franzö¬
sischen Nord-Armee gehabt, und die unter dieser Voraussetzung dann man¬
cherlei an jenen Operationen auszusetzen wissen. Und doch ist das verkehrt.
Die Bekämpfung der französischen Nordarmee war ja allerdings eine Haupt¬
sache für unsere I. Armee, zunächst aber nur in dem Sinne, daß jene fran¬
zösische Armee die Cernirung von Paris bedrohen könne. Denn die Situation
von der Hauptstadt beherrschte damals, und mit Recht, alle anderen.
Sobald sie in Frage kam, hatten die anderen nur einen secundären Werth,
welcher sank und stieg, je nachdem ihr Einfluß auf die Pariser Verhältnisse ge¬
ring oder größer war. Wenn man diese Lage der Dinge niemals aus den
Augen verliert, wird man den rechten Maaßstab für die Operationen der I.
Armee in der Hand behalten und nicht in Gefahr gerathen, Expeditionen wie
z. B. Manteuffel's Zug nach Rouen, für eine extravagante Abschweifung zu
erklären.
Die I. deutsche Armee hatte in der Normandie und Picardie auf zwei,
15 Meilen von einander entfernten Schauplätzen, an der Seine und Somme
gegen einen numerisch sehr bedeutenden Gegner zu kämpfen.
Das Hauptgewicht mußte auf das Beseitigen der Somme-Linie von
Amiens bis Se. Quentin gelegt werden; gleichzeitig aber galt es auch, Rouen
mit dem rechten Seine-Ufer festzuhalten. Denn der Besitz dieser mehr als
100,000 Einwohner zählenden Stadt, welche die untere Seine beherrscht,
konnte, bei irgend welchen nicht vorherzusehenden Ereignissen in der Nord-
Cernirung von Paris, unter Umständen entscheidend werden. In dieser dop¬
pelten Aufgabe, in dieser Trennung der I. Armee in 2 Theile, liegt das be¬
deutsamste Charakteristikum für ihre Operationen, zugleich aber auch die große
Schwierigkeit derselben und die Möglichkeit verschiedenartiger Lösung.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß die einander ablösenden Generale nicht
ganz gleicher Ansicht über die Wetterführung der Operationen waren und
Graf Wartensleben deutet dies auch in seinem Werke an. Herr v. Schelk
kommt jedoch in dem vorliegenden Buch nicht auf diesen Punkt zurück. Als
Verbindung ihrer Flügel diente der I. Armee die Eisenbahn Amiens-Rouen;
aber wenn hierin auch eine wesentliche Unterstützung lag, so erfreute sich diese
Verbindungslinie doch keineswegs derselben absoluten Sicherheit wie die See¬
verbindung, welche den gegenüberstehenden Franzosen zu Gebote stand.
Am 1. Januar 1871 verfügte die I. Armee (I. und Viti. Armeekorps.
3. Reserve-Division, aoud. Garde-Kavallerie-Brigade, 3. Kavallerie-Division)
über 56 Bataillons, 48 Eskadrons und 33 Batterien. Zugetheilt waren ihr
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |