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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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Oktober 1870 ruhte der Oberbefehl der I. Armee, oder er ging vielmehr auf
den Prinzen Friedrich Karl über, und soweit nicht Major v. Schelk in
seinem ebenerwähnten Buche die wichtigsten Momente dieser Uebergangsperiode
bereits skizzirt hat, dürfte sie ihre Darstellung in dem in Aussicht stehenden
Werke des Hyla. Frhrn. v. d. Goltz über die II. Armee finden, mit welchem
die I. damals thatsächlich vereinigt war. -- Am 27. Oktober trat General v.
Manteuffel das Kommando der I. Armee an. Die Geschichte seiner Heer¬
führung im Norden hat Oberst Gras v, Wartensleben geschrieben, und auch
dieser Arbeit ist in den "Grenzboten" bereits ausführlich gedacht worden.*) --
Endlich wurde vom 8. Januar 1871 General Manteuffel zur Oberbefehls¬
haberschaft der Südarmee berufen und an seine Stelle trat General von
Goeben, dessen Führung der I. Armee wieder in dem Major von Schelk
ihren Historiographen gefunden hat.""") Dieser beginnt seine Darstellung mit
einem Einleitungskapitel (1.) welches in großen Zügen die Lage der
Dinge im nördlichen Frankreich seit der Einnahme von Metz und den Gang
der Ereignisse schildert, welcher bei der I. Armee seit ihrem Wiederselbständig-
werden stattgefunden. -- Manteuffel hatte den Feldzug mit der siegreichen
Schlacht bei Amiens eröffnet, hatte dann am 8. Dezember 1870 Rouen ge¬
nommen, war bald darauf, in Folge des Vordringens der französ. Nordarmee
wieder in die Picardie zurückgekehrt und hatte am 24. Dezember die Schlacht
an der Hallue geschlagen und den Feind in die Festungslinie Arras-Cam-
bray zurückgeworfen. Dann war er zu dem Versuch geschritten, den Somme-
Platz Pironne durch eine Beschießung zu erobern, was sich indessen als erfolg¬
los erwieß. Inzwischen war bei Rouen der Feind auf beiden Seineufern
vorgegangen; aber glückliche Osfensivstvße zwangen ihn zum Rückzüge und
noch am 31. Dezember wurde das Schloß Robert le Diable gestürmt. -- So
schloß das Jahr 1870.

Das zweite Kapitel schildert die Situation der I. Armee und ihre Be¬
wegungen bei Beginn des Jahres 1871.

"Die Aufgabe der I. Armee, den Rücken der vor Paris
stehenden Maas-Armee zu decken und unter Umständen die
Cernirungs-Armee von Paris zu unterstützen, blieb auch mit
Beginn des Jahres 1871 dieselbe."

Dieser Aufgabe muß man sich bei Betrachtung des strategischen Ver-




") Vgl. "Grenzboten" S. 132.
") Feldzug 1870-71. Die Operation der l, Armee unter General v.
Goeben, Dargestellt nach den Operationsaktcn des Oberkommandos der I. Armee von A, v.
Schelk. Major im großen Gcneralstave. Mit einer Operationskarte und 3 Gcftchtspläncn.
Berlin 1873. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Preis 1 Thlr.
15 Sgr.

Oktober 1870 ruhte der Oberbefehl der I. Armee, oder er ging vielmehr auf
den Prinzen Friedrich Karl über, und soweit nicht Major v. Schelk in
seinem ebenerwähnten Buche die wichtigsten Momente dieser Uebergangsperiode
bereits skizzirt hat, dürfte sie ihre Darstellung in dem in Aussicht stehenden
Werke des Hyla. Frhrn. v. d. Goltz über die II. Armee finden, mit welchem
die I. damals thatsächlich vereinigt war. — Am 27. Oktober trat General v.
Manteuffel das Kommando der I. Armee an. Die Geschichte seiner Heer¬
führung im Norden hat Oberst Gras v, Wartensleben geschrieben, und auch
dieser Arbeit ist in den „Grenzboten" bereits ausführlich gedacht worden.*) —
Endlich wurde vom 8. Januar 1871 General Manteuffel zur Oberbefehls¬
haberschaft der Südarmee berufen und an seine Stelle trat General von
Goeben, dessen Führung der I. Armee wieder in dem Major von Schelk
ihren Historiographen gefunden hat.""") Dieser beginnt seine Darstellung mit
einem Einleitungskapitel (1.) welches in großen Zügen die Lage der
Dinge im nördlichen Frankreich seit der Einnahme von Metz und den Gang
der Ereignisse schildert, welcher bei der I. Armee seit ihrem Wiederselbständig-
werden stattgefunden. — Manteuffel hatte den Feldzug mit der siegreichen
Schlacht bei Amiens eröffnet, hatte dann am 8. Dezember 1870 Rouen ge¬
nommen, war bald darauf, in Folge des Vordringens der französ. Nordarmee
wieder in die Picardie zurückgekehrt und hatte am 24. Dezember die Schlacht
an der Hallue geschlagen und den Feind in die Festungslinie Arras-Cam-
bray zurückgeworfen. Dann war er zu dem Versuch geschritten, den Somme-
Platz Pironne durch eine Beschießung zu erobern, was sich indessen als erfolg¬
los erwieß. Inzwischen war bei Rouen der Feind auf beiden Seineufern
vorgegangen; aber glückliche Osfensivstvße zwangen ihn zum Rückzüge und
noch am 31. Dezember wurde das Schloß Robert le Diable gestürmt. — So
schloß das Jahr 1870.

Das zweite Kapitel schildert die Situation der I. Armee und ihre Be¬
wegungen bei Beginn des Jahres 1871.

„Die Aufgabe der I. Armee, den Rücken der vor Paris
stehenden Maas-Armee zu decken und unter Umständen die
Cernirungs-Armee von Paris zu unterstützen, blieb auch mit
Beginn des Jahres 1871 dieselbe."

Dieser Aufgabe muß man sich bei Betrachtung des strategischen Ver-




") Vgl. „Grenzboten" S. 132.
") Feldzug 1870-71. Die Operation der l, Armee unter General v.
Goeben, Dargestellt nach den Operationsaktcn des Oberkommandos der I. Armee von A, v.
Schelk. Major im großen Gcneralstave. Mit einer Operationskarte und 3 Gcftchtspläncn.
Berlin 1873. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Preis 1 Thlr.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/295>, abgerufen am 06.02.2025.