Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Beschluß v. 21. Sept, 1880 die Sache Hessens bekanntlich zur deutschen Unter den folgenden Mitteln "zur Herstellung der ernstlich bedrohten Als Hessen schließlich der Bundesexecution erlag, stellte Oetker seine Mit den Anfängen der neuen Zeit, welche allmählig für Deutschland Beschluß v. 21. Sept, 1880 die Sache Hessens bekanntlich zur deutschen Unter den folgenden Mitteln „zur Herstellung der ernstlich bedrohten Als Hessen schließlich der Bundesexecution erlag, stellte Oetker seine Mit den Anfängen der neuen Zeit, welche allmählig für Deutschland <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192975"/> <p xml:id="ID_532" prev="#ID_531"> Beschluß v. 21. Sept, 1880 die Sache Hessens bekanntlich zur deutschen<lb/> Frage wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_533"> Unter den folgenden Mitteln „zur Herstellung der ernstlich bedrohten<lb/> landesherrlichen Autorität" stand die abermalige Schließung der Zeitungs¬<lb/> pressen obenan. Als Oetker protestirte, wurde er verhaftet obwohl seine<lb/> Eigenschaft als Abgeordneter ihn rechtlich davor noch schützte. Das Ober'<lb/> gericht und das General-Auditorat erkannten sogleich auf seine Freilassung,<lb/> allein der neue Oberbefehlshaber kehrte sich hieran selbst dann nicht, als das<lb/> höchste Gericht sich ebenso ausgesprochen und zugleich die Verordnung für<lb/> ungiltig erklärt hatte, durch welche auch die uralte Selbständigkeit der Ge¬<lb/> richte aufgehoben war. Es schlössen sich hieran die Ereignisse, infolge deren<lb/> der Kriegszustand sich zum zweitenmale ohnmächtig zur Durchführung der<lb/> Rechtswidrigkeiten erwies. Zur Vertheidigung des Verhaltens der hessischen<lb/> Stände gab Oetker eine Schrift heraus: „Das Ministerium Hassenpflug und<lb/> die kurhessische Volksvertretung. Ein Wort an die öffentliche Meinung".</p><lb/> <p xml:id="ID_534"> Als Hessen schließlich der Bundesexecution erlag, stellte Oetker seine<lb/> einflußreiche Thätigkeit erst in den letzten Momenten ein, indem er, nicht ohne<lb/> manche Opfer, das Weitererscheinen seines Blattes in Gotha und dessen<lb/> Verbreitung in Hessen noch eine Zeitlang ermöglichte. Als österreichische<lb/> Jäger nichtdeutscher Nationalität in den feinsten Fragen des Bundes- und<lb/> Staatsrechts über die Pflichtgetreuesten Männer zu Gericht saßen, war für<lb/> Oetker kein Wirkungsfeld mehr in Hessen, wo er nun auch wegen Preßver¬<lb/> gehens verurtheilt wurde. Er lebte eine Zeitlang in Göttingen und Braun-<lb/> schweig, 18SZ auf Wangerooge, dann 3 Jahre auf Helgoland, wo er eine<lb/> der besten Schriften über diese Insel unter dem Titel „Helgoland. Schilde^<lb/> rungen und Erörterungen" (Berlin 1851) verfaßte; den übrigen Theil der<lb/> Reactionszeit verbrachte er .1854 in Brüssel, die nächsten Jahre in anderen<lb/> belgischen Städten und Paris, 1857 gab er eine Schrift über die vlamische<lb/> Bewegung heraus, sowie Sonette, betitelt „Helgoland".</p><lb/> <p xml:id="ID_535" next="#ID_536"> Mit den Anfängen der neuen Zeit, welche allmählig für Deutschland<lb/> begann, kehrte Oetker im Sommer 1859 nach Kassel zurück. In Hessen lag<lb/> noch Alles im tiefen Winterschlafe der Reactionszeit; die Apathie gegen die<lb/> öffentlichen Angelegenheiten wen allgemein, man hatte sich in so langer Zeit<lb/> gründlich daran gewöhnt, den Landesfeind, die eigene Regierung, möglichst<lb/> wenig zu beachten. Die Möglichkeit einer Herstellung des Rechtszustandes<lb/> wurde allgemein für unmöglich gehalten- Ueber ein Verfassungs-Definitionen<lb/> war zwar die Negierung mit ihren selbstgeschaffenen Ständen immer noch nicht<lb/> fertig geworden; Hassenpflug war hieran schließlich gescheitert, im April 1859<lb/> auch Scheffer; nun wollte der schwache Herr Abee einen neuen Versuch machen,<lb/> die unwillsährigen, „wirklichen" Stände wenigstens zu solchen Erklärungen zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
Beschluß v. 21. Sept, 1880 die Sache Hessens bekanntlich zur deutschen
Frage wurde.
Unter den folgenden Mitteln „zur Herstellung der ernstlich bedrohten
landesherrlichen Autorität" stand die abermalige Schließung der Zeitungs¬
pressen obenan. Als Oetker protestirte, wurde er verhaftet obwohl seine
Eigenschaft als Abgeordneter ihn rechtlich davor noch schützte. Das Ober'
gericht und das General-Auditorat erkannten sogleich auf seine Freilassung,
allein der neue Oberbefehlshaber kehrte sich hieran selbst dann nicht, als das
höchste Gericht sich ebenso ausgesprochen und zugleich die Verordnung für
ungiltig erklärt hatte, durch welche auch die uralte Selbständigkeit der Ge¬
richte aufgehoben war. Es schlössen sich hieran die Ereignisse, infolge deren
der Kriegszustand sich zum zweitenmale ohnmächtig zur Durchführung der
Rechtswidrigkeiten erwies. Zur Vertheidigung des Verhaltens der hessischen
Stände gab Oetker eine Schrift heraus: „Das Ministerium Hassenpflug und
die kurhessische Volksvertretung. Ein Wort an die öffentliche Meinung".
Als Hessen schließlich der Bundesexecution erlag, stellte Oetker seine
einflußreiche Thätigkeit erst in den letzten Momenten ein, indem er, nicht ohne
manche Opfer, das Weitererscheinen seines Blattes in Gotha und dessen
Verbreitung in Hessen noch eine Zeitlang ermöglichte. Als österreichische
Jäger nichtdeutscher Nationalität in den feinsten Fragen des Bundes- und
Staatsrechts über die Pflichtgetreuesten Männer zu Gericht saßen, war für
Oetker kein Wirkungsfeld mehr in Hessen, wo er nun auch wegen Preßver¬
gehens verurtheilt wurde. Er lebte eine Zeitlang in Göttingen und Braun-
schweig, 18SZ auf Wangerooge, dann 3 Jahre auf Helgoland, wo er eine
der besten Schriften über diese Insel unter dem Titel „Helgoland. Schilde^
rungen und Erörterungen" (Berlin 1851) verfaßte; den übrigen Theil der
Reactionszeit verbrachte er .1854 in Brüssel, die nächsten Jahre in anderen
belgischen Städten und Paris, 1857 gab er eine Schrift über die vlamische
Bewegung heraus, sowie Sonette, betitelt „Helgoland".
Mit den Anfängen der neuen Zeit, welche allmählig für Deutschland
begann, kehrte Oetker im Sommer 1859 nach Kassel zurück. In Hessen lag
noch Alles im tiefen Winterschlafe der Reactionszeit; die Apathie gegen die
öffentlichen Angelegenheiten wen allgemein, man hatte sich in so langer Zeit
gründlich daran gewöhnt, den Landesfeind, die eigene Regierung, möglichst
wenig zu beachten. Die Möglichkeit einer Herstellung des Rechtszustandes
wurde allgemein für unmöglich gehalten- Ueber ein Verfassungs-Definitionen
war zwar die Negierung mit ihren selbstgeschaffenen Ständen immer noch nicht
fertig geworden; Hassenpflug war hieran schließlich gescheitert, im April 1859
auch Scheffer; nun wollte der schwache Herr Abee einen neuen Versuch machen,
die unwillsährigen, „wirklichen" Stände wenigstens zu solchen Erklärungen zu
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