Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.ihr vornahmen. Dieselben bestanden darin, daß die Priester dem Todten, der Dann fragte der Hohepriester Hewahewa die Häuptlinge: "Wo soll die Am Morgen nach Kamehameha's Ableben zog Liholiho und sein Hof An dem Morgen, an welchem Liholiho in seinem Kanoe noch Kohala Grenjdotm t"73. til. ^
ihr vornahmen. Dieselben bestanden darin, daß die Priester dem Todten, der Dann fragte der Hohepriester Hewahewa die Häuptlinge: „Wo soll die Am Morgen nach Kamehameha's Ableben zog Liholiho und sein Hof An dem Morgen, an welchem Liholiho in seinem Kanoe noch Kohala Grenjdotm t«73. til. ^
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0153" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/192956"/> <p xml:id="ID_457" prev="#ID_456"> ihr vornahmen. Dieselben bestanden darin, daß die Priester dem Todten, der<lb/> nun ein Gott geworden war, ein gebratenes Schwein darboten und der König<lb/> gewisse Gebete an ihn richtete. Darauf sagte der Oberpriester: „Jetzt will ich<lb/> Euch die Regeln bekannt machen, die in Betreff der Personen zu beobachten<lb/> sind, welche bei dem Begräbniß geopfert werden müssen. Könnt ihr einen<lb/> Menschen erlangen, bevor der Körper dieses Haus verläßt, so ist der Eine<lb/> genügend. Wenn die Leiche von hier weggetragen wird, und wir haben noch<lb/> kein Opfer, so werden vier erforderlich sein. Dauert es so lange, bis wir den<lb/> Körper ins Grab schaffen, so müssen's zehn sein, und ist er ins Grab gelegt,<lb/> fünfzehn. Morgen wird ein Tabu verkündigt, und hat das Opfer bis dahin<lb/> aufgeschoben werden müssen, so müssen vierzig Menschen sterben."</p><lb/> <p xml:id="ID_458"> Dann fragte der Hohepriester Hewahewa die Häuptlinge: „Wo soll die<lb/> Residenz des Königs Liholiho sein?" Sie erwiderten: „Wo wird sie sein<lb/> sollen? Das mußt Du doch vor Allem wissen." Darauf bemerkte der Priester:<lb/> „Es giebt zwei passende Orte, der eine ist Kau, der andere Kohola." Die<lb/> Häuptlinge zogen den letzteren vor, da er mehr Einwohner hatte. Der Priester<lb/> war einverstanden, fügte aber hinzu, in Koua dürfe Liholiho nicht länger ver¬<lb/> weilen, da es durch den Todesfall unrein geworden sei. Es war jetzt Tages¬<lb/> anbruch.. Als man den Todten nun nach dem Begräbnißplatze trug, merkte<lb/> das Volk, daß sein König todt war, und brach in Klagegeheul aus. Auf<lb/> dem Wege begegnete dem Zuge ein Mann, der dem Verstorbenen innig zuge¬<lb/> than gewesen war. Er sprang auf die Häuptlinge, welche die Leiche trugen,<lb/> zu und verlangte, ebenfalls zu sterben, aber sie trieben ihn fort, und obwohl<lb/> er immer wieder kam und getödtet werden wollte, erreichte er seinen Zweck<lb/> nicht. Auch Kalaimoku hatte sich vorgenommen, mit ihm zu sterben, wurde<lb/> aber von Hukiv daran verhindert.</p><lb/> <p xml:id="ID_459"> Am Morgen nach Kamehameha's Ableben zog Liholiho und sein Hof<lb/> von Koua nach Kohala, wie der Priester verlangt hatte. In dieser Zeit galt,<lb/> wenn ein Häuptling starb, das Land um sein Stervehaus herum für unrein,<lb/> und die Erben suchten sich anderswo eine Wohnung, bis der Körper zerschnit¬<lb/> ten, das Fleisch von den Knochen gelöst und diese in ein Bündel zusammen¬<lb/> gelegt waren, worauf die Befleckung für hinweggenommen angesehen wurde.<lb/> War der Verstorbene kein Häuptling, so galt nur das Haus für unrein, bis<lb/> er begraben war.</p><lb/> <p xml:id="ID_460" next="#ID_461"> An dem Morgen, an welchem Liholiho in seinem Kanoe noch Kohala<lb/> segelte, trauerten die Häuptlinge und das Volk nach gebräuchlicher Weise über<lb/> des Königs Tod, d. h. sie geberdeten sich wie die Tollhäusler oder wie wilde<lb/> Thiere. Ferner ließen die Zauberer ihre Apparate spielen, damit die Person,<lb/> die den König todt gebetet, ihrerseits stürbe; denn man glaubte nicht, daß<lb/> Kamehameha an Krankheit oder Altersschwäche gestorben wäre. Als die Zau-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenjdotm t«73. til. ^</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0153]
ihr vornahmen. Dieselben bestanden darin, daß die Priester dem Todten, der
nun ein Gott geworden war, ein gebratenes Schwein darboten und der König
gewisse Gebete an ihn richtete. Darauf sagte der Oberpriester: „Jetzt will ich
Euch die Regeln bekannt machen, die in Betreff der Personen zu beobachten
sind, welche bei dem Begräbniß geopfert werden müssen. Könnt ihr einen
Menschen erlangen, bevor der Körper dieses Haus verläßt, so ist der Eine
genügend. Wenn die Leiche von hier weggetragen wird, und wir haben noch
kein Opfer, so werden vier erforderlich sein. Dauert es so lange, bis wir den
Körper ins Grab schaffen, so müssen's zehn sein, und ist er ins Grab gelegt,
fünfzehn. Morgen wird ein Tabu verkündigt, und hat das Opfer bis dahin
aufgeschoben werden müssen, so müssen vierzig Menschen sterben."
Dann fragte der Hohepriester Hewahewa die Häuptlinge: „Wo soll die
Residenz des Königs Liholiho sein?" Sie erwiderten: „Wo wird sie sein
sollen? Das mußt Du doch vor Allem wissen." Darauf bemerkte der Priester:
„Es giebt zwei passende Orte, der eine ist Kau, der andere Kohola." Die
Häuptlinge zogen den letzteren vor, da er mehr Einwohner hatte. Der Priester
war einverstanden, fügte aber hinzu, in Koua dürfe Liholiho nicht länger ver¬
weilen, da es durch den Todesfall unrein geworden sei. Es war jetzt Tages¬
anbruch.. Als man den Todten nun nach dem Begräbnißplatze trug, merkte
das Volk, daß sein König todt war, und brach in Klagegeheul aus. Auf
dem Wege begegnete dem Zuge ein Mann, der dem Verstorbenen innig zuge¬
than gewesen war. Er sprang auf die Häuptlinge, welche die Leiche trugen,
zu und verlangte, ebenfalls zu sterben, aber sie trieben ihn fort, und obwohl
er immer wieder kam und getödtet werden wollte, erreichte er seinen Zweck
nicht. Auch Kalaimoku hatte sich vorgenommen, mit ihm zu sterben, wurde
aber von Hukiv daran verhindert.
Am Morgen nach Kamehameha's Ableben zog Liholiho und sein Hof
von Koua nach Kohala, wie der Priester verlangt hatte. In dieser Zeit galt,
wenn ein Häuptling starb, das Land um sein Stervehaus herum für unrein,
und die Erben suchten sich anderswo eine Wohnung, bis der Körper zerschnit¬
ten, das Fleisch von den Knochen gelöst und diese in ein Bündel zusammen¬
gelegt waren, worauf die Befleckung für hinweggenommen angesehen wurde.
War der Verstorbene kein Häuptling, so galt nur das Haus für unrein, bis
er begraben war.
An dem Morgen, an welchem Liholiho in seinem Kanoe noch Kohala
segelte, trauerten die Häuptlinge und das Volk nach gebräuchlicher Weise über
des Königs Tod, d. h. sie geberdeten sich wie die Tollhäusler oder wie wilde
Thiere. Ferner ließen die Zauberer ihre Apparate spielen, damit die Person,
die den König todt gebetet, ihrerseits stürbe; denn man glaubte nicht, daß
Kamehameha an Krankheit oder Altersschwäche gestorben wäre. Als die Zau-
Grenjdotm t«73. til. ^
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