Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

schien deshalb geboten, sie einstweilen bei Tholey halten zu lassen .. . Ferner
lag eine Fortsetzung des Marsches der Zweiten Armee auf Nancy nicht in
dem Plane der obersten Heeresleitung; diese Richtung war von vornherein der
Dritten Armee vorbehalten. -- Im Großen Hauptquartiere vermuthete man
nämlich das französische Heer, wenn nicht früher, so doch sicher hinter der
Mosel in Stellung zu finden, die Flügel an Diedenhofen und Metz gelehnt.
In diesem Falle sollte die Erste Armee den Feind in der Front beschäftigen,
die Zweite ihn unmittelbar südlich umgehend angreifen. Bei der hierzu nö¬
thigen Achtelrechtsschwenkung bildete die Erste Armee auf ihrer kürzeren Marsch¬
linie den Drehpunkt; sie mußte die Anmarschstraßen für den rechten Flügel
der Zweiten Armee offen lassen. -- Unter Umständen, wo täglich eine große
Entscheidung erwartet werden konnte, glaubte man im Hauptquartier Seiner
Majestät aber keine Directiven geben zu können, welche über das Nächstlie¬
gende hinaus Vorgriffen. Man hielt es vielmehr in dieser und in späteren
ähnlichen Krisen für geboten, die Bewegungen der großen Heerestheile durch
bestimmte Befehle von höchster Stelle zu lenken, wenngleich die Selbständigkeit
der Armeeführer vorübergehend dadurch beschränkt wurde. -- Es muß also
besonders hervorgehoben werden, daß dem General v. Steinmetz, als er am
6. Abends den Befehl zum Vormarsch gegen die Saar ertheilte, jene weiteren Pläne
der obersten Heeresleitung, weil immer noch von Umständen abhängig, nicht be¬
kannt waren. Sie wurden es erst, nachdem die Schlacht von Spicheren eine voll¬
endete Thatsache geworden war, mit welcher man nun weiter zu rechnen hatte."

An diese Betrachtungen schließt sich die Schilderung der Bewegungen der
Zweiten und demnächst derjenigen der Dritten Armee, einschließlich der Darstellung
des Treffens bei Weißenburg am 4. August 1870. Die letzten sieben Seiten
des Heftes sind der Kennzeichnung der französischen Heeresleitung in den Ta¬
gen vom 2. bis 5. August gewidmet.

AlsBeilagen finden sich dem Hefte angehängt: Die Regelung des Dienst¬
verkehrs zwischen dem Großen Hauptquartier und den drei Armee-Comman-
dos. -- Der Armeebefehl vom 4. August. -- Die Marschordnung des V., VI,
und II. Bayerischen Corps am 4. August. -- Die Verlustlisten für das Treffen
bei Weißenburg. -- Die Disposition für die Dritte Armee vom 5. August.

An kartographischen Beilagen sind mitgegeben: Eine Uebersichtskarte für
den 2. August Morgens 10 Uhr. Maßstab 1:80.000. -- Eine Uebersichts¬
karte für den 5. August Abends. Maßstab 1:300.000. -- Ein Plan des
Treffens von Weißenburg. Maßstab 1:2S,000.

Was die Darstellungsart und Sprache des Generalstabswerkes anbelangt,
so entsprechen sie durchaus dem Charakter einer historischen Documentalschrift.
Wer eine malerische Schilderung der Oertlichkeiten, des Gefechtsganges oder
gar der Persönlichkeiten wünscht, der wird natürlich bei einem solchen Werke


schien deshalb geboten, sie einstweilen bei Tholey halten zu lassen .. . Ferner
lag eine Fortsetzung des Marsches der Zweiten Armee auf Nancy nicht in
dem Plane der obersten Heeresleitung; diese Richtung war von vornherein der
Dritten Armee vorbehalten. — Im Großen Hauptquartiere vermuthete man
nämlich das französische Heer, wenn nicht früher, so doch sicher hinter der
Mosel in Stellung zu finden, die Flügel an Diedenhofen und Metz gelehnt.
In diesem Falle sollte die Erste Armee den Feind in der Front beschäftigen,
die Zweite ihn unmittelbar südlich umgehend angreifen. Bei der hierzu nö¬
thigen Achtelrechtsschwenkung bildete die Erste Armee auf ihrer kürzeren Marsch¬
linie den Drehpunkt; sie mußte die Anmarschstraßen für den rechten Flügel
der Zweiten Armee offen lassen. — Unter Umständen, wo täglich eine große
Entscheidung erwartet werden konnte, glaubte man im Hauptquartier Seiner
Majestät aber keine Directiven geben zu können, welche über das Nächstlie¬
gende hinaus Vorgriffen. Man hielt es vielmehr in dieser und in späteren
ähnlichen Krisen für geboten, die Bewegungen der großen Heerestheile durch
bestimmte Befehle von höchster Stelle zu lenken, wenngleich die Selbständigkeit
der Armeeführer vorübergehend dadurch beschränkt wurde. — Es muß also
besonders hervorgehoben werden, daß dem General v. Steinmetz, als er am
6. Abends den Befehl zum Vormarsch gegen die Saar ertheilte, jene weiteren Pläne
der obersten Heeresleitung, weil immer noch von Umständen abhängig, nicht be¬
kannt waren. Sie wurden es erst, nachdem die Schlacht von Spicheren eine voll¬
endete Thatsache geworden war, mit welcher man nun weiter zu rechnen hatte."

An diese Betrachtungen schließt sich die Schilderung der Bewegungen der
Zweiten und demnächst derjenigen der Dritten Armee, einschließlich der Darstellung
des Treffens bei Weißenburg am 4. August 1870. Die letzten sieben Seiten
des Heftes sind der Kennzeichnung der französischen Heeresleitung in den Ta¬
gen vom 2. bis 5. August gewidmet.

AlsBeilagen finden sich dem Hefte angehängt: Die Regelung des Dienst¬
verkehrs zwischen dem Großen Hauptquartier und den drei Armee-Comman-
dos. — Der Armeebefehl vom 4. August. — Die Marschordnung des V., VI,
und II. Bayerischen Corps am 4. August. — Die Verlustlisten für das Treffen
bei Weißenburg. — Die Disposition für die Dritte Armee vom 5. August.

An kartographischen Beilagen sind mitgegeben: Eine Uebersichtskarte für
den 2. August Morgens 10 Uhr. Maßstab 1:80.000. — Eine Uebersichts¬
karte für den 5. August Abends. Maßstab 1:300.000. — Ein Plan des
Treffens von Weißenburg. Maßstab 1:2S,000.

Was die Darstellungsart und Sprache des Generalstabswerkes anbelangt,
so entsprechen sie durchaus dem Charakter einer historischen Documentalschrift.
Wer eine malerische Schilderung der Oertlichkeiten, des Gefechtsganges oder
gar der Persönlichkeiten wünscht, der wird natürlich bei einem solchen Werke


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/129083"/>
            <p xml:id="ID_305" prev="#ID_304"> schien deshalb geboten, sie einstweilen bei Tholey halten zu lassen .. . Ferner<lb/>
lag eine Fortsetzung des Marsches der Zweiten Armee auf Nancy nicht in<lb/>
dem Plane der obersten Heeresleitung; diese Richtung war von vornherein der<lb/>
Dritten Armee vorbehalten. &#x2014; Im Großen Hauptquartiere vermuthete man<lb/>
nämlich das französische Heer, wenn nicht früher, so doch sicher hinter der<lb/>
Mosel in Stellung zu finden, die Flügel an Diedenhofen und Metz gelehnt.<lb/>
In diesem Falle sollte die Erste Armee den Feind in der Front beschäftigen,<lb/>
die Zweite ihn unmittelbar südlich umgehend angreifen. Bei der hierzu nö¬<lb/>
thigen Achtelrechtsschwenkung bildete die Erste Armee auf ihrer kürzeren Marsch¬<lb/>
linie den Drehpunkt; sie mußte die Anmarschstraßen für den rechten Flügel<lb/>
der Zweiten Armee offen lassen. &#x2014; Unter Umständen, wo täglich eine große<lb/>
Entscheidung erwartet werden konnte, glaubte man im Hauptquartier Seiner<lb/>
Majestät aber keine Directiven geben zu können, welche über das Nächstlie¬<lb/>
gende hinaus Vorgriffen. Man hielt es vielmehr in dieser und in späteren<lb/>
ähnlichen Krisen für geboten, die Bewegungen der großen Heerestheile durch<lb/>
bestimmte Befehle von höchster Stelle zu lenken, wenngleich die Selbständigkeit<lb/>
der Armeeführer vorübergehend dadurch beschränkt wurde. &#x2014; Es muß also<lb/>
besonders hervorgehoben werden, daß dem General v. Steinmetz, als er am<lb/>
6. Abends den Befehl zum Vormarsch gegen die Saar ertheilte, jene weiteren Pläne<lb/>
der obersten Heeresleitung, weil immer noch von Umständen abhängig, nicht be¬<lb/>
kannt waren. Sie wurden es erst, nachdem die Schlacht von Spicheren eine voll¬<lb/>
endete Thatsache geworden war, mit welcher man nun weiter zu rechnen hatte."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_306"> An diese Betrachtungen schließt sich die Schilderung der Bewegungen der<lb/>
Zweiten und demnächst derjenigen der Dritten Armee, einschließlich der Darstellung<lb/>
des Treffens bei Weißenburg am 4. August 1870. Die letzten sieben Seiten<lb/>
des Heftes sind der Kennzeichnung der französischen Heeresleitung in den Ta¬<lb/>
gen vom 2. bis 5. August gewidmet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_307"> AlsBeilagen finden sich dem Hefte angehängt: Die Regelung des Dienst¬<lb/>
verkehrs zwischen dem Großen Hauptquartier und den drei Armee-Comman-<lb/>
dos. &#x2014; Der Armeebefehl vom 4. August. &#x2014; Die Marschordnung des V., VI,<lb/>
und II. Bayerischen Corps am 4. August. &#x2014; Die Verlustlisten für das Treffen<lb/>
bei Weißenburg. &#x2014; Die Disposition für die Dritte Armee vom 5. August.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_308"> An kartographischen Beilagen sind mitgegeben: Eine Uebersichtskarte für<lb/>
den 2. August Morgens 10 Uhr. Maßstab 1:80.000. &#x2014; Eine Uebersichts¬<lb/>
karte für den 5. August Abends. Maßstab 1:300.000. &#x2014; Ein Plan des<lb/>
Treffens von Weißenburg. Maßstab 1:2S,000.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_309" next="#ID_310"> Was die Darstellungsart und Sprache des Generalstabswerkes anbelangt,<lb/>
so entsprechen sie durchaus dem Charakter einer historischen Documentalschrift.<lb/>
Wer eine malerische Schilderung der Oertlichkeiten, des Gefechtsganges oder<lb/>
gar der Persönlichkeiten wünscht, der wird natürlich bei einem solchen Werke</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0091] schien deshalb geboten, sie einstweilen bei Tholey halten zu lassen .. . Ferner lag eine Fortsetzung des Marsches der Zweiten Armee auf Nancy nicht in dem Plane der obersten Heeresleitung; diese Richtung war von vornherein der Dritten Armee vorbehalten. — Im Großen Hauptquartiere vermuthete man nämlich das französische Heer, wenn nicht früher, so doch sicher hinter der Mosel in Stellung zu finden, die Flügel an Diedenhofen und Metz gelehnt. In diesem Falle sollte die Erste Armee den Feind in der Front beschäftigen, die Zweite ihn unmittelbar südlich umgehend angreifen. Bei der hierzu nö¬ thigen Achtelrechtsschwenkung bildete die Erste Armee auf ihrer kürzeren Marsch¬ linie den Drehpunkt; sie mußte die Anmarschstraßen für den rechten Flügel der Zweiten Armee offen lassen. — Unter Umständen, wo täglich eine große Entscheidung erwartet werden konnte, glaubte man im Hauptquartier Seiner Majestät aber keine Directiven geben zu können, welche über das Nächstlie¬ gende hinaus Vorgriffen. Man hielt es vielmehr in dieser und in späteren ähnlichen Krisen für geboten, die Bewegungen der großen Heerestheile durch bestimmte Befehle von höchster Stelle zu lenken, wenngleich die Selbständigkeit der Armeeführer vorübergehend dadurch beschränkt wurde. — Es muß also besonders hervorgehoben werden, daß dem General v. Steinmetz, als er am 6. Abends den Befehl zum Vormarsch gegen die Saar ertheilte, jene weiteren Pläne der obersten Heeresleitung, weil immer noch von Umständen abhängig, nicht be¬ kannt waren. Sie wurden es erst, nachdem die Schlacht von Spicheren eine voll¬ endete Thatsache geworden war, mit welcher man nun weiter zu rechnen hatte." An diese Betrachtungen schließt sich die Schilderung der Bewegungen der Zweiten und demnächst derjenigen der Dritten Armee, einschließlich der Darstellung des Treffens bei Weißenburg am 4. August 1870. Die letzten sieben Seiten des Heftes sind der Kennzeichnung der französischen Heeresleitung in den Ta¬ gen vom 2. bis 5. August gewidmet. AlsBeilagen finden sich dem Hefte angehängt: Die Regelung des Dienst¬ verkehrs zwischen dem Großen Hauptquartier und den drei Armee-Comman- dos. — Der Armeebefehl vom 4. August. — Die Marschordnung des V., VI, und II. Bayerischen Corps am 4. August. — Die Verlustlisten für das Treffen bei Weißenburg. — Die Disposition für die Dritte Armee vom 5. August. An kartographischen Beilagen sind mitgegeben: Eine Uebersichtskarte für den 2. August Morgens 10 Uhr. Maßstab 1:80.000. — Eine Uebersichts¬ karte für den 5. August Abends. Maßstab 1:300.000. — Ein Plan des Treffens von Weißenburg. Maßstab 1:2S,000. Was die Darstellungsart und Sprache des Generalstabswerkes anbelangt, so entsprechen sie durchaus dem Charakter einer historischen Documentalschrift. Wer eine malerische Schilderung der Oertlichkeiten, des Gefechtsganges oder gar der Persönlichkeiten wünscht, der wird natürlich bei einem solchen Werke

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/91
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/91>, abgerufen am 23.07.2024.