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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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löst hatte, war ungefähr gleichzeitig im Süden die zweite mehrtägige Schlacht
von Orleans geschlagen und der große Ausfall von Paris in den Schlachten
von Villers-Champigny zurückgeworfen. Die Operationen hatten einen vor¬
läufigen Abschluß erreicht. Es handelte sich jetzt um Sicherstellung und Aus¬
beutung der Resultate. -- Das 7. Kapitel schildert demgemäß die Verhältnisse
von Rouen und die Operationen mobiler Colonnen auf beiden Seine-Ufern,
welche vorzugsweise zum Schutz der großen (durch unmittelbare Vertheidigung
mit den vorhandenen Streitkräften schwerlich zu haltenden) Stadt angeordnet
wurden. Ein weiter Landstrich wurde unterworfen und die französische Re¬
gierung genöthigt, ihre eigenen Seehäfen von Dieppe, Fecamp u. s. w. in
Blokade zu erklären. -- Das 8. Kapitel, welches die Zeit "vom 9. bis 14.
Dezbr. umfaßt, schildert die Anordnungen zur Formation der I. Armee in
zwei Gruppen, die eine unter General BentHeim (1. Corps und Garde-
Dragoner-Brigade) an der Seine, die andere unter General Goeben (8.
Corps und 3. Cavallerie-Division) an der Somme. In Folge der ersten Be¬
wegungen dieser Abtheilungen kam es demnächst zu den Gefechten an der
Rille und der Recognoscirung gegen Havre. -- Das 9. Kapitel stellt rück¬
greifend die Ereignisse an der Somme und vor den Ardennenfestungen in der
ersten Hälfte des Dezbr. dar und berichtet von dem Ueberfall von Ham, dem
Vorstoß des Generals Faidherbe nach La Mre und der Kapitulation von
Montmedy. Das 10. Kapitel knüpft an das 8. an und schildert die "Con-
centrirung des größeren Theils der I. Armee nach Amiens" (13. bis 22. Dezbr.)
Es hat ein besonderes Interesse durch Darlegung der Umstände, unter welchen
General Graf Groeben sich veranlaßt sah, die Stadt Amiens am 16.
Dezbr. aufzugeben und nur die Citadelle schwach besetzt zu halten -- eine
Maßnahme, mit welcher das Obercommando der I. Armee sich nicht einver¬
standen erklärte und sofort Schritte that, um die Wiederbesetzung von Amiens
zu sichern, die denn auch bereits am 18. Dezbr. erfolgte. -- Das 11. Kapitel
ist der Darstellung der Schlacht an der Hall ne am 23. und 24. Dezbr.
gewidmet. Mit ihr bezweckte die preußische Heeresführung in erster Linie die
Sicherung des Besitzes von Amiens und die Delogirung der feindlichen Armee
aus ihrer, jenem Besitz gefahrdrohenden Nähe; hiedurch zugleich auch die
Lösung der höheren Aufgabe, den Rücken der vor Paris stehenden Maas-
Armee zu decken. Beides wurde -- mit 20 gegen 45 Tausend Mann -- im
vollsten Maße erreicht. Die Schlacht an der Hallue warf die französische
Armee fürs Erste in beträchtliche Entfernung von Amiens zurück; in ihren
weiteren Folgen aber zog sie den Fall des letzten französischen Stützpunktes
an der Somme, der Festung Peronne, nach sich.

Die Schlacht an der Hallue bildet den Uebergang zur vierten Periode
des Feldzugs, welche den Zeitraum vom 25. Dezbr. bis zum 10. Januar um-


löst hatte, war ungefähr gleichzeitig im Süden die zweite mehrtägige Schlacht
von Orleans geschlagen und der große Ausfall von Paris in den Schlachten
von Villers-Champigny zurückgeworfen. Die Operationen hatten einen vor¬
läufigen Abschluß erreicht. Es handelte sich jetzt um Sicherstellung und Aus¬
beutung der Resultate. — Das 7. Kapitel schildert demgemäß die Verhältnisse
von Rouen und die Operationen mobiler Colonnen auf beiden Seine-Ufern,
welche vorzugsweise zum Schutz der großen (durch unmittelbare Vertheidigung
mit den vorhandenen Streitkräften schwerlich zu haltenden) Stadt angeordnet
wurden. Ein weiter Landstrich wurde unterworfen und die französische Re¬
gierung genöthigt, ihre eigenen Seehäfen von Dieppe, Fecamp u. s. w. in
Blokade zu erklären. — Das 8. Kapitel, welches die Zeit „vom 9. bis 14.
Dezbr. umfaßt, schildert die Anordnungen zur Formation der I. Armee in
zwei Gruppen, die eine unter General BentHeim (1. Corps und Garde-
Dragoner-Brigade) an der Seine, die andere unter General Goeben (8.
Corps und 3. Cavallerie-Division) an der Somme. In Folge der ersten Be¬
wegungen dieser Abtheilungen kam es demnächst zu den Gefechten an der
Rille und der Recognoscirung gegen Havre. — Das 9. Kapitel stellt rück¬
greifend die Ereignisse an der Somme und vor den Ardennenfestungen in der
ersten Hälfte des Dezbr. dar und berichtet von dem Ueberfall von Ham, dem
Vorstoß des Generals Faidherbe nach La Mre und der Kapitulation von
Montmedy. Das 10. Kapitel knüpft an das 8. an und schildert die „Con-
centrirung des größeren Theils der I. Armee nach Amiens" (13. bis 22. Dezbr.)
Es hat ein besonderes Interesse durch Darlegung der Umstände, unter welchen
General Graf Groeben sich veranlaßt sah, die Stadt Amiens am 16.
Dezbr. aufzugeben und nur die Citadelle schwach besetzt zu halten — eine
Maßnahme, mit welcher das Obercommando der I. Armee sich nicht einver¬
standen erklärte und sofort Schritte that, um die Wiederbesetzung von Amiens
zu sichern, die denn auch bereits am 18. Dezbr. erfolgte. — Das 11. Kapitel
ist der Darstellung der Schlacht an der Hall ne am 23. und 24. Dezbr.
gewidmet. Mit ihr bezweckte die preußische Heeresführung in erster Linie die
Sicherung des Besitzes von Amiens und die Delogirung der feindlichen Armee
aus ihrer, jenem Besitz gefahrdrohenden Nähe; hiedurch zugleich auch die
Lösung der höheren Aufgabe, den Rücken der vor Paris stehenden Maas-
Armee zu decken. Beides wurde — mit 20 gegen 45 Tausend Mann — im
vollsten Maße erreicht. Die Schlacht an der Hallue warf die französische
Armee fürs Erste in beträchtliche Entfernung von Amiens zurück; in ihren
weiteren Folgen aber zog sie den Fall des letzten französischen Stützpunktes
an der Somme, der Festung Peronne, nach sich.

Die Schlacht an der Hallue bildet den Uebergang zur vierten Periode
des Feldzugs, welche den Zeitraum vom 25. Dezbr. bis zum 10. Januar um-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/144>, abgerufen am 25.08.2024.