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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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Stammelnde, Zahnlose, zusammen 37.000, dann mehr als 6000, welche mit
den Worten bezeichnet werden: une plialanZe on ig, äedauenö xi^ooeö, ä es
me jo el'lüns, s. du tail-s hos rav^Zeh; Hautleidende und Scrophulöse folgen
in Stärke von 7700, endlich solche, die an fallender Sucht, Krämpfen, Geistes¬
krankheit oder anderen Uebeln leiden: 10,400 Mann. Also unter 325.000
Dienstpflichtigen sind 109,000 Unbrauchbare! -- Die. welche für dienstfähig
erklärt sind, sehen traurig aus, wenn sie unter Führung eines Corporals zur
Loosung durch die Straßen ziehn, ob sie gleich ihren Hut mit Bändern
schmücken und sich. Neuvermählten gleich, einen Geiger voranschreiten lassen."

Es frug sich nun, wie sich der dienstfähige Rest von mindestens 210,000
Mann zu den Bedürfnissen des Jahreseontingents stellte. Von den 100,000
Mann, welche dasselbe gesetzlich beanspruchte, wurden von vornherein durch
"Dispense"*) 13.000 in Abzug gebracht, sodaß es auf 87.000 sank. Auf
weitere 2000 Mann verzichtete dann die Regierung zu Gunsten persönlicher
Befreiung (exomptions) solcher jungen Leute, die unter Befürwortung der
Behörden Dienstbefreiung für sich in Anspruch nahmen. Damit also minderte
sich die Inanspruchnahme des Jahreseontingents auf 84,600 Mann herab. --
Ferner kauften sich jährlich ungefähr 20,000 Mann frei*") (d. h. ein Fünftel
des gesetzlichen Contingents), und da für diese Lxoiuzrös die Regierung 11,500
Mann alter Soldaten als Rengage's unter den Fahnen behielt und nur 8500
Mann als sogenannte Berwaltungsstellvertreter aus dem laufenden Jahrgang
anwarb, so ermäßigte sich das jährliche Contingent auf 73,000 Mann, von
denen jedoch nur 64,500 wirkliche Recruten, der Rest Werbesoldaten waren.
Statt der 300,000 Jünglinge, welche die Altersclasse bot, statt der 210.000.
welche davon dienstfähig waren, statt der 100,000, welche das Gesetz heischte,
forderte man also thatsächlich nur 73,000 junge Leute und nur 64.000 zogen
das Necrutenloos. Für ein Land von fast 38 Millionen Einwohnern ist diese
Zahl ungemein niedrig. Frankreich hätte von seinen 210,000 Dienstfähigen
sehr wohl 175.000 Mann einstellen können, ohne zu rigoros zu verfahren.
Aber auch jene 73,000***) kamen keineswegs zur wirklichen Einstellung in die





'1 ES sind das- 75"" schon früher freiwillig Eingetretene dieser Mersclasse 20" Brüder
dienender Kapitulanten. 28"" Kauffarthcimntrosen, 12"" Lehrer, 1""0 Candidaten der Theo¬
logie, 5" Eleven der polytcchn. Schule und gekrönte Studenten, 500 ans andern Gründen
Befreite.
") Die Loskaufssumme betrug 1864- 28"", i. I. 1805 nur 230" Francs. -- Auch den
unter der Fahne stehenden Soldaten stand es frei, sich loszukaufen und zahlten sie in der Regel
für' jedes Jahr noch rückständiger Dienstzeit 5-0" Francs.
Eigentlich 75,000; denn 55"" gingen von jenen ?>!,""" noch für die Marine ab,
während 75"" Freiwillige (vom nächsten Jahrgang) welche auf die Unterofficier-Carriere
rechnete", hinzu zu kommen pflegten.
Grcnzvoten IV. 1872. 12

Stammelnde, Zahnlose, zusammen 37.000, dann mehr als 6000, welche mit
den Worten bezeichnet werden: une plialanZe on ig, äedauenö xi^ooeö, ä es
me jo el'lüns, s. du tail-s hos rav^Zeh; Hautleidende und Scrophulöse folgen
in Stärke von 7700, endlich solche, die an fallender Sucht, Krämpfen, Geistes¬
krankheit oder anderen Uebeln leiden: 10,400 Mann. Also unter 325.000
Dienstpflichtigen sind 109,000 Unbrauchbare! — Die. welche für dienstfähig
erklärt sind, sehen traurig aus, wenn sie unter Führung eines Corporals zur
Loosung durch die Straßen ziehn, ob sie gleich ihren Hut mit Bändern
schmücken und sich. Neuvermählten gleich, einen Geiger voranschreiten lassen."

Es frug sich nun, wie sich der dienstfähige Rest von mindestens 210,000
Mann zu den Bedürfnissen des Jahreseontingents stellte. Von den 100,000
Mann, welche dasselbe gesetzlich beanspruchte, wurden von vornherein durch
„Dispense"*) 13.000 in Abzug gebracht, sodaß es auf 87.000 sank. Auf
weitere 2000 Mann verzichtete dann die Regierung zu Gunsten persönlicher
Befreiung (exomptions) solcher jungen Leute, die unter Befürwortung der
Behörden Dienstbefreiung für sich in Anspruch nahmen. Damit also minderte
sich die Inanspruchnahme des Jahreseontingents auf 84,600 Mann herab. —
Ferner kauften sich jährlich ungefähr 20,000 Mann frei*") (d. h. ein Fünftel
des gesetzlichen Contingents), und da für diese Lxoiuzrös die Regierung 11,500
Mann alter Soldaten als Rengage's unter den Fahnen behielt und nur 8500
Mann als sogenannte Berwaltungsstellvertreter aus dem laufenden Jahrgang
anwarb, so ermäßigte sich das jährliche Contingent auf 73,000 Mann, von
denen jedoch nur 64,500 wirkliche Recruten, der Rest Werbesoldaten waren.
Statt der 300,000 Jünglinge, welche die Altersclasse bot, statt der 210.000.
welche davon dienstfähig waren, statt der 100,000, welche das Gesetz heischte,
forderte man also thatsächlich nur 73,000 junge Leute und nur 64.000 zogen
das Necrutenloos. Für ein Land von fast 38 Millionen Einwohnern ist diese
Zahl ungemein niedrig. Frankreich hätte von seinen 210,000 Dienstfähigen
sehr wohl 175.000 Mann einstellen können, ohne zu rigoros zu verfahren.
Aber auch jene 73,000***) kamen keineswegs zur wirklichen Einstellung in die





'1 ES sind das- 75»» schon früher freiwillig Eingetretene dieser Mersclasse 20» Brüder
dienender Kapitulanten. 28»» Kauffarthcimntrosen, 12»» Lehrer, 1»»0 Candidaten der Theo¬
logie, 5» Eleven der polytcchn. Schule und gekrönte Studenten, 500 ans andern Gründen
Befreite.
") Die Loskaufssumme betrug 1864- 28»», i. I. 1805 nur 230» Francs. — Auch den
unter der Fahne stehenden Soldaten stand es frei, sich loszukaufen und zahlten sie in der Regel
für' jedes Jahr noch rückständiger Dienstzeit 5-0» Francs.
Eigentlich 75,000; denn 55»» gingen von jenen ?>!,»»» noch für die Marine ab,
während 75»» Freiwillige (vom nächsten Jahrgang) welche auf die Unterofficier-Carriere
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[0097] Stammelnde, Zahnlose, zusammen 37.000, dann mehr als 6000, welche mit den Worten bezeichnet werden: une plialanZe on ig, äedauenö xi^ooeö, ä es me jo el'lüns, s. du tail-s hos rav^Zeh; Hautleidende und Scrophulöse folgen in Stärke von 7700, endlich solche, die an fallender Sucht, Krämpfen, Geistes¬ krankheit oder anderen Uebeln leiden: 10,400 Mann. Also unter 325.000 Dienstpflichtigen sind 109,000 Unbrauchbare! — Die. welche für dienstfähig erklärt sind, sehen traurig aus, wenn sie unter Führung eines Corporals zur Loosung durch die Straßen ziehn, ob sie gleich ihren Hut mit Bändern schmücken und sich. Neuvermählten gleich, einen Geiger voranschreiten lassen." Es frug sich nun, wie sich der dienstfähige Rest von mindestens 210,000 Mann zu den Bedürfnissen des Jahreseontingents stellte. Von den 100,000 Mann, welche dasselbe gesetzlich beanspruchte, wurden von vornherein durch „Dispense"*) 13.000 in Abzug gebracht, sodaß es auf 87.000 sank. Auf weitere 2000 Mann verzichtete dann die Regierung zu Gunsten persönlicher Befreiung (exomptions) solcher jungen Leute, die unter Befürwortung der Behörden Dienstbefreiung für sich in Anspruch nahmen. Damit also minderte sich die Inanspruchnahme des Jahreseontingents auf 84,600 Mann herab. — Ferner kauften sich jährlich ungefähr 20,000 Mann frei*") (d. h. ein Fünftel des gesetzlichen Contingents), und da für diese Lxoiuzrös die Regierung 11,500 Mann alter Soldaten als Rengage's unter den Fahnen behielt und nur 8500 Mann als sogenannte Berwaltungsstellvertreter aus dem laufenden Jahrgang anwarb, so ermäßigte sich das jährliche Contingent auf 73,000 Mann, von denen jedoch nur 64,500 wirkliche Recruten, der Rest Werbesoldaten waren. Statt der 300,000 Jünglinge, welche die Altersclasse bot, statt der 210.000. welche davon dienstfähig waren, statt der 100,000, welche das Gesetz heischte, forderte man also thatsächlich nur 73,000 junge Leute und nur 64.000 zogen das Necrutenloos. Für ein Land von fast 38 Millionen Einwohnern ist diese Zahl ungemein niedrig. Frankreich hätte von seinen 210,000 Dienstfähigen sehr wohl 175.000 Mann einstellen können, ohne zu rigoros zu verfahren. Aber auch jene 73,000***) kamen keineswegs zur wirklichen Einstellung in die '1 ES sind das- 75»» schon früher freiwillig Eingetretene dieser Mersclasse 20» Brüder dienender Kapitulanten. 28»» Kauffarthcimntrosen, 12»» Lehrer, 1»»0 Candidaten der Theo¬ logie, 5» Eleven der polytcchn. Schule und gekrönte Studenten, 500 ans andern Gründen Befreite. ") Die Loskaufssumme betrug 1864- 28»», i. I. 1805 nur 230» Francs. — Auch den unter der Fahne stehenden Soldaten stand es frei, sich loszukaufen und zahlten sie in der Regel für' jedes Jahr noch rückständiger Dienstzeit 5-0» Francs. Eigentlich 75,000; denn 55»» gingen von jenen ?>!,»»» noch für die Marine ab, während 75»» Freiwillige (vom nächsten Jahrgang) welche auf die Unterofficier-Carriere rechnete», hinzu zu kommen pflegten. Grcnzvoten IV. 1872. 12

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/97>, abgerufen am 22.07.2024.