Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.Indem wir in einem der vorstehenden Artikel dieses Heftes die heiteren Zwei dieser Arbeiten sind Geschichtswerke über die neueste Zeit. Das Aber was lange währt, wird gut. Das Buch ist vortrefflich geschrieben: Indem wir in einem der vorstehenden Artikel dieses Heftes die heiteren Zwei dieser Arbeiten sind Geschichtswerke über die neueste Zeit. Das Aber was lange währt, wird gut. Das Buch ist vortrefflich geschrieben: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128821"/> <p xml:id="ID_1166"> Indem wir in einem der vorstehenden Artikel dieses Heftes die heiteren<lb/> Leistungen eines entwickelten Welsen dem verdienten Gelächter preisgeben, ver¬<lb/> säumen wir nicht, in demselben Hefte vier Arbeiten vorläufig kurz zu er¬<lb/> wähnen, welche zwar ebenso wie die Sachen des Herrn Constantin Frantz<lb/> die neueste Zeit und die Reichsverfassung zum Gegenstande haben, aber frei¬<lb/> lich in ganz anderem Sinne wie die Schöpfungen des Stifters der „Religion<lb/> des Nationalliberalismus".</p><lb/> <p xml:id="ID_1167"> Zwei dieser Arbeiten sind Geschichtswerke über die neueste Zeit. Das<lb/> eine, ein Stück Weltgeschichte, umfaßt nur die Zeit von 1867 bis 1871 und<lb/> berichtet kurz, doch unter Mittheilung alles Wesentlichen und in recht lesbarer<lb/> Darstellung des colossalen Stoffes, in zwei Bänden die Geschicke aller Cultur¬<lb/> völker der Erde während der größten Epoche der deutschen Geschichte. Den<lb/> deutschen Verhältnissen ist daher naturgemäß auch die sorgfältigste und aus¬<lb/> gedehnteste Beachtung geschenkt in einem Geiste, der durchaus auf der Höhe<lb/> der großen Zeit steht. Das Werk ist von Eduard Amt geschrieben und<lb/> bei Duncker und Humblot in Leipzig 1872 erschienen. Es bildet die<lb/> Fortsetzung zu den früheren geschichtlichen Arbeiten des Verfassers („Geschichte<lb/> der Gegenwart." 1860—1867, 2 Bände) und zugleich die letzten Bände von<lb/> „Becker's Weltgeschichte". — Das andere der erwähnten Geschichtswerke hat<lb/> lediglich „die Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen bis<lb/> zu ihrer Erfüllung, 1848 — 1871" im Auge. Es ist von dein natio¬<lb/> nalen Schwaben K. Klüpfel in Tübingen geschrieben — der schon vor<lb/> zwanzig Jahren ein ähnliches Werk über die deutschen Einheitsbestrebungen<lb/> bis zu ihrem Scheitern im Jahre 1848 herausgegeben hatte — und bei<lb/> Julius Springer in Berlin verlegt. Bis jetzt (Ende 1872) liegt leider<lb/> nur noch der erste Band vor, der nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick<lb/> auf die Entwickelung des nationalen Gedankens seit den Befreiungskriegen<lb/> die Geschichte der Jahre 1848 und 1849 einer sehr eingehenden Darstellung<lb/> unterwirft, uns gründlich über die Reaktionszeit, die neue Aera nach 1859,<lb/> den preußischen Conflict, die Anfänge des Ministeriums Bismarck unter¬<lb/> richtet und bis zum Vertrag von Gastein führt: „bis zu dem Punkt, an<lb/> welchem es nicht mehr zweifelhaft erscheint, daß der Dualismus von Oester¬<lb/> reich und Preußen nur durch das Schwert zu überwinden sei." Den zweiten<lb/> Band, welcher bis zur Gründung des deutschen Reiches reichen wird, haben<lb/> wir leider erst in Jahresfrist zu erwarten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1168" next="#ID_1169"> Aber was lange währt, wird gut. Das Buch ist vortrefflich geschrieben:<lb/> klar, unparteiisch, lebendig, treu und fest in seiner deutschen Gesinnung, ohne<lb/> jeden Aufwand in gelehrtem Quellenapparat. So mag es nicht blos jedem<lb/> Gebildeten, sondern auch dem Historiker von Fach eine willkommene Ueber-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0367]
Indem wir in einem der vorstehenden Artikel dieses Heftes die heiteren
Leistungen eines entwickelten Welsen dem verdienten Gelächter preisgeben, ver¬
säumen wir nicht, in demselben Hefte vier Arbeiten vorläufig kurz zu er¬
wähnen, welche zwar ebenso wie die Sachen des Herrn Constantin Frantz
die neueste Zeit und die Reichsverfassung zum Gegenstande haben, aber frei¬
lich in ganz anderem Sinne wie die Schöpfungen des Stifters der „Religion
des Nationalliberalismus".
Zwei dieser Arbeiten sind Geschichtswerke über die neueste Zeit. Das
eine, ein Stück Weltgeschichte, umfaßt nur die Zeit von 1867 bis 1871 und
berichtet kurz, doch unter Mittheilung alles Wesentlichen und in recht lesbarer
Darstellung des colossalen Stoffes, in zwei Bänden die Geschicke aller Cultur¬
völker der Erde während der größten Epoche der deutschen Geschichte. Den
deutschen Verhältnissen ist daher naturgemäß auch die sorgfältigste und aus¬
gedehnteste Beachtung geschenkt in einem Geiste, der durchaus auf der Höhe
der großen Zeit steht. Das Werk ist von Eduard Amt geschrieben und
bei Duncker und Humblot in Leipzig 1872 erschienen. Es bildet die
Fortsetzung zu den früheren geschichtlichen Arbeiten des Verfassers („Geschichte
der Gegenwart." 1860—1867, 2 Bände) und zugleich die letzten Bände von
„Becker's Weltgeschichte". — Das andere der erwähnten Geschichtswerke hat
lediglich „die Geschichte der deutschen Einheitsbestrebungen bis
zu ihrer Erfüllung, 1848 — 1871" im Auge. Es ist von dein natio¬
nalen Schwaben K. Klüpfel in Tübingen geschrieben — der schon vor
zwanzig Jahren ein ähnliches Werk über die deutschen Einheitsbestrebungen
bis zu ihrem Scheitern im Jahre 1848 herausgegeben hatte — und bei
Julius Springer in Berlin verlegt. Bis jetzt (Ende 1872) liegt leider
nur noch der erste Band vor, der nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick
auf die Entwickelung des nationalen Gedankens seit den Befreiungskriegen
die Geschichte der Jahre 1848 und 1849 einer sehr eingehenden Darstellung
unterwirft, uns gründlich über die Reaktionszeit, die neue Aera nach 1859,
den preußischen Conflict, die Anfänge des Ministeriums Bismarck unter¬
richtet und bis zum Vertrag von Gastein führt: „bis zu dem Punkt, an
welchem es nicht mehr zweifelhaft erscheint, daß der Dualismus von Oester¬
reich und Preußen nur durch das Schwert zu überwinden sei." Den zweiten
Band, welcher bis zur Gründung des deutschen Reiches reichen wird, haben
wir leider erst in Jahresfrist zu erwarten.
Aber was lange währt, wird gut. Das Buch ist vortrefflich geschrieben:
klar, unparteiisch, lebendig, treu und fest in seiner deutschen Gesinnung, ohne
jeden Aufwand in gelehrtem Quellenapparat. So mag es nicht blos jedem
Gebildeten, sondern auch dem Historiker von Fach eine willkommene Ueber-
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