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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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lud jene drei hansischen Vereine zur Theilnahme ein. Gemeinsam veröffent¬
lichten darauf die vier Vereine ein Preisausschreiben für die beste historische
Bearbeitung der großen dänischen Kriege, welche zum Stralsunder Frieden
führten. Aber man blieb nicht bei dieser einmaligen Gemeinsamkeit, dieser
Allianz für die eine vorübergehende Aufgabe stehen; man beschloß einen dau¬
ernden Verein zu gründen, der die Bestimmung in sich trage, die vereinzelten
Quellen hansischer Localforschung in ein gemeinsames Bett zu leiten, der sich
im engen Anschluß an die allgemeine deutsche Geschichtswissenschaft selbst größere
Aufgaben stelle. In der Pfingstwoche 1871 wurde zu Lübeck die constituirende
Versammlung gehalten, welche den Hansischen Geschichtsverein ins
Leben treten sah. Es ist damit ein Unternehmen begonnen, das über locale
Interessen herausgeht und es wohl verdient, daß auch das weitere Publicum
gebildeter und für geschichtliche Dinge interessirter Kreise seine Theilnahme
ihm schenke.

Eine Anzahl bewährter und angesehener Geschichtsforscher hat sich zu¬
sammen gethan für die allen Norddeutschen gemeinsame Aufgabe, ein sicheres,
unerschütterliches und dauerhaftes Fundament hansischer Geschichte zu schaffen.
Es ist hervorzuheben, mit welcher Energie einer unserer ersten Historiker,
Georg Waitz, diese Sache ergriffen und in eine Erfolg verheißende Bahn
geleitet hat. Ihm verdankt der neue Verein die Bezeichnung der zu lösenden
Aufgaben, die Hinweisung.auf den Weg, auf welchem die Mittel für die
Lösung der Aufgabe zu beschaffen seien, ihm verdankt der Verein zuletzt auch
das Contingent jüngerer Kräfte, die in Waitz' Schule gebildet, als die täg¬
lichen Arbeiter für den Verein eingetreten sind. Seit der Gründung des
Vereines war ein Jahr verflossen, als man wiederum in Lübeck zusammen¬
kam, im Mai 1872; da konnte man freudigen Sinnes schon die Wahrneh¬
mung aussprechen, daß der Anfang glücklich gemacht und die Hoffnung frucht¬
reichen Gedeihens eine wohlberechtigte sei.

Der Verein fand allerdings eine Thatsache vor, an die er sich gleich von
vornherein anlehnen, auf der er weiter bauen durfte. Es hatte doch die histo¬
rische Commission in München, ^jene'von der Munificenz und der wissenschaft¬
lichen Begeisterung König Maximilian's II. von Bayern ins Leben gerufene
vortreffliche Institution, der die deutsche Geschichtswissenschaft schon mehr wie
eine herrliche Frucht verdankt -- es hatte doch die historische Commission sich
schon die Aufgabe gestellt, auf Anregung und Antrag L app enberg's, die
sogenannten H an sa-Recesse zu sammeln und zu publiciren. Zwei stattliche
Bände dieser Sammlung in mustergültigster Weise sind schon erschienen. Nun
hat die Münchener Commission neuerdings beschlossen, bis zum Jahre 1430
ihr Werk zu führen und dann, nachdem der Weg einmal gezeigt und gebahnt,
die Fortsetzung hansischen Händen zu überlassen, Hier hatte also der neue


lud jene drei hansischen Vereine zur Theilnahme ein. Gemeinsam veröffent¬
lichten darauf die vier Vereine ein Preisausschreiben für die beste historische
Bearbeitung der großen dänischen Kriege, welche zum Stralsunder Frieden
führten. Aber man blieb nicht bei dieser einmaligen Gemeinsamkeit, dieser
Allianz für die eine vorübergehende Aufgabe stehen; man beschloß einen dau¬
ernden Verein zu gründen, der die Bestimmung in sich trage, die vereinzelten
Quellen hansischer Localforschung in ein gemeinsames Bett zu leiten, der sich
im engen Anschluß an die allgemeine deutsche Geschichtswissenschaft selbst größere
Aufgaben stelle. In der Pfingstwoche 1871 wurde zu Lübeck die constituirende
Versammlung gehalten, welche den Hansischen Geschichtsverein ins
Leben treten sah. Es ist damit ein Unternehmen begonnen, das über locale
Interessen herausgeht und es wohl verdient, daß auch das weitere Publicum
gebildeter und für geschichtliche Dinge interessirter Kreise seine Theilnahme
ihm schenke.

Eine Anzahl bewährter und angesehener Geschichtsforscher hat sich zu¬
sammen gethan für die allen Norddeutschen gemeinsame Aufgabe, ein sicheres,
unerschütterliches und dauerhaftes Fundament hansischer Geschichte zu schaffen.
Es ist hervorzuheben, mit welcher Energie einer unserer ersten Historiker,
Georg Waitz, diese Sache ergriffen und in eine Erfolg verheißende Bahn
geleitet hat. Ihm verdankt der neue Verein die Bezeichnung der zu lösenden
Aufgaben, die Hinweisung.auf den Weg, auf welchem die Mittel für die
Lösung der Aufgabe zu beschaffen seien, ihm verdankt der Verein zuletzt auch
das Contingent jüngerer Kräfte, die in Waitz' Schule gebildet, als die täg¬
lichen Arbeiter für den Verein eingetreten sind. Seit der Gründung des
Vereines war ein Jahr verflossen, als man wiederum in Lübeck zusammen¬
kam, im Mai 1872; da konnte man freudigen Sinnes schon die Wahrneh¬
mung aussprechen, daß der Anfang glücklich gemacht und die Hoffnung frucht¬
reichen Gedeihens eine wohlberechtigte sei.

Der Verein fand allerdings eine Thatsache vor, an die er sich gleich von
vornherein anlehnen, auf der er weiter bauen durfte. Es hatte doch die histo¬
rische Commission in München, ^jene'von der Munificenz und der wissenschaft¬
lichen Begeisterung König Maximilian's II. von Bayern ins Leben gerufene
vortreffliche Institution, der die deutsche Geschichtswissenschaft schon mehr wie
eine herrliche Frucht verdankt — es hatte doch die historische Commission sich
schon die Aufgabe gestellt, auf Anregung und Antrag L app enberg's, die
sogenannten H an sa-Recesse zu sammeln und zu publiciren. Zwei stattliche
Bände dieser Sammlung in mustergültigster Weise sind schon erschienen. Nun
hat die Münchener Commission neuerdings beschlossen, bis zum Jahre 1430
ihr Werk zu führen und dann, nachdem der Weg einmal gezeigt und gebahnt,
die Fortsetzung hansischen Händen zu überlassen, Hier hatte also der neue


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/350>, abgerufen am 30.06.2024.