Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.zu gewinnen. Diese Sendung scheint nicht ohne Erfolg gewesen zu sein, da Auf dieser Grundlage können die vorbereitenden Verhandlungen viel¬ Emil Schmidt. Es waren zur Vertretung ausersehen, der Rektor der hiesigen geistlichen Akademie Ober--
priester Janischew, der Priester der russischen Kirche in Wiesbaden Tatschalow, der Sekretär der Se. Petersburger Abtheilung der Gesellschaft der Freunde geistlicher Aufklärung, Adjutant des Gioßfürsttn Konstantin Nitolajcwitsch Oberst Kirejew und or. Overbeck. zu gewinnen. Diese Sendung scheint nicht ohne Erfolg gewesen zu sein, da Auf dieser Grundlage können die vorbereitenden Verhandlungen viel¬ Emil Schmidt. Es waren zur Vertretung ausersehen, der Rektor der hiesigen geistlichen Akademie Ober--
priester Janischew, der Priester der russischen Kirche in Wiesbaden Tatschalow, der Sekretär der Se. Petersburger Abtheilung der Gesellschaft der Freunde geistlicher Aufklärung, Adjutant des Gioßfürsttn Konstantin Nitolajcwitsch Oberst Kirejew und or. Overbeck. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0348" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128802"/> <p xml:id="ID_1112" prev="#ID_1111"> zu gewinnen. Diese Sendung scheint nicht ohne Erfolg gewesen zu sein, da<lb/> verlautet, Herr Michaud beabsichtige zur griechischen Kirche überzutreten und,<lb/> wie Dr. Overbeck in England, eine westliche orthodoxe Kirche in Paris zu<lb/> stiften. — Ebenso hat sich Nußland an dem Kölner Altkatholiken-Congreß<lb/> bekanntlich noch viel lebhafter betheiligt, als ein Jahr früher an dem Mün¬<lb/> chener.*) Auch hier kann von einem gewissen Erfolge gesprochen werden. Jeden¬<lb/> falls darf die russische Kirche für das, was sie in letzter Zeit zu Gunsten der<lb/> Vereinigung gethan und thun zu wollen erklärt hat, in den Worten des<lb/> Professors Reinkens volle Anerkennung erblicken, mit welchen derselbe unter<lb/> Zustimmung der Delegirten-Versammlung über das Verhältniß der Altkatho¬<lb/> liken zu den andern Confessionen Bericht erstattete. Wenn er zunächst als<lb/> unzulässig bezeichnete, daß die Einigungsversuche von den officiellen Behörden<lb/> der Kirchen ausgingen und forderte, daß die Einigung in den Herzen der<lb/> Gläubigen wurzeln müsse, so entspricht das ganz den Anschauungen, welche<lb/> den Petersburger Verein ins Leben riefen. Mit ihm wird sich daher der<lb/> für die Verhandlungen über die Wiedervereinigung der christlichen Bekennt¬<lb/> nisse eingesetzte Ausschuß in Verbindung setzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1113"> Auf dieser Grundlage können die vorbereitenden Verhandlungen viel¬<lb/> leicht ersprießlich wirken, da man im Uebrigen allseitig darin übereinstimmt,<lb/> daß die Grundlage der Einigung die heilige Schrift und die alten ökumeni¬<lb/> schen Glaubensbekenntnisse sein müßten, ausgelegt nach dem Glauben der<lb/> Jahrhunderte der ungeteilten Kirche. Noch können wir nicht voraussagen,<lb/> welche Förderung der Altkatholicismus der Theilnahme der griechischen Kirche<lb/> etwa zu danken haben wird oder welche Unterstützung das deutsche Reich in<lb/> seinem Kampf gegen das Papstthum, in der Zustimmung der russischen Ge¬<lb/> sellschaft, Kirche und Negierung finden mag, sicherlich aber die rechtgläubige<lb/> russische Kirche theilw^ise unter dem Einflüsse der religiösen Bewegung im<lb/> Westen Europas auf eine Entwickelungsstufe gelangt, die, bei freimüthigen<lb/> und rüstigem Vorwärtsstreben, für sie selbst und das ganze russische Reich<lb/> zu den freudigsten Hoffnungen berechtigt.</p><lb/> <note type="byline"> Emil Schmidt.</note><lb/> <note xml:id="FID_167" place="foot"> Es waren zur Vertretung ausersehen, der Rektor der hiesigen geistlichen Akademie Ober--<lb/> priester Janischew, der Priester der russischen Kirche in Wiesbaden Tatschalow, der Sekretär<lb/> der Se. Petersburger Abtheilung der Gesellschaft der Freunde geistlicher Aufklärung, Adjutant<lb/> des Gioßfürsttn Konstantin Nitolajcwitsch Oberst Kirejew und or. Overbeck.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0348]
zu gewinnen. Diese Sendung scheint nicht ohne Erfolg gewesen zu sein, da
verlautet, Herr Michaud beabsichtige zur griechischen Kirche überzutreten und,
wie Dr. Overbeck in England, eine westliche orthodoxe Kirche in Paris zu
stiften. — Ebenso hat sich Nußland an dem Kölner Altkatholiken-Congreß
bekanntlich noch viel lebhafter betheiligt, als ein Jahr früher an dem Mün¬
chener.*) Auch hier kann von einem gewissen Erfolge gesprochen werden. Jeden¬
falls darf die russische Kirche für das, was sie in letzter Zeit zu Gunsten der
Vereinigung gethan und thun zu wollen erklärt hat, in den Worten des
Professors Reinkens volle Anerkennung erblicken, mit welchen derselbe unter
Zustimmung der Delegirten-Versammlung über das Verhältniß der Altkatho¬
liken zu den andern Confessionen Bericht erstattete. Wenn er zunächst als
unzulässig bezeichnete, daß die Einigungsversuche von den officiellen Behörden
der Kirchen ausgingen und forderte, daß die Einigung in den Herzen der
Gläubigen wurzeln müsse, so entspricht das ganz den Anschauungen, welche
den Petersburger Verein ins Leben riefen. Mit ihm wird sich daher der
für die Verhandlungen über die Wiedervereinigung der christlichen Bekennt¬
nisse eingesetzte Ausschuß in Verbindung setzen.
Auf dieser Grundlage können die vorbereitenden Verhandlungen viel¬
leicht ersprießlich wirken, da man im Uebrigen allseitig darin übereinstimmt,
daß die Grundlage der Einigung die heilige Schrift und die alten ökumeni¬
schen Glaubensbekenntnisse sein müßten, ausgelegt nach dem Glauben der
Jahrhunderte der ungeteilten Kirche. Noch können wir nicht voraussagen,
welche Förderung der Altkatholicismus der Theilnahme der griechischen Kirche
etwa zu danken haben wird oder welche Unterstützung das deutsche Reich in
seinem Kampf gegen das Papstthum, in der Zustimmung der russischen Ge¬
sellschaft, Kirche und Negierung finden mag, sicherlich aber die rechtgläubige
russische Kirche theilw^ise unter dem Einflüsse der religiösen Bewegung im
Westen Europas auf eine Entwickelungsstufe gelangt, die, bei freimüthigen
und rüstigem Vorwärtsstreben, für sie selbst und das ganze russische Reich
zu den freudigsten Hoffnungen berechtigt.
Emil Schmidt.
Es waren zur Vertretung ausersehen, der Rektor der hiesigen geistlichen Akademie Ober--
priester Janischew, der Priester der russischen Kirche in Wiesbaden Tatschalow, der Sekretär
der Se. Petersburger Abtheilung der Gesellschaft der Freunde geistlicher Aufklärung, Adjutant
des Gioßfürsttn Konstantin Nitolajcwitsch Oberst Kirejew und or. Overbeck.
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