Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Als mit dem Frieden von Villafranca und der Regentschaft des Prinzen Es gehörte das starke Geräusch des Donners von Königgrätz dazu, diese Die Prophezeiungen Hohenlohe's waren im vollsten Maß in Erfüllung Als mit dem Frieden von Villafranca und der Regentschaft des Prinzen Es gehörte das starke Geräusch des Donners von Königgrätz dazu, diese Die Prophezeiungen Hohenlohe's waren im vollsten Maß in Erfüllung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/127980"/> <p xml:id="ID_130"> Als mit dem Frieden von Villafranca und der Regentschaft des Prinzen<lb/> Wilhelm von Preußen der nationale deutsche Gedanke wieder das Haupt er¬<lb/> hob, und Hohenlohe in der Kammer der Reichsrathe für seine politischen An¬<lb/> schauungen eine dankbarere Wirksamkeit hoffen durfte, kehrte er nach Bayern<lb/> (1860) zurück und trat in die Reichsrathskammer wieder ein^ Seine erste<lb/> bekanntere That war hier sein Antrag vom 4. Mai 1861 in der kurhessischen<lb/> Verfassungsfrage: „Seine Majestät möge geruhen, das königliche Staatsmini¬<lb/> sterium anzuweisen, auf geeignete Weise zur Herstellung rechtlich geordneter<lb/> Berfassungszustände in Kurhessen nach Kräften hinzuwirken und gegen den<lb/> Landesbeschluß vom 27. März 1862 und die ihm zu Grunde liegenden Prin¬<lb/> cipien und Motive sowie die daraus sich ergebenden Consequenzen feierlichst<lb/> Verwahrung einzulegen." Fast wörtlich denselben Antrag hatte Volk in der<lb/> zweiten bayerischen Kammer zur nämlichen Zeit gestellt, und motivirte ihn<lb/> ebenso volksthümlich lebendig, als Hohenlohe den seinigen staatsmännisch fein<lb/> und gediegen. Die zweite Kammer nahm den Völkschen Antrag mit großer<lb/> Majorität an, die der Standesherren lehnte den Hohenlohe's mit 30 gegen 8<lb/> Stimmen ab. Natürlich hätte auch eine Intervention der Krone Bayern in<lb/> Kurhessen so wenig gefruchtet, als der berühmte preußische Feldjäger, indessen<lb/> der Antrag und die Befürwortung des Fürsten Hohenlohe war doch ein Kenn¬<lb/> zeichen für den Mann, an welches noch heute gern erinnert wird. Von diesem<lb/> Tage an war die Wirksamkeit Hohenlohe's in der ersten bayerischen Kammer<lb/> eine ununterbrochene, vornehmlich allen Debatten mit Glück zugewendet, in<lb/> welchen die Stellung Bayerns zum übrigen Deutschland und den auswärtigen<lb/> Staaten zur Sprache kam. Dem österreichisch angeflogenen Ministerium von<lb/> Schrenk und dem großen Triasschwärmer von der Pfordten hielt er wiederholt<lb/> ernste Mahnreden, die politischen Interessen Bayerns nicht zu verkennen, seine<lb/> Macht nicht zu überschätzen. Aber die kühnen Reden verhallten an den Ohren<lb/> der Minister und hohen Herren der ersten Kammer.</p><lb/> <p xml:id="ID_131"> Es gehörte das starke Geräusch des Donners von Königgrätz dazu, diese<lb/> Art von Taubheit zu heilen. Auch die letzten Mahnworte vor Ausbruch des<lb/> großen Krieges, die Hohenlohe, diesmal erregter und flammenderen Auges,<lb/> als sonst seine Art war, der unglückseligen Politik von der Pfordtens im<lb/> Frühjahr 1866 entgegenwars: „daß ein freundschaftliches Verhältniß mit<lb/> Preußen allein den Krieg, und damit Noth, Elend und Demüthigung von<lb/> Bayern abwenden könne," fanden in der Neichsrathskammer zu München keine<lb/> sympathische Seele, während der Saal kurz zuvor von lautem Beifall erdröhnte,<lb/> als von der Pfordten die traurige Nothwendigkeit vom Kriege Bayerns wider<lb/> Preußen gepredigt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_132" next="#ID_133"> Die Prophezeiungen Hohenlohe's waren im vollsten Maß in Erfüllung<lb/> gegangen. Den Verlust eines reichen Landstriches mit einer Bevölkerung von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
Als mit dem Frieden von Villafranca und der Regentschaft des Prinzen
Wilhelm von Preußen der nationale deutsche Gedanke wieder das Haupt er¬
hob, und Hohenlohe in der Kammer der Reichsrathe für seine politischen An¬
schauungen eine dankbarere Wirksamkeit hoffen durfte, kehrte er nach Bayern
(1860) zurück und trat in die Reichsrathskammer wieder ein^ Seine erste
bekanntere That war hier sein Antrag vom 4. Mai 1861 in der kurhessischen
Verfassungsfrage: „Seine Majestät möge geruhen, das königliche Staatsmini¬
sterium anzuweisen, auf geeignete Weise zur Herstellung rechtlich geordneter
Berfassungszustände in Kurhessen nach Kräften hinzuwirken und gegen den
Landesbeschluß vom 27. März 1862 und die ihm zu Grunde liegenden Prin¬
cipien und Motive sowie die daraus sich ergebenden Consequenzen feierlichst
Verwahrung einzulegen." Fast wörtlich denselben Antrag hatte Volk in der
zweiten bayerischen Kammer zur nämlichen Zeit gestellt, und motivirte ihn
ebenso volksthümlich lebendig, als Hohenlohe den seinigen staatsmännisch fein
und gediegen. Die zweite Kammer nahm den Völkschen Antrag mit großer
Majorität an, die der Standesherren lehnte den Hohenlohe's mit 30 gegen 8
Stimmen ab. Natürlich hätte auch eine Intervention der Krone Bayern in
Kurhessen so wenig gefruchtet, als der berühmte preußische Feldjäger, indessen
der Antrag und die Befürwortung des Fürsten Hohenlohe war doch ein Kenn¬
zeichen für den Mann, an welches noch heute gern erinnert wird. Von diesem
Tage an war die Wirksamkeit Hohenlohe's in der ersten bayerischen Kammer
eine ununterbrochene, vornehmlich allen Debatten mit Glück zugewendet, in
welchen die Stellung Bayerns zum übrigen Deutschland und den auswärtigen
Staaten zur Sprache kam. Dem österreichisch angeflogenen Ministerium von
Schrenk und dem großen Triasschwärmer von der Pfordten hielt er wiederholt
ernste Mahnreden, die politischen Interessen Bayerns nicht zu verkennen, seine
Macht nicht zu überschätzen. Aber die kühnen Reden verhallten an den Ohren
der Minister und hohen Herren der ersten Kammer.
Es gehörte das starke Geräusch des Donners von Königgrätz dazu, diese
Art von Taubheit zu heilen. Auch die letzten Mahnworte vor Ausbruch des
großen Krieges, die Hohenlohe, diesmal erregter und flammenderen Auges,
als sonst seine Art war, der unglückseligen Politik von der Pfordtens im
Frühjahr 1866 entgegenwars: „daß ein freundschaftliches Verhältniß mit
Preußen allein den Krieg, und damit Noth, Elend und Demüthigung von
Bayern abwenden könne," fanden in der Neichsrathskammer zu München keine
sympathische Seele, während der Saal kurz zuvor von lautem Beifall erdröhnte,
als von der Pfordten die traurige Nothwendigkeit vom Kriege Bayerns wider
Preußen gepredigt hatte.
Die Prophezeiungen Hohenlohe's waren im vollsten Maß in Erfüllung
gegangen. Den Verlust eines reichen Landstriches mit einer Bevölkerung von
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