Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.Schleiermacher's Kritik der Derfassungssyfteme in der evangelischen Kirche. Von Professor H. Jacoby. Die Urtheile eines Mannes wie Schleiermacher über kirchliche und theo¬ "1 S. S21-S55, 6V4-K78. VW 7"4. Grenzvoten III. 1872.01
Schleiermacher's Kritik der Derfassungssyfteme in der evangelischen Kirche. Von Professor H. Jacoby. Die Urtheile eines Mannes wie Schleiermacher über kirchliche und theo¬ "1 S. S21-S55, 6V4-K78. VW 7»4. Grenzvoten III. 1872.01
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0481" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128409"/> </div> <div n="1"> <head> Schleiermacher's Kritik der Derfassungssyfteme in der<lb/> evangelischen Kirche.<lb/><note type="byline"> Von<lb/> Professor H. Jacoby.</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1634" next="#ID_1635"> Die Urtheile eines Mannes wie Schleiermacher über kirchliche und theo¬<lb/> logische Fragen fordern auch gegenwärtig noch ernste Beachtung und Erwä¬<lb/> gung, zumal die Ausgestaltung der Verfassung der evangelischen Kirche eine<lb/> der brennendsten Fragen ist, welche von der Gegenwart eine befriedigende Lö¬<lb/> sung erwarten. Hierbei wollen wir nicht ein Bild der Thätigkeit geben,<lb/> durch welche Schleiermacher in die Arbeiten zur Herstellung einer Verfassung<lb/> der evangelischen Kirche Preußens eingegriffen hat, so anziehend dieser Gegen¬<lb/> stand auch sein müßte. Würde er doch einen Blick zulassen in die allmähliche<lb/> Bildung der gegenwärtig giltigen kirchlichen Ordnung, würde er uns doch<lb/> gestatten, von neuem die Größe des Mannes zu bewundern, der sich nicht<lb/> darauf beschränkte, für die Erkenntniß des christlichen Glaubensgehaltes neue<lb/> Bahnen zu eröffnen, sondern der zugleich mit warmem Herzen, mit männlicher<lb/> Entschiedenheit seine Kraft einsetzte, für die Kirche seines Vaterlandes die wür¬<lb/> digsten und heilbringendsten Zustände zu schaffen. Aber dennoch verzichte ich<lb/> gegenwärtig auf diese Darstellung, weil sie verhindern würde, ein geschlossenes<lb/> Bild der Gedanken Schleiermacher's über unseren Gegenstand zu zeichnen.<lb/> Wir sind in sehr ungünstiger Lage, wenn wir die Quellen aufsuchen, aus<lb/> denen wir unsere Kenntniß zu schöpfen haben. Denn außer einigen werth¬<lb/> vollen, aber zerstreuten und vereinzelten Bemerkungen in kleineren Gelegen¬<lb/> heitsschriften Schleiermacher's, welche die einzelnen Stadien der damali¬<lb/> gen kirchlichen Neubildung ihm abdrängen, besitzen wir in der von Frerichs<lb/> 18S0 aus seinem Nachlasse und seinen Vorlesungen herausgegebenen prakti¬<lb/> schen Theologie eine zusammenhängende Entwicklung seiner Gedanken über<lb/> unser Thema.*) Diese werde ich zu Grunde legen, durch Rücksicht auf jene<lb/> kleineren Schriften ergänzen und schließlich durch den Entwurf einer Kirchen-</p><lb/> <note xml:id="FID_152" place="foot"> "1 S. S21-S55, 6V4-K78. VW 7»4.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvoten III. 1872.01</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0481]
Schleiermacher's Kritik der Derfassungssyfteme in der
evangelischen Kirche.
Von
Professor H. Jacoby.
Die Urtheile eines Mannes wie Schleiermacher über kirchliche und theo¬
logische Fragen fordern auch gegenwärtig noch ernste Beachtung und Erwä¬
gung, zumal die Ausgestaltung der Verfassung der evangelischen Kirche eine
der brennendsten Fragen ist, welche von der Gegenwart eine befriedigende Lö¬
sung erwarten. Hierbei wollen wir nicht ein Bild der Thätigkeit geben,
durch welche Schleiermacher in die Arbeiten zur Herstellung einer Verfassung
der evangelischen Kirche Preußens eingegriffen hat, so anziehend dieser Gegen¬
stand auch sein müßte. Würde er doch einen Blick zulassen in die allmähliche
Bildung der gegenwärtig giltigen kirchlichen Ordnung, würde er uns doch
gestatten, von neuem die Größe des Mannes zu bewundern, der sich nicht
darauf beschränkte, für die Erkenntniß des christlichen Glaubensgehaltes neue
Bahnen zu eröffnen, sondern der zugleich mit warmem Herzen, mit männlicher
Entschiedenheit seine Kraft einsetzte, für die Kirche seines Vaterlandes die wür¬
digsten und heilbringendsten Zustände zu schaffen. Aber dennoch verzichte ich
gegenwärtig auf diese Darstellung, weil sie verhindern würde, ein geschlossenes
Bild der Gedanken Schleiermacher's über unseren Gegenstand zu zeichnen.
Wir sind in sehr ungünstiger Lage, wenn wir die Quellen aufsuchen, aus
denen wir unsere Kenntniß zu schöpfen haben. Denn außer einigen werth¬
vollen, aber zerstreuten und vereinzelten Bemerkungen in kleineren Gelegen¬
heitsschriften Schleiermacher's, welche die einzelnen Stadien der damali¬
gen kirchlichen Neubildung ihm abdrängen, besitzen wir in der von Frerichs
18S0 aus seinem Nachlasse und seinen Vorlesungen herausgegebenen prakti¬
schen Theologie eine zusammenhängende Entwicklung seiner Gedanken über
unser Thema.*) Diese werde ich zu Grunde legen, durch Rücksicht auf jene
kleineren Schriften ergänzen und schließlich durch den Entwurf einer Kirchen-
"1 S. S21-S55, 6V4-K78. VW 7»4.
Grenzvoten III. 1872.01
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |