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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Ordnung der Dinge vollends zu versöhnen, war übrigens schon früher den
Officieren der Besitz ihrer Stellen gegen willkürliche Absetzung oder
Pensionirung gesetzlich gesichert.

Was die Formation der Armee betrifft, so bestanden dem Annuaire
von 1832 zufolge an

Infanterie.
67 Linien-Jnfanterie-Regimenter zu 4 Bataillonen.
21 leichte " " " 3
1 Fremden-Legion*) und 2 Batllns. Zuaven in Afrika."*)
86 Veteranen-Compagnien.
30 Garnison-Compagnien ssLäsutairos).

Eine spätere Schöpfung der Juli-Regierung waren die Chasseurs ^ pied, welche
nach dem Muster der preußischen Jäger errichtet wurden und zuerst Chasseurs d'Or-
leans, später Chasseurs de Mucennes hießen. Sie wurden aus den Gebirgsgegenden
rccrutirt, mit Sorgfalt für die Büchse ausgebildet und allmählich auf 10 Bataillone
gebracht.

Cavallerie.
2 Regimenter Carabiniers, 6 Regimenter Lanciers.
10 " Cuirafsiers. 14 " Chasseurs.
12 " Dragoner, 6 ,, Husaren.
Artillerie.
11 Regimenter zu je 16 Vatter,, 13 Comp. Garnison-Artillerie.
> 1 Bataillon Pontonniere, 6 Escadrons Train.
12 Handwerks-Compagnien, 3 Genie-Regimenter.

Wenn man diese Armee, wie sie von Gouvion Saint-Cyr und Soult
reformirt war, ins Auge faßt, so muß man zugestehen, daß sie noch ganz
und gar auf napoleonischer Grundlage beruhte. Heinrich v. Treitschke hat
Recht, wenn er bemerkt,***) daß idiese Organisation durchaus auf eine schlag¬
fertige Offensive berechnet war. "Die mächtigen Erinnerungen der Kaiserzeit,
das aus Gebildeten und Ungebildeten bunt gemischte Officiercorps, der





Das Fremdcnregiment Hohenlohe-Bartcnstein war nach der Juli-Revolution aufgelöst
worden und der größte Theil der Officiere und Mannschaften nach vorhergegangener Natura-
lisirung als Franzosen zum 21. leichten Infanterie-Regiment formirt worden. Durch Gesetz
vom 9. März 31 war dann aber die Neubildung einer IvZion ä'vtrÄUAors angeordnet
worden, welche außerhalb des französischen Festlandes Dienste leisten sollte. Den Stamm der¬
selben bildeten die Leute des Negts. Hohenlohe, welche nicht mehr im 21. leichten Platz ge¬
funden, sowie ein Theil der entlassenen Schweizer. Die Legion ward stark 6000 Mann in 7
Bataillonen, deren S erste aus Deutschen, das 4. aus Spaniern, das b. aus Italienern, das
6. aus Niederländern, das 7. aus Polen gebildet war. -- 1835 wurde eine zweite Fremden¬
legion, doch nur 1 Bat. stark errichtet. (Fieffü a. a. O.)
Ueber diese Truppen wird bei Besprechung der afrikanischen Truppen Näheres Mitgetheilt
werden.
"") Der Bonapartismus. (Preußische Jahrbücher. 20. Band.)
Grenzboten III. 1872. 68

Ordnung der Dinge vollends zu versöhnen, war übrigens schon früher den
Officieren der Besitz ihrer Stellen gegen willkürliche Absetzung oder
Pensionirung gesetzlich gesichert.

Was die Formation der Armee betrifft, so bestanden dem Annuaire
von 1832 zufolge an

Infanterie.
67 Linien-Jnfanterie-Regimenter zu 4 Bataillonen.
21 leichte „ „ „ 3
1 Fremden-Legion*) und 2 Batllns. Zuaven in Afrika."*)
86 Veteranen-Compagnien.
30 Garnison-Compagnien ssLäsutairos).

Eine spätere Schöpfung der Juli-Regierung waren die Chasseurs ^ pied, welche
nach dem Muster der preußischen Jäger errichtet wurden und zuerst Chasseurs d'Or-
leans, später Chasseurs de Mucennes hießen. Sie wurden aus den Gebirgsgegenden
rccrutirt, mit Sorgfalt für die Büchse ausgebildet und allmählich auf 10 Bataillone
gebracht.

Cavallerie.
2 Regimenter Carabiniers, 6 Regimenter Lanciers.
10 „ Cuirafsiers. 14 „ Chasseurs.
12 „ Dragoner, 6 ,, Husaren.
Artillerie.
11 Regimenter zu je 16 Vatter,, 13 Comp. Garnison-Artillerie.
> 1 Bataillon Pontonniere, 6 Escadrons Train.
12 Handwerks-Compagnien, 3 Genie-Regimenter.

Wenn man diese Armee, wie sie von Gouvion Saint-Cyr und Soult
reformirt war, ins Auge faßt, so muß man zugestehen, daß sie noch ganz
und gar auf napoleonischer Grundlage beruhte. Heinrich v. Treitschke hat
Recht, wenn er bemerkt,***) daß idiese Organisation durchaus auf eine schlag¬
fertige Offensive berechnet war. „Die mächtigen Erinnerungen der Kaiserzeit,
das aus Gebildeten und Ungebildeten bunt gemischte Officiercorps, der





Das Fremdcnregiment Hohenlohe-Bartcnstein war nach der Juli-Revolution aufgelöst
worden und der größte Theil der Officiere und Mannschaften nach vorhergegangener Natura-
lisirung als Franzosen zum 21. leichten Infanterie-Regiment formirt worden. Durch Gesetz
vom 9. März 31 war dann aber die Neubildung einer IvZion ä'vtrÄUAors angeordnet
worden, welche außerhalb des französischen Festlandes Dienste leisten sollte. Den Stamm der¬
selben bildeten die Leute des Negts. Hohenlohe, welche nicht mehr im 21. leichten Platz ge¬
funden, sowie ein Theil der entlassenen Schweizer. Die Legion ward stark 6000 Mann in 7
Bataillonen, deren S erste aus Deutschen, das 4. aus Spaniern, das b. aus Italienern, das
6. aus Niederländern, das 7. aus Polen gebildet war. — 1835 wurde eine zweite Fremden¬
legion, doch nur 1 Bat. stark errichtet. (Fieffü a. a. O.)
Ueber diese Truppen wird bei Besprechung der afrikanischen Truppen Näheres Mitgetheilt
werden.
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[0457] Ordnung der Dinge vollends zu versöhnen, war übrigens schon früher den Officieren der Besitz ihrer Stellen gegen willkürliche Absetzung oder Pensionirung gesetzlich gesichert. Was die Formation der Armee betrifft, so bestanden dem Annuaire von 1832 zufolge an Infanterie. 67 Linien-Jnfanterie-Regimenter zu 4 Bataillonen. 21 leichte „ „ „ 3 1 Fremden-Legion*) und 2 Batllns. Zuaven in Afrika."*) 86 Veteranen-Compagnien. 30 Garnison-Compagnien ssLäsutairos). Eine spätere Schöpfung der Juli-Regierung waren die Chasseurs ^ pied, welche nach dem Muster der preußischen Jäger errichtet wurden und zuerst Chasseurs d'Or- leans, später Chasseurs de Mucennes hießen. Sie wurden aus den Gebirgsgegenden rccrutirt, mit Sorgfalt für die Büchse ausgebildet und allmählich auf 10 Bataillone gebracht. Cavallerie. 2 Regimenter Carabiniers, 6 Regimenter Lanciers. 10 „ Cuirafsiers. 14 „ Chasseurs. 12 „ Dragoner, 6 ,, Husaren. Artillerie. 11 Regimenter zu je 16 Vatter,, 13 Comp. Garnison-Artillerie. > 1 Bataillon Pontonniere, 6 Escadrons Train. 12 Handwerks-Compagnien, 3 Genie-Regimenter. Wenn man diese Armee, wie sie von Gouvion Saint-Cyr und Soult reformirt war, ins Auge faßt, so muß man zugestehen, daß sie noch ganz und gar auf napoleonischer Grundlage beruhte. Heinrich v. Treitschke hat Recht, wenn er bemerkt,***) daß idiese Organisation durchaus auf eine schlag¬ fertige Offensive berechnet war. „Die mächtigen Erinnerungen der Kaiserzeit, das aus Gebildeten und Ungebildeten bunt gemischte Officiercorps, der Das Fremdcnregiment Hohenlohe-Bartcnstein war nach der Juli-Revolution aufgelöst worden und der größte Theil der Officiere und Mannschaften nach vorhergegangener Natura- lisirung als Franzosen zum 21. leichten Infanterie-Regiment formirt worden. Durch Gesetz vom 9. März 31 war dann aber die Neubildung einer IvZion ä'vtrÄUAors angeordnet worden, welche außerhalb des französischen Festlandes Dienste leisten sollte. Den Stamm der¬ selben bildeten die Leute des Negts. Hohenlohe, welche nicht mehr im 21. leichten Platz ge¬ funden, sowie ein Theil der entlassenen Schweizer. Die Legion ward stark 6000 Mann in 7 Bataillonen, deren S erste aus Deutschen, das 4. aus Spaniern, das b. aus Italienern, das 6. aus Niederländern, das 7. aus Polen gebildet war. — 1835 wurde eine zweite Fremden¬ legion, doch nur 1 Bat. stark errichtet. (Fieffü a. a. O.) Ueber diese Truppen wird bei Besprechung der afrikanischen Truppen Näheres Mitgetheilt werden. "") Der Bonapartismus. (Preußische Jahrbücher. 20. Band.) Grenzboten III. 1872. 68

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/457>, abgerufen am 25.08.2024.