auf den Vorschlag ein, setzten aber ihre Borgesetzten davon in Kenntniß und wurden angewiesen, die begonnene Rolle fortzuspielen. Durch Lug und Trug wurde Caron verleitet, seinen Befreiungsplan zu einem Aufruhrplan zu er¬ weitern. Achtzig reitende Jäger, von jenen Unterofficieren und einem ver¬ kleideten Officier geführt, stellten sich als angebliche Deserteurs Caron zur Verfügung, und dieser trat an ihre Spitze und versuchte die benachbarten Besatzungen zum Aufstande zu bringen. Als dies nicht gelang und sich herausstellte, daß Caron keine Mitschuldigen habe, warfen die angeblichen Empörer die Maske ab und führten Caron nach Colmar zurück. Hier wurde er sofort erschossen; die Unterofficiere aber, die ihn ins Verderben gelockt, erhielten in feierlicher Parade vor der Front ihrer Regimenter, Jeder ein Ofsicierpatent -- und einen Sack mit Fünffrankenthalern.*) -- In ganz ähnlicher Weise verlief der vom General Verlor versuchte Aufstand der "Ritter der Freiheit" im Loiregebiet. Auch hier Eidbruch, Verrath und Hinterlist in tödtlicher Verschlingung. Welch ein Pfuhl von Gemeinheit!!
Im December 1821 wurde Marschall Victor, Herzog von Belluno, zum Kriegsminister ernannt, welcher eine Hauptstütze der Kriegspartei gegen Spanien war. Das legitime Königsthum wie das Heer bedürfe der Thaten und des Ruhms, und es läßt sich nicht läugnen, daß gegen den fressenden Krebs¬ schaden, unter dem die Armee litt, kein besseres Mittel verordnet werden konnte, als ein Krieg, welcher das Selbstgefühl der Truppen wiederherstellen und den in den Niederlagen 1812 bis 1816 dunkel angelaufenen Schild der französischen Waffenehre wieder reinigen konnte.
Das Heer sah dem Kriege in Spanien indeß eben so ungern entgegen, wie das Volk. Die Erinnerungen an die dortigen Feldzüge des Kaiserreichs hatten nichts Ermuthigendes und der Gedanke, für Pfaffen und Mönche gegen die Freiheit zu marschiren. rief tiefe Verstimmung hervor. Die Furcht, man wolle den Kern der Armee über die Pyrenäen führen, um im Osten Coalitions- heeren den Weg zu öffnen, die den Constitutionalismus Frankreichs zu stürzen kämen, war weit verbreitet und verstärkte den Einfluß des Pariser Nevolutions- ausschusses, der das Heer für einen neuen Aufstandsplan bearbeitete. Ein von Beranger gedichtetes Soldatenlied mit dem Rundreim: "links um!" war in alle Casernen gedrungen und hatte die Soldaten mit dem Gedanken vertraut gemacht, an der Grenze kehrt und gegen Paris Front zumachen**). Mehrere commandirende Generale und andere Officiere hohen Ranges waren im Ein¬ Verständniß, selbst der dem Oberfeldherrn, Herzog von Angouleme, als Chef des Generalstabs beigegebene General Guilleminot wurde bei der Entdeckung
") v, RochlNl a, a. O.
Ebenda,
auf den Vorschlag ein, setzten aber ihre Borgesetzten davon in Kenntniß und wurden angewiesen, die begonnene Rolle fortzuspielen. Durch Lug und Trug wurde Caron verleitet, seinen Befreiungsplan zu einem Aufruhrplan zu er¬ weitern. Achtzig reitende Jäger, von jenen Unterofficieren und einem ver¬ kleideten Officier geführt, stellten sich als angebliche Deserteurs Caron zur Verfügung, und dieser trat an ihre Spitze und versuchte die benachbarten Besatzungen zum Aufstande zu bringen. Als dies nicht gelang und sich herausstellte, daß Caron keine Mitschuldigen habe, warfen die angeblichen Empörer die Maske ab und führten Caron nach Colmar zurück. Hier wurde er sofort erschossen; die Unterofficiere aber, die ihn ins Verderben gelockt, erhielten in feierlicher Parade vor der Front ihrer Regimenter, Jeder ein Ofsicierpatent — und einen Sack mit Fünffrankenthalern.*) — In ganz ähnlicher Weise verlief der vom General Verlor versuchte Aufstand der „Ritter der Freiheit" im Loiregebiet. Auch hier Eidbruch, Verrath und Hinterlist in tödtlicher Verschlingung. Welch ein Pfuhl von Gemeinheit!!
Im December 1821 wurde Marschall Victor, Herzog von Belluno, zum Kriegsminister ernannt, welcher eine Hauptstütze der Kriegspartei gegen Spanien war. Das legitime Königsthum wie das Heer bedürfe der Thaten und des Ruhms, und es läßt sich nicht läugnen, daß gegen den fressenden Krebs¬ schaden, unter dem die Armee litt, kein besseres Mittel verordnet werden konnte, als ein Krieg, welcher das Selbstgefühl der Truppen wiederherstellen und den in den Niederlagen 1812 bis 1816 dunkel angelaufenen Schild der französischen Waffenehre wieder reinigen konnte.
Das Heer sah dem Kriege in Spanien indeß eben so ungern entgegen, wie das Volk. Die Erinnerungen an die dortigen Feldzüge des Kaiserreichs hatten nichts Ermuthigendes und der Gedanke, für Pfaffen und Mönche gegen die Freiheit zu marschiren. rief tiefe Verstimmung hervor. Die Furcht, man wolle den Kern der Armee über die Pyrenäen führen, um im Osten Coalitions- heeren den Weg zu öffnen, die den Constitutionalismus Frankreichs zu stürzen kämen, war weit verbreitet und verstärkte den Einfluß des Pariser Nevolutions- ausschusses, der das Heer für einen neuen Aufstandsplan bearbeitete. Ein von Beranger gedichtetes Soldatenlied mit dem Rundreim: „links um!" war in alle Casernen gedrungen und hatte die Soldaten mit dem Gedanken vertraut gemacht, an der Grenze kehrt und gegen Paris Front zumachen**). Mehrere commandirende Generale und andere Officiere hohen Ranges waren im Ein¬ Verständniß, selbst der dem Oberfeldherrn, Herzog von Angouleme, als Chef des Generalstabs beigegebene General Guilleminot wurde bei der Entdeckung
") v, RochlNl a, a. O.
Ebenda,
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auf den Vorschlag ein, setzten aber ihre Borgesetzten davon in Kenntniß und
wurden angewiesen, die begonnene Rolle fortzuspielen. Durch Lug und Trug
wurde Caron verleitet, seinen Befreiungsplan zu einem Aufruhrplan zu er¬
weitern. Achtzig reitende Jäger, von jenen Unterofficieren und einem ver¬
kleideten Officier geführt, stellten sich als angebliche Deserteurs Caron zur
Verfügung, und dieser trat an ihre Spitze und versuchte die benachbarten
Besatzungen zum Aufstande zu bringen. Als dies nicht gelang und sich
herausstellte, daß Caron keine Mitschuldigen habe, warfen die angeblichen
Empörer die Maske ab und führten Caron nach Colmar zurück. Hier wurde
er sofort erschossen; die Unterofficiere aber, die ihn ins Verderben gelockt,
erhielten in feierlicher Parade vor der Front ihrer Regimenter, Jeder ein
Ofsicierpatent — und einen Sack mit Fünffrankenthalern.*) — In ganz
ähnlicher Weise verlief der vom General Verlor versuchte Aufstand der „Ritter
der Freiheit" im Loiregebiet. Auch hier Eidbruch, Verrath und Hinterlist in
tödtlicher Verschlingung. Welch ein Pfuhl von Gemeinheit!!
Im December 1821 wurde Marschall Victor, Herzog von Belluno, zum
Kriegsminister ernannt, welcher eine Hauptstütze der Kriegspartei gegen Spanien
war. Das legitime Königsthum wie das Heer bedürfe der Thaten und des
Ruhms, und es läßt sich nicht läugnen, daß gegen den fressenden Krebs¬
schaden, unter dem die Armee litt, kein besseres Mittel verordnet werden
konnte, als ein Krieg, welcher das Selbstgefühl der Truppen wiederherstellen
und den in den Niederlagen 1812 bis 1816 dunkel angelaufenen Schild der
französischen Waffenehre wieder reinigen konnte.
Das Heer sah dem Kriege in Spanien indeß eben so ungern entgegen,
wie das Volk. Die Erinnerungen an die dortigen Feldzüge des Kaiserreichs
hatten nichts Ermuthigendes und der Gedanke, für Pfaffen und Mönche gegen
die Freiheit zu marschiren. rief tiefe Verstimmung hervor. Die Furcht, man
wolle den Kern der Armee über die Pyrenäen führen, um im Osten Coalitions-
heeren den Weg zu öffnen, die den Constitutionalismus Frankreichs zu stürzen
kämen, war weit verbreitet und verstärkte den Einfluß des Pariser Nevolutions-
ausschusses, der das Heer für einen neuen Aufstandsplan bearbeitete. Ein von
Beranger gedichtetes Soldatenlied mit dem Rundreim: „links um!" war in
alle Casernen gedrungen und hatte die Soldaten mit dem Gedanken vertraut
gemacht, an der Grenze kehrt und gegen Paris Front zumachen**). Mehrere
commandirende Generale und andere Officiere hohen Ranges waren im Ein¬
Verständniß, selbst der dem Oberfeldherrn, Herzog von Angouleme, als Chef
des Generalstabs beigegebene General Guilleminot wurde bei der Entdeckung
") v, RochlNl a, a. O.
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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/448>, abgerufen am 02.01.2025.
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