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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Was die Internationale anlangt, so steht ihre Propaganda stets genau
im Verhältniß mit ihren Geldmitteln. Kein Geld, kein Internationaler!
Das Gesetz, welches die Mitglieder dieser Verbindung mit dem Verluste der
französischen Ehren- und Bürgerrechte bestraft, erreicht sie nicht, denn an
bürgerlichen Ehrenrechten, welche die "Bourgeoisie" mit ihnen theilt, ist
ihnen nichts gelegen, und im übrigen wollen sie Weltbürger sein. Auch die
letzten Unruhen in den Kohlengruben der nördlichen Departements sind offen¬
bar das Werk der Internationale, welche sich nicht scheut die ungeheueren
Kosten, welche Creusot ihr verursachte noch einmal zu tragen. Cavallerie und
Infanterie sind gegen die Ruhestörer in Bewegung gesetzt worden und man
hat sie obendrein als schlechte Patrioten erklärt, weil es sich gerade um die
große Anleihe handelte, d. h. um ein Börsenmanöver, welches in Frankreich
allein dem Staate ein Viertheil des ganzen Geld- und Silberbestandes der
ganzen Erde zur Verfügung stellte -- natürlich blos auf dem Papier.

Das "Volk von Belleville" aber hält die Zeichnungen für baare Münze
und fragt wol nicht mit Unrecht, wie es da noch eine sociale Frage in Frank¬
reich geben könne? Oder wenn es an die Bestimmung der gezeichneten Mil¬
liarden denkt: ob eine weisere Regierung den Krieg und die Kriegscontribu-
tion nicht erspart hätte? Indessen auch in dieser Hinsicht hat die Republik
keine Sünde weniger auf dem Gewissen, als das Kaiserreich. Auch Gambetta
hat 75,000 Franken für Kanonen gezahlt, die nur 31.500 werth waren. Nur
so viel ist sicher, daß solche Dinge in wohlorganistrten Staaten nicht zu ge¬
schehen pflegen. Als eine Hauptursache der traurigen socialen Verhältnisse der
Hauptstadt und des Landes im Allgemeinen dürfen wir wol die mangelhafte
Betriebs- und Gewerbefreiheit erachten. Auch diesem Mangel steuert die
Republik nicht. Buchhändler kann nicht ein jeder werden, wie in Amerika
oder in England, Buchdrucker auch nicht, ebenso wenig Handelscourtier oder
Commissionär, selbst der Packträger muß sich eine Marke lösen! Der Lohn¬
kutscher muß ein Examen bestehen in Betreff der Straßen von Paris, dagegen
werden Minister und Präfecten bei uns Gott sei Dank ohne jede Prüfung
". angestellt.




In einem englischen HrappiffenKloster.

"5et?örson s,na 800, Lrutou-street, orale pro nobis!"

Leser, Katholik oder nicht, entbrenne nicht in Zorn über Deinen Knecht.


Was die Internationale anlangt, so steht ihre Propaganda stets genau
im Verhältniß mit ihren Geldmitteln. Kein Geld, kein Internationaler!
Das Gesetz, welches die Mitglieder dieser Verbindung mit dem Verluste der
französischen Ehren- und Bürgerrechte bestraft, erreicht sie nicht, denn an
bürgerlichen Ehrenrechten, welche die „Bourgeoisie" mit ihnen theilt, ist
ihnen nichts gelegen, und im übrigen wollen sie Weltbürger sein. Auch die
letzten Unruhen in den Kohlengruben der nördlichen Departements sind offen¬
bar das Werk der Internationale, welche sich nicht scheut die ungeheueren
Kosten, welche Creusot ihr verursachte noch einmal zu tragen. Cavallerie und
Infanterie sind gegen die Ruhestörer in Bewegung gesetzt worden und man
hat sie obendrein als schlechte Patrioten erklärt, weil es sich gerade um die
große Anleihe handelte, d. h. um ein Börsenmanöver, welches in Frankreich
allein dem Staate ein Viertheil des ganzen Geld- und Silberbestandes der
ganzen Erde zur Verfügung stellte — natürlich blos auf dem Papier.

Das „Volk von Belleville" aber hält die Zeichnungen für baare Münze
und fragt wol nicht mit Unrecht, wie es da noch eine sociale Frage in Frank¬
reich geben könne? Oder wenn es an die Bestimmung der gezeichneten Mil¬
liarden denkt: ob eine weisere Regierung den Krieg und die Kriegscontribu-
tion nicht erspart hätte? Indessen auch in dieser Hinsicht hat die Republik
keine Sünde weniger auf dem Gewissen, als das Kaiserreich. Auch Gambetta
hat 75,000 Franken für Kanonen gezahlt, die nur 31.500 werth waren. Nur
so viel ist sicher, daß solche Dinge in wohlorganistrten Staaten nicht zu ge¬
schehen pflegen. Als eine Hauptursache der traurigen socialen Verhältnisse der
Hauptstadt und des Landes im Allgemeinen dürfen wir wol die mangelhafte
Betriebs- und Gewerbefreiheit erachten. Auch diesem Mangel steuert die
Republik nicht. Buchhändler kann nicht ein jeder werden, wie in Amerika
oder in England, Buchdrucker auch nicht, ebenso wenig Handelscourtier oder
Commissionär, selbst der Packträger muß sich eine Marke lösen! Der Lohn¬
kutscher muß ein Examen bestehen in Betreff der Straßen von Paris, dagegen
werden Minister und Präfecten bei uns Gott sei Dank ohne jede Prüfung
«. angestellt.




In einem englischen HrappiffenKloster.

„5et?örson s,na 800, Lrutou-street, orale pro nobis!"

Leser, Katholik oder nicht, entbrenne nicht in Zorn über Deinen Knecht.


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[0390] Was die Internationale anlangt, so steht ihre Propaganda stets genau im Verhältniß mit ihren Geldmitteln. Kein Geld, kein Internationaler! Das Gesetz, welches die Mitglieder dieser Verbindung mit dem Verluste der französischen Ehren- und Bürgerrechte bestraft, erreicht sie nicht, denn an bürgerlichen Ehrenrechten, welche die „Bourgeoisie" mit ihnen theilt, ist ihnen nichts gelegen, und im übrigen wollen sie Weltbürger sein. Auch die letzten Unruhen in den Kohlengruben der nördlichen Departements sind offen¬ bar das Werk der Internationale, welche sich nicht scheut die ungeheueren Kosten, welche Creusot ihr verursachte noch einmal zu tragen. Cavallerie und Infanterie sind gegen die Ruhestörer in Bewegung gesetzt worden und man hat sie obendrein als schlechte Patrioten erklärt, weil es sich gerade um die große Anleihe handelte, d. h. um ein Börsenmanöver, welches in Frankreich allein dem Staate ein Viertheil des ganzen Geld- und Silberbestandes der ganzen Erde zur Verfügung stellte — natürlich blos auf dem Papier. Das „Volk von Belleville" aber hält die Zeichnungen für baare Münze und fragt wol nicht mit Unrecht, wie es da noch eine sociale Frage in Frank¬ reich geben könne? Oder wenn es an die Bestimmung der gezeichneten Mil¬ liarden denkt: ob eine weisere Regierung den Krieg und die Kriegscontribu- tion nicht erspart hätte? Indessen auch in dieser Hinsicht hat die Republik keine Sünde weniger auf dem Gewissen, als das Kaiserreich. Auch Gambetta hat 75,000 Franken für Kanonen gezahlt, die nur 31.500 werth waren. Nur so viel ist sicher, daß solche Dinge in wohlorganistrten Staaten nicht zu ge¬ schehen pflegen. Als eine Hauptursache der traurigen socialen Verhältnisse der Hauptstadt und des Landes im Allgemeinen dürfen wir wol die mangelhafte Betriebs- und Gewerbefreiheit erachten. Auch diesem Mangel steuert die Republik nicht. Buchhändler kann nicht ein jeder werden, wie in Amerika oder in England, Buchdrucker auch nicht, ebenso wenig Handelscourtier oder Commissionär, selbst der Packträger muß sich eine Marke lösen! Der Lohn¬ kutscher muß ein Examen bestehen in Betreff der Straßen von Paris, dagegen werden Minister und Präfecten bei uns Gott sei Dank ohne jede Prüfung «. angestellt. In einem englischen HrappiffenKloster. „5et?örson s,na 800, Lrutou-street, orale pro nobis!" Leser, Katholik oder nicht, entbrenne nicht in Zorn über Deinen Knecht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/390>, abgerufen am 22.12.2024.